James x Kroos

für Nachtsonne

》Ya me dijeron que el amor no mata pero sí te duele
Y es que te duele tanto que por dentro mueres《

》Sie haben mir gesagt, dass die Liebe dich nicht töten, aber verletzen kann
Und es tut so sehr weh, dass du innerlich stirbst《

-Tini

,,Das kann nicht dein Ernst sein!" ertönte direkt die aufgebrachte Stimme meines Freundes aus dem Hörer, als ich seinen Anruf entgegennahm. Normalerweise war er nie derjenige, der schnell die Fassung verlor oder ausrastete. Allerdings wusste ich den Grund für seine schlechte Laune schon, ohne dass er sie mir erklären musste, da Isco mich schon vorgewarnt hatte.

,,Cariño, bitte beruhig dich und lass mich dir alles erklären" bat ich sanft und ließ mich auf meine Couch fallen.

,,Mir erklären? Du brauchst mir nichts zu erklären" wiederholte er wütend, ,,scheinbar steht dein Wechsel zu Juventus ja schon fest!"

Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und atmete tief durch. Es war wahr, dass mein Berater einige Meetings mit dem italienischen Rekordmeister angesetzt hatte, jedoch hatte ich noch mit keinem der Club-Bosse gesprochen oder irgendwas unterschrieben. ,,Gar nichts steht fest. Das musst du mir glauben" beteuerte ich ehrlich.

,,Dir glauben? Vor deiner Leihe meintest du noch, dass du danach direkt nach Madrid zurückkommst! Letztes Jahr hieß es dann, dass du in München bleiben willst und nun willst du nach Italien? In ein Land, das du nicht ansatzweise kennst und zu einem Verein, in dem du das bekommst, was du bei Bayern oder Real auch haben kannst!" warf mir Toni verständnislos entgegen.

,,So ist das nicht. Ich will mir alle Möglichkeiten offenhalten und mich nicht festlegen" erklärte ich ihm und fuhr mir durch die Haare. Es gab so viele verschiedene Richtungen und Wege, die ich gehen konnte. Eine falsche Entscheidung könnte das Ende für meine Karriere bedeuten, weshalb ich mir Zeit lassen wollte.

,,Also hast du mich angelogen, wieder einmal" murmelte der Deutsche enttäuscht. Ich wusste, dass er sich nichts sehnlicher wünschte, als dass wir wieder zusammen in Madrid spielen würden, doch die Sicherheit konnte ich ihm nicht geben.

,,Ich weiß, dass du dir das alles anders vorgestellt hast und es nicht so geplant war, aber es geht hier um meine Karriere und um meine Zukunft. Bitte akzeptier das." Es war ja nicht so, dass ich ihn nicht vermisste und wieder zu ihm wollte, aber ich wollte keinen Bankplatz oder eine Reservisten-Rolle haben.

,,James, ich will nur, dass du glücklich bist und wollte nie etwas anderes. Ich habe nur das Gefühl, dass du dein Leben ohne mich lebst und ich in deiner Zukunft nicht mehr vorkomme" gestand er mir zögerlich. Toni behielt seine Gedanken und Gefühle oft für sich, da er niemanden damit belasten und das Beste für alle wollte. Er dachte oft, dass er vor allem mich damit belasten würde, was nie der Fall war.

,,Sag sowas nicht, ich..." wollte ich gerade ansetzen und ihm seine Gedanken ausreden, doch weiter kam ich nicht. ,,Ist schon gut, vergiss es" winkte Toni bitter ab, ,,lass uns ein anderes Mal darüber reden. Ich muss zum Training."

