Isco x Vázquez [2/2]
für HadesMaedchen
Kaum hörte ich wie Isco die Haustür zuknallte, brachen bei mir alle Mauern ein. Ich ließ meinen Tränen freien Lauf, zurückhalten konnte ich sie nicht mehr. Nicht nur, dass es mich unheimlich viel Kraft gekostet hatte, Isco wohl die größte Lüge aller Zeiten aufzutischen. Ich hatte ihn damit verletzt und vermutlich für immer verloren. Die Liebe meines Lebens hasste mich und nach meinen Worten konnte ich es ihm nicht einmal verübeln. Im Grunde genommen, war es das, was ich wollte. Ich wollte, dass er mich verließ und er ein Leben ohne mich führen konnte. Irgendwann würde er schon über unsere Beziehung hinwegkommen, jemanden finden, der ihm alles geben konnte und kein kompliziertes Familienverhältnis hatte. Wenn es das war, was ich wollte, wieso fühlte es sich so grauenhaft an? Mein Herz verkrampfte sich so stark wie nie zuvor und eine unendliche Leere breitete sich in mir aus. Isco war gegangen und würde nie wiederkommen. Damit hatte ich auch einen riesigen Teil von mir selbst verloren, was mir zuvor nicht bewusst war.
Wie lange ich dort auf der Couch saß und eine Träne nach der anderen vergoss, wusste ich nicht. Es kam mir vor, als wären es Stunden, doch es konnten auch nur einige Minuten gewesen sein. Nach einiger Zeit angelte ich mein Handy aus der Hosentasche und öffnete meine Kontakte. Irgendjemanden musste ich die Wahrheit erzählen und irgendjemand musste mir einen Ratschlag geben. Heute Morgen hielt ich es für das Beste, wenn ich Isco gehen ließ und das zwischen uns vorbei war, doch nun war das Gegenteil der Fall. Der Schmerz wurde von Sekunde zu Sekunde unerträglicher. Isco war ein Teil von mir, ohne den ich nicht Leben konnte. Ich liebte und brauchte ihn. Als ich durch meine Kontakte ging, gab es für mich nur eine Möglichkeit: Toni. Wenn Isco zu jemanden gehen würde, dann zu Marco, womit er und sein Freund Brahim rausfielen. Marcelo würde wohl kaum Verständnis für mein Handeln haben und mich direkt zu Isco schicken, ihm vermutlich höchstpersönlich alles erklären, damit es keine Auswirkung auf unsere Mannschaft hatte. Da Rafaël keine Geheimnisse vor Marcelo haben konnte, blieb mir nur noch Toni, der von all meinen Freunden ohnehin der beste Zuhörer war. ,,Da ist ja wieder unser verlorener Bruder. Geht's dir gut?" ertönte sofort seine Stimme aus dem Hörer, als ich seine Nummer wählte.
,,Nein, nichts ist gut. Ich habe scheiße gebaut und alles ruiniert. Alles, was wir uns über die Jahre aufgebaut haben, ist zerstört" schluchzte ich und spürte wie mir die nächsten Tränen in die Augen stiegen. Eigentlich dachte ich, dass ich mich so weit gefasst hatte, doch dem war nicht so. Vor allem, als ich Iscos Verlobungsring auf den Boden sah, den er mir entgegengeworfen hatte.
,,Lu, beruhig dich. Was ist passiert?" erkundigte sich der Deutsche direkt besorgt und wurde hellhörig, während ich langsam den glänzenden Silberring aufhob.
,,Das ist eine lange Geschichte. Könntest du vorbeikommen? Ich weiß nicht, was ich machen soll" bat ich ihn und betrachtete den Ring. Als ich um Iscos Hand angehalten hatte, waren wir genau vier Jahre zusammen. Es war in unserem zweiten zu Hause, dem Estadio Santiago Bernabéu. Der Platz war sein liebster Ort in Madrid und wir sind uns dort zum ersten Mal begegnet, weshalb es keinen besseren Ort für einen Antrag gegeben hatte.
,,Ich bin schon auf dem Weg. Gib mir fünf Minuten" verkündete Toni, bevor wir auflegten. Seine Villa lag einige Kilometer weit weg und mit dem Auto würde man rund 10 Minuten zu uns brauchen, vorausgesetzt, man beachtete alle dreißiger Zonen.
Toni schien mit seinem schwarzen Audi R8 keine einzige beachtet zuhaben, denn bereits nach vier Minuten klingelte es an der Haustür, die ich mit einem zerbrechlichen ,,Hey" öffnete und blickte in die Augen des Deutschen.
,,Lucas..." entwich es ihm schockiert, als er mich sah und zog mich in eine feste Umarmung, ,,scheiße, war das Isco?"
