Brandt x Havertz - Abschiedsfeier
Wunschsatz: "Ich weiß du bist in einer Beziehung, doch ich musste es loswerden bevor du gehst."
Kai PoV
Es war meine letzte Nacht in Leverkusen. Am nächsten Tag würde ich nach London fliegen, wo alles für meinen neuen Lebensabschnitt vorbereitet war. Sophia und ich hatten bereits die ersten Nächte in der Wohnung verbracht und würde diese in wenigen Stunden unser Zuhause nennen. Einige der Möbel würde ich in Leverkusen zurücklassen, da wir uns in London neue gekauft hatten. Für die Abschiedsfeier, welche Julian hinter meinem Rücken organisiert hatte, standen so zumindest noch einige Sitzmöglichkeiten zur Verfügung.
Die komplette Mannschaft von Bayer 04 Leverkusen, sowie Freunde und die Familien von Sophia und mir hielten sich in der Wohnung auf. Da diese nicht für so viele Leute ausgelegt war, war es ein ziemliches Gewusel. Florian Wirtz hatte die Verantwortung für die Musik übernommen. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung, welche hin und wieder für eine kurze Dauer durch Abschiedsworte gedämpft wurde.
Schmunzelnd sah ich Kevin Volland und Mitchell Weiser einige Minuten lang beim Versuch Bier-Pong zu spielen zu. Bereits nach den ersten Würfen war ich zum Entschluss gekommen, dass die Beiden absoluten Nieten in dem Spiel waren, was sie natürlich nicht einsehen wollten.
Mitchell versemmelte seinen Wurf komplett, weswegen nicht einmal eine minimale Chance bestand, dass ein Becher getroffen werden könnte. Julian, welcher gerade auf uns zu kam, fing den Ball auf und warf ihn zurück. Nachdem der Ball einmal auf dem Tisch aufgekommen war, landete er in einem der Becher von Mitchell.
"Das zählt nicht", beklagte sich dieser sofort, während ich mir ein Lachen nicht verkneifen konnte.
"Der Ball ist in deinem Becher. Trink!", forderte Kevin grinsend.
"Brandt spielt aber gar nicht mit."
"Wo steht geschrieben, dass nicht Jemand anderes für mich werfen darf?"
"Wo steht, dass es Jemand darf?", erwiderte Mitchell.
"Toll gemacht, Jule, jetzt dauert das Spiel noch länger, weil die Beiden erstmal ne Stunde diskutieren müssen", wandte ich mich lachend an meinen besten Freund, welcher zwar schmunzelte, aber gleichzeitig bedrückt wirkte. "Was ist los?"
"Magst du kurz mitkommen?"
"Ja, klar. Ist irgendwas passiert?" Ohne mir zu antworten ging Julian vor ins Schlafzimmer, wo man durch ein Fenster auf die Feuertreppe gelang. Schmunzelnd folgte ich ihm, wobei ich schon beinahe Sophias Vortrag darüber hören konnte, dass die Feuertreppe für Notfälle gedacht war und wir uns da nicht ständig herum treiben sollten. So gut es ging, zog ich von außen das Fenster wieder etwas ran, ehe ich Julian einige Stufen folgte bis wir eine kleine Plattform erreichten, wo wir uns nebeneinander hinsetzten. "Was ist los?", erkundigte ich mich. Als Antwort zuckte der Blonde lediglich mit den Schultern, wobei er einfach gerade aussah. "Sollte ich mitkommen, damit du mich anschweigen kannst?"", fragte ich und stieß Julian dabei sanft an.
"Ich denke, ich wollte dich einfach noch ein paar Minuten für mich allein haben, bevor du gehst."
"Ich bin doch nicht aus der Welt. Nur weil ich nach London ziehe, bist du mich noch nicht los."
"Es fühlt sich trotzdem komisch an. Du wirst mir fehlen."
"Du mir doch auch, aber wir bekommen das hin. Ich komme regelmäßig nach Deutschland und in meiner Wohnung wird auch immer ein Platz für dich frei sein." Ich legte einen Arm um die Schulter des BVB-Spielers und drückte ihn an meine Seite. Julian legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Einen Augenblick saßen wir einfach schweigend dort. Die Musik drang von Innen leise zu uns, während unter uns hin und wieder ein Auto vorbeifuhr.
