2. Fortsetzung von "Nicht erreichbar"
Kais Pov
"Die Lage ist ernster als erwartet", kam ich direkt zum Grund meines Anrufes, als die Verbindung sich aufgebaut hatte und ein Bild auf meinem Laptop erschienen war. Verschlafen blickte Julian mich an, während er scheinbar eine bequeme Position suchte in der er nicht direkt wieder einschlafen würde.
"Solltest du um diese Uhrzeit nicht lieber schlafen?", erkundigte er sich.
"Ich habe gerade andere Sorgen. Joshua und Leon verarschen mich." Verständnislos wurde ich einige Sekunden lang angeschaut, bis mein Freund seine Stimme wieder fand.
"Wovon redest du? Habe ich irgendwas verpasst?"
"Timo hat sich Joshua gekrallt, hat Leon durch Robin entführen lassen und beide an den Strand gebracht, wo er alles romantisch vorbereitet hat, also mit Decken, Lichterketten, Wein und all solchen Sachen. Joshua und Leon wurden genötigt für eine Stunde dort zu bleiben. Währenddessen hat Timo Manuel geholt, der Leon nach der Stunde ablösen sollte. Joshua hat sich beklagt, dass ihm kalt sei, Timo hat Mitleid bekommen und sie sind alle zurück ins Hotel gekommen, wo ich in der Lobby gewartet habe, da ich bereits das Schlimmste befürchtet hatte. Joshua hat mich angeschnauzt, dass ich ihn beim nächsten Mal besser vorwarnen soll und ist dann in den Aufzug gestiegen, Leon ist mit hängendem Kopf zur Treppe gegangen und Timo war total niedergeschlagen, weil er scheinbar die falsche Wahl getroffen hatte und sich nochmal nach einem anderen Partner für Joshua umsehen müsste. Ich habe das erstmal unkommentiert gelassen und bin dann mit Timo nach oben in die 4. Etage, wo wir beide unsere Zimmer haben. Als wir oben waren, ging die Tür vom Aufzug auf. Im Aufzug standen Leon, der ja eigentlich die Treppe genommen hatte, und Joshua, der schon längst hätte oben sein müssen, in einer sehr vertrauten Position. Joshua hat mich nur angegrinst und mit den Schultern gezuckt, als hätte er mir damit mitteilen wollen, dass die Beiden schon längst zusammen sind und Timo damit nichts zu tun hat, was mich ehrlich gesagt ziemlich erleichtert hatte. Ich habe Leon und Joshua den heutigen Tag über beobachtet, aber da war nichts. Keine kleinen Berührungen, längerer Blickkontakt oder sonst irgendwas dieser Art. Es gab kein einziges minimales Anzeichen dafür, dass die Beiden ein Paar sind. Joshua hat mich mit seinen Gesten also angelogen."
"Hattet ihr zwischen all diesen Ereignissen noch Zeit, um für die Qualifikationsspiele zu trainieren?", erkundigte sich Julian.
"Um die geht es doch gerade gar nicht."
"Nein, natürlich nicht, ist ja nur die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft. Das ist natürlich total unwichtig", erwiderte der Blonde sarkastisch.
"Ich will wissen, was zwischen Kimmich und Goretzka läuft. Wurde ich gestern Nacht verarscht oder heute den kompletten Tag? Sind die Beiden ein Paar oder nicht? Außerdem läuft Timo immer noch frei herum und will Josh mit irgend Jemanden verkuppeln. Wenn der aber tatsächlich mit Leon zusammen ist, wird das nur für Ärger sorgen."
"Und wenn du Josh einfach mal fragst?"
"Woher weiß ich, ob er mich dann anlügt oder die Wahrheit sagt?"
"Du kannst Leon ja anschließend auch fragen."
"Das hilft nicht weiter. Die könnten sich abgesprochen haben und beide lügen oder ich bekomme von beiden unterschiedlichen Antworten, dann bin ich keinen Schritt weiter, weil unklar wäre, wer von den Beiden gelogen hätte."
"Kai, es ist mitten in der Nacht. Mir ist das echt zu spät für solche komplizierten Gespräche. Können wir morgen weiter darüber reden? Oder du lässt das Thema einfach auf sich beruhen."
"Auf gar keinen Fall lasse ich die Beiden damit durchkommen. Ich werde die Wahrheit herausfinden", sagte ich überzeugt.
"Halt mich aufm laufenden, aber bitte vor 23 Uhr. Ich liebe dich. Schlaf gut, Schatz."