,,Nein, das war er nicht. Er würde mir sowas niemals antun" stellte ich sofort klar und wusste, dass er mein blaues Auge meinte. Isco könnte nicht mal einer Fliege etwas zu Leide tun und liebte Tiere. Während der WM in Russland wanderte in einem Gruppenspiel ein kleiner Vogel auf das Spielfeld, den er behutsam hochnahm und vom Feld trug. Ich liebte seine fürsorgliche und tierliebe Art.
,,Wer war das dann?" wollte Toni als nächstes Wissen, was mich zum Schlucken brachte. Die Kraft auch noch ihn anzulügen, hatte ich nicht mehr und ich wollte es auch nicht.
,,Mein Vater, aber Isco denkt, dass das der Freund meiner erfundenen Affäre war" gestand ich, was mir bei den Erinnerungen an den gestrigen Tage neue Tränen in die Augen trieb.
,,Was zum..." setzte der Blonde an und löste sich etwas von mir. Er strich mir über meine Oberarme, bevor er mich sanft ins Wohnzimmer brachte, ,,pass auf Kleiner, du beruhigst dich erstmal ein wenig und dann erzählst du mir, was es mit deinem Vater und der erfundenen Affäre auf sich hat."
Nachdem ich mich wieder auf die Couch gesetzt hatte, war Toni noch in die Küche gegangen und machte für uns beide eine heiße Schokolade. Er war schon so oft hier gewesen, wohnte sogar für einige Wochen hier, als er sich von seiner Exfreundin getrennt hatte und nirgendswo hinkonnte. Diese vier Wände kannte er wohl genauso gut wie Isco und ich. Als er zu mir kam, stellte er die zwei Tassen Kakao auf dem Couchtisch ab und ließ sich neben mir fallen:,,Erzähl Lu, was ist gestern passiert?"
,,Ich war gestern bei meinen Eltern. Isco dachte, dass ich ein Meeting mit meinem Berater hatte, doch dem war nicht so. Meine Eltern leben in Toledo und ich bin dorthin gefahren. Du weißt, dass sie Probleme mit meiner Sexualität haben und meine Beziehung zu Isco nicht ganz akzeptieren, doch ich ihr Sohn bin und ein Teil von ihnen mich immer lieben wird. Ich bin zu ihnen gefahren, um ihnen von der Verlobung zu erzählen. Immerhin sind es meine Eltern und an meinen großen Tag hätte ich sie gerne bei mir. Zumal hätte ich auch gedacht, dass Eltern die Hochzeit ihrer Kinder miterleben wollen - meine wohl nicht. Meine Mutter stand einfach nur da und hat nichts gesagt, mich sprachlos angeblickt. Mein Vater ist komplett ausgerastet. Er hat verlangt, dass ich mich von Isco trenne wie schon damals, als ich mich vor ihnen geoutet hatte, eine Schande für die Familie sei und ich nicht mehr zur Familie gehören würde, wenn ich ihn heiraten würde. Dann ist er auf mich losgegangen und hat mir das blaue Auge verpasst sowie ein paar blaue Fleck an meinem Oberkörper. Meine Mum stand einfach da und hat ihn machen lassen. Nur mein Bruder hatte ihn aufgehalten, meinte, dass ich es nicht wert sei und verschwinden solle" fasste ich wohl den schlimmsten Tag meines Lebens zusammen und raufte mir die Haare. Selten hatte ich mich so verstoßen und verloren gefühlt, wie an diesem Tag. Ich nippte einmal kurz an meinem Kakao, bevor ich fortfuhr:,,Ich konnte an diesem Tag nicht mehr und wollte mit niemanden reden oder jemanden sehen, nicht mal Isco. Deswegen bin ich ein Hotel gegangen und habe dort geschlafen, alleine. Niemand war bei mir. Das schwöre ich."
,,Dein Vater ist so ein verdammtest Arschloch. Auf der Welt gibt es nicht genügend Worte um diesen widerlichen Mann zu beschreiben, bei allem Respekt. Wieso hast du Isco das alles nicht erzählt? Er wäre für dich da gewesen und hätte Verständnis gehabt" entgegnete Toni und strich mir über den Rücken. Es fiel mir schon immer schwer über meine Familie zureden, was er wusste.
,,Ich wollte, dass er ging, sich jemanden sucht, der ihm alles geben kann, was ich ihm nicht geben kann und jemanden, mit dem alles leichter ist. Allerdings liebte er mich und hätte mich nie einfach so alleine gelassen. Deswegen musste ich ihn verscheuchen. Ich habe ihn erzählt, dass ich mit einer anderen geschlafen hatte, es nicht das erste Mal war und ihr Freund uns erwischt hat, daher das blaue Auge. Um noch einen drauf zusetzen habe ich indirekt meine Liebe zu ihm in Frage gestellt. Das alles, damit er mit jemanden glücklich werden kann, der diesen wundervollen Menschen verdient" versuchte ich meine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen. So vieles schwirrte mir durch den Kopf und ließ mich nicht mehr los.