,,Toni, du musst mich..." startete ich einen zweiten Versuch, aber wurde wieder von ihm unterbrochen:,,Bis dann." Gleich darauf hatte er aufgelegt und nur noch ein gleichmäßiges Tuten war zuhören. Seufzend nahm ich mein Handy vom Ohr und sah geknickt auf mein Display. Schon seit meinem Wechsel hatte ich gemerkt, dass er sich in sich gekehrt hatte und mir noch weniger anvertraute als vorher. Er war verletzt und ich hasste es das mit anzusehen. Toni sollte glücklich und zufrieden sein. Während unserer nächsten freien Tage sollte ich ihn definitiv in Madrid besuchen und auf andere Gedanken bringen. Auf keinen Fall sollte er ernsthaft denken, dass er mir nichts mehr bedeutete oder ich meine Zukunft nicht mehr mit ihm verbringen wollte, denn das wollte ich unbedingt.

Ich öffnete Whatsapp und gleich darauf unseren Chat, bevor ich anfing eine Nachricht einzutippen. In letzter Zeit hatte ich ihm viel zu selten gesagt und gezeigt, wie wichtig er mir war, weshalb ich das sofort nachholen wollte:

carino, du musst mir glauben, dass ein Leben ohne dich für mich nicht lebenswert ist. Du bist die Liebe meines Lebens und natürlich möchte ich dich für den Rest meines Lebens an meiner Seite haben. Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt und es tut mir leid, wenn ich dir das die letzten Wochen kaum gezeigt habe. Du bist alles für mich und ich will dich nicht verlieren, mi amor. Wenn dich das alles so beschäftigt, dann reden wir da nochmal drüber und werden gemeinsam eine Lösung finden. Du und ich gegen den Rest der Welt, erinnerst du dich? Denk nicht, dass...

Mein Tippen wurde durch das Klingeln der Haustür unterbrochen und ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich ebenfalls zum Training musste und vermutlich Javi derjenige war, der vor meiner Tür stand und mich abholen wollte. Somit sperrte ich mein Handy, ohne etwas abzuschicken und holte meine Trainingstasche von oben, bevor ich einen meiner besten Freunde die Tür öffnete und wir uns direkt auf den Weg an die Säbener Straße machten.

Nach der Trainingseinheit sprang ich direkt unter die Dusche, bevor ich in einer frischen Boxershorts wieder die Kabine betrat. Ich lief zu meinem Platz und stopfte meine getragenen Klamotten direkt in die Tasche. Dann begann ich mir meine Jeans sowie mein T-Shirt anzuziehen. Im Hintergrund lief unsere Kabinen-Playlist, die David zusammengestellt hatte und auf der viele Lieblingslieder von uns allen waren. Ein paar meiner Teamkollegen standen währenddessen in der Kabine verteilt und unterhielten sich oder zogen sich auch um. ,,James" hörte ich auf einmal eine bedrückte Stimme hinter mir und spürte wie mir jemand auf die Schulter tippte. Als ich mich umdrehte, sah ich in mitfühlenden Augen von Thiago.

,,Du solltest dich setzten. Ich muss dir etwas sagen" murmelte der Spanier und setzte sich auf den freien Platz neben meinem.

,,Ist alles in Ordnung?" erkundigte ich mich misstrauisch und kam seinem Wunsch nach. Thiago blieb still und musterte mich unschlüssig. Erst jetzt fiel mir auch auf, dass die Musik in der Kabine aus und abgesehen von uns zweien niemand mehr da war, ,,du machst mir Angst. Was ist passiert?"

,,Großer, ich habe einen Anruf von Sergio bekommen. Er hat die ganze Zeit versucht dich zu erreichen, doch du bist nicht dran gegangen" fing er vorsichtig an zu erzählen.

,,Es lag in der Kabine, während ich duschen war und ich habe noch nicht drauf geguckt" nickte ich zustimmend. Seitdem ich nicht mehr bei Real spielte, sondern ausgeliehen war, hatte ich zu Sergio kaum noch Kontakt. Ich habe ihn zuletzt gesehen, als ich Toni letzten Sommer besucht hatte, doch seitdem nicht mehr und geschrieben haben wir auch nicht. Der einzige Grund, weshalb er mich also anrufen würde, wäre wegen Toni und der Gedanke ließ augenblicklich mein Herz schneller rasend. Mit ihm war doch alles in Ordnung, nicht wahr?