"Ich dich auch, Jule. Bis morgen."
"Du meinst bis später. Der neue Tag hat schon längst begonnen."
"Schlaf gut", sagte ich daraufhin lediglich und beendete den Skype-Anruf. Seufzend klappte ich meinen Laptop zu, um mich mit diesem auf den Weg nach oben in mein Zimmer zu machen. Unterwegs stoppte ich jedoch noch einmal, da ich auf der Ecklounge, die auf der Terrasse stand, zwei Personen im gedämmten Licht, welches von Lichterketten stammte, entdeckte. Leise näherte ich mich der Glastür, um herauszufinden, wer dort saß.
Es handelte sich um Manuel und Joshua. Die Beiden schienen leise miteinander zu sprechen, wobei Joshs Kopf auf Manuels Schulter lag und beide ein Glas Wein in der Hand hielten. Ihre Beine hatten sie auf der Couch ausgestreckt und mit einer Wolldecke bedeckt. Mit der freien Hand strich Manuel immer wieder durch Joshuas Haare.
Am liebsten hätte ich direkt Julian wieder angerufen, doch da dieser mich dann vermutlich umgebracht hätte, machte ich lediglich ein Foto von den Beiden und schickte dieses meinem Freund.
Was wurde hier für ein Spiel gespielt?
Leider war ich am nächsten Abend noch keinen Schritt weitergekommen. Doch zumindest hatte ich durch das Bild nun auch Julians Interesse an der Auflösung der Situation geweckt. Statt eine Lösung zu finden, wurde das Ganze jedoch nur noch verwirrender.
Als ich am Abend in mein Zimmer wollte, stand Timo vor diesem.
"Wolltest du zu mir?", erkundigte ich mich.
"Nein, zu Niklas. Wir wollten zusammen runter in den Keller und hatten vereinbart, dass ich ihn um sieben abhole. Scheinbar hat er die Uhrzeit aber durcheinander gebracht. Weil er von acht Uhr ausgegangen war, ist er noch nicht fertig mit duschen. Er wollte sich beeilen, deswegen warte ich eben hier."
"Du kannst auch mit reinkommen", bot ich an, wobei ich die Tür zum gemeinsamen Zimmer von Niklas und mir aufschloss. Kaum hatte ich den ersten Schritt ins Zimmer gesetzt, blieb ich wie erstarrt stehen. Dass Niklas mit nassen Haaren und lediglich mit einem Handtuch um der Hüfte im Türrahmen zum Badezimmer stand, konnte ich ja noch nachvollziehen. Die Tatsache, dass Joshua ebenso leicht bekleidet und mit nassen Haaren direkt vor ihm stand, warf jedoch neue Fragen auf. Überfordert blickte ich zwischen den beiden Bayern-Spielern hin und her, ehe ich mich dazu entschloss, einfach die Zimmertür wieder zu schließen.
"An Niklas hätte ich jetzt nicht gedacht", meinte Timo nach einigen Sekunden der Stille. "Scheinbar lief das Date gestern mit Manuel nicht so gut."
"Da steckst du hinter?", hakte ich nach. "Ich habe Josh und Manu gestern noch auf der Terrasse gesehen. Die sahen sehr vertraut aus."
"Vertrauter als das gerade?" Mit fragenden Gesichtsausdruck deutete Timo auf die Zimmertür.
"Zumindest sah es romantischer aus." Bevor wir unser Gespräch fortsetzen konnten, öffnete sich die Zimmertür. Joshua stand angezogen vor uns. Kommentarlos drängte er sich an uns vorbei und verschwand den Flur entlang. Unentschlossen sah Timo zwischen Zimmertür und der Ecke, um die Joshua verschwunden war, hin und her.
"Was denkst du, von wem bekommen wir mehr Informationen?", fragte mein Mannschaftskollege.
"Niklas kann ich nachher immer noch ausfragen. Lass uns Josh hinter her. Der hat uns eindeutig mehr zu erklären, als diese Sache gerade." Eilig folgten wir gemeinsam Joshua, der nicht all zu weit gekommen war, da Serge ihn aufgehalten hatte.
"Ich habe gerade keine Zeit, weil ...", sagte Joshua zu Serge, als ich ihn unterbrach.
"Weil er gerade mit uns verabredet ist." Ich legte einen Arm um den Kleineren und zog ihn von Serge, der uns verwirrt nachsah, weg, um ihn auf direkten Weg ins Zimmer von ihm und Timo zu bringen.
