Benjamins PoV
Lediglich in Jogginghose lief ich runter in die Küche, um nach etwas essbaren im Kühlschrank zu suchen. Ausn Badezimmer war das Rauschen der Dusche zu hören und für einen Moment spielte ich mit dem Gedanken, mich dazu zu gesellen. Weil wir dann aber vermutlich von dort wieder zurück ins Bett wechseln würde und das Frühstück sich dadurch noch um mindestens eine Stunde verzögern würde, entschloss ich mich dagegen. Es würde noch genug Möglichkeiten geben, um gemeinsam zu duschen.
Seit fünf Wochen durfte ich Lucas Hernández meinen festen Freund nennen. Wir hatten uns beide unsere Gefühle schon vor langer Zeit eingestanden, sie einander jedoch verschwiegen. Ich war immer der Meinung gewesen, dass ich meine Gefühle so gut verbergen konnte, dass sie keiner bemerkte. Doch ich hatte mich zum Glück geirrt.
Im Nachhinein hatte ich erfahren, dass Joshua Lucas und mich schon lange im Visier hatte. Anders als ich schien Lucas irgendwann bemerkt zu haben, dass er von unserem Mitspieler beobachtet wurde und hatte ihn eines Tages drauf angesprochen. Es folgte ein langes Gespräch zwischen den Beiden. Was genau alles besprochen wurde, hatten die Beiden mir nie erzählt. Das Ergebnis hatte ich jedoch miterlebt.
Joshua hatte zum Mannschaftsabend eingeladen. Ohne Begründung hatte er mitgeteilt, dass es bei ihm Zuhause jedoch nicht gehen würde und er stattdessen etwas anderes organsiert hätte. Eine Stunde vorm geplanten Beginn schickte Josh mir eine Adresse, sowie die Info, dass er gerade mit Lucas gesprochen hätte und dieser mich abholen würde. Lucas wusste zu dem Zeitpunkt jedoch noch gar nichts davon. Auch er ging davon aus, dass ein normaler Mannschaftsabend bevorstand. Um sicher zu gehen, dass Lucas nicht im letzten Moment einen Rückzieher machte, hatte Joshua ihm einfach verschwiegen, dass der Mannschaftsabend eigentlich ein Date war.
Das Date, dessen Planung mit Sicherheit Lina, Joshuas Freundin, übernommen hatte, war großartig gewesen. Zumindest ab dem Punkt, wo Lucas und ich erkannt hatten, dass es ein Date war und wir es auch beide wollten. Ab dem Abend ging alles ganz schnell, weil wir begannen ehrlich zueinander zu sein und unsere Gefühle nicht länger verschwiegen. Es folgten weitere Dates bis wir schließlich ein Paar wurden.
Außer Joshua wusste es bisher noch Niemand. Es sollte sich zunächst alles ganz in Ruhe entwickeln, ehe wir uns vor der Mannschaft outen und unsere Beziehung bekannt gaben.
In der Küche angekommen, öffnete ich den Kühlschrank, welchen ich jedoch direkt mit einem Seufzen wieder schloss, da die wenigen Sachen, die noch drin waren, nicht für ein Frühstück geeignet waren. Ich entschloss einfach Frühstück zu bestellen und liefern zu lassen.
Gerade als ich Richtung Wohnzimmer lief, um mein Handy zu holen, klingelte es an der Haustür. Ich stoppte im Flur. Das Wasserrauschen von oben war verstummt.
"Lucas?", rief ich.
"Magst du eben aufmachen?", kam es zurück, woraufhin ich zur Haustür ging und diese öffnete. Als ich erkannte, wer davor stand, konnte ich nur knapp ein erneutes Seufzen unterdrücken. Genau wie die Kühlschranktür, schloss ich jedoch auch die Haustür einfach wieder.
"Hast du gerade ernsthaft Antoine Griezmann meine Tür vor der Nase zugemacht?", ertönte plötzlich Lucas Stimme hinter mir. Der kurze Moment, indem die Tür offen gewesen war, schien leider gereicht zu haben, damit Lucas seinen Besucher erblickte. Zum Glück klang seine Stimme eher amüsiert als sauer. Ich drehte mich zu ihm um und musterte meinen Freund für einen Moment. Einzelne Wassertropfen hatten sich aus seinen noch nassen Haaren gelöst und rannen langsam über seinen nackten Oberkörper. Lucas hatte sich lediglich eine kurze Sporthose übergezogen. Sein T-Shirt hielt er noch in der Hand.
"Dein Kühlschrank ist leer. Ich dachte, wir könnten uns einfach Frühstück bestellen", berichtete ich von meiner Idee, während ich auf den Älteren zuging.
"Willst du jetzt auf ignorieren, dass Antoine vor der Tür steht?", erkundigte sich Lucas, wobei er eine Augenbraue hochzog.
"Klingt jetzt nicht unbedingt nach der schlechtesten Idee." Gerade als ich Lucas erreichte, ihn mit dem Rücken sanft gegen die Wand hinter ihm drückte und begann seinen Hals zu liebkosten, klingelte es erneut an der Haustür. "Das ist bestimmt nur ein Paketlieferant. Der kann das Paket einfach irgendwo abstellen", murmelte ich gegen Lucas Haut.
