Mats Hummels x Benedikt Höwedes [second try]

words: 1579

Benedikt POV:

Ich lief durch die Straßen von Dortmund. Ich achtete nicht darauf wo ich hinlief, war viel zu sehr in Gedanken versunken, aber meine Füße kannten den Weg auch blind. Ich wurde langsamer, als ich in eine Straße einbog und sah auf. Das Straßenschild verkündete den Straßennamen, ich spürte, wie eine Gänsehaut meine Arme überzog. Ob das gut oder schlecht war? Ich hatte keine Ahnung.

Mein Blick wanderte die Straße hinunter. Ich konnte Mats' Haus von hieraus sehen sowie sein Auto, das geparkt in der Einfahrt stand. Er war also zu Hause. Immer weiter näherte ich mich dem Haus, bis ich schließlich fast davorstand. Es sah noch fast genauso aus wie als ich es das letzte Mal gesehen hatte. Ungläubig schüttelte ich den Kopf, als ich feststellte, dass das fast sechs Jahre her war.

Sechs ganze Jahre, seitdem Mats und ich das letzte Mal ein vernünftiges Gespräch geführt hatten. Sechs Jahre, seitdem er nach München gegangen war und mich im Ruhrpott alleine gelassen hatte. Ein Jahr später war ich nach Italien gegangen. Ich hatte weggemusst. Alles hatte mich an Mats erinnert und es hatte mich verrückt gemacht, weil ich gewusst hatte, dass er nie so für mich empfinden würde wie ich für ihn, dass er mich nie so lieben würde.

Zumindest hatte ich das geglaubt. Wenn ich inzwischen auf unsere gemeinsame Zeit zurückblickte, war ich mir ziemlich sicher, dass er mich auch geliebt hatte. Vielleicht sogar so sehr, dass er selbst nicht damit klargekommen war. Aber damals war ich jung gewesen, jung und unerfahren, und hatte das alles nicht einschätzen können.

Heute wusste ich es besser. Ich war erfahrener geworden, wodurch mir klargeworden war, dass ich einen Fehler gemacht hatte, als ich mir geschworen hatte, nie wieder mit Mats zu reden. Denn ich musste mir selbst eingestehen, dass ich ihn vermisste. Ich wollte und brauchte ihn in meinem Leben, das war der Grund warum ich hier war.

Ich wusste nicht, wie lange ich einfach vor dem Haus gestanden und es mir angesehen, in Erinnerungen geschwelgt hatte. Doch plötzlich wurde ich durch das Geräusch einer sich öffnenden Tür aus meinen Gedanken gerissen. Ruckartig hob ich den Kopf und erblickte Mats, der in seiner Haustür stand und mich ansah als wäre ich ein Geist. Vielleicht war ich das ja mittlerweile für ihn.

„Benni? Was machst du hier?", fragte er dann. Bei seinem nüchternen Tonfall zog sich mein Herz zusammen. Er wollte mich nicht hier haben. Ich sollte einfach wieder gehen. Doch ich war wie erstarrt, konnte weder weglaufen noch die Frage beantworten, die mir Mats gestellt hatte. „Ich...ich wollte zu dir.", brachte ich schließlich stammelnd heraus. Mats hob die Augenbrauen. „Ich weiß, du willst mich wahrscheinlich nicht sehen.", fügte ich schnell hinzu, „Aber ich will mit dir reden."

Mats seufzte. Er versuchte es zu verbergen, aber ich konnte sehen, wie er mit sich rang. „Meinetwegen.", brummte er schließlich, „Komm halt rein." Er trat einen Schritt zurück, um mir zu bedeuten, einzutreten. Zögerlich kam ich dieser Aufforderung nach, überwand den Abstand zwischen mir und der Tür und trat an ihm vorbei in den Flur, wo ich stehen blieb. Die Tür wurde geschlossen.

