Hernández x Pavard / Kimmich x Goretzka - Entführung (Teil 22)
Leons POV
Ehe einer von uns reagieren konnte, hatte der Hauptkommissar bereits unser Haus betreten. Ich zog Josh, der bereits zwei Schritte zurückgewichen war, hinter mich ohne dabei den unerwünschten Besuch aus den Augen zu lassen.
"Ich lag also richtig mit meiner Vermutung, dass Noah keine Zeit verlieren wird, um euch von seiner neusten Erkenntnis zu erzählen." Ich schob Joshua etwas weiter zurück, wobei ich ihm direkt folgte, um den Abstand zwischen uns und dem Feind zu vergrößern. Mit hochgezogener Augenbraue beobachtete dieser uns. "Ich denke, wir brauchen nicht lange drum herum zu reden. Ihr wisst von Noah, wer ich bin und ich weiß, dass ihr es wisst. Ist ärgerlich, lässt sich aber nicht ändern. Es ist ja nicht das erste Mal, dass wegen euch oder euren Mitspielern Pläne geändert werden müssen. Aber ich muss schon sagen, ihr habt meinen Respekt. Wir waren auf ewig lange Verhandlungen eingestellt, stattdessen wurde ohne zu zögern mehrere Millionen Euro überwiesen. Sicherlich hätte es noch ganz lustig mit euch werden können, doch es ist Zeit sich zu verabschieden." Er griff in seine Jackentasche. Angespannt und bereit jede Sekunde Josh mit mir aus der Schusslinie zu bringen, beobachtete ich seine Bewegung. Statt einer Waffe zog der Kommissar jedoch einen Zettel aus seiner Tasche. Er kam einige Schritte auf uns zu, weswegen ich weiter zurück wich. Den Zettel legte er im Flur auf der Kommode ab. "Ihr habt Noah einiges zu verdanken. Nicht nur, dass du ..." Er schaute etwas an mir vorbei, wo vermutlich Joshua stand. "Ohne ihn vermutlich im Keller an der Lungenentzündung krepiert wärst und er dich und Lucas gestern gewarnt hat, sondern auch dass ich meinen Leuten in den Rücken falle. Für alles gibt es Grenzen und meine Grenze sind Noah und sein Bruder. Ich werde nicht riskieren, dass den Beiden etwas passiert. Insbesondere Noah hat sich dadurch, dass er sich mit dir verbündet hat, in ziemliche Gefahr gebracht. Er kann sich freuen, dass ich es rausbekommen habe, bevor die Anderen es bemerkt haben. Auf der Liste befinden sich die Namen alle Beteiligten mit Handynummern zum Orten und die letzten Aufenthaltsorte, die ich kenne. Bei der Polizeiwache ist die Liste ebenfalls als anonymer Hinweis eingegangen und ich hoffe doch sehr, dass dieser Hinweis auch anonym bleibt. Es wäre ärgerlich, wenn ihr mir in den Rücken fallt, nachdem ich gestern erst dafür gesorgt habe, dass ihr nicht aufm Trainingsplatz getötet werdet. Ich war zwar eigentlich nur daran interessiert, dass Noah nichts passiert, aber ihr hattet halt auch nen Vorteil davon. Seht es einfach als Deal, ich habe euch das Leben gerettet und sorge durch die Liste dafür, dass ihr zumindest die Chance habt, wieder ein sicheres Leben zu führen und im Gegenzug behaltet ihr mein Geheimnis für euch. Ich werde München verlassen, hätte aber kein Problem damit zurückzukehren, wenn ihr mir Ärger machen solltet. Solange ihr mich, Noah und dessen Bruder nicht in Schwierigkeiten bringt, werden wir uns nicht wiedersehen. Ich wünsche euch noch einen schönen Tag und hoffe doch sehr, dass wir uns tatsächlich nicht wieder sehen werden." Grinsend nickte er uns noch einmal zu, ehe er sich umdrehte und das Haus verließ.
Überfordert stand ich dort und sah einfach auf die geschlossene Haustür. Auch Joshua stand einige Zeit einfach reglos hinter mir, ehe er sich aus seiner Starre löste, zur Kommode ging und den Zettel nahm. Schweigend hatte ich seine Bewegungen beobachtet. Während der Blonde den Zettel auseinander faltete, ging ich zu ihm. Vorsichtshalber blickte ich noch einmal Richtung Haustür, welche jedoch noch immer geschlossen war. Als ich die Namen überflog, fielen mir einige bekannte Namen auf. Einigen dieser Leute begegneten wir schon fast täglich. Ich war jedoch erleichtert, dass keiner unserer Mannschaftskollegen sich auf der Liste befand.
