Kimmich x Goretzka - Autofahrt (Teil 2)
Leons PoV
Geschockt starrte ich für einen Augenblick einfach nur auf meinen Handydisplay, wo ich bis eben noch meinen Freund betrachten konnte. Was war geschehen? Wieso hatte Joshua so verunsichert in den Rückspiegel geschaut? Was war die Ursache für die Knall?
"Leon?", sprach Laura mich vorsichtig an und riss mich dadurch aus meine Starre. Ich rief Joshua an, beobachtete angespannt den Bildschirm, der mir einen Moment später mitteilte, dass keine Verbindung hergestellt werden konnte. Ich wählte seine Nummer in der Hoffnung, dass es zuvor einfach ein Problem mit der Kamera gegeben hatte. Es klingelte, doch Niemand ging ran.
"Was ist passiert?", fragte nun Luisa, die sich neben mich gesetzt hatte. Sie legte eine Hand auf meinen Arm, wo sie sanft über meine Haut strich.
"Irgendwas hat er im Rückspiegel gesehen, denke ich zumindest, dann gab es einen lauten Knall und der Videoanruf ist abgebrochen. Jetzt geht er nicht mehr ran", erklärte ich, während ich Josh erneut anrief.
"Ist er gefahren, als das passiert ist?"
"Nein, es gab einen Stau. Er hatte gerade angehalten." Luisas kurzer Blick in die Richtung unserer Schwestern entging mir nicht. Kurz war ich irritiert, doch dann kam mir vermutlich der gleiche Gedanke wie ihr. Eine andere Person hatte das Stauende übersehen und hatte nicht mehr rechtzeitigt bremsen können. "Nein", hauchte ich. Erneut versuchte ich Joshua anzurufen. Ich wollte keine Erklärung mehr für den abgebrochenen Anruf, sondern einfach nur noch wissen, ob es meinem Freund gut ging. "Ich muss zu ihm", entschloss ich, nachdem der Anruf wieder nicht angenommen wurde, und wollte bereits aufstehen, als Luisa mich festhielt.
"Du weißt doch gar nicht, wo genau er gerade ist. Außerdem hat er doch gesagt, dass er noch zwei Stunden Autofahrt entfernt ist. Du kannst doch nicht auf gut Glück losfahren in der Hoffnung, dass du ihn findest. Mal davon abgesehen, solltest du in deinem aktuellen Zustand nicht mal einen Meter Auto fahren."
"Aber ich ..."
"Aber du hörst ausnahmsweise mal auf deine ältere Schwester. Wir versuchen weiterhin ihn anzurufen. Sollte wirklich irgendwas passiert sein, werden du oder seine Familie benachrichtigt. Wir können jetzt nicht mehr tun als zu warten." Luisa nahm mir mein Handy aus der Hand und gab dieses weiter an Charlotte, während Laura sich nun ebenfalls zu mir setzte. Sie nahm mich in den Arm und hielt mich einfach nur fest. Charlotte versuchte über mein Handy weiterhin Joshua zu erreichen.
Ich spürte die Panik, doch gleichzeitig fühlte ich mich einfach nur leer. Jede Minute der Ungewissheit fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Luisa und Laura wichen nicht von meiner Seite. Charlotte hatte irgendwann den Raum verlassen, damit ich nicht jeden gescheiterten Anrufversuch mitbekam.
"Er würde mich heiraten", murmelte ich irgendwann in die Stille hinein.
"Natürlich würde er das", erwiderte Laura.
"Ich darf ihn nicht verlieren. Er ist mein Leben."
"Du wirst ihn nicht verlieren. Selbst wenn wirklich etwas passiert sein sollte, Jo ist ein Kämpfer, der nicht aufgibt. Den Typen wirst du nicht mehr los."
"Ich hoffe es." Wir verfielen wieder ins Schweigen, welches einige Minuten später durch Charlotte beendet wurde.
"Josh ruft an", rief sie aufgeregt, als sie ins Wohnzimmer gestürmt kam. Sofort war ich auf den Beinen, riss ihr das Handy aus der Hand und starrte auf den Display, wo tatsächlich ein Anruf meines Freundes angezeigt wurde. Die Angst davor, dass am anderem Ende der Leitung nicht Josh, sondern jemand vom Rettungsdienst war, ließ mich stocken.
"Geh ran!", befahl Luisa. Zittrig atmete ich noch einmal tief durch, dann nahm ich den Anruf entgegen.
"Josh?", hauchte ich.
"Hey", ertönte tatsächlich die vertraute Stimme meines Freundes. Vor Erleichterung schluchzte ich auf und ließ mich auf die Knie fallen. Sofort waren meine Schwestern an meiner Seite.