,,Okay, dann hör mir zu. Sergio hat mich angerufen, weil Toni nicht zum Training kam. Isco und Lucas haben wohl versucht ihn zu erreichen, doch es war vergebens. Als sie beschlossen haben zu ihm zufahren..." Thiago machte eine kurze Pause und schluckte, ,, als sie beschlossen haben zu ihm zufahren, kam ihr Trainer und der Vereinsvorstand zu ihnen. Sie haben einen Anruf von der Polizei bekommen, dass es einen schweren Autounfall in einer Madrider Kreuzung gab. Es war Tonis Auto und er war einer der Fahrer..."

In meinem ganzen Körper machte sich Panik und tausende Fragen breit. Ich sprang von der Bank auf und sammelte so schnell ich konnte meine Sachen zusammen. Sofort musste ich nach Madrid, sofort musste ich zu meinem Freund und sofort musste ich wissen, wie es ihm ging. ,,I-ich muss zu ihm" verkündete ich mit zitternder Stimme und glasigen Augen. Mit jeder Sekunde, die verging, wurden meine Sorgen immer größer.

,,James, setzt dich. Ich war noch nicht fertig" seufzte Thiago schwer und versuchte meine Hand zunehmen, doch ich war viel zu beschäftigt meinen Kram zusammen zu suchen:,,Ich muss sofort dahin!"

,,Du musst nirgendwohin und mir zuhören" entgegnete er und nahm mir meine Jacke und Tasche aus der Hand, bevor er mich wieder auf die Bank drückte.

,,Ihm geht es doch den Umständen entsprechend gut, oder? Er wird wieder gesund, etwa nicht?" wollte ich panisch wissen.

,,Es tut mir leid, James. Er hat den Unfall nicht überlebt. Mit lebensgefährlichen Verletzungen wurde er ins Krankenhaus gebracht und starb auf dem Weg" sprach Thiago die Worte leise aus, vor denen ich solche Angst hatte. Ich nahm nur noch betäubt wahr, wie mein bester Freund mich in seine Arme zog und konnte mich nicht bewegen.

Mit seinen Worten verschwanden meine Sorgen und Ängste, die ich um Toni hatte, doch die Panik blieb und veränderte sich. Ich war nicht mehr panisch, weil ihm etwas zugestoßen war oder er sich schwer verletzt haben könnte, sondern weil ich mein Leben nun ohne ihn verbringen müsste und mir das absolut nicht vorstellen konnte. Der Mensch, der mich besser machte, mich besser fühlen lies und mich auf Händen trug, war von nun an nicht mehr da. Niemanden konnte ich nachts mehr anrufen, wenn ich wegen Selbstzweifeln nicht schlafen konnte, und niemand würde für mich Stunden länger wach bleiben, um darüber zu reden. Nie wieder würde ich die Liebe meines Lebens wiedersehen, neben ihr einschlafen, sie küssen oder berühren können. Toni war ein riesiger Teil von mir, dem ich alles anvertraut hatte und der alles über mich wusste. Es war als würde dieser Teil langsam verschwinden und sich eine Leere sowie ein unendlicher Schmerz in mir ausbreiten. Mein Herz fing an sich zu verkrampfen und ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zubekommen. Unser letztes Gespräch war ein kleiner unnötiger Streit, bei dem ich nur an meine Karriere gedacht hatte und nicht an seine Gefühle. Meine letzten Worte an ihn waren unwichtig... wenn ich ihm nur die Nachricht geschickt hätte. Sie hätte es verändern können. Er hätte gewusst, wie sehr ich ihn liebte und brauchte.

,,Er kann nicht tot sein... er kann mich hier nicht alleine lassen" schluchzte ich und brach danach komplett in Tränen aus. Ich krallte mich an Thiago fest und versuchte den Halt wiederzufinden, den ich nach seinen Worten verloren hatte. Doch ich wusste, dass ich ihn nach Tonis Tod vermutlich nie wiederfinden und darüber hinwegkommen würde. 

Du hattest dir einen traurigen Os gewünscht, deswegen hoffe ich, dass es mir einigermaßen gelungen ist❤🏹

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