Julian Brandt x Marius Wolf [he loves you]

words: 1231

Julian POV:

Scheiße. Scheiße, scheiße, scheiße. Was hatte ich mir dabei gedacht? Was hatte ich mir dabei gedacht, gestern, als wir beim Mannschaftsabend Wahrheit oder Pflicht gespielt hatten, der Pflicht, Marco zu küssen, einfach so nachzukommen? Gut, ich hatte das ein oder andere Bier intus gehabt, aber das machte es nicht besser. Marius war da gewesen. Er hatte live miterlebt, wie ich, sein Freund, einen anderen geküsst hatte.

Als ich mitgekriegt hatte, was gerade passiert war, war ich sofort aus Marius Wohnung, wo der Mannschaftsabend stattgefunden hatte, abgehauen. Ich hatte rausgemusst, aus der Wohnung, die mir beinahe vertrauter war als meine eigene. Verdammt, ich hatte alles kaputt gemacht. Marius würde mich hassen. Bestimmt waren auf meinem Handy mehrere Text- und Sprachnachrichten sowie Voicemails, in denen er mir sagte, wie enttäuscht er von mir war und dass er jetzt nicht mehr mit mir zusammen sein könnte.

Es klingelte an meiner Wohnungstür, doch ich stand nicht vom Sofa auf. Es klingelte nochmal. „Jule, verdammt. Ich weiß, dass du da bist! Mach die Tür auf oder ich hole den Schlüssel von der Nachbarin!" Es war also Jannis, der da vor meiner Tür stand. Langsam erhob ich mich und schlurfte in den Flur. Machte die Tür auf und verschwand danach, ohne meinen Bruder auch nur anzusehen, wieder ins Wohnzimmer, wo ich mich aufs Sofa fallen ließ.

„Verdammt nochmal, Jule!" Ich konnte das Augenverdrehen meines Bruders vor mir sehen, obwohl er hinter mir stand. „Tu nicht so, als wäre jemand gestorben!" Ich schnaubte. „Es ist aber jemand gestorben!" „Ach ja?", fragte Jannis skeptisch, „Wer denn?" „Meine Beziehung ist tot! Ich Vollidiot hab sie umgebracht!", jammerte ich und spürte, wie mir langsam die Tränen kamen. Mein jüngerer Bruder murmelte etwas, das verdächtig wie „Dramaqueen" klang und ließ sich dann auf den Sessel gegenüber von mir fallen.

„Du hast deine Beziehung nicht umgebracht.", stellte er klar, doch ich schüttelte den Kopf. Er hatte ja keine Ahnung. „Hör zu, ich hab mit Marius geredet." Mein Kopf schoss so abrupt nach oben, dass es ein Wunder war, dass ich mir nicht das Genick gebrochen hatte. „Was? Warum?" Jannis seufzte. „Er hat mich angerufen, weil er sich Sorgen um dich gemacht hat. Du hast auf keine seiner Nachrichten reagiert." Mein Blick fiel auf mein Handy, dass seit gestern Abend unberührt mit dem Display nach unten auf dem Couchtisch lag. Zögerlich griff ich danach, musste aber feststellen, dass der Akku leer war.

„Er hat mir gesagt, ich soll dir ausrichten, dass er dich liebt.", durchbrach Jannis dann wieder die Stille. Ungläubig sah ich ihn an. „Aber-" „Nichts aber! Jule, der Kerl liebt dich und du machst Drama wegen so einer Lappalie!" „Ich habe Marco geküsst!", widersprach ich ihm. Für mich sah das nach mehr aus als einer einfachen Lappalie. „Wegen eines Spiels, Jule, es war ein Spiel.", korrigierte mich mein Bruder, „Klar fand Marius das nicht so geil, aber soooo schlimm war das jetzt auch wieder nicht. Also geh zu ihm, entschuldige dich und dann ist gut."

Nervös meinen Fuß auf und ab wippend, saß ich kurze Zeit später in Jannis' Auto. Er hatte darauf bestanden, mich höchstpersönlich vor Marius' Haustür abzuladen, als wolle er sichergehen, dass ich auch wirklich dort ankam. Etwas lächerlich, wie ich fand, denn wo sollte ich denn sonst hin? Es kam mir vor, als wären wir erst fünf Minuten gefahren, als Jannis anhielt und mir abwartend ansah, dabei mussten es zwanzig gewesen sein. „So, los jetzt. Hol ihn dir zurück, Tiger!", zwinkerte mein Bruder.