"Bist du mit Niklas zusammen?", fragte Timo ganz direkt, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
"Und was ist mit Leon und Manuel?", ergänzte ich die Frage.
"Ich wüsste nicht, was euch das angeht", antwortete Joshua trotzig, wobei er die Arme vor der Brust verschränkte.
"Mich geht das sehr wohl etwas an. Ich versuche dir zu helfen, aber dafür muss ich über solche Sachen informiert werden", erwiderte Timo.
"Wenn es euch so sehr interessiert ... Nein, ich bin nicht mit Niklas zusammen. Das ist nichts ernstes."
"Was ist mit Leon und Manuel?", kam ich zu meiner Frage zurück.
"Warum erzählst du mir sowas nicht?", schob Timo die nächste Frage hinterher.
"Warum sollte ich dir sowas erzählen?", stellte Josh eine Gegenfrage. "Du hast mich schon zu zwei Dates genötigt, obwohl ich eigentlich ..." Er brach seinen Satz ab und biss sich auf die Unterlippe, um sich scheinbar davon abzuhalten, etwas zu verraten.
"Bist du schon in einer Beziehung?", hakte Timo nach.
"Es ist nicht so einfach." Der Mittelfeldspieler drehte sich von uns weg und schaute lieber Richtung Fenster.
"Es gibt also Jemanden?", versicherte ich mich, woraufhin ich ein Nicken erhielt. "Aber die Person steht nicht auf Männer?"
"Doch", antwortete Joshua leise.
"Wo ist dann das Problem?", fragte ich.
"Die Person ist schon vergeben." Joshua blickte nach Timos Worten nur ganz kurz in unsere Richtung, doch reichte dieser Blick bereits als Bestätigung. "Ist es Jemand von einem anderen Verein als den FC Bayern?"
"Ich habe euch schon viel zu viel erzählt. Es ist zwecklos, da weiter drüber zu sprechen, weil sich dadurch nichts ändern wird."
"Also ja", schlussfolgerte ich. "Es ist aber nicht Julian, oder?"
"Ich nehme dir deinen Julian schon nicht weg."
"Er ist nicht mein ..." Joshua unterbrach mich.
"Ich weiß, dass ihr zusammen seid. Du kannst dir die Mühe sparen. Ein betrunkener Marco kann sehr gesprächig sein." Der Kleinere lächelte leicht.
"Es ist Marco!", rief Timo. Sofort drehte sich Joshua wieder komplett von uns weg. "Aber der ist mit Mario zusammen", stellte Timo wieder in normaler Lautstärke fest.
"Weiß ich", murmelte Josh.
"Aber vielleicht wenn ..." Joshua unterbrach Timo.
"Lass die Beiden bitte einfach in Ruhe. Sie sind glücklich zusammen, das sollte Niemand zerstören. Ich komme schon klar."
"Wenn du mal Jemanden zum Reden brauchst ...", setzte ich an.
"Komme ich sicherlich nicht zu euch. Dein Freund gehört zu den besten Freunden von Marco und du, Timo, hast in den letzten zwei Tagen schon für genug Chaos gesorgt."
"Tut mir leid, ich hör auf damit", versprach Timo. "Obwohl könnte das mit dir und Niklas nicht vielleicht doch etwas ernstes werden?" Sprachlos wurde der Stürmer von Joshua angesehen, ehe dieser nur noch den Kopf schüttelte und zur Zimmertür lief.
"Wo gehst du hin?", erkundigte ich mich.
"Zu Serge." Mit diesen Worten verließ Josh das Zimmer. Timo und ich sahen uns an. Da hatten wir wohl einiges wiedergutzumachen.
Leons PoV
Seufzend quälte ich mich vom Bett, als es an der Tür klopfte. Als ich diese öffnete, blickte ich in Joshuas grinsendes Gesicht.
"Ich bin die Verrückten aus London losgeworden", berichtete er, während er mein Zimmer betragt.
"Wie hast du das denn so schnell geschafft?", hakte ich nach, nachdem ich die Tür wieder geschlossen hatte.
"Es war nur ein Date mit Manu, Sex mit Niklas und die unerwiderte Liebe zu Marco notwendig. Wusstest du, dass Marco mit Mario zusammen ist?"
"Bevor wir über Marco und Mario sprechen, wäre es mir ganz lieb, wenn du mir den Teil davor erstmal erklärst. Warum hat mein Freund ein Date, Sex und eine heimliche Liebe ohne dass ich irgendwas damit zu tun habe?"
