James x Thiago [1/2]

für KleinesEinhorn17💕

》Crazy how two people fall in love with each other
Just to turn around and hurt one another
It's fucked up《

- Jack & Jack

Anmerkung: Die beiden sind keine Fußballer sonder Schüler. Der Os spielt in Kalifornien, vor allem in Bakersfield und Los Angels.

Ich klappte die Sonnenblende für meinen Sitz herunter und betrachtete mich im Spiegel. Stunden hatte ich vor dem Spiegel in meinem Zimmer gestanden, meine Haare gerichtet und mich tausendmal umgezogen, sodass ich für diesen Tag perfekt aussah. Immerhin ging es hierbei um meine Zukunft und die wollte ich mir durch einen schlechten Eindruck nicht verbauen. Ein letztes Mal fuhr ich mir durch meine schwarzen Haare und atmete tief durch, bevor ich die Blende wieder hochklappte und das Auto mit einigen Mappen, in denen meine letzten Zeugnisse und Dokumente meiner Extracurricular Activities verstaut waren, verließ.

Nervös machte ich mich auf den Weg zum Universitätsgebäude der UCLA, University California Los Angeles. Nachdem ich einige Bewerbungen an verschiedene Unis für ein Stipendium verschickt hatte, hatte ich unter anderem von der UCLA eine Rückmeldung bekommen und wurde zu einem Interview mit dem Leiter höchstpersönlich eingeladen. Von allen Universitäten war die UCLA mit dem vielfältigen Studienangeboten und Möglichkeiten meine Traum Uni gewesen. Dementsprechend perplex war ich, als ich von der Einladung erfahren hatte und konnte es kaum glauben. Ich wollte dort unbedingt studieren und war so nah dran wie nie zuvor.

Ich lief die vielen Stufen zum Gebäude hoch und blickte mich glücklich um. Auf einigen Wiesen saßen Studenten und blickten auf ihre Laptops, ringsherum lagen Bücher. Einige unterhielten sich und schienen angeregte Diskussionen zuführen. Irgendwann wollte ich auch auf einen der Wiesen bei dem traumhaften sonnigen Wetter sitzen und mich mit Themen beschäftigen, die mich wirklich interessierten. Auf dem Weg zum Gebäude verflog meine Nervosität ein wenig. Die Uni, die auf den Bildern im Internet unerreichbar und unnahbar schien, war mir nun viel näher. Es herrschte eine entspannte Atmosphäre, die sich auf mich auswirkte.

Als ich das Universitätsgebäude betrat, stieg meine Anspannung allerdings wieder. Ich hatte keine Ahnung, wo ich hinmusste. Zwar hatte ich einen Plan vom Gebäude zugeschickt bekommen, doch es scheiterte schon daran, dass ich den Plan nicht lesen konnte. Keinen Punkt auf der Karte fand ich im Gebäude wieder und hatte dadurch keinen Orientierungspunkt. Während ich verzweifelt zwischen den Plan und den Räumen um mich herum hin und herblickte, kam nach einiger Zeit eine junge Frau auf mich zu. Sie bot mir ihre Hilfe an und brachte mich netterweise zum Sekretariat, bei dem ich mich anmelden sollte, wenn ich angekommen war.

,,Guten Tag" begrüßte mich die Dame am Empfang freundlich und blickte von ihrem Computer auf, ,,wie kann ich Ihnen helfen?"

,,Guten Tag, ich bin Thiago Alcantara und wurde zu einem Interview mit Mr. Bailey eingeladen" erklärte ich und setzte ein genauso freundliches Lächeln auf.

,,Das ist merkwürdig. Sie stehen gar nicht in seinem Terminkalender. Haben Sie Ihre Einladung dabei?" erkundigte sich die Dame, nachdem sie etwas in ihren Computer getippt hatte. Zögerlich nickte ich und öffnete die Mappe, in der meine Unterlagen waren. Ich überreichte ihr die Einladung, die sie dankend annahm.