,,Du hast das also nicht für deinen Vater getan?" hakte Toni vorsichtig nach.
Ich schüttelte den Kopf und gab ein überraschend deutliches ,,Nein!" zurück. Für ihn oder meine Mutter würde ich absolut gar nichts mehr tun. Sie wollten mich nicht mehr und das haben sie mir deutlich gezeigt. Es spielte keine Rolle, ob ich mit Isco zusammen war oder nicht. Weder mein Vater noch meine Mutter liebten und akzeptierten mich so, wie ich war, weshalb ich nie wieder zu ihnen kommen könnte.
,,Lucas, folgendes: du hast damit, dass du Isco auf diese Weise von dir gestoßen hast. Genau das getan, was deine Eltern von dir wollten" seufzte Toni schwer, ,,ich habe dich noch nie so glücklich gesehen wie an dem Abend, an dem du mir erzählt hast, dass Isco deinen Antrag angenommen hat und ihr heiraten werdet. Man hat dir angesehen, wie sehr du ihn liebst und mit ihm zusammen sein willst. Wieso brichst du dir selbst so das Herz?"
,,Ich habe es für Isco getan" hauchte ich und sah zu ihm auf. Er hat jemand besseren verdient mit einer Familie, die ich liebte und aufnahm.
,,Für Isco? Du meinst den Menschen, der dich bedingungslos liebt und vergöttert. Dem du alles bedeutest und der den Rest seines Lebens mit dir verbringen will? Du merkst selber, dass du ihm damit keinen Gefallen getan hast und auf diese Art verletzt. Ihr seid ein Team und er ist für dich da. Du musst ihn nur lassen." Tonis Stimme klag sanft und verständnisvoll, doch hatte einen leicht fordernden Unterton. Ich wusste, dass Isco auch ein guter Freund von ihm war und er nur wollte, dass wir glücklich waren.
,,Er hat gesagt, dass er fertig mit mir und unserer Beziehung ist. Meine Worte wird er mir nie verzeihen" merkte ich hoffnungslos an. Ich selbst würde mir meine Worte nie verzeihen und könnte es auch nicht. Alles, was mir jemals wichtig war, hatte ich verloren, meine Eltern, meine Geschwister und am schlimmsten die Liebe meines Lebens, Isco. Doch wenn er glücklich werden würde, wäre es das Leiden wert.
,,Natürlich, weil er verletzt und gekränkt ist. Wenn Álvaro mir erzählen würde, dass er etwas mit einer anderen hat und mich nicht mehr lieben würde - meine Welt würde zusammenbrechen. Hätte Isco dir das an den Kopf geworfen, sähe es bei dir auch nicht anders aus" beruhigte mich der Deutsche und trank einen Schluck aus seiner Tasse.
Zustimmend nickte ich leicht und lehnte mich zurück:,,Ich habe keine Ahnung, was ich machen soll, Toni. Ehrlich nicht."
,,Ich lasse dich hier nicht in Frust und Selbstmitleid versinken. Du lässt Isco erstmal ein wenig Zeit und Gras über die Sache wachsen. Danach sehen wir, ob wir ein Gespräch zustande kriegen" gab Toni zurück, bevor aufstand und mir seine Hand hinhielt, ,,lass uns etwas frische Luft schnappen. Bella und Calimero scheinen auch etwas Auslauf vertragen zu können."
Ich nahm seine Hand entgegen und ließ mich von ihm hochziehen. Bella saß schon erwartungsvoll in der Tür zum Flur und blickte voller Vorfreude an, als ahnte sie, dass wir nun rausgehen würden. Calimero, der die ganze Zeit in seinem Körbchen schlief, stand ebenfalls langsam auf und lief zu seiner Schwester. Auch wenn ich mich gerade alles andere als gut und wohl fühlte, musste das Leben irgendwie weitergehen. Toni würde sicherlich nicht hier alleine lassen, solange Isco nicht die Wahrheit wusste, wofür ich ihn dankbar. Es tat gut einen so guten Freund an seiner Seite zuhaben und jemanden, von dem man unterstützt wurde.