„Komm mit.", meinte Mats in einem neutralen Tonfall und machte sich auch den Weg zum Wohnzimmer. Schnell trat ich mir die Schuhe von den Füßen und folgte ihm. Auf dem Weg begutachtete ich die Wohnung. Es war ein wenig umgeräumt worden, doch die meisten Möbel waren noch die gleichen. Auch einige Fotos erkannte ich noch von damals, doch es waren logischerweise viele neue hinzugekommen.

„Setz dich.", bedeutete mir Mats und ließ sich aufs Sofa fallen. Unsicher ließ ich mich ebenfalls darauf nieder, mit so viel Abstand zu ihm, wie es nur möglich war. „Also?", hakte Mats ungeduldig nach. Abwartend sah er mich an, doch ich brauchte einige Sekunden, um zu antworten. „Ich vermisse dich.", brach es aus mir heraus und bereute es sofort wieder. Das war ja mal der klischeehafteste Anfang für so ein Gespräch.

Aber ich konnte mich nicht weiter darüber aufregen, denn Mats beanspruchte meine Aufmerksamkeit. Er schnaubte. „Das fällt dir nach sechs Jahren auf?", meinte er ungläubig, „Und darf ich dich daran erinnern, wer von uns beiden nach Italien gegangen ist und sich nie wieder gemeldet hat?" Jetzt war es an mir zu schnauben. „Du bist zuerst gegangen.", stellte ich klar, „Und du hast dich auch nicht gemeldet."

Darauf schien der Brünette keinen passenden Konter parat zu haben. Also sprach ich nach einer kurzen Pause einfach weiter. „Nachdem du nach München abgehauen bist, habe ich nächtelang nicht geschlafen. Ich bin damit nicht klargekommen, dass du einfach weg warst. Deshalb bin ich nach Italien gegangen. Ich brauchte einen Tapetenwechsel, ich─" „Ich bin nicht abgehauen.", unterbrach Mats mich auf einmal. Skeptisch sah ich ihn an. „Ach wirklich nicht? Was denn dann?" „Ich habe Bayern vermisst, ich wollte zurück nach Hause.", beteuerte er, doch ich glaubte ihm kein Wort.

„Natürlich.", schnaubte ich, „Mats, wir waren glücklich! Du beim BVB, ich bei Schalke. Wir zusammen. Wir waren glücklich und du bist abgehauen. Und weißt du, was ich glaube?", ich redete mich immer weiter in Rage, „Ich glaube, dass du Angst hattest, vor deinen Gefühlen. Wir waren nie etwas Offizielles, aber damals waren wir kurz davor. Aber aus irgendeinem Grund hattest du Angst, dich deinen Gefühlen hinzugeben und mit mir zusammen zu sein. Also hast du das erstbeste Angebot von einem Club angenommen und bist gegangen."

Ich atmete schwer, als ich zum Ende kam. Mats schwieg, aber an seiner Mimik konnte ich lesen, dass ich den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. „Ich liebe dich, Mats.", sprach ich nun ruhiger weiter, „Ich habe es immer getan und ich werde es vermutlich immer tun, und ich weiß, dass du mich auch geliebt hast. Vielleicht tust du es immer noch. Ist auch egal. Es macht nichts, wenn du es nicht mehr tust, aber gib wenigstens zu, dass du es getan hast."

Stille. Todesstille. Nur das Ticken einer Uhr und unser Atmen war zu hören. Die Anspannung im Raum war spürbar. Ich hatte mich fast damit abgefunden, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Mats mich anschreien und rausschmeißen würde, da brach er das Schweigen. „Du hast Recht.", sagte er ruhig, „Mit allem." Mein Herz begann schneller zu schlagen, mein Atem zitterte. „Ich habe dich geliebt, Benni, und ich tue es immer noch, aus tiefstem Herzen." Bildete ich mir das nur ein oder glitzerten da wirklich Tränen in seinen Augenwinkeln? „Ich war damals nur so maßlos überfordert, weißt du? Verdammt, ich bin es wahrscheinlich immer noch.", gab er zu, seine Stimme stockte.