Zwar versuchte ich mir nichts anmerken zulassen und es durch ein Lächeln weiterhin zu überspielen, doch panisch wurde ich schon. Hatte ich etwas missverstanden und mich mit dem Interview für ein Stipendium geirrt? Möglicherweise hatte ich Daten verwechselt und das Interview und meine damit verbundene Chance auf einen Studienplatz ruiniert. ,,Das Datum und die Uhrzeit stimmen. Die Einladung wurde sogar von Mr. Bailey unterzeichnet. Einen Moment bitte" murmelte die Sekretärin und tippte weiterhin auf ihren Computer herum.

,,Da haben wir das Problem. Mr. Alcantara, meine Kollegin hatte Sie vor einigen Wochen angerufen, um nachzufragen an welchen Studiengängen und Sportarten Sie Interesse hätten, damit Mr. Bailey sich darauf vorbereiten und mit Ihnen darüber reden kann. Sie haben dabei ablehnend reagiert und meinten, dass Sie kein Interesse mehr an unserer Universität und dem Interview hätten" erklärte sie und sah zu mir auf. Schockiert blickte ich sie an und brauchte eine Weile, um ihre Worte zu verdauen. Ich konnte mich an kein Telefonat erinnern und würde der Uni, an der ich am liebsten studieren würde, nie eine Absage erteilen.

,,Das kann nicht sein. Ich habe die Einladung erhalten und mit niemanden telefoniert. Es ist mein Traum hier zu studieren und würde es nie ablehnen" versicherte ich der Dame. Meine Stimme zitterte und war voller Verzweiflung. Mein großer Traum verwandelte sich in einen riesigen Albtraum.

,,Es tut mir leid, Mr. Alcantara. So wurde es hier zu Protokoll gegeben" entgegnete sie mitfühlend und reichte mir wieder meine Unterlagen.

,,Ich kann mir das wirklich nicht erklären. Als ich die Einladung bekommen habe, habe ich mich so gefreut wie noch nie zuvor. Mir war von dem ersten Moment an klar, dass ich nach Los Angeles möchte, um hier zu studieren und von ehemaligen Profis zu lernen" seufzte ich und verstaute das Dokument wieder in meiner Mappe. Es durfte nicht wahr sein, dass alles um sonst war, die lange Vorbereitung, viele Gespräche mit meinen Eltern und unseren Schuldirektor, der ebenfalls an der UCLA studiert hatte, und die zweistündige Fahrt hierher...

,,An dem Protokoll und Mr. Baileys Terminkalender kann ich nichts ändern. Tut mir leid. Kann es sein, dass jemand anders das Telefonat für Sie geführt hat?" hakte die Dame nach.

Ich seufzte gequält und überlegte für einen Moment:,,Nein, eigentlich nicht. Meine Eltern wissen, dass die UCLA mein Traum ist und unterstützen mich dabei. Sie würden sowas niemals behaupten oder Telefonate für mich annehmen ohne mir etwas zusagen. Mein älterer Bruder macht zurzeit ein Auslandsjahr in Spanien und kann das Telefonat damit nicht geführt haben. Ansonsten gibt es niemanden, der zu Hause ans Telefon geht."

,,Sie hat am 14. Juni angerufen, ungefähr um 11 Uhr. Weiter kann ich Ihnen leider nicht helfen" informierte mich die Sekretärin.

14. Juni... ich ließ mir das Datum durch den Kopf gehen und versuchte mich an den Tag zu erinnern. Es war ein Freitag gewesen, eine Woche nach unserem Abschlussball an der High School. James war bei mir und übernachtete einige Tage bei mir. Meine Eltern waren nach Miami geflogen und besuchten dort eine Hochzeit von Freunden, womit wir sturmfrei hatten und unsere Zweisamkeit genießen konnten. 12 Jahre lang waren James und ich zusammen zur Schule gegangen, davor hatten wir zusammen 3 Jahre lang den Kindergarten besucht. Wir kannten uns unser ganzes Leben lang und hatten alles zusammen durchgestanden. Ging es ihm schlecht, war ich für ihn da. Fiel ich in ein tiefes Loch, zog er mich dort raus. Seine Freunde waren meine Freunde. Seine Feinde waren meine Feinde. War er glücklich, war ich glücklich und natürlich umgekehrt. Je älter wir wurden, desto komplizierte wurde unser Verhältnis. Die einfachen Regeln, die wir im Kindergarten aufgestellt hatten, damit unsere Freundschaft für immer besteht, fingen an schwieriger in der Umsetzung zu werden. In der High School kam es endgültig zum Knall.

