Hernández x Pavard / Kimmich x Goretzka - Entführung (Teil 23)
Joshuas PoV
Ich hatte in der Nacht deutlich weniger geschlafen, als mir lieb war, da mein eigener Körper mich davon abgehalten hatte. Jedoch hatte ich es zumindest geschafft ruhig genug zu liegen, um nicht auch Leon vom Schlaf abzuhalten. Ich lag einfach in seinen Arm und genoss seine Nähe, sowie die Ruhe. Die Zeit vertrieb ich mir damit, dass ich mit Kopfhörer Serien aufm Tablet schaute und hoffte, dabei doch einschlafen zu können.
"Leon", sprach ich meinen Freund nach einem Blick auf die Uhr an. Er gab ein Brummen von sich, ehe er einen Kuss in meinem Nacken platzierte. "Du musst los zum Training."
"Die kommen nen Tag ohne mich klar", murmelte er.
"Das hast du gestern schon gesagt und vorgestern auch", merkte ich schmunzelnd an.
"Es gefällt mir hier bei dir im Warmen halt besser als draußen in der Kälte." Ich löste mich aus Leons Umarmung, um aufzustehen. "Wo in meinem Satz hast du die Aufforderung oder die Erlaubnis zum Aufstehen gehört?", beklagte sich dieser.
"Ich habe irgendwas von Kälte gehört." Grinsend öffnete ich das Schlafzimmerfenster.
"Joshua!" Leon verkroch sich eilig tiefer unter der warmen Bettdecke, als der erste kalte Windzug durchs offene Fenster kam.
"Irgendwann muss hier auch mal frische Luft rein." Ausn Schrank nahm ich mir Klamotten mit welchen ich Richtung Tür ging. Als ich noch einmal zu Leon schaute, stellte ich fest, dass dieser gerade weit genug unter der Bettdecke hervorlugte, um mich beobachten zu können.
"Was machst du?", erkundigte er sich.
"Ich gehe duschen und werde danach nen Kaffee trinken gehen."
"Klingt gut." Leon verließ nun ebenfalls das Bett, ehe er auf mich zukam.
"Wo in meinem Satz hast du die Aufforderung oder die Erlaubnis zum Mitkommen gehört?", griff ich seine kurz zuvor gestellte Frage auf. Als Antwort verdrehte der Größere lediglich grinsend die Augen und schob mich Richtung Badezimmer. "Darf ich dich nochmal daran erinnern, dass du in fünf Minuten zum Training losfahren solltest?"
"Wie gesagt, es gefällt mir hier einfach besser."
"Leon ..."
"Oh nein", unterbrach der Angesprochene mich seufzend. "Jetzt mach mir kein schlechtes Gewissen." Ich zog eine Augenbraue hoch. "Na toll, jetzt mach ich mir selbst ein schlechtes Gewissen, du brauchst also gar nichts mehr zu sagen." Er löste sich schmollend von mir.
"Aber vielleicht, wenn wir uns beeilen, kommst du nur ein paar Minuten zu spät zum Training und es gibt gar keinen Grund für ein schlechtes Gewissen." Aus Leons Schmollen wurde bei meinen Worten sofort wieder ein Grinsen. Ehe ich mich versah, wurde ich hochgehoben. Während ich die Beine um Leons Hüfte schlang und mich an seinen Schultern festhielt, küsste er mich verlangend. Ich erwiderte den Kuss nur zu gerne. Die meiste Zeit war Leon darauf bedacht, dass nicht einmal das Risiko bestand, dass er mir, insbesondere wegen der Schussverletzung am Arm, versehentlich wehtat. Doch in solchen Moment vergaß er seine Vorsichtig.
Ein Keuchen entfuhr mir, als ich mit dem Rücken gegen die kalte Fliesenwand in der Dusche gedrückt wurde. Statt mich deswegen zu beklagen, vertiefte ich den Kuss weiter. Die Tatsache, dass es vermutlich nicht bei ein paar wenigen Minuten Verspätung bleiben würde, verdrängte ich und gab mich einfach dem Verlangen nach meinem Freund hin.
Benjamins PoV
(kursiv = französisch)
Mit einem Becher Kaffee saß ich in meiner Küche und schaute missmutig auf mein Handy. Das am Vorabend geplante Telefonat hatte Lucas urplötzlich abgesagt ohne mir eine wirkliche Begründung dafür zu geben. Es hieß nur, dass er es mir später erklären würde. Seit der kurzen WhatApp-Nachricht hatte ich jedoch nichts mehr von ihm gehört.
Ich wollte nicht der anhängliche Freund sein, doch war mir klar, dass ich mich nicht aufs Trainings konzentrieren könnte, wenn ich nicht irgendeine Rückmeldung von Lucas erhalten würde. Seufzend griff ich also nach meinem Handy und rief ihn an. Irgendwann ging die Mailbox ran, jedoch wiederholte ich meinen Versuch direkt und wurde für meine Hartnäckigkeit belohnt. Der Anruf wurde angenommen.
"Hallo?" Ich hielt inne, da es sich nicht um Lucas Stimme handelte. "Möchtest du auch irgendwas sagen oder hast du angerufen, um zu schweigen?" Einige Sekunden brauchte ich noch, um eine Vermutung zu haben, mit wem ich eigentlich telefonierte.
"Antoine?", versicherte ich mich.
