Hernández x Pavard - Erstes Date

Wunschsatz: "Fuck! Du machst mich einfach so nervös."

Lucas PoV

Frustriert zog ich das Hemd, welches ich gerade erst angezogen hatte, wieder aus und warf es auf mein Bett zu den anderen Teilen, die ich bereits ausgeschlossen hatte. Aus meinem Schrank zog ich einen dünnen Pullover, entschloss, dass dieser nicht schick genug war und warf ihn ebenfalls aufs Bett. Mein Blick glitt zur Uhr. Fluchend griff ich nach dem nächsten Hemd. Mir lief die Zeit davon und ich wusste noch nicht einmal ansatzweise, was ich anziehen sollte. 

  "Was genau veranstaltest du hier?", erkundigte sich Corentin belustigt. Mein Mannschaftskollege hatte vorübergehend mein Gästezimmer bezogen, da es in seinem Haus einen Wasserschaden gab. 

  "Nichts", antwortete ich genervt, während ein weiteres Hemd auf meinem Bett landete. 

  "Willst du noch los?"

  "Ja", seufzte ich. 

  "Sollte ich mich darauf einstellen, dass du sie mit nach Hause bringst und es lauter werden könnte?" Mein Mitbewohner auf Zeit grinste mich an. 

  "Ich kann gerade keine dummen Sprüche gebrauchen", erwiderte ich, während ich die Kleiderbügel mit meinen Hemden hin und her schob. 

  "Was macht ihr denn?"

  "Weiß ich nicht."

  "Wie du weißt es nicht? Hast du sie euer Date planen lassen? Du willst doch zu einem Date, oder?"

  "Ja, will ich und mir wurde gar nicht die Wahl gelassen, ob ich die Planung übernehmen möchte."

  "Sie muss aber ja was ganz besonderes sein, so nervös wie du bist."

  "Coco, du bist gerade wirklich keine Hilfe", meinte ich verzweifelt. Statt etwas zu erwidern, holte er sein Handy raus, drückte einige Mal drauf herum und schien dann auf etwas zu warten. "Was machst du jetzt?"

  "Ich organisiere dir Hilfe." Seufzend wandte ich mich wieder meinem Kleiderschrank zu. 

  "Ich habe gerade nicht viel Zeit. Was gibt's?", ertönte plötzlich die abgehetzte Stimme von Benjamin, weswegen ich mich Corentin wieder zuwandte, welcher grinsend auf seinen Handydisplay schaute. 

  "Ich habe hier ein ziemliches Nervenbündel stehen, was sich nicht entscheiden kann, was das perfekte Outfit für ein Date ist." Corentin drehte seinen Handydisplay in meine Richtung, wodurch ich erkannte, dass Benji per Videoanruf kontaktiert hatte. Ich warf Corentin einen bösen Blick zu. 

  "Hey", lächelte Benjamin, welcher zuvor scheinbar noch durch sein Haus gelaufen war, nun aber stehen geblieben war. Corentin drehte die Kamera zurück in seine Richtung. 

  "Hat Luci dir erzählt, dass er heute ein Date hat?"

  "Ich weiß davon", erwiderte Benjamin. 

  "Kennst du sie?"

  "Du bist manchmal echt zu neugierig, Coco", lachte Benji. "Sag Lucas, er soll das schwarze Hemd, das wir neulich gekauft haben, anziehen. Das sah gut aus."

  "Na schön, ich richte es aus. Was machst du heute Abend? Ich habe keine Lust auf einen langweiligen Abend auf der Couch. Vielleicht könnten wir ..." 

  "Ich habe keine Zeit, aber frag Kingsley doch mal. Wir sehen uns morgen beim Training." Bevor Corentin noch etwas sagen konnte, schien Benjamin den Videoanruf beendet zu haben. Ich zog das erwähnte schwarze Hemd aus meinem Schrank, suchte noch eine passende Jeans dazu raus und ging ins Badezimmer, um mich da fertig zu machen. 

Noch einigermaßen in meinem Zeitplan lief ich einige Minuten später nach unten, wo Corentin im Türrahmen zum Wohnzimmer lehnte. Er musterte mich, während ich mir meine Schuhe anzog. 

  "Ja, so kann ich dich gehen lassen", grinste er. "Viel Spaß beim Date und ich erwarte morgen einen ausführlichen Bericht. Wenn es ein Desaster sein sollte und ich dich retten soll, schreib mir einfach eine kurze Nachricht. Ich eile dann zur Hilfe. Ansonsten tue nichts, was ich nicht auch tun würde und denk ans Kondom, wenn es dazu kommen sollte." 

  "Gute Nacht", meinte ich lediglich und verließ das Haus, was von Corentin mit einem Lachen kommentiert wurde. 