„Jule! Gottseidank!", atmete Marius erleichtert aus, als er mir die Tür aufmachte und zog mich erstmal in seine Arme, ehe er die Tür umständlich wieder schloss. „Du hast auf keine meiner Nachrichten geantwortet, nachdem du einfach verschwunden bist. Ich hab mir Sorgen gemacht!" „Sorry.", nuschelte ich unverständlich und vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge. „Für alles, ich...ich hätte Marco nicht einfach küssen sollen." Marius seufzte, während er seine Hand in meinen Haaren vergrub. „Es ist alles gut, mein Schatz. Es war ein Spiel und du warst ziemlich angeschekert. Du musst wirklich aufhören immer aus einer Mücke einen Elefanten zu machen.", beruhigte mich mein Freund.

Wir standen noch einige Zeit stillschweigend und uns umarmend im Flur von Marius' Wohnung. Irgendwann brach ich aber doch die Stille, da mir nicht aus dem Kopf gehen wollte, was Jannis mir vermeidlich von Marius ausgerichtet hatte. „Ich liebe dich auch." Mein Freund löste sich etwas von mir und sah mich fragend an. „Jannis hat mir vorhin gesagt, dass er mir von dir sagen soll, dass du mich liebst.", erklärte ich. „Daran hat er gedacht?", entkam es Marius überrascht. Ich nickte. „Hm, er hat wohl gemerkt, wie wichtig es mir war, dass du das weißt.", lächelte er, „Ich hatte Angst, dass du denkst, unsere Beziehung ist wegen diesem einen, kleinen Kuss vorbei."

„Dachte ich nicht.", murmelte ich, doch Marius sah mich nur mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ach nein? Willst du mir also erzählen, dass du nicht heulend auf dem Sofa lagst, Tonnenweise Eis gefressen hast und unserer Beziehung hinterhergetrauert hast?", grinste er keck. „Ey!", meinte ich und quittierte diesen Ausdruck mit einem leichten Schlag gegen Marius' Schulter, „So schlimm bin ich nun auch wieder nicht." „Aaaaber du hast unserer Beziehung hinterhergetrauert!", grinste Marius. „Und wenn schon. Das zeigt doch nur, wie wichtig du mir bist.", erwiderte ich ebenfalls grinsend.

„Wollen wir das hier vielleicht mal verlegen?", fragte Marius schließlich und sah sich um, als hätte er gerade erst gemerkt, dass wir in seinem Flur standen. „Ins Wohnzimmer?", erkundigte ich mich, „Oder ins Schlafzimmer?" Ich ließ meine Augenbrauen wackeln. „Option zwei fände ich gut.", grinste mein Freund und begann, meinen Hals mit Küssen zu übersäen. „Mhhh", machte ich, „Ich auch." Mit diesen Worten trat ich mir die Schuhe, die ich noch angehabt hatte, von den Füßen und begann, Marius in Richtung seines Schlafzimmers zu schieben.

Am späten Nachmittag lagen wir zusammengekuschelt unter der Decke in Marius' Bett. Draußen begann es zu dämmern, als mir plötzlich einfiel, dass mein Handy, welches auf dem Nachttisch lag, immer noch ungeladen war. „Kann ich mir dein Ladekabel ausleihen? Ich muss dringend mein Handy laden, sonst denkt mein Bruder noch, es ist sonst was passiert." „Klar.", meinte Marius, beugte sich zu seinem Nachttisch und zog das Ladekabel hervor, dass er mir reichte. Schnell steckte ich mein Handy an den Strom, dann beugte ich mich zu meinem Freund und küsste ihn. „Danke."

Als mein Handy wieder genug Akku hatte, checkte ich erstmal meine Nachrichten. Nicht, dass irgendetwas wichtiges passiert war. War es aber nicht, stattdessen zeigte mir WhatsApp 43 neue Nachrichten und 11 verpasste Anrufe von Marius an. „Ernsthaft?", lachte ich und zeigte ihm mein Handy. Er zuckte nur mit den Schultern. „Hab mir Sorgen gemacht." Ich überflog die Nachrichten, die er mir geschickt hatte und konnte nicht umhin zu lächeln.

Schließlich legte ich mein Handy weg, rollte wieder zu Marius und begann, Küsse auf seinem gesamten Körper zu verteilen. Nach jedem einzelnen sagte ich: „Ich liebe dich auch." Als ich fertig war, sah Marius mich verwirrt an. „Ich liebe dich ja auch, aber willst du mir verraten, wofür das war?" „Das war meine Antwort auf jedes einzelne „Ich liebe dich", das du mir gestern Nacht geschickt hast.", erklärte ich ihm. Mein Freund musste lachen. „Manchmal bist du echt megakitschig." Ich zuckte nur mit den Schultern. Denn vielleicht war ich eine Dramaqueen und kitschig, aber Marius liebte mich trotzdem und darüber war ich mehr als glücklich.

Es war mal wieder Zeit für etwas Brolf. Ich hoffe, der Oneshot gefällt euch!
Falls ihr es noch nicht gesehen habt: Mein Adventskalender 2022 ist draußen! Schaut dort gerne vorbei.

MsReyland

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