Kroos x Ramos [1/3]
für Nachtsonne
,,Fifa ist scheiße" murrte Nacho und schmiss seinen Controller auf den Wohnzimmertisch, was uns zum Schmunzeln brachte. Wir saßen mit dem ganzen Team im Wohnzimmer von Marcelo und feierten unseren monatlichen Mannschaftsabend.
,,Du bist scheiße in Fifa. Das ist ein kleiner Unterschied, mein Lieber" erwiderte Isco grinsend und klopfte seinem Landsmann, der im Finale unseres Turniers 4:2 gegen ihn verloren hatte, auf die Schulter.
,,Du hast betrogen!" warf Nacho ihm vor. Es war jeden Monat dasselbe. Egal wer gegen wen spielte, der Gewinner musste immer betrogen haben, um zu gewinnen. In der Hinsicht waren wir alle noch Kinder.
,,Okay bevor das noch eskaliert, streichen wir Fifa und machen weiter mit dem nächsten Spiel." Marcelo nahm die kleine Box vom Tisch, in der wir alle zu Beginn der Saison verschiedene Spiele aufgeschrieben hatten. Am Mannschaftsabend zog der jenige, der ihn austrug, drei Spiele, die gespielt werden würden. Da wir uns, was die Zettel anging, nicht absprachen, kam es auch mal vor, dass wir an einem Abend ein Fifa oder Skat Turnier nach dem anderen spielten. Der Brasilianer zog einen Zettel und las laut vor:,,Wahrheit oder Pflicht."
,,Dios, wer von euch Idioten hat sich denn das Spiel ausgedacht? Das wollt ihr doch nicht wirklich spielen..." brummte Sergio genervt.
,,Du kennst die Regel: Alles, was ausgelost wurde, wird gespielt" entgegnete Isco schulterzuckend und schaltete die Playstation aus, während unsere anderen Kollegen schon zum großen runden Gemeinschaftstisch gingen.
Mein Freund verdrehte die Augen und merkte an:,,Das ist eine dumme Regel. Wir sind keine 12 Jährigen auf einer Übernachtungsparty."
Die anderen wollten etwas erwidern, bis ich ihnen mit einer kurzen Bewegung deutlich machte, dass sie den anderen folgen sollten und wir nachkommen würden.
,,Alles okay mit dir?" erkundigte ich mich, nachdem wir alleine waren und rutschte zu meinem Spanier. Zwar war es nichts neues, dass er ab und zu schlechte Laune hatte und sehr schnell genervt war, aber an Mannschaftsabenden hatte er sonst immer Spaß. Er beteiligte sich an jedem Gespräch oder machte Witze. Dass es seit einigen Wochen, auch innerhalb der Kabine, nicht mehr so war, bereitete mir Sorgen.
,,Ja" murmelte er und sah gequält zu mir, ,,ich bin müde und will einfach nur noch nach Hause."
Ich nickte verständlich und strich ihm ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht:,,Was hälst du davon, wenn wir nach dem Spiel nach Hause fahren und den Abend in Ruhe mit einer Folgen Friends ausklingen lassen?"
,,Hört sich perfekt an." So ganz überzeugend klag er nicht, aber ich beschloss es dabei zu belassen. Würde ich weiter nachfragen, würde das nur in einem Streit enden, den eigentlich keiner von uns wollte. Somit stand ich auf und zog ihn auf die Beine, bevor wir zusammen zu den anderen gingen. Während ich mich zwischen Gareth und unseren Neuzugang Marino setzte, ließ Sergio sich auf den Stuhl gegenüber von mir neben Isco und Dani fallen.
,,Also gut: sind nun alle da?" fragte Marcelo und warf einen Blick in die Runde. Kein Platz war mehr frei und alle nickten. ,,Sehr schön" fuhr er fort und fing an die Flasche zudrehen, ,,Wahrheit oder Pflicht, Karim?"
,,Wahrheit" gab der Franzose direkt zurück und ignorierte die Sprüche wie "Du hast dich beim Fifa Spiel schon blamiert. Schlimmer kannst du es nicht machen, da kannst du ruhig Pflicht nehmen" von Luka und Nacho gekonnt.
Celo überlegte eine Weile, bis er schließlich eine Frage gefunden hatte:,,Hast du schon mal darüber nachgedacht uns zu verlassen?"