Fünf Minuten später stand ich vor meinem Ziel. Ich parkte mein Auto am Straßenrand, stieg aus und lief zur Haustür, wo ich noch einen tiefen Atemzug nahm, ehe ich die Klingel betätigte. Schneller als erwartet, wurde von innen die Haustür aufgerissen. 

  "Hey", wurde ich von einem breit grinsenden Benjamin begrüßt. "Komm rein." Ich war schon unzählige Male in dem Haus gewesen, doch dieses Mal fühlte es sich dennoch ungewohnt an, was vermutlich daran lag, die Umstände andere waren. 

  "Bleiben wir hier?", erkundigte ich mich. 

  "Ja, mit der Öffentlichkeit ist es ja immer etwas schwierig ... Also wenn es für dich okay ist. Wenn es dir lieber ist, können wir auch in irgendein Restaurant fahren oder so." 

  "Nein, hier ist gut. Ich hab uns ne Flasche Wein mitgebracht." Ich hielt Benjamin die Flasche hin, welche ich zuvor hinter meinen Rücken versteckt hatte, da ich mir unsicher gewesen war, ob sie in den Plan von Benji passte. 

  "Perfekt, ich war nämlich beim Weinkauf überfordert und habe es dann lieber gelassen, bevor ich dich mit irgendeinen grausamen Wein vergraule."

  "Um mich zu vergraulen, wirst du mehr als einen schlechtschmeckenden Wein brauchen." Einige Sekunden sahen wir uns einfach nur lächelnd an, ehe Benjamin sich räusperte und mir die Weinflasche abnahm. 

  "Ich habe uns Essen geholt von dem Restaurant, wo wir neulich mit den Anderen waren."

  "Klingt gut."

  "Wollen wir ähm vielleicht zum Tisch gehen?" Ich nickte zustimmend. Der Lockenkopf ging vor Richtung Küche, wobei er sich nach einigen Schritten versicherte, ob ich ihm wirklich folgte. Durch die Küche gelangen wir auf die Terrasse, wo ein kleiner Tisch mit weißer Tischdecke und Kerzen stand. "Setzt dich, ich hol eben das Essen."

  "Soll ich uns schon mal den Wein einschenken?"

  "Gerne", stimmte Benjamin zu, lief dann jedoch mit der Weinflasche in der Hand Richtung Küche. Da er seinen Fehler selbst zu bemerken schien, drehte er wieder um und reichte mir mit leichten Rotschimmer auf den Wangen die Flasche. Während ich den Wein einschenkte, verschwand Benjamin in der Küche, um wenig später mit zwei gefüllten Tellern zurückzukommen. "Es ist jetzt nicht ganz so schick wie im Restaurant angerichtet, aber ich würde behaupten, dass es zumindest keine komplette Katastrophe ist." Lächelnd betrachtete ich den Teller, welcher vor mir abgestellt wurde. 

  "Eine Katastrophe wäre es geworden, wenn ich es versucht hätte", meinte ich. 

  "Ich würde es dann trotzdem noch essen", gab Benjamin zurück, während er sich zu mir an den Tisch setzte und nach seinem Weinglas griff, welches er mir hin hielt. "Auf den Abend." Ich stieß lächelnd mit ihm an.

  "Auf den Abend", stimmte ich zu, ehe wir beide einen Schluck tranken. 

  "Sehr gute Wahl", lobte Benjamin meine Auswahl, woraufhin ich eine Augenbraue hochzog. 

  "Nach welchen Kriterien benotest du denn Wein?", hakte ich nach, da uns beiden bewusst war, dass Benjamin keine Ahnung davon hatte. 

  "Entweder er schmeckt mir oder er tut es nicht. Da dieser schmeckt, ist es eine gute Wahl", antwortete mein Gegenüber grinsend. 

  "Dann habe ich ja Glück gehabt, dass ich deinen Geschmack getroffen habe", erwiderte ich ebenfalls grinsend. 

Während wir begannen zu essen, redeten wir über alles mögliche. Wir hatten noch nie ein Problem damit gehabt, ein Gesprächsthema zu finden, doch an diesem Abend war es deutlich spürbar, dass es kein gewöhnlicher Abend wie sonst war. Wir waren beide nervös. 


Drei Stunden später saßen wir immer noch auf der Terrasse und waren völlig in unser Gespräch vertieft zu sein. Benjamins Blick glitt kurz zu einem Punkt hinter mir, ehe er sich mir wieder zuwandte. 

