Nelson x Sancho
für 0903maedchen
》In the end, I'm gonna be alright
But it might be take a hundred sleepless nights
To make the memories of you disappear
But right now I can't see nothing through these tears《
-LANY
,,Jadon, was zum..." hörte ich die geschockte Stimme meines Mitbewohners, der gerade nach Hause kam. Wenig später spürte ich, wie er sich neben mich hockte und zu sich zog. ,,Alles wird gut, Kleiner" murmelte Christian beruhigend und strich mir über den Rücken.
,,Nichts wird gut! Es ist vorbei, Chris. Es ist alles vorbei" schluchzte ich und klammerte mich an den Amerikaner. Ich brauchte irgendeinen Halt, denn gerade fühlte es sich so an, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggezogen und ich Meter in die Tiefe fallen würde.
,,Was ist vorbei? Wovon redest du?" hakte er vorsichtig nach.
,,Das mit Reiss, wir haben Schluss gemacht" entgegnete ich und schaffte es nicht, die durch diesen Gedanken neu aufgekommenen Tränen zurückzuhalten. Die Erinnerungen an unseren Streit, der gefühlt erst einige Minuten zurücklag, war zu schmerzhaft.
Christian war für einen Moment still und strich mir weiterhin nur über den Rücken. Diese kleinen Gesten halfen gerade mehr, als irgendwelche Worte und schafften es, dass ich mich wenigstens ein bisschen sammeln konnte. ,,Möchtest du mir erzählen, was passiert ist?" fragte er nach einiger Zeit behutsam nach.
,,Da gibt es nichts großartiges zu erzählen" murmelte ich und löste mich von meinem Teamkollegen, ,,ich habe den Menschen verloren, den ich am meisten liebe und den ich nie verlieren wollte."
,,Wenn du ihn wirklich so sehr liebst und die Trennung nicht willst, dann rede doch nochmal mit ihm. Ihr kriegt das bestimmt wieder hin" schlug er vor und lächelte mich aufmunternd an.
Ich schüttelte den Kopf und fuhr mir übers Gesicht. All die Vorwürfe, die wir uns gemacht hatten, spielten sich immer wieder in meinem Kopf ab. ,,Du warst nicht hier. Du weißt nicht, was wir uns alles an den Kopf geworfen haben. Die letzten Wochen hatten wir uns auch nur noch gestritten. Jetzt ist es eskaliert."
,,Meinst du nicht, dass es dann besser so ist? Du solltest in deiner Beziehung glücklich sein und dich wohl fühlen. Es bringt euch beide nicht weiter, wenn ihr euch nur streitet"entgegnete Chris.
,,Warum fühlt es sich nicht so an, wenn es besser ist? Das einzige, was ich fühle, ist Schmerz" gestand ich und spürte wie meine Augen wieder glasig wurden. Ich hatte schon so viele Tränen vergossen, dass ich mich fragte, woher die alle noch kamen, ,,mein Kopf explodiert gleich, mein Herz verkrampft sich jede Sekunde und ich habe das Gefühl, dass mir die Luft zum Atmen wegbleibt."
,,Ich weiß, wie schwer Trennungen sind, aber du wirst das überstehen, klar? Du bist nicht alleine" stellte der Amerikaner klar und zog mich wieder zu sich. Vor einigen Monaten hatte er mit Felix, seinem langjährigen Freund, Schluss gemacht und schrecklichen Liebeskummer gehabt. In der Zeit habe ich versucht, so gut es ging für ihn da zu sein. Am Anfang war es sehr schwer, da er mich kaum an sich heran gelassen hatte, doch nach einigen Wochen wurde es besser, was auch unsere Freundschaft stärker machte. Reiss war mein erster Freund und meine erste große Liebe. Somit hatte ich keine Ahnung wie sich eine Trennung anfühlte und konnte mich schlecht in Christian hineinversetzen. So sehr, wie er gelitten hatte, wollte ich das um ehrlich zu sein auch nicht. Jetzt, wo all das, was zwischen mir und den Hoffenheimer lief, vorbei war, wusste ich es. Dieser Schmerz, der sich durch meinen ganzen Körper zog, war kaum auszuhalten, und ich hatte das Gefühl, dass er nie vergehen würde.