,,Freunde, ich spiele seit 9 Jahren für Real. Dieser Club ist mir ans Herz gewachsen und ihr seid wie eine zweite Familie für mich. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nie an einen Wechsel nach England oder Italien gedacht habe. Aber ich liebe diesen Club und würde ihn für nichts auf der Welt eintauschen."
,,Ich wusste gar nicht, dass du so poetisch und emotional sein kannst" scherzte der Waliser neben mir.
,,Du weißt so einiges nicht" bestätigte Karim und wackelte mit seinen Augenbrauen. Dann nahm er die Flasche, die schließlich bei Vinicius stoppte:,,Kleiner, Wahrheit oder Pflicht?"
,,Ähm" stammelte der jüngste aus unserem Team und kratze sich am Hinterkopf, ,,Pflicht?"
Seine Antwort klang mehr nach einer Frage und seine Nervosität war ihm anzusehen, wie es bei jungen Spielern, die zu uns kamen, oft der Fall war. Nach ein paar Monaten merkten sie allerdings, dass wir auch nur normale Menschen waren und jeden willkommen hießen. Karim grinste wissend und drehte sich zu Celo:,,Wo hast du deine Vorräte versteckt?"
Der Brasilianer schmunzelte und stand auf. Wenig später kam er mit einer vollen Flasche Gin, Eistee und einem Glas zurück. Er überreichte alles unserem Stürmer, der alles zusammen mixte. ,,Typisch, Karim füllt erstmal alle ab" lachte Marco und sah ihn kopfschüttelnd dabei zu.
,,Mach da nicht zu viel Alkohol rein" mischte sich nun auch Raphaël ein, ,,der Junge ist gerade erst 18 geworden."
,,Rapha, du solltest auch ein Glas trinken, damit du dich entspannst" erwiderte unser Stürmer schelmisch, bevor er Vinicius sein Gemisch vorsetzte, ,,trinken."
Der junge Brasilianer nahm das Glas und musterte es prüfend. ,,Na dann" seufzte er und leerte das Glas in einem Zug. Er verzog leicht sein Gesicht, nachdem er das Glas wieder abstellte und einige fingen an zu lachen, andere applaudierten.
,,Wahrheit oder Pflicht an" setzte Vin unser Spiel fort und drehte die Flasche, ,,Lucas."
,,Pflicht" entgegnete der Spanier und bekam die Aufgabe seinem Gegenüber den romantischsten Heiratsantrag zumachen, den er sich vorstellen konnte. Auf dem Gesicht des Spaniers breitete sich ein großes Lächeln aus. ,,Marco Asensio" fing er an und lief langsam um den Tisch zu seinem Auserwählten, ,,wir kennen uns jetzt seit... drei Jahren. Diese drei Jahre waren die schönsten und traumhaftesten meines Lebens. Wir haben so viel gelacht und geweint, Höhen und Tiefen zusammen erlebt. Du bist mir in diesen Jahren unheimlich ans Herz gewachsen. Ich könnte mir nicht vorstellen, mich beim Training mit irgendjemand anderem aufzuwärmen oder im Bus neben jemand anderen zu sitzen. Ich will dich nicht verlieren und dich für immer in meinem Leben haben." Er machte eine kurze Pause und kniete sich hin, während alle anderen Grinsen. ,,Deshalb frage ich dich, Marco: willst du mich heiraten?"
,,Lu, wir brauchen keine Hochzeit. Wir sind Brüder, bis der Tod uns scheidet" antwortete der junge Spanier und langsam nahm der rot Schimmer auf seinen Wangen ab.
,,Soll mir auch recht sein" lachte Lucas und machte sich auf den Weg zurück zu seinem Platz, bevor er wie seine Vorgänger die Flasche nahm und drehte. Diesmal stoppte sie bei meinem Freund, der ohne die Frage abzuwarten ,,Wahrheit" auswählte.
,,Na dann" murmelte der Spanier plötzlich ernst und warf einen kurzen Blick zu mir, bevor er sich zu Sergio richtete, ,,hast du Toni jemals betrogen?" Vorerst herrschte Stille und genauso überrascht wie einige meiner Teamkollegen sah ich zu Lucas.
,,Komm schon, Lu" seufzte Isco und klopfte Sergio leicht auf die Schulter, ,,du weißt, dass das unser Traumpaar sich niemals hingehen würde."