"Joshua", murmelte ich.
"Nicht weinen, es ist alles in Ordnung", versuchte er mich zu beruhigen.
"Ich ... Wirklich?"
"Mir gehts gut. Hier ist gerade etwas Chaos. Ich muss vermutlich gleich wieder auflegen."
"Nein, bitte nicht."
"Ich liebe dich, Leon."
"Nicht auflegen", flehte ich ihn an.
"Ruh dich etwas aus, ich ruf wieder an sobald ich kann." Am Rande hatte ich mitbekommen, dass Laura ihr Handy rausgeholt hatte, einen Moment darauf herum getippt hatte und nun mit besorgten Gesichtsausdruck unseren Schwestern etwas zeigte. Ich griff nach ihrem Handy und bereute es im nächsten Moment direkt wieder. Es handelte sich um Bilder eines Unfalls an dem mehrere Fahrzeuge beteiligt gewesen waren. Eins der vorderen Fahrzeuge sah verdächtig nach dem von Josh aus.
"Geht es dir wirklich gut?", fragte ich ohne den Blick von seinem zerstörten Auto abzuwenden.
"Ja", antwortete er direkt.
"Du lügst mich nicht an?"
"Leon, vertrau mir bitte, wenn ich ..."
"Laura hat ein Bild vom Unfall gefunden", informierte ich ihn. "Dein Auto ist ein kompletter Schrotthaufen. Du kannst mir nicht sagen, dass es dir gut geht, wenn dein Auto so aussieht. Sag mir die Wahrheit, Joshua." Statt etwas zu antworten, legte Josh einfach auf. Fassungslos nahm ich das Handy vom Ohr, um auf den Display starren zu können. Bevor ich mir weitere Gedanken darüber machen konnte, kündigte mein Handy einen eingehenden Videoanruf von Joshua an, welchen ich sofort annahm.
"Ich würde dich niemals anlügen. Mein Auto sieht so aus, weil nachdem mir ein Auto hinten reingefahren war, ein paar Minuten später auch noch ein LKW den Stau übersehen hatte. In dem Moment saß ich aber schon nicht mehr im Auto", erklärte der Kleinere.
"Und das Pflaster an deiner Schläfe?"
"Ich bin beim ersten Zusammenstoß etwas unglücklich mit dem Kopf aufs Lenkrad geknallt. Ist nur ne kleine Platzwunde, die schon versorgt wurde." Ich musterte ihn genau. Er war ziemlich blass im Gesicht, aber ansonsten schien es ihm tatsächlich gut zu gehen.
"Du sitzt im Krankenwagen", stellte ich fest, als ich den Hintergrund betrachtete.
"Wie gesagt, die Platzwunde wurde versorgt. Vorsorglich sollen im Krankenhaus noch ein paar Untersuchungen gemacht werden. Da einige Reporterteams hier aufgetaucht sind, bleibe ich lieber hier drin sitzen."
"Was genau ist denn überhaupt passiert?", erkundigte sich Laura.
"Eine junge Frau hat den Stau zu spät bemerkt, weswegen sie nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte. Ihr geht's soweit aber gut. Wir sind beide ausgestiegen und der Mann im Auto vor mir auch. Er wollte gerade einen Notruf absetzen, als ein LKW ins Stauende fuhr, wodurch unsere Autos zusammengedrückt wurden, aber niemand weiter verletzt. Der LKW-Fahrer ist auch nur leicht verletzt." Man hörte im Hintergrund eine Tür aufgehen. Der Blick von Joshua glitt kurz zur Seite und dann zurück zum Handy. "Ich muss auflegen."
"Melde dich bitte, wenn du wieder die Möglichkeit dazu hast. Ich kann dich vom Krankenhaus abholen", bot Charlotte an.
"Ich halt euch aufm laufenden", sagte Josh zu. Kurz schaute er wieder an der Kamera vorbei, da sich dort vermutlich eine Person befand. "Ich liebe dich, bis später", lächelte er noch in die Kamera, dann legte er auf ohne meine Antwort abzuwarten.
"Dort war eine fremde Person bei ihm. Es hätte Fragen aufgeworfen, wenn auf die Liebeserklärung eine männliche Stimme geantwortet hätte", rechtfertigte Laura Joshuas Verhalten, da sie meinen unzufriedenen Gesichtsausdruck wohl bemerkt hatte.
"Wir sollten uns alle etwas hinlegen", entschloss Luisa, die vom Boden, wo wir noch immer knieten, aufstand. "Solle eine von uns bei dir mit schlafen?", wandte sie sich mir zu. Ich schüttelte den Kopf. Bevor ich jedoch etwas sagen konnte, ergriff Charlotte das Wort.