Tage, Wochen und Monate vergingen, doch geistig und körperlich ging es mir nicht besser. Die Trennung von Reiss tat immer noch genauso weh, wie am Anfang. Es war absolut nichts gegen die Bänderverletzung, die mich über einen Monat pausieren ließ, oder andere Sportverletzungen. Auch wenn meine Teamkollegen oder Chris mir immer wieder einreden wollten, dass es besser werden würde, wurde es nicht besser. Es würde für immer dauern, bis ich diesen Verlust verkraftet hätte. Jedesmal, wenn ich unser Apartment verließ, erinnerte mich irgendwas an Reiss. Er war jede Woche mindestens für einen Tag bei mir und zusammen erkundeten wir Stadt, lernten die Deutsche Sprache und Kultur oder entspannten uns im Stadtpark. Alle Bilder, Geschenke oder sonstige Gegenstände, die mich an die Beziehung erinnerten, hatte Chris in einem großen Karton gepackt und weggestellt, damit ich ihn wenigstens zu Hause vergessen konnte. So viel Mühe sich der Amerikaner auch gab, brachte es trotzdem nichts. Denn jedes Zimmer hatte irgendwas, was mich an ihn erinnerte. Er schwirrte mir jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde im Kopf herum und das zeigte sich vor allem in meinen Leistungen wieder. Wir hatten den zwölften Spieltag der Bundesliga und ich hatte gerade eine Vorlage, in den zehn Spielen, die ich für Dortmund bestritt, gegeben. Wenn wir nicht so viel Verletzungspech hätten, wäre ich vermutlich schon aus dem Kader geflogen.
,,Jadon, aufstehen!" rief eine Stimme, die ich ziemlich schnell meinem Mitbewohner zuordnen konnte, und wenig später hörte ich, wie die Zimmertür aufging, ,,in einer halben Stunde fahren wir los."
Murrend drehte ich mich zu Tür und öffnete langsam die Augen. ,,Dir ist schon klar, dass wir heute kein Training haben?" hakte ich müde nach. Nach jedem Spiel hatten wir einen Tag frei und da wir gestern gegen Hannover gewonnen hatten, war unser freier Tag heute.
,,Wir fahren ja auch nicht zum Trainingsplatz" erklärte Chris und stellte auf meinen Nachtisch ein kleines Tablett ab, auf dem ein Teller Rührei mit Bacon und eine Tasse Tee stand, ,,in einer halben Stunde sitzt du fertig im Auto."
Bevor ich fragen konnte, wohin er fahren wollte, war Christian schon wieder aus meinem Zimmer verschwunden. Seufzend richtete ich mich auf und nahm den Teller vom Tablett. Es war lieb von meinem Mitbewohner, dass er sich so fürsorglich um mich kümmerte und mir Frühstück machte, obwohl ihn nicht mal darum gebeten hatte. Er machte es einfach von sich aus. Für mich war das auf keinen Fall selbstverständlich und ich musste mir unbedingt etwas einfallen lassen, um ihm seine Gesten zurückzuzahlen. Kochen würde flach fallen, da ich eher die Küche in Brand setzen würde, als etwas essbares auf einen Teller zu zaubern.
Nachdem ich aufgegessen habe, stellte ich den Teller in die Spülmaschine. Anschließend nahm ich meine Tasse, an der ich ab und zu nippte, und machte mich fertig. Wie Chris wollte, saß ich eine Stunde, nach dem ich aufgestanden war, angezogen in seinem Auto. ,,Sagst du mir nun, wohin wir fahren?" fragte ich ihn, als er sein Auto startete und vom Parkplatz fuhr.
,,Nein" antwortete er knapp und richtete seine Konzentration auf die Straße. Egal, wie oft ich noch gefragt hatte, immer wich er aus und letztendlich antwortete er mir gar nicht mehr. Beleidigt stütze ich meinen Kopf an der Scheibe ab und sah gelangweilt nach draußen.