"Kai", brach Julian schließlich die zwischen uns herrschende Stille. Ich gab ein Brummen von mir. "Ich möchte dich nicht, als meinen besten Freund verlieren. Du gehörst zu den wichtigsten Menschen in meinen Leben und das soll sich auch nicht ändern."
"Ich werde ..."
"Aber ...", unterbrach Julian mich, weswegen ich verstummte und ihn weiterreden ließ. "Ich kann es auch nicht länger für mich behalten. Vielleicht riskiere ich damit unsere Freundschaft, aber das Risiko muss ich eingehen, da ich befürchte, dass ich sonst eines Tages an dem Geheimnis kaputt gehen könnte. Ich brauche endlich Gewissheit, damit ich aufhören kann, mir Gedanken darüber zu machen, was vielleicht sein könnte und damit ich mir nicht länger unnötige Hoffnung mache."
"Ehrlich gesagt, verstehe ich gerade nicht so wirklich, was du meinst." Mit einem tiefen Atemzug setzte Jule sich auf. Einige Sekunden sah er einfach geradeaus, bevor er sich mir zuwandte und sich unsere Blicke trafen.
"Ich hab mich in dich verliebt, Kai", schoss es plötzlich aus ihm heraus. Völlig überrumpelt konnte ich nichts anderes tun, als ihn einfach nur anzustarren. Mein bester Freund hatte mir, ohne wirkliche Vorwarnung, gestanden, dass er Gefühle für mich hatte. Wie sah die richtige Reaktion auf so ein Geständnis aus? Was sollte ich sagen oder tun? Erwartete Julian überhaupt eine Antwort von mir oder wollte er die Worte nur einfach los werden? Mein Kopf war voller Fragen auf die ich einfach keine Antwort zu finden schien, während ich den Blonden schweigend anstarrte. "Ich weiß, du bist in einer Beziehung, doch ich musste es loswerden bevor du gehst." Einige Sekunden saßen wir noch schweigend auf der Feuertreppe, während Julian mich scheinbar abwartend ansah. Doch in meinem Kopf herrschte das komplette Chaos und ich war zu nichts anderem in der Lage, als einfach nur dort zu sitzen. Schließlich nickte Julian leicht, wobei er aufstand. "Es tut mir leid", flüsterte er, dann lief der die Treppe runter und verschwand nach einem letzten Blick in meiner Richtung durchs Fenster ins Innere der Wohnung.
Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich einfach nur dort gesessen hatte, in meine Wohnung zurückkehrte, war Julian nicht mehr da. Es herrschte noch immer eine ausgelassene Stimmung. Doch statt sie, wie zuvor, zu genießen, wäre ich lieber alleine gewesen.
Allein mit dem Chaos in meinem Kopf.
Am nächsten Tag stieg ich, wie geplant, ins Flugzeug nach London und bezog gemeinsam mit Sophia unsere neue Wohnung. Ich stieg ins Training beim FC Chelsea ein, feierte mein Debüt, schoss mein erstes Tor in der Premier League und freundete mich mit meinen neuen Mannschaftskollegen an. Es schien alles gut zu laufen, bloß Julians Geständnis ließ mir keine Ruhe. In jeder ruhigen Minute zerbrach ich mir den Kopf über seine Worte und meine Gefühle.
Zwei Monate nach meinem Umzug flog ich das erste Mal zurück nach Deutschland. Sophia blieb in London.
Das Flugzeug landete am Dortmunder Flughafen, von wo aus ich mit einem Taxi zu Julians Wohnung fuhr. Erst im Treppenhaus machte ich mir Gedanken darüber, dass der Blonde vielleicht gar nicht Zuhause sein könnte. Ich schob den Gedanken direkt wieder zur Seite, brachte die letzten Stufen hinter mich und klingelte an seiner Wohnungstür.