"Ich bleib bei ihm."
Da meine Schwestern nichts anderes zugelassen hatten, lag ich also weinige Minuten später mit Charlotte in meinem Bett. Ich lag noch lange Zeit wach, ehe ich, nachdem ich mehrfach kontrolliert hatte, ob mein Handy auf laut war, um keine Meldung von Joshua zu verpassen, endlich einschlief.
Als ich wieder wachwurde, war es draußen bereits hell. Charlotte lag nicht mehr neben mir. Ich griff nach meinem Handy und stellt enttäuscht fest, dass ich keine Nachricht von Josh hatte. Seufzend quälte ich mich aus dem Bett, zog mir bequeme Klamotten und machte mich auf den Weg in die Küche. Vor der Tür hielt ich jedoch inne, da mir im Flur eine Reisetasche aufgefallen war. Josh, schoss es mir durch den Kopf und sofort riss ich die Küchentür auf. Am Esstisch entdeckte ich dann tatsächlich meinen Freund. Charlotte reichte ihm gerade eine Tasse, während Laura und Luisa ihm gegenüber saßen.
"Auch mal wach?", neckte mich Charlotte grinsend, wobei sie Joshua die Tasse einfach wieder aus der Hand nahm und zwei Schritte zurückging. Ich ignorierte ihren Kommentar, überbrückte eilig die letzten Meter bis zum Tisch und zog meinen Freund in meine Arme, wofür er aufstehen musste. Das Gesicht vergrub ich in seinem Nacken, während ich ihn nur noch fester an mich drückte.
"Tue mir sowas nie wieder an", murmelte ich gegen seine Haut.
"Habe ich nicht vor." Ich hob den Kopf, um Josh ins Gesicht sehen zu können. Meine Stirn lehnte ich gegen seine.
"Heirate mich", bat ich ihn. Bevor er jedoch antworten konnte, küsste ich ihn. An meinen Lippen grinsend erwiderte Joshua den Kuss und schlang die Arme um meinen Nacken. Er löste sich minimal von mir und flüsterte ein ja. Ich strahlte ihn an, ehe ich meine Lippen wieder auf seine legte.
"Guten Morgen", kam es von meiner Mutter, die gerade die Küche betreten hatte. Nur widerwillig trennte ich mich von Joshs Lippen, lockerte meine Umklammerung aber kein bisschen, was den Kleineren zum Glück nicht zu stören schien. Er schmiegte sich an mich, wobei er seinen Kopf an meine Schulter lehnte. Ich drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.
"Ich liebe dich", sagte ich und platzierte den nächsten Kuss auf seinen Lippen.
"Ich liebe dich auch." Meine Mutter stand neben uns und sah mich abwarten an.
"Ich würde unseren Besuch gerne vernünftig begrüßen", informierte sie mich.
"Da wirst du noch ein paar Stunden warten müssen, vorher lässt Leon Josh sicherlich nicht los", meinte Laura breit grinsend. In ihren Augen schimmerten Tränen. Charlotte wischte sich gerade eine Träne weg, doch auch ihre Lippen hatten sich zu einem breiten Lächeln verzogen.
"Es ist noch viel zu früh für so viele Emotion", beschwerte sich meine Schwester lachend.
"Habe ich irgendwas verpasst?", hakte meine Mutter nach, die von den Geschehnissen der letzten Nacht scheinbar gar nicht mitbekommen hatte. "Oh, was ist denn mit deinem Kopf passiert, Josh?", fragte sie, wobei ihr Blick auf dem Pflaster an Joshs Schläfe lag.
"Hab mir nur etwas den Kopf gestoßen. Alles in Ordnung", beruhigte er sie, während ich ihn noch etwas enger an mich drückte.
"Bis zur Hochzeit ist das weg", warf Luisa ein.
"Hochzeit?", fragte meine Mutter direkt nach.
"Trink lieber erstmal deinen Kaffee. Wir erklären dir danach alles in Ruhe. Josh und Leon können sicherlich auch noch etwas Ruhe gebrauchen", meinte Charlotte.
"Das klingt nach einer sehr guten Idee", stimmte ich zu. Grinsend hob ich Joshua einfach hoch, der seine Beine direkt um meine Hüfte schlang. Ich trug ihn in mein Zimmer, wo wir uns im Bett aneinander kuschelten und ich einfach seine Nähe genoss.
Laura sollte Recht behalten, denn in den darauffolgenden Stunden ließ ich meinen Verlobten nicht mehr los.
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