Die Fahrt dauerte um einiges länger, als ich es erwartet hätte. Erst nach 2 1/2 Stunden fuhr Christian von der Autobahn und spätestens, als er die Ausfahrt nach Sinsheim nahm, wusste ich, was er vorhatte. ,,Was zur Hölle wollen wir hier?!" wollte ich hysterisch wissen. Ich war definitiv nicht bereit in der Stadt, in der mein Exfreund spielte und wohnte, herumzulaufen, geschweige denn ihm oder einer seiner Kollegen zu begegnen.
,,Verdammt Christian! Entweder, du sagst mir sofort, was wir hier wollen oder ich steige aus! Mir egal, ob du fährst oder nicht" machte ich deutlich, als der Amerikaner mir wie auf die Fragen davor nicht antwortete.
,,Beruhig dich" murmelte er gelassen und bog in eine mir altbekannte Straße ein, ,,Mo hat heute Morgen einen Anruf von einem Hoffenheim Spieler bekommen -irgendwas mit Nadi oder so-, der gesagt hat, dass Reiss nicht mehr zum Training kommt und seine Wohnung nicht verlassen will. Er hat gefragt, ob du nicht mal mit ihm reden könntest."
,,Hast du sie noch alle? Du kannst mich doch nicht einfach zur Wohnung von meinem Ex fahren und erwarten, dass ich ihn mit einem Gespräch wieder darzubringen kann, zum Training zugehen. Ist es dir so egal, wie es mir dabei geht oder was ich darüber denke?" murrte ich fassungslos.
,,Wenn ich dir nicht jeden Tag etwas zu essen machen oder dich zum Training schleifen würde, dann wärst du jetzt genauso verloren wie er. Seit Monaten ist das einzige, was du willst, mit ihm reden und dich mit ihm vertragen. Also: wo ist das Problem?" erkundigte sich Chris verwirrt und parkte das Auto vor dem großen Wohnhaus, in dem Reiss lebte. Die Gegend und das Haus hatten sich nicht ansatzweise verändert. Alles wirkte immer noch so heimisch und vertraut.
,,Das Problem ist, dass wir Schluss gemacht haben?!" entgegnete ich aufgebracht. Wir hatten uns Monate nicht mehr gesehen und keinen Kontakt gehabt. Würde er mich wirklich noch an sich heranlassen?
,,Jadon, es ist ganz einfach" erwiderte Chris sanft und zeigte auf das Wohnhaus, ,,entweder du gehst da jetzt rein und redest nochmal mit den Menschen, den du immer wieder die Liebe deines Lebens oder den Mann deiner Träume genannt hast, oder du bleibst jetzt hier sitzen und wir fahren wieder nach Hause. Aber dann akzeptierst du endlich, dass es endgültig vorbei ist und schließt mit ihm ab. Das bedeutet, dass du ihn nicht mehr siehst, ihn nicht mehr erwähnst, ihn nicht mehr..." er brauchte nicht mehr weiterreden, da mein Herz sich schon entschieden hatte und von nun an mein Gehirn lenkte.
Ich stieg aus Christians Wagen aus und lief wie automatisch zu dem Wohnhaus von Reiss. Ein Leben ohne ihn konnte und wollte ich nicht, darüber musste ich keine Sekunde lang nachdenken. Egal, wie schwer und schwierig unsere Beziehung war, ich liebte Reiss und wollte nur mit ihm zusammen sein. Nach einem sehr langen, emotionalen und intensiven Gespräch wusste ich, dass es ihm genauso ging. Er konnte nachts ohne mich nicht schlafen, nicht richtig essen oder sich auf den Fußball konzentrieren, genau wie ich. Keiner von uns wusste zuvor, wie schmerzhaft eine Trennung sein konnte, da das für uns beide die erste Beziehung war. Doch eines wussten wir: wir wollten nie wieder eine erleben.
Tut mir leid, dass das Ende irgendwie so doof ist. Ich hoffe, dass er dir trotzdem gefällt❤🏹
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