Jesus/Sterling x Sané [1/2]

für KikoK110

,,Hast du mit ihm geredet?" wollte Gabriel wissen und trank einen Schluck Tee, den ich für unsere Frühstück extra aufgesetzt hatte.

Ertappt kratzte ich mich am Hinterkopf und murmelte:,,Nein, ich warte noch auf den richtigen Moment."

,,Wann soll der deiner Meinung nach sein? Du wolltest es ihm schon vor zwei Wochen sagen" warf der Brasilianer mir ungeduldig vor. Ich wusste, dass ich ihn verletzte, indem ich meine Versprechungen nicht einhielt oder herausgezögerte, doch ich konnte nicht anders.

,,Ich weiß, aber... er liebt mich. Jedes Mal, wenn ich mir vornehme es ihm zu sagen, sein Haus betrete, die ganzen Bilder von uns und sein glückliches Lächeln sehe, schaffe ich es nicht mehr. Er bedeutet mir noch viel und ich will ihn nicht verletzen" versuchte ich mich zu erklären und sah schuldbewusst zu ihm auf.

,,Le, du wirst ihn verletzen, egal wo oder wie du es ihm erzählst. Die Entscheidung wird nicht leichter, in dem du es herauszögerst, sondern nur noch schwerer" erwiderte Gabe. Alles, was er sagte, war nachvollziehbar und ich wusste, dass er recht hatte, aber dennoch wollte ich es nicht wahr haben. Es musste doch eine Möglichkeit geben, wie ich aus der Sache herauskam ohne Raheem zu verletzen. In unseren 2 Jahren Beziehung hat er alles für mich getan und mich auf Händen getragen. Er hatte es nicht verdient, einfach so abserviert zu werden.

Erst Gabriels Seufzen riss mich aus meinen Gedanken. Er stand auf und schob seinen Stuhl wieder zurück. ,,Wo willst du hin?" fragte ich irritiert, als er sich auf den Weg zur Haustür machte.

,,Nach Hause" antwortete er knapp. Wir hatten schon öfter über Raheem und mich geredet. Darüber, wann ich endlich mit ihm reden würde und es beenden sollte, doch er ist noch nie einfach so aufgestanden und gegangen.

,,Du wolltest die freien Tage doch hier verbringen" hakte ich perplex nach und lief ihm hinterher.

Er blieb bei der Garderobe stehen und schlupfte in seine Schuhe. ,,Ich denke, dass es besser ist, wenn wir das lassen. Dann kannst du dir in Ruhe in darüber klar werden, was du willst."

,,Ich will dich" hauchte ich sicher, ,,ich liebe dich und ich will mit dir zusammen sein."

,,Dann zeig es mir. Melde dich, sobald du das mit Ster geklärt hast. Ich kann die ganzen Lügen und das Versteckspiel nicht mehr" entgegnete er und zog sich seine Jacke an. Gabe strich mir noch einmal über die Wange und drückte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen, bevor er sich abwandte und die Tür hinter sich zu zog.

Murrend fuhr ich mir übers Gesicht und lehnte mich erschöpft an die Wand. Was hatte ich nur angestellt? Mir war von Anfang an klar, dass ich Raheem verlieren würde, wenn ich ihm von der ganzen Sache mit Gabe erzählen würde. Doch ich bin das Risiko eingegangen, weil ich nicht mehr abstreiten konnte, dass ich etwas für den Brasilianer empfand und meine Gefühle für ihn immer stärker wurden. Er war derjenige, den ich nicht mehr aus dem Kopf bekam und mich alles vergessen ließ. Wenn ich mit ihm zusammen war, fühlte ich mich sofort wohl und geborgen. Die Gefühle für ihn waren komplett anders als die, die ich für Ster hatte. Ich liebe den Engländer mit all seinen Ecken und Kanten, nur auf eine andere Art, fast schon einer anderen Ebene. Er war mir wichtig und ich wollte, dass er glücklich war. Raheem hatte jemanden verdient, der ihn glücklich machte. Allerdings war dieser jemand nicht ich und das musste er endlich erfahren. Ich durfte mich nicht länger davor drücken.
Somit nahm ich meinen Autoschlüssel und machte mich, nachdem ich meine Schuhe anhatte, direkt auf dem Weg zu ihm. Vor seiner Tür angekommen, hätte ich mich am liebsten wieder umgedreht. Dennoch musste ich das jetzt durchziehen, für ihn, mich und vor allem für Gabe. Ich drückte auf die Klingel und wenig später öffnete sich schon die Tür.

,,Hey Babe, ich dachte, dass du über die freien Tagen nach Deutschland fliegen wolltest" begrüßte er mich so fröhlich wie immer und öffnete die Tür weiter, damit ich eintreten konnte.

Das würde genauso schwer werden, wie ich es mir vorgestellt hatte. ,,Raheem, ich muss mit dir reden" entgegnete ich und betrat seine Wohnung.

,,Was ist passiert? Du klingst so ernst" erkundigte er sich besorgt und das Lächeln auf seinen Lippen verschwand langsam.

,,Komm her, du solltest dich setzen" erwiderte ich behutsam und zog ihn ins Wohnzimmer zu seinem Sofa. Ich war schon so oft in seinem Haus gewesen und kannte es in und auswendig. Es fühlte sich fast wie mein zweites zu Hause an.