„Ich war auch überfordert.", gestand ich ihm nach einer kurzen Stille, „Wir waren jung und haben in einer Welt gelebt, leben immer noch in einer Welt, die Menschen wie uns nicht so offenherzig aufnimmt wie andere. Aber das war mir damals wie heute so egal. Sollen sie uns doch dafür hassen. Ich brauche nicht zehn Millionen Fans auf Social Media, ich brauche nur dich."

Ein trauriges Lächeln schlich sich auf Mats' Gesicht. „Es tut mir leid, was zwischen uns passiert ist." „Mir auch." Ich erwiderte das Lächeln. „Also...weißt du...wir könnten es nochmal probieren.", schlug er schließlich unsicher vor, „Du und ich." Ungläubig sah ich ihn an. „Meinst du das ernst?" Er nickte. Ich nickte auch. „Nichts lieber als das."

Am nächsten Tag musste Mats zum Training. Ich war über Nacht bei ihm geblieben und wir hatten viel geredet. Wir mussten immerhin sechs Jahre aufholen. Da ich keine Lust hatte alleine in Mats' Haus zu bleiben und auch sonst nichts vorhatte, hatte er vorgeschlagen, dass ich ja auch mit zum Training kommen könnte, zum Zugucken.

So betraten wir nun das Trainingsgelände. Ich sog scharf die Luft ein. Hier war alles schwarzgelb. Mats kicherte. „Nicht lustig!", bescherte ich mich und boxte ihm spielerisch in die Seite. „Doch, ist es!", widersprach er mir, „Wirst du es überleben?", fragte er dann gespielt dramatisch, ich verdrehte die Augen. „Solange ich keins von euren Trikots anziehen muss, ist alles gut.", grinste ich. „Ohhhh!", machte er gespielt enttäuscht, „Ich hatte mich so gefreut, dich mal in meinem Trikot zu sehen." Doch ich meinte nur: „Wenn du im Gegenzug ein Schalketrikot von mir anziehst, können wir darüber reden." Damit war die Sache geklärt.

Während Mats noch in der Umkleide war, ging ich schonmal zum Trainingsplatz. Einige Spieler waren schon dort und kickten etwas. Auch Marco war darunter, überpünktlich, wie es sich für einen Kapitän gehörte. Als er mich erblickte, fiel ihm die Kinnlade nach unten. Er brauchte einen Moment, dann joggte er auf mich zu.

„Benni!", begrüßte er mich irritiert, „Was machst du hier und wie bist du aufs Gelände gekommen?" „Hi, Marco!", erwiderte ich die Begrüßung, ehe ich beide Fragen in einem Wort beantwortete: „Mats." „Mats?", wiederholte Marco verwirrt, „Ich dachte ihr habt euch zerstritten?" Seufzend zuckte ich mit den Schultern. „Wir haben uns wieder ausgesprochen.", erklärte ich.

„Wann?", lautete die nächste Frage. Doch ehe ich antworten konnte, ertönte Mats' Stimme hinter mir. „Gestern.", sagte er, „Benni stand vor meine Tür und naja, eins kam zum anderen. Und jetzt hör auf den Armen mit Fragen zu löchern, du bist ja schlimmer als die Presse.", lachte Mats und gab mir einen schnellen Wangenkuss, bevor er sich einen Ball schnappte und aufs Feld ging, um sich schonmal etwas aufzuwärmen.

Marco sah ihm nach. „Ich hoffe wirklich, dass es diesmal funktioniert, mit euch beiden.", wandte er sich dann lächelnd nochmal an mich, „Er war lange nicht mehr so glücklich." Auch auf meine Lippen schlich sich ein Lächeln. „Ich auch nicht."

Ich hoffe euch hat der Oneshot gefallen! Einen schönen Restsonntag wünsche ich euch und morgen einen guten Start in die neue Woche!

MsReyland

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