Angespannt lauschte ich. Erst als ich im Inneren der Wohnung Schritte hörte, realisierte ich, dass ich gar nicht wusste, was ich sagen wollte. Es war jedoch auch zu spät für eine Flucht, da im nächsten Moment bereits die Tür geöffnet wurde. In Jogginghose, Hoodie und mit total zerzausten Haaren stand Julian vor mir.
"Kai", hauchte er. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch direkt wieder, da mir keine passende Erklärung für meinen Besuch einfiel. Ich wusste, dass ich Jule vermisst hatte und dass mir seine Worte nicht mehr aus den Kopf ging. Doch mir war unklar, mit welchem Ziel ich nach Deutschlang geflogen war. Wieso stand ich vor Julians Wohnung? "Was machst du hier?" Ich suchte nach den passenden Worten. Ehe ich diese jedoch gefunden hatte oder selbst realisierte, was ich tat, hatte ich mich vorgelehnt und Julian einfach geküsst.
Erschrocken zuckte ich sofort wieder zurück. Doch statt den Kuss zu bereuen, mich daran zu erinnern, dass ich eine Freundin hatte und Julian eigentlich nur mein bester Freund war oder mir endlich eine Begründung für mein Auftauchen einfallen zu lassen, konnte ich nur daran denken, wie gut sich der Kuss angefühlt hatte. Überrascht, aber auch Überfordert starrte der Ältere mich an.
Ohne ein Wort gesagt zu haben, lehnte ich mich wieder vor und legte meine Lippen zurück auf die von Jule. Zögerlich küssten wir uns. Es fühlte sich so ungewohnt an, Jemand anderen zu küssen als Sophia, aber ich konnte leider nicht bestreiten, dass mir der Kuss mit Jule gefiel.
Wir wurden mutiger. Schließlich legte mein eigentlich bester Freund eine Hand in meinen Nacken, um mich näher zu sich zu ziehen. Sein Körper schmiegte sich an meinen und ich platzierte meine Hände an seiner Hüfte.
So schön der Kuss auch war, er vergrößerte das Chaos noch weiter. Es hing von mir ab, ob ich den geplanten Weg mit Sophia weitergehen wollte oder ob ich bereit war ein Risiko einzugehen, indem ich dem, was sich zwischen Jule und mir entwickeln könnte, eine Chance gab. Jedoch schien es unvermeidbar, dass ich Sophia oder Julian wehtat.
Schweren Herzen löste ich den Kuss und lehnte meine Stirn mit geschlossenen Augen an die des Kleineren.
"Tut mir leid", flüsterte ich.
"Bereust du den Kuss?", fragte Jule vorsichtig. In seiner Stimme schwang etwas mit, was ihn verletzlich wirken ließ. Für einen kurzen Augenblick dachte ich über seine Frage nach, bevor ich einfach auf mein Bauchgefühl hört.
"Nein."
"Wieso entschuldigst du dich dann?" Ratlos zuckte ich mit den Schultern. "Manchmal kannst du einen wirklich in den Wahnsinn treiben." Als ich die Augen öffnete, sah ich, dass Julian schmunzelte. Unsere Blicke trafen sich. Er legte eine Hand an meine Wange, während sein Blick tiefer zu meinen Lippen glitt. "Darf ich?" Als Antwort lehnte ich mich vor und küsste ihn erneut.
Es fühlte sich viel zu gut an, Julian zu küssen, um jemals wieder darauf verzichten zu können. Sophia war mir wichtig und auf irgendeine Art und Weise liebte ich sie auch, aber ich begann zu realisieren, dass die Gefühle zu schwach waren, um gegen das zwischen Jule und mir anzukommen.
Ich entschied mich gegen den sicheren Weg mit einer Freundin, die ich in der Öffentlichkeit küssen konnte und die bei mir in London war.
Stattdessen entschied ich mich für eine Fernbeziehung, die zudem auch noch geheim bleiben musste. Doch ich war mir sicher, dass Julian es Wert war und dass wir das gemeinsam hinbekommen würden.
Ich gab uns eine Chance und hatte diese Entscheidung in den darauffolgenden Jahren nie bereut.
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