Als Kinder hatten wir das Ziel verfolgt eines Tages zusammen nach Los Angeles zuziehen und dort mit den Kurzfilmen, die wir als Kinder angefangen hatten zu drehen, erfolgreich zu werden. Aufgehört Kurzfilme zudrehen, hatten wir nie. Es war unser Hobby und etwas, dass uns beiden Spaß machte, uns auf einer Seite miteinander verband. Allerdings verstanden wir uns blendend, als wir uns das Ziel setzten und es war, als könnte nichts unsere langjährige Freundschaft zerstören. Mit James erster richtiger Freundin in der zehnten Klasse, sah das plötzlich anders aus.

Es gab Freunde, die hatte man ein Leben lang und es gab Freunde, die hatte man, bis sie in einer Beziehung waren. Auch wenn ich dachte, dass James zu der ersten Sorte gehörte, bewies er schnell, dass er zur zweiten Seite zählte. Tag und Nacht war er mit Blair, seiner damaligen Freundin, zusammen. Vor der Schule, in der Schule, nach der Schule, James gab es nur noch zusammen mit Blair oder gar nicht. Unsere Freundschaft hatte nicht nur darunter gelitten, dass James keine Zeit mehr für mich und unsere Kurzfilme hatte, sondern auch an der Tatsache, dass es mich verletzte ihn mit Blair zusehen. Lange wollte ich es mir nicht eingestehen, doch abstreiten konnte ich es nicht, ich war in meinem besten Freund verliebt.

Nach einem langen hin und her, unzähligen Streitereien, leidenschaftlichen Nächten, weiteren Ex-Freundinnen und vielen Tränen waren wir heute an dem Punkt angekommen, an dem wir es doch irgendwie geschafft hatten. Die Wunden der Vergangenheit waren zwar noch nicht alle verheilt, doch vor unseren Gefühlen wollten wir nicht mehr weglaufen genauso wenig, wie wir den jeweils anderen verlieren wollten. Wir liebten uns, taten es irgendwie schon immer und waren nun bereit dafür zu sorgen, dass es für immer so bleiben würde.

Den 14. Juni hatten wir zusammen verbracht. James hatte bei mir übernachtet wie schon die Nächte davor. Die Stimmung zwischen uns war gut. Nach allem, was wir durchgemacht hatten quasi perfekt. Wann genau wir an dem Tag aufgestanden waren, wusste ich nicht mehr, genauso wenig, ob er noch geschlafen hatte, als ich aufgewacht war. Er hatte die Möglichkeit ans Telefon zugehen, doch hatte er es auch getan? Ich hatte mit ihm noch nicht über die Einladung der UCLA geredet, geschweige denn überhaupt über eine Bewerbung. Immerhin hatten wir immer unser Ziel aus Kindheitstagen verfolgt. Es war etwas, was wir beide wollten. Egal, wie alt wir oder kompliziert die Dinge zwischen uns waren. Auf der einen Seite wollte ich unser Ziel auch weiterhin verfolgen. Nur brauchte ich auf der anderen Seite auch Sicherheit. Durch einen Studienplatz hatte ich Sicherheit. Würde wir auf gut Glück nach LA ziehen und versuchen mit unseren Filmen erfolgreich zu sein, konnte das unheimlich schiefgehen. Wenn er also ans Telefon gegangen war, konnte er gar nicht wissen, dass ich mich an der UCLA beworben hatte.

,,Ich... ich muss unbedingt etwas regeln" gab ich unsicher zurück und fasste mir an die Stirn, ,,dennoch vielen Dank, Madame."

Ich nahm die Mappe und verabschiedete mich von der Sekretärin. In Gedanken lief ich den Weg, den mir die Studentin gezeigt hatte zurück und ließ das Gebäude, den Camus, die Universität und vermutlich meinen Traum dort zu studieren zurück. Frustriert ließ ich mich auf meinen Fahrersitz fallen und legte die Mappe neben mich, ehe ich den Wagen startete und die zweistündige Fahrt zurück nach Bakersfield antrat. Ich beschloss sofort zu James zufahren und versuchte das Gespräch mit der Sekretärin zu verarbeiten.