"Timo hat mich gestern Abend in unserem Zimmer wieder abgefangen. Es kam wieder die Drohung mit dem Eigentor, bei der ich mir noch immer unsicher bin, wie ernst ich die nehmen muss. Ich habe also erstmal mitgespielt. Auf der Terrasse saß dann Manu, der von Timo aber zuvor nicht eingeweiht wurde. Wir haben es uns dort also gemütlich gemacht, etwas gequatscht und Wein getrunken. Der Wein lässt übrigens nach. Der, den wir beiden hatten, war eindeutig besser. Irgendwann wurde uns dann erlaubt wieder reinzugehen. Bevor ich wegen Timo heute Abend wieder irgendwo mit irgendjemanden sitze, um Wein zu trinken, habe ich entschlossen, etwas Chaos zu stiften. Niklas hat mit Timo vereinbart, dass der ihn um sieben abholte, damit sie zusammen in den Keller gehen. Als Timo dann da war, hat Niklas behauptet, dass er noch nicht so weit wäre. Serge hat währenddessen Kai bis um sieben beschäftigt, welcher danach, wie erhofft, zu seinem Zimmer gegangen ist, wo Timo ja auf Niklas gewartet hat. Kai hat Timo angeboten mit reinzukommen. Drinnen haben Niklas und ich bloß auf die Beiden gewartet. Da wir beide nasse Haare und uns bloß ein Handtuch umgebunden hatten, haben sich die anderen Beiden natürlich ihren Teil gedacht. Ich bin, nachdem ich mich angezogen hatte, raus aus dem Zimmer. Einen Flur weiter habe ich mit Serge gewartet bis Timo und Kai sich einig waren, wie es weiter gehen sollte. Zum Glück haben sie sich dafür entschieden mir gemeinsam zu folgen, sonst hätte Niklas noch etwas mitgespielt. So war es aber einfacher. Wir sind zu dritt ins Zimmer von Timo und mir, wo die Beiden angefangen haben mich auszufragen. Ich habe ihnen erzählt, dass das mit Niklas nichts ernstes sei und dass es aktuell nicht so einfach ist. In dem Moment wusste ich selbst noch nicht, wie sich das Gespräch entwickeln würde, da ich mich den Fragen von Timo und Kai anpassen wollte. Nach viel hin und her wurde schließlich entschlossen, dass ich heimlich in Marco verliebt bin, der aber ja mit Mario zusammen ist, weswegen ich keine Chance habe. Vorsichtshalber habe ich Timo noch gebeten, dass er nicht versuchen soll, Marco und Mario auseinander zu bringen. Timo hat gesagt, dass er jetzt aufhört mit seinen Spielchen."
"Also organisiert uns Timo keine Dates mehr?"
"Nein, das ist jetzt wieder deine Aufgabe. Mal davon abgesehen, dass das letzte Date schon ohne dich stattgefunden hat."
"Es ist aber auch nicht damit zu rechnen, dass er oder irgend Jemand in seinem Auftrag hier gleich auftaucht, um mich zu entführen?"
"Ich denke nicht."
"Und er weißt nicht, dass du hier bist?"
"Nein, ich habe gesagt, dass ich zu Serge gehe."
"Thomas ist abgereist. Ich habe jetzt ein Zimmer für mich allein."
"Vorgestern hast du mir noch einen Platz in deinem Bett zugesagt", erinnerte mich mein Freund, dem ich mich langsam näherte.
"Aber in meinem Bett herrscht eine strenge Kleiderordnung und aktuell hast du eindeutig zu viel an, um diese zu erfüllen."
"Dann ändere es doch." Grinsend zog ich Josh sein Shirt aus, ehe ich über seine Seite strich, ihn an der Hüfte packte und eng an mich zog.
"Sollte es irgend Jemand wagen uns zu stören, wird er den nächsten Morgen nicht mehr erleben", kündigte ich an, dann küsste ich den Kleineren verlangend und schob ihn Richtung Bett. Unterwegs sorgte ich dafür, dass wir beide noch die restlichen Kleidungsstücke los wurden.
Als mein Freund nackt unter mir auf dem Bett lag, löste ich mich noch einmal von seinen Lippen, um seinen Anblick genießen zu können.
"Ich liebe dich."
"Ich liebe dich auch, Leon", erwiderte Josh lächelnd, ehe er mich zu sich runterzog, um unsere Lippen erneut miteinander zu verbinden.
Für diese Nacht gehörte der Mittelfeldspieler nur noch mir allein.
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