,,Le, what the hell? Du machst mir Angst" gestand Ster und setzte sich vorsichtig hin, ,,habe ich etwas angestellt?"

,,Nein, du hast gar nichts angestellt. Ehrlich, du bist der liebevollste Mensch, den ich kennenlernen durfte. Du würdest nicht mal einer Fliege etwas zu Leide tun" redete ich ihm schnell seinen Gedankengang aus. In diesem Fall lag es wirklich nicht an ihm, sondern an mir.

,,Was ist dann los?" wollte er unruhig wissen. Ich atmete tief durch und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Jetzt würde es vorbei sein, keine Lügen mehr.

Ich öffnete meine Augen wieder und sah zu Raheem:,,Ich habe dich die ganzen letzten Monate belogen und dir etwas verheimlicht. Ich habe dir mal erzählt, dass Gabe und ich uns nach der Meisterschaftsfeier geküsst haben, weil wir so betrunken waren und nicht mehr klar denken konnten... das stimmt nicht ganz. Wir waren nicht betrunken und wussten ganz genau, was wir taten. Er hat mir seine Gefühle gestanden und mich dann geküsst. Ich habe erwidert, weil mir klar wurde, dass ich auch mehr für ihn empfand als nur Freundschaft. Ich habe mich deinetwegen allerdings so schlecht gefühlt, dass ich das beendet habe und dir davon erzählt habe. Als Gabe dann mit Brasilien bei der Wm ausgeschieden ist, ist er zu mir nach Gran Canaria geflogen. Es war nicht geplant, sondern eine spontane Aktion. Wir haben die ganze Sommerpause zusammen verbracht und dort angefangen, wo wir letztes Mal aufgehört hatten. Zurück in Manchester wollten wir das wieder beenden, aber es ging nicht. Ich habe mich in ihn verliebt und konnte ihn nicht gehen lassen. Immer, wenn ich dir erzählt habe, dass ich für ein paar Tage nach Deutschland fliege oder mich mit Freunden treffe, war ich bei ihm oder er bei mir."
Nach meinem Geständnis herrschte Stille. Raheem starrte sprachlos auf seine Hände und versuchte vermutlich alles zu verdauen, was ich ihm gerade gestanden hatte.

Mir fiel eine große Last von den Schultern und ich war froh, dass die Wahrheit endlich raus war. Auch wenn mir bewusst war, dass ich einer der Menschen verlieren würde, der mir am wichtigsten war. ,,Es tut mir so leid, Ster. Ich wollte nicht, dass es soweit kommt und dich nicht verletzen" fügte ich noch leise hinzu.

,,Ich will, dass du gehst, sofort" war das einzige, was Raheem darauf erwiderte.

,,Ster, lass uns reden. Du bedeutest mir noch unheimlich viel und ich will dich als Freund nicht verlieren" bat ich ihn. Ich wollte nicht einfach so gehen und das zwischen uns so stehen lassen.

,,Du hast mir gerade erzählt, dass du seit Monaten eine Affäre mit Gabriel hast. Ich habe keine Ahnung, was du dir vorgestellt hast, aber das Letzte, was ich will, ist mich mit dir hier hinzusetzen und zureden. Ich will das du gehst, und zwar sofort! Werde mit Gabe glücklich, ihr zwei Betrüger habt euch verdient!" winkte er sauer ab und schüttelte fassungslos den Kopf.

,,Raheem, ich..." setzte ich an, doch er unterbrach mich:,,Geh, verdammt! Ich will nichts mehr hören!"

Ob ich wollte oder nicht, ich musste mich damit abfinden, dass ich bei ihm nicht mehr weiterkam und alles nur noch schlimmer machen würde, wenn ich ihn jetzt nicht in Ruhe lassen würde. Ergeben nickte ich und stand auf. Ich drehte mich nochmal zu Ster und überlegte noch etwas zusagen, aber entschied mich letztendlich dagegen und verließ ohne ein weiteres Wort sein Haus. Ich rannte die Veranda runter zu meinem Auto und ließ mich wieder auf den Beifahrersitz fallen. Ich startete den Wagen und fuhr zu der einzigen Person, bei der ich jetzt sein wollte.

Bei ihr angekommen, betätigte ich die Klingel und versuchte die aufgekommenen Tränen weiterhin zurückzuhalten. Keine Minute später öffnete Gabe genervt die Tür. Als er mir in die Augen sah, wurde sein Blick weicher und besorgter. ,,Du hast mit ihm gesprochen?" erkundigte er sich und wusste sofort, worum es ging.

Ich nickte nur angestrengt, da ich bei jedem Wort die Tränen nicht mehr hätte zurückhalten können. Mein Freund zog mich sofort in seine Arme und strich mir über den Rücken. ,,Danke" flüsterte er mir noch leise ins Ohr und  drückte mir einen leichten Kuss auf die Schläfe. Ich erwiderte seine Umarmung fest und vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge. So schwer es auch war, Raheem gehen zulassen und akzeptieren zumüssen, dass er vermutlich nie wieder etwas von mir wissen wollte, war es die richtige Entscheidung. Ich war jetzt bei dem Menschen, den ich mehr liebe als alles andere und der mich glücklich machte.

Ich hoffe er gefällt dir, auch wenn das Ende etwas doof geworden ist💙🏹

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