Zwei Stunden später kam ich an James Elternhaus an. So ganz konnte ich auf der Fahrt nicht verkraften, dass ich die UCLA aufgeben musste und war aufgelöst. Selbst wenn James nicht wusste, dass ich mich beworben hatte, wie kam es dazu, dass er davon ausging, dass ich kein Interesse hatte? Voller Gedanken stieg ich aus meinem Auto auf und lief zu der Haustür meines Freundes, ehe ich die Klingel betätigte. ,,Oh Gott, endlich!" ertönte direkt James besorgte Stimme, als die Tür aufgerissen wurde. Mein Freund zog mich zu sich und drückte mich fest zu sich:,,Wo warst du und wieso gehst du nicht an dein Handy? Ich habe versucht dich den ganzen Tag überreichen."

Für einen Moment erwiderte ich seine Umarmung. Nach dem miserablen Gespräch an der Uni tat seine Nähe gut. Da James nichts von meiner Bewerbung an der UCLA wusste und ich heute Morgen keinen Kopf für etwas anderes hatte, hatte ich mich absichtlich nicht gemeldet. Ich hatte mich nur auf das Interview konzentriert und wollte mich nicht ablenken lassen. Langsam löste ich mich wieder von meinem Freund:,,Tut mir leid. Ich hatte einen Termin. Können wir reden?"

,,Klar komm rein" gab James prüfend zurück und öffnete die Tür weiter, damit ich eintreten konnte. Nachdem er mir etwas zutrinken angeboten hatte, was ich dankend ablehnte, setzten wir uns zusammen auf die kleine Couch in seinem Zimmer. ,,Was ist los?"

,,Hast du ein Telefonat mit der UCLA geführt, als du vor einigen Wochen bei mir übernachtet hast?" kam ich direkt zum Punkt ohne groß drumherum zureden. James und ich hassten es, wenn Menschen weit ausschweiften und einfach nicht sagen konnten, was sie wollten. Wir waren uns so vertraut, dass wir immer ehrlich zueinander waren und Probleme direkt ansprachen. Auch wenn manche Dinge hart klingen konnten.

,,Was?" fragte er irritiert nach.

,,Ich habe mich bei der UCLA beworben. Sie haben mich schriftlich für ein Interview eingeladen. Das Interview hätte heute stattfinden sollen, aber da ich ihnen am Telefon wohl gesagt hätte, dass ich kein Interesse mehr hätte, kam es zu keinem Interview. Allerdings habe ich nie mit einem Mitarbeiter der UCLA telefoniert. Meine Eltern und Rafael waren zu dem Zeit Punkt nicht zu Hause und hatten ebenfalls keine Möglichkeit dazu. Hast du denen gesagt, dass ich kein Interesse habe?" fuhr ich meine Frage weiter aus.

,,Ich fasse es nicht" murrte James und fuhr sich durch die Haare. Er wirkte ein wenig verletzt und wütend. Ich wollte ihn mit meiner Frage nichts vorwerfen oder verletzen, sondern die Sache nur verstehen.

,,Baby, das war kein Vorwurf, sondern eine normale Frage. Nimm das nicht persönlich" entgegnete ich sanft und legte meine Hand behutsam auf seinen Oberschenkel. Doch James ließ es kaum zu und stand aufgebracht auf.

,,Das nehme ich nicht persönlich! Ich nehme es persönlich, dass du schon seit Monaten mit den Gedanken gespielt hast dich bei der UCLA zu bewerben und mir kein Wort gesagt hast! Wir hatten einen Plan, den wir zusammen durchziehen wollten!" rief er gekränkt und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich wusste, dass er die Bewerbungen falsch verstehen würde, weshalb ich sie vor ihn verheimlicht hatte. Zumal wir schon aus anderen Dingen zerstritten waren, als ich die Bewerbungen verschickt hatte.