"Bestimmt. Das ist sicherlich nicht Antoine, der eben auch schon vor der Tür stand", erwiderte Lucas sarkastisch.
"Wir haben endlich mal nen freien Tag, da wird er wohl Verständnis dafür haben, dass du heute nur mir gehörst."
"Ich gehöre jeden Tag nur dir." Lucas zog meinen Kopf etwas zurück, um mir einen kurzen Kuss auf die Lippen zu drücken. "Anto wohnt nicht mal eben um die Ecke. Er kann nicht jeden Tag spontan vorbeischauen."
"Zum Glück nicht", murmelte ich, da ich wirklich darauf verzichten konnte, Lucas besten Freund jeden Tag sehen zu müssen. Es klingelte ein weiteres Mal, woraufhin Lucas sich von mir löste und Richtung Tür ging. Eilig hielt ich ihn an der Hand fest. "Willst du so eine Nervensäge wirklich in dein Haus lassen? Den wirst du nie wieder los." Grinsend löste sich Lucas aus meinem Griff.
"Übertreib nicht, Benji."
"Kannst du dir zumindest dein T-Shirt anziehen?"
"Unsere Mannschaftskollegen sehen mich doch auch ständig Oberkörperfrei und es stört dich nicht. Außerdem hast du selbst kein Oberteil an."
"Wir haben aber auch keinen Mannschaftskollegen namens Antoine Griezmann und ich bin nicht Lucas Hernández." Mein Freund verdrehte zwar die Augen, zog sich jedoch sein T-Shirt an. Leider öffnete er dann tatsächlich die Haustür vor welcher noch immer Antoine stand.
"Ich wurde hier selten so freundlich begrüßt wie heute", meinte der Stürmer, während er Lucas in eine Umarmung zog. Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte ich mich gegen die Wand und musterte die innige Umarmung der Beiden genervt. Seit ich mir über meine Gefühle für Lucas bewusst geworden war, hasste ich die Freundschaft der Beiden. Obwohl Antoine nie irgendwelche Andeutungen bezüglich Gefühle für Lucas gemacht hatte, zwischen den Beiden, soweit ich wusste, nie etwas passiert war und Lucas auch nie erwähnt hatte, dass er in Antoine mehr als seinen besten Freund sah, konnte ich den Atlético Madrid Spieler nicht leiden. Lucas wusste von meiner Abneigung Antoine gegenüber. Da es aus seiner Sicht jedoch keinerlei Gründe dafür gab, nahm er sie nicht all zu ernst.
"Was machst du hier?", erkundigte sich Lucas, der sich ganz offensichtlich freute seinen besten Freund wiederzusehen.
"Ich hab mich beim letzten Spiel verletzt. Nichts schlimmes, aber ich soll ein paar Tage pausieren und ich dachte mir, dass ich die Gelegenheit nutze, um dich mal wieder in München zu besuchen. Ist dein Gästezimmer noch frei oder bewohnt Benji das zur Zeit?"
"Warum sollte er mein Gästezimmer bewohnen, wenn er ein eigenes Haus in München hat?", hakte Lucas irritiert nach.
"Weil er so früh am Morgen deine Haustür oberkörperfrei öffnet. Bin davon ausgegangen, dass er hier geschlafen hat. Hätte ja sein können, dass er zur Zeit, warum auch immer, hier wohnt."
"Ich hab auch hier geschlafen", teilte ich mit.
"Das Gästezimmer ist allerdings frei", ergänzte Lucas. Antoine schien die neuen Informationen nicht zu hinterfragen. "Wir wollten gerade Frühstück bestellen. Möchtest du auch etwas?"
"Klingt gut. Ich würde nur eben meine Sachen nach oben bringen. Du weißt ja, was ich so mag, bestell mir einfach irgendwas mit."
"Wird erledigt", stimmte Lucas zu und lief Richtung Wohnzimmer, während Antoine mit seinem Koffer nach oben ging. Einen Moment sah ich ihm noch grimmig hinterher, ehe ich zu Lucas ins Wohnzimmer ging.
"Muss er wirklich hier bleiben?", erkundigte ich mich, während ich von hinten die Arme um Lucas schlang und meinen Kopf auf seiner Schulter ablegte.
"Müssen nicht, aber ich finde es Blödsinn, wenn er sich ein Hotelzimmer nimmt, obwohl ich ein freies Gästezimmer habe."
"Aber er könnte ja einfach zurück nach Spanien fliegen." Lucas drehte sich in meinen Armen und nahm mein Gesicht zwischen seine Hände.
"Benjamin, Antoine ist mein bester Freund."
"Das weiß ich", brummte ich.
"Und du bist mein Freund, den ich liebe." Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. "Und das weißt du auch", sprach Lucas weiter, als ich nichts sagte, ehe er mich zärtlich küsste. Ich drückte ihn enger an mich, während ich den Kuss erwiderte.
"Das wurde aber auch mal Zeit", ertönte Antoines Stimme hinter mir und ließ uns auseinander schrecken. Grinsend lehnte der Stürmer im Türrahmen. "Glückwunsch euch beiden, aber ich hoffe doch, dass die Tatsache, dass ich es nun weiß, nichts daran ändert, dass ich auch Frühstück bekomme." Ich schaute zurück zu Lucas, welcher mich anlächelte und einfach wieder küsste.
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