Noch immer mit dem Zettel in der Hand drehte Joshua sich zu mir.
"Warst das jetzt? Sorgt dieser Zettel dafür, dass es keine weiteren Angriffe geben wird?"
"Es klang so und ich hoffe, dass es auch wirklich so ist." Josh senkte seinen Blick auf den Zettel.
"Das kommt mir zu einfach vor." Zustimmend brummte ich.
"Lass uns erstmal abwarten, was passiert. Wenn er die Wahrheit gesagt hat, sollten die Personen von der Liste bald verhaftet werden. Ich denke, sobald das passiert ist, können wir es wagen aufzuatmen."
"Sollen wir es Lucas erzählen?"
"Nicht heute." Ich nahm Josh den Zettel aus der Hand, welchen ich zur Seite legte, ehe ich Joshua an mich zog. Seufzend lehnte sich der Kleinere an mich. Ich drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. "Wie wäre es, wenn wir zurück ins Bett gehen und es für den restlichen Tag nicht mehr verlassen? Wir können uns auch morgen noch über das Ganze den Kopf zerbrechen."
"Das klingt nach einem sehr guten Plan." Ich hob Josh hoch, welcher seine Beine um meine Hüfte schlang, während er sich an meinen Schultern festhielt.
Oben im Schlafzimmer legte ich ihn aufm Bett ab. Da er mich nicht losließ, blieb ich über ihn gelehnt, wobei ich mich mit den Händen neben seinem Kopf abstützt.
"Ich bin froh, dass du hier bei mir bist. Das meine ich nicht nur auf die letzten Wochen bezogen, sondern auch wegen unserer Trennung."
"Lass uns die einfach vergessen und aus dem Fehler lernen." Statt noch etwas zu erwidern, küsste ich meinen Freund einfach.
Lucas PoV
Schneller als ursprünglich geplant machte ich mich gemeinsam mit Antoine auf den Weg nach Madrid. Bereits wenige Stunden nachdem ich Benjamin von meinem Vorhaben erzählt hatte ging der Flug nach Spanien. Da ich bei meinem Umzug nach Deutschland nicht alles mitgenommen hatte, konnte ich darauf verzichten, zu meinem Haus zu fahren, um einen Koffer zu packen. Mein Reisegepäck bestand lediglich aus einem Rucksack indem sich die wichtigsten Dinge befanden. Antoine Laune war deutlich gestiegen, nachdem ich der Reise zugestimmt hatte. Im Gegenzug hatte sich die von Benjamin jedoch verschlechtert. Er hatte noch mit Julian telefoniert. Wie wir aber bereits befürchtet hatten, fehlten bereits zu viele Abwehrspieler, um ihm freigeben zu können. Irgendwie mussten wir also ohne einander klar kommen. Ich würde den Lockenkopf auf jeden Fall vermissen, aber da ich die Hoffnung hatte, dass ein paar Tage in Spanien mir gut tun würden, fand die Reise in meine Heimat dennoch statt.
Beim Abschied hatten Benjamin und ich minutenlang aneinander geklammert in seinem Flur gestanden. Wäre Antoine nicht gewesen, hätte ich vermutlich den Flug verpasst. Es fiel mir schwer das Haus mit dem Wissen zu verlassen, dass Benjamin und ich uns eine Woche lang nicht sehen würden. Wir hatten schon lange ein enges Verhältnis zueinander gehabt, doch in den letzten Wochen war unsere Verbindung noch intensiver geworden, was sowohl an der Entführung und den Tagen danach lag, aber auch daran, dass wir beide endlich dazu standen, dass wir Gefühle füreinander hatten. Der Jüngere war zu einem der wichtigsten Menschen in meinem Leben geworden. Ohne ihn hätte ich die Zeit nach der Entführung vermutlich gar nicht überstanden. Ich konnte nicht abstreiten, dass mir hin und wieder der Gedanke gekommen war, ob es nicht einfacher wäre, mein Leben einfach zu beenden. Doch dann war Benjamin da und ich wusste, dass er Grund genug war, um weiterzuleben.