  "Eigentlich dachte ich mir, dass wir nach einem Art Restaurantbesuch in eine Art Kino gehen könnten, aber ehrlich gesagt gefällt es mir das hier gerade viel besser als einen Film zu schauen." Ich schaute kurz in die Richtung, in die Benjamin geblickt hatte. Von Innen war ein Vorhang vor die zweite Terrassentür, die von der Terrasse ins Haus führte, gezogen. Dahinter befand sich das Wohnzimmer. 

  "Hast du etwas vorbereitet?" 

  "Schon, aber das kann ja vielleicht auch bis zum zweiten Date warten?" Zum Ende hin wurde Benjis Satz immer zögerlicher. Unsicher sah er mich an, weswegen ich mir lächelnd auf die Unterlippe biss und nickte. 

  "Gerne." Benjamin lächelte mich glücklich an, weswegen auch mein Lächeln direkt breiter wurde. 

  "Aber wir könnten rüber zur Couch wechseln, dort ist es bequemer als hier." 

  "Klingt nach einem guten Plan."

  "Okay, dann bring ich nur schnell die Teller und Gläser rein. Ich müsste noch eine Flasche Wein haben, die meine Eltern bei ihren letzten Besuch mitgebracht haben."

  "Was sagt der Weinexperte denn? Schmeckt der Wein?"

  "Das ist von außen leider schwer erkennbar", schmunzelte der Größere. "Vielleicht sollten wir den Versuch lieber auf das nächste Date verschieben." 

  "Trinkst du immer Wein im Kino?"

  "Dann wirst du wohl noch einen Abend für ein drittes Date opfern müssen."

  "Damit könnte ich gerade so leben", meinte ich lächelnd. Wir sahen uns ein weites Mal einfach nur einen momentlang schweigend an, bevor Benjamin aufstand und die Sachen nach drinnen brachte. Um nicht blöd herum zu stehen, half ich ihm dabei. 

Anschließend kehrten wir zurück auf die Terrasse, wo wir dieses Mal jedoch die dort stehenden Loungemöbel ansteuerten. Ich setzte mich auf die Gartencouch. Nachdem Benjamin nach der bereitliegenden Decke gegriffen hatte, setzte er sich zu mir. Er breitete die Decke über uns aus, ehe er etwas zögerlich einen Arm um meinen Schulter legte. Bevor ich mein Handeln zerdenken konnte, legte ich meinen Kopf einfach auf Benjamins Schulter. Im nächsten Moment lehnte sein Kopf bereits an meinem. Ich griff nach seiner Hand, um unsere Finger miteinander verschränken zu können. 

Zwischen uns herrschte eine angenehme Stille, während wir einfach die gemeinsame Zeit, sowie die Nähe zueinander genossen. 

  "Benji", flüsterte ich schließlich. Er gab ein Brummen als Antwort von sich. "Wenn wir diesen Weg jetzt wirklich einschlagen, wird es irgendwann keinen Weg zurück mehr geben. Sollten wir ab einem bestimmten Punkt merken, dass das mit uns nicht wirklich funktioniert, glaube ich nicht, dass wir einfach wieder beste Freunde sein können." Als ich keine Reaktion erhielt, drehte ich meinen Kopf etwas, um den Jüngeren ansehen zu können. "Ich möchte, dass das mit uns funktioniert, weil es mir schon lange nicht mehr reicht, nur dein bester Freund zu sein."

  "Wir werden das hinbekommen, da bin ich mir sicher." Benjamin lehnte seine Stirn gegen meine. "Mir reicht es nämlich auch nicht mehr, nur dein bester Freund zu sein." 

  "Gut." Wir verharrten noch einen Augenblick in der Position, ehe Benjamins Lippen ganz leicht meine streiften. Bevor es sich zu einem richtigen Kuss entwickeln konnte, zog er seinen Kopf jedoch ruckartig wieder zurück und setzte sich räuspernd etwas auf. Mein Herzschlag, der sich im Laufe des Abends wirklich nur langsam einigermaßen normalisiert hatte, ging sofort wieder viel zu schnell und die Nervosität stieg erneut ins unermessliche. 

  "Tut mir leid, ich ... Nein, also eigentlich tut es mir nicht leid, aber ... Das sollte nicht ...", stammelte Benjamin. "Fuck! Du machst mich einfach so nervös." 

  "Mir geht es doch nicht anders", flüsterte ich, wobei ich mich ebenfalls aufsetzte. "Diese ganze Situation ist einfach so ungewohnt." Schweigend sahen wir uns einen Augenblick lang an, ehe Benji sich langsam zu mir vorlehnte. Kurz vor meinem Gesicht stoppte er. 

  "Darf ich?", fragte er schüchtern. Erst nachdem ich genickt hatte, überbrückte er die letzten Zentimeter und küsste mich vorsichtig. Es war unser erster Kuss, doch bei weitem nicht der Letzte. 


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