,,Ich habe mich nur bei Universitäten in der Nähe von Los Angeles beworben, damit wir immer noch unseren Plan ausführen können. Es tut mir leid, dass ich dir nichts erzählt habe. Damals haben wir nur kaum ein Wort miteinander gesprochen und ich wollte mich nicht noch weiter mit dir streiten" erklärte ich ihm meine Ansichten. Ich hasste es mit James zu streiten und wollte nicht, dass es zwischen uns noch schlimmer werden würde.

James schüttelte enttäuscht den Kopf:,,Du hättest es mir erzählen können, als wir uns wieder vertragen hatten! Wir kennen uns seit 15 Jahren, Streitereien gehören bei uns dazu, genau wie eine Versöhnung. Ehrlichkeit stand bei uns immer ganz oben. Du hättest Zeit gehabt, es mir zu erzählen, aber du wolltest es nicht."

,,Ich wollte uns nicht den Todesstoß geben. Du hättest alles falsch interpretiert und mir vorgeworfen, dass ich nicht mehr mit dir an unseren Filmen arbeiten wollen würde, was Schwachsinn wäre. Kurzfilme werden immer unser Ding bleiben und ich würde nichts lieber wollen, als mit dir diesen Weg einzuschlagen. Das Studium sollte als Absicherung dienen" versuchte ich ihm meine Handlungen deutlicher zu machen und stand auch vom Sofa auf. Ich wollte nie gegen James handeln oder ihm etwas verheimlichen, doch um uns zu beschützen, ging es nicht anders.

,,Wir hätten das hingekriegt! Hättest du mit mir über deine Sorgen geredet, hätten wir eine Lösung gefunden, aber nein! Ich musste es alleine herausfinden" giftete er schnippisch.

,,Du hast es alleine herausgefunden?" wiederholte ich seine Worte verwirrt. Hatte er etwas von den Bewerbungen mitgekriegt?

,,Ich habe deine Bewerbungen auf dem Schreibtisch gesehen. Alle lagen dort, für die UCLA, CSULA, USC... ich habe alle gesehen und einige gelesen, nachdem wir uns vor Monaten bei dir ausgesprochen haben und du von deiner Mum gerufen wurdest" gestand er und zuckte trostlos mit den Schultern.

,,Und du hast mit der UCLA telefoniert?" wollte ich wissen. Damit war die Möglichkeit, dass James der Uni aus Versehen abgesagt hatte, verfallen. Wenn er die Bewerbung gesehen, sogar gelesen hatte, wusste er, dass ich sie verschicken wollte und wie wichtig sie mir waren.

,,Wir sind gerade erst richtig zusammengekommen und es schien alles perfekt. Sie haben angerufen, als du geschlafen hast. Zuerst wollte ich ihnen sagen, dass du nicht zu Hause bist, aber dann haben sie mich für dich gehalten. Sie haben etwas über ein Interview und Studiengänge erzählt, wollten wissen, wofür du dich interessierst. Ich wollte dich nicht an irgendeine Uni verlieren, sondern mit dir unseren Plan durchführen, wie wir es uns immer vorgestellt haben. Deswegen habe ich gesagt, dass du kein Interesse mehr und andere Pläne hast" gab James zu und wurde zum Ende hin immer leiser. Er senkte den Kopf und man merkte deutlich, dass er sich erst jetzt darüber im Klaren war, was er mit seiner Aktion erreicht hatte.

Eine unendliche Wut und Fassungslosigkeit stauten sich in mir auf. Der Albtraum, in dem ich gefangen war, hörte nicht auf, sondern wurde immer schlimmer. Nicht nur, dass das College, auf das ich unbedingt gehen wollte, mich nicht mehr nehmen würde. Mein Freund hatte dafür gesorgt, dass es so weit kam. Er hatte mir die Studienmöglichkeit an einer der besten Universitäten Kaliforniens genommen und mir damit einen Teil meiner Zukunft verbaut. Das alles, weil er dachte, dass ich ihn sitzenlassen würde und ihm nichts von der Bewerbung erzählt hatte? Es war etwas, was überhaupt nicht zu James passte. Wir wollten uns gegenseitig unterstützen und den Rücken stärken, was auch immer passieren würde. Das eigene Ego stand hinter unserer Beziehung und den Wünschen des anderen.