,,Ja, stell ihm eine andere Frage. Du hast nicht jeden Tag die Möglichkeit ihn alles zu fragen und eine ehrliche Antwort zubekommen" stimmte Marcelo zu.
Lucas schüttelte nur den Kopf und schaute Sergio auffordernd an:,,Wenn er nichts getan hat, kann er es einfach sagen, nicht wahr? Du hast ihn nicht betrogen?" Sergio blieb überraschend still, was mich noch unruhiger werden ließ. Er hat so oft gesagt, dass er mich lieben würde und mir sowas nie antun könnte. Ich verstand nicht, wieso er es nicht einfach abstritt und weiter spielte.
,,Jungs, das ist nicht witzig" stellte Gareth klar und legte mir eine Hand auf die Schulter, als er meine Anspannung bemerkte.
,,Das ist auch kein Scherz" beteuerte Lucas, bevor er wieder zu seinem Landsmann blickte, ,,er hat die Wahrheit verdient, Sergio. Wenn du ihm nichts sagst, erzähle ich ihm, was ich gesehen habe. Du trägst das schon viel zu lange mit dir herum."
,,Welche Wahrheit, wovon redet er?" erkundigte ich mich irritiert. Diese Angst und Ungewissheit machte mich wahnsinnig. Fast noch wahnsinniger machte mich Sergio. Der, der bei allen Themen immer die größte Klappe hatte, saß still auf seinem Platz und guckte mich nicht mal mehr an. ,,Verdammt, was du angestellt?" hakte ich aufgebracht nach.
,,Wir waren feiern und haben getrunken. Da war diese Frau, die mich geküsst hat, und ich habe erwidert" gestand er endlich und hob langsam seinen Kopf. Ohne groß darüber nachzudenken, stand ich auf und lief in das nächstbeste Zimmer. Ich fuhr mir durchs Gesicht und versuchte zu verdauen, was mir mein Freund, für den Loyalität und Treue immer das wichtigste war, gerade gestanden hatte.
,,Toni" hörte ich seine Stimme ungewohnt leise und unsicher hinter mir, ,,es tut mir leid."
Ich drehte mich zu ihm und hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. An meiner Stelle hätten andere ihn angeschrien oder wären ohne ein weiteres Wort an ihm vorbeigegangen. Ich wollte die Wahrheit wissen, so weh sie auch tat:,,Ihr habt euch geküsst. War da noch mehr? Habt ihr miteinander geschlafen?"
,,Ja, haben wir" nickte er und schaute beschämt zu Boden. Es fühlte sich an, als wäre mein Herz 100 Stockwerke gefallen und auf dem kalten harten Betonboden, genannt Realität, zerbrochen. Jahre lang habe ich ihm bedingungslos vertraut und unterstützt, um am Ende so von ihm hintergangen zu werden.
,,Wann?" fragte ich und versuchte die aufkommenden Tränen zurückzuhalten, ,,was meinte Lucas mit: Du trägst das schon viel zu lange mit dir herum?"
,,Es war nach dem Sieg gegen England im ersten Nations League Spiel."
,,Das ist knapp 6 Wochen her!" rief ich entsetzt und fuhr mir durch die Haare, ,,du hast mir 6 Wochen lang eine heile Welt vorgespielt? Hättest du es mir weiterhin verschwiegen, wenn Lucas nichts gesagt hätte?"
,,Nein, i-ich weiß nicht. Ich wollte es dir sagen, a-aber ich wollte nicht, dass unsere Beziehung kaputt geht" stammelte er nervös. Während unserer Beziehung hatte Sergio schon ein paar mal geweint oder wurde von seinen Gefühlen so überrannt, dass er ins Stottern kam, was eben zeigte, dass er auch nur ein Mensch war. Vor anderen fiel es ihm schwer seine Gefühle und Schwäche zu zeigen, doch bei mir fiel ihm das deutlich leichter. Ein Grund mehr weshalb ich dachte, dass er mich lieben und das zwischen uns etwas ein einmaliges wäre.
,,Die ist kaputt gegangen, als du mit irgendeiner Tusse geschlafen hast. Ich hoffe wenigstens, dass die Nacht es wert war, dreieinhalb Jahre Beziehung zu ruinieren!" Nach diesen Worten drückte ich an ihm vorbei und ignorierte alles, was er mir hinterherrief.
Stay tuned🙊🖤
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