Als Antoine und ich in Madrid angekommen waren, wurden wir bei meinem Haus bereits von einigen meiner ehemaligen Mannschaftskollegen von Atlético Madrid erwartet. Mit einigen von ihnen hatte ich jahrelang zusammengespielt und freute mich entsprechend, sie endlich mal wieder zu sehen. Der Flug war gerade nach den letzten Wochen und Tagen für mich anstrengend gewesen, dennoch stimmte ich zu, dass wir noch etwas Zeit zusammen verbrachten.
Zwei Stunden später kam auch Theo an, der meinen Gästen einredete, dass es Zeit zum Gehen wurde. Tatsächlich verließen sie mein Haus, jedoch erst nachdem ich zugesagt hatte, am nächsten Tag beim Training vorbeizuschauen. Den restlichen Tag verbrachte ich mit Theo und Antoine.
Die Zeit verging wie im Flug. Meine Hoffnung, dass mir die Zeit in Spanien gut tun würde, bestätigte sich. Ich merkte selbst, wie ich jeden Tag etwas mehr entspannen konnte. Die Albträume waren zwar noch immer da, doch zumindest fiel es mir deutlich leichter am Morgen überhaupt das Bett zu verlassen. Ich fühlte mich einigermaßen sicher und befürchtete nicht mehr hinter jeder Ecke irgendeine Gefahr. Wäre die Sehnsucht nach Benjamin nicht, würde ich beinahe behaupten, dass ich glücklich war oder zumindest aufm Weg dorthin.
Theo und Antoine halfen mir dabei extrem. Einer von ihnen war eigentlich immer in meiner Nähe und beide ließen nicht zu, dass ich mich für eine längere Zeit zurückzog. Sie ließen mir zwischendurch immer mal wieder etwas Zeit für mich, doch achteten darauf, dass ich diese nicht nutzte, um mir den Kopf über irgendwas zu zerbrechen. Sobald ich begann zu weit abzudriften, war einer von ihnen da und holte mich zurück in die Realität.
Der fünfte Tag in Madrid neigte sich dem Ende. Ich war gerade dabei mir einen Tee zu kochen, um es mir anschließend im Bett gemütlich zu machen und mit Benjamin zu skypen, als mein Handy klingelte. Seufzend stellte ich den Wasserkocher zur Seite und nahm den Anruf von Antoine entgegen.
"Ich hoffe, ich störe nicht", begrüßte er mich hörbar unsicher.
"Das ist dir doch sonst auch egal", erwiderte ich grinsend. "Was ist los?", erkundigte ich mich, da ich mir sicher war, dass ihn irgendwas bedrückte.
"Kannst du vielleicht vorbei kommen? Nur ein paar Minuten, bitte."
"Sollte ich mir Sorgen machen?"
"Nein ... hoffe ich zumindest nicht."
"Ich bin in zwei Minuten bei dir."
"Danke, bis gleich." Bevor ich noch etwas erwidern konnte, hatte Antoine das Telefonat beendet. Ich schnappt mir nur schnell mein Handy, sowie den Haustürschlüssel und verließ dann das Haus. Da Antoine in unmittelbarer Nähe wohnte, konnte ich den kurzen Weg zu Fuß gehen. Das ich das erste Mal seit der Entführung im Dunkeln draußen herum lief, realisierte ich erst, als ich bereits vor Antoines Haus stand. Zuvor war ich viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, mir Gedanken darüber zu machen, was hinter dem Anruf meines besten Freundes steckte.
Ich betätigte die Klingel, woraufhin nur wenige Sekunden später die Haustür geöffnet wurde. Schon beinahe schüchtern lächelte Antoine mich an, wobei er einen Schritt zur Seite machte. Ich kam der stummen Aufforderung nach und betrat das Haus.
"Möchtest du was trinken?", erkundigte sich der Ältere, während er bereits Richtung Küche lief. Ich folgte ihm.
"Nein, danke. Was ist los, Anto? Und jetzt versuche gar nicht erst abzustreiten, dass irgendwas ist. Ich kenne dich dafür viel zu gut." Er sah kurz schmunzelnd in meine Richtung, wurde dann jedoch direkt wieder ernst.
"Versprichst du mir, dass du mich nicht hassen wirst?"
"Warum sollte ich dich hassen?", hakte ich nach.
"Versprich es einfach." Skeptisch musterte ich meinen Gegenüber, nickte dann aber zustimmend.
"Versprochen." Antoine überbrückte mit zwei Schritten den Abstand, der zuvor zwischen uns bestanden hatte. Direkt vor mir blieb er stehen. Einen Moment lang sahen wir uns einfach nur an. Ehe ich begriff, was geschah, lehnte Antoine sich vor und küsste mich.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top