"Ja, was willst du?"
"Ich wollte eigentlich mit Lucas sprechen."
"Der schläft noch."
"Warum gehst du an sein Handy?"
"Weil er noch schläft", antwortete der Stürmer, als wäre der Grund offensichtlich.
"Und warum bist du bei ihm, wenn er schläft?"
"Wieso sollte ich es nicht?"
"Weil ... es eben so ist."
"Okay, pass mal auf, Benjamin. Ich habe gerade wirklich besseres zu tun, als dieses seltsame Gespräch mit dir zu führen. Soll ich Lucas irgendwas ausrichten? Sonst würde ich jetzt gerne zurück ins Bett."
"Du meinst allein in dein Bett oder in Lucas Gästezimmer, richtig?", hakte ich nach.
"Was willst du von mir hören? Die Wahrheit oder die Version, die du lieber hören würdest, die jedoch eine Lüge wäre?"
"Ich finde das nicht witzig, Antoine."
"Es sollte auch nie witzig sein. Ich weiß nicht, was das zwischen Lucas und dir war, aber es ist auf jeden Fall Vergangenheit."
"Das glaube ich dir nicht."
"Ehrlich gesagt, interessiert es mich ziemlich wenig, was du glaubst und was nicht. Fakt ist, dass Lucas gerade in meinem Bett liegt und nicht in deinem. Ich bin derjenige, der ihn küssen kann und darf. Ich bin derjenige, der sich gleich zurück in seine Arme legen wird. Ich bin derjenige, der den Guten-Morgen-Kuss bekommen wird, der eventuell nicht ganz so jugendfrei bleiben wird. Ich bin derjenige, der die letzte Nacht mit ihm verbracht hat, die verdammt heiß war. Glaub was du willst, aber es wird nichts daran ändern, dass du keine Zukunft mit Lucas haben wirst. Ist für dich zwar beschissen, es am Telefon zu erfahren und dann auch noch ausgerechnet von mir, aber so brauchst du dir zumindest nicht länger als nötig, irgendwelche falschen Hoffnungen zu machen. Tut mir leid, Benjamin, doch wenn es um Lucas geht, muss ich egoistisch sein und kann keine Rücksicht auf dich nehmen. Ich denke, er wird in der nächsten Transferphase nach Madrid zurückkehren, dann muss du ihn zumindest nicht mehr jeden Tag sehen. Na gut und ich müsste keine Fernbeziehung führen, ich hätte also natürlich auch einen Vorteil von diesem Wechsel." Ohne noch irgendein Wort zu sagen, beendete ich das Telefonat einfach und legte das Handy zurück auf den Esstisch.
Ich saß wieder genauso dort wie nur einen kurzen Augenblick zuvor. Der Unterschied war jedoch, dass mein Herz in Schutt und Arsch lag und ich mir wünschte, dass ich nicht versucht hätte, Lucas zu erreichen. Tränen sammelten sich in meinen Augen, während immer weiter zu mir durchdrang, dass genau das geschehen war, wovor ich Angst gehabt hatte. Lucas hatte sich offensichtlich für Antoine entschieden. Ich hatte ihn verloren. Nach all dem, was wir in den letzten Wochen gemeinsam durchgemacht hatten, war die im Vergleich zu all dem eigentlich kleinste Gefahr, die Ursache für unser Ende. Ich hatte Lucas nicht wegen den Entführern verloren, nicht wegen den erlittenen Verletzungen oder wegen den psychischen Folgen. Ich hatte ihn nicht verloren, weil er sich selbst und sein Leben aufgegeben hatte.
Die Schuld trug Antoine Griezmann. Der Franzose war die größte Gefahr für unsere Beziehung, die gerade erst dabei war sich zu entwickeln, gewesen. Er hatte mir das genommen, was ich mir so sehr gewünscht hatte, um es für sich zu beanspruchen. Leider konnte ich nicht einmal abstreiten, dass ich verstand, warum Lucas sich für Antoine statt für mich entschieden hatte.
Lucas und ich hatten zusammen eine harte Zeit durchgestanden und genau das war vielleicht der ausschlaggebende Grund. Solche Schicksalsschläge belasteten eine Beziehung und erst Recht, wenn es diese eigentlich noch gar nicht gab. Andere Paare konnten romantische Geschichte über das erste "ich liebe dich" erzählen. Uns würde es immer an die Entführung erinnern. Während Andere davon sprechen würde, wie blind vor Liebe sie in den ersten gemeinsamen Wochen gewesen waren und wie aufregend die Zeit gewesen war, blieb uns die Erinnerung an die Folgen der Entführung.
Vielleicht hätten Lucas und ich eine Chance gehabt, wenn es anders gelaufen wäre. Doch würde ich es nie erfahren, weil es unmöglich war die Zeit zurückzudrehen, um noch einmal von vorne zu beginnen.
Ich hatte Lucas verloren. Doch obwohl ich seine Entscheidung nachvollziehen konnte, war es nicht weniger schmerzhaft. Es war nicht die erste Beziehung in meinem Leben, welche zerbrach, aber bisher hatte ich mich danach nie so leer gefühlt, während ich gleichzeitig am Liebsten vor Schmerz geschrien hätte.
Schweigend saß ich einfach dort und starrte auf mein Handy, während Tränen über mein Gesicht rannen.
Ich hatte Lucas verloren.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top