,,Es tut mir leid, Babe, ehrlich" fügte James leise hinzu, da ich Zeit brauchte, um seine Worte zu verstehen und zu verkraften.

,,Es tut dir leid? Ist dir klar, dass du mir damit eine Chance auf ein Stipendium genommen hast! Die denken, dass ich dort nicht mehr studieren will und werden sicherlich keine weitere Bewerbung annehmen, zumal die Frist für neue Bewerbungen schon abgelaufen ist!" brach es wütend aus mir heraus, ,,die Uni liegt in LA! Wir hätten unseren Plan trotzdem ausführen können! Ich hätte mich für Film und Fernsehen Wissenschaften einschreiben können, Beziehungen knüpfen und wertvolles Lernen können, damit wir unsere Filme hätten verbessern können!"

,,Film und Fernsehen Wissenschaft kannst du bestimmt auch an anderen Unis studieren" murmelte James kleinlaut.

,,An keiner Uni, die auf demselben Niveau ist, wie die UCLA! Mal davon abgesehen, dass keine andere Universität in LA mich zu einem Interview eingeladen hat! Gott, wie konntest du nur so egoistisch sein und mir in den Rücken fallen?" schrie ich verzweifelt und musste mich beherrschen nicht die Fassung zu verlieren. Es war so frustrierend, dass James und ich immer wieder an einen Tiefpunkt ankamen, dass wir es irgendwie immer schafften den jeweils anderen zu verletzen und einen riesigen Streit ausbrechen zu lassen.

,,Es tut mir leid. Ich liebe dich und wollte dich nicht verlieren" betonte James seine Worte noch einmal. Doch anstatt, dass sie mich brachten, ihn zu verstehen und runterzufahren, wurde ich noch wütender.

,,Wenn du mich liebst, hättest du sowas nicht abgezogen! Dann verheimlichst du es auch noch, als würde es niemals auffliegen! Für wie blöd hältst du mich eigentlich?" hakte ich rhetorisch nach.

,,Wir haben beide Fehler gemacht, aber wir kriegen das wieder hin. Wir finden eine Lösung. Das haben wir immer" erinnerte mich James und hob seinen Kopf wieder. Seine Augen wurden leicht glasig genau wie meine. Ich wusste, dass er sich schlecht fühlte und es anders machen würde, wenn man die Zeit zurückdrehen könnte, doch das brachte nichts. Das änderte nichts an der Tatsache, dass wir wieder einmal auf den kalten Asphalt aufgekommen und zerbrochen waren.

,,Ist dir mal aufgefallen, dass unsere Lösungen nichts bringen? Wir kommen immer wieder an denselben tiefen Punk an. Nur dieses Mal liegt der Punkt noch tiefer als in der Vergangenheit" stellte ich erschöpft fest. Ich war es leid immer wieder dieselben Szenen nachzuspielen und hatte dafür keine Kraft mehr.

,,Wir kommen auch aus den tiefsten Loch heraus" murmelte James. In seiner Stimme schwang ein Stück Zuversicht, wobei es eher die Angst war das zu verlieren, was wir ein Leben lang gehabt hatten.

,,Nein, James, kommen wir nicht" winkte ich ab und zwinkerte meine Tränen weg, ,,zwischen uns stehen andauernd Lügen und Geheimnisse. Das, was wir haben, ist keine gesunde Beziehung. Es ist ein Teufelskreis, der ewig so weitergehen wird. Ich liebe dich, aber ich bin die ewigen Streitereien satt."

,,Thiago, bitte nicht" hauchte James flehend. Seine Stimme war hauch dünn und zitterte, wie es selten der Fall war.

,,Irgendwann musste es einmal ausgesprochen werden. Wir tun uns nicht gut, schon seit Jahren nicht mehr" vermerkte ich und lief an ihm vorbei zu seiner Zimmertür. Ich öffnete sie und drehte mich ein letztes Mal zu ihm um, bevor ich sein Zimmer verließ:,,Es ist vorbei." 

Der zweite Teil kommt nächste Woche. Hoffe, dass er dir (auch wenn es noch kein Happyend ist) gefällt<3

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top