Es vergingen knapp zwei Wochen, in denen Isco und ich überhaupt nicht miteinander geredet hatten trotz unserer Kabinenplätze die fast nebeneinander lagen, gemeinsame Trainingseinheiten und Besprechungen. Die Mannschaft konnte nichts für unseren Streit und sollte dadurch auch nicht beeinflusst werden. Während Isco zu Marco und Brahim gezogen ist, lebte ich weiterhin in unserer Villa und kümmerte mich um Bella sowie Calimero. Jeden Tag kam Toni vorbei und brachte Álvaro mit, dem ich die Wahrheit ebenfalls erzählt hatte, und halfen mir, wo sie nur konnten.
Nur einen Abend existierte, an dem wir uns nicht aus dem Weg gehen konnte, der Mannschaftsabend. Diesen Monat fand er bei Marco und Brahim statt, die ihn trotz unserer Situation nicht ausfallen lassen wollte. Somit war Isco mehr oder weniger gezwungen an diesem Abend dort zu sein und ihn mit dem Team zu verbringen. Dagegen hatte ich versucht Toni davon zu überzeugen, dass ich krank war, eine völlig unerwartete und plötzlich eingetretene Grippe. Allerdings glaubte er mir und egal wie sehr ich meine schauspielerischen Fähigkeiten hervorhob, er schliff mich zusammen mit Álvaro zusammen zum Mannschaftsabend. Somit kam es dazu, dass wir nun als Mannschaft im Sitzkreis auf dem Boden in Marcos Villa saßen, als wären wir auf dem zehnten Geburtstag eines Kindes, und hatten über zwei Stunden Wahrheit oder Pflicht sowie ,,wenn ich du wäre" gespielt. Meine Laune, die am Anfang des Abends schon nicht die Beste war, wurde immer schlimmer, obwohl meine Aufgaben nicht schlimm waren, wie beispielsweise die von Sergio, der eine halbe Stunde, nachdem er sieben Shots getrunken hatte, mindestens fünf Minuten ein Telefonat mit unserem Trainier führen musste.
,,Wir spielen als nächstes seven minutes in heaven!" verkündete Marco und begann die Flasche in der Mitte, die wir zuvor zum Wahrheit oder Pflicht spielen benutzt hatten. Er war der letzte gewesen, der eine Frage beantwortet hatte und damit die Wahrheit erfüllt hatte.
,,Bitte was spielen wir?" erkundigte sich Marcelo, der einen Arm um Rafa gelegt hatte, irritiert.
,,Seven minutes in heaven" wiederholte Marco das Spiel, welches er unbedingt spielen wollte, ,,der Spieler auf den die Flasche zeigt, geht in einen geschlossenen Bereich, was mein Gästezimmer im Erdgeschoss ist. Das Zimmer ist das letzte Zimmer auf der rechten Seite, wenn ihr den Flur zu ende geht. Danach werde ich noch einmal die Flasche drehen, während der erste in dem Zimmer wartet. Der zweite betretet ebenfalls das Zimmer, keine Handys und das Licht bleibt aus. Die Tür schließen wir von außen ab und dann starten wir die Stoppuhr."
,,Das ist das dümmste Spiel, von dem ich jemals gehört habe" murrte Isco, dessen Stimmung noch schlechter war als meine. Den ganzen Abend lang hatte er kaum etwas gesagt, nur seine Fragen beantwortet und blickte stumm auf den Boden. Dunkle Augenringe zierten sein Gesicht und er sah aus, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen, was mir ein unheimlich schlechtes Gewissen bereitete und mein Herz verkrampfen ließ.
,,Tja, das befreit dich nicht von der Aufgabe. Ab ins Gästezimmer, mein Lieber" schmunzelte Marco, als die Flasche bei meinem Ex-Verlobten stehen blieb, der daraufhin die Augen verdrehte und zum Protest ansetzen wollte, doch sein bester Freund kam ihn zuvor, ,,du kommst nicht davon. Geh ins Gästezimmer, deine Gesellschaft folgt gleich."
Murrend stand Isco auf und grummelte etwas, was man nicht verstehen konnte, bevor er das Zimmer verließ. Anstatt dass Marco die Flasche drehte, sah er zu mir und setzte ein warmes Lächeln auf:,,Du bist seine Gesellschaft. Geh ihm hinterher."
,,Was?" Perplex sah ich in die Runde und richtete mich hilfesuchend zu Toni, der neben mir saß. Laut Marcos bescheuertem Spiel musste die Flasche doch nochmal gedreht werden, um die zweite Person auszuwählen.
,,Na komm, Kleiner. Ich bringe dich zu ihm" erklärte sich der Deutsche bereit und stand auf, obwohl ich mir von ihm eher etwas, wie ,,lass uns nach den Regeln spielen" erwartet hätte.
,,Was?" war wieder das einzig verständliche, was ich herausbrachte, während Toni mich am Handgelenk hochzog und aus dem Raum führte. Weshalb ich mich nicht vehement wehrte, wusste ich nicht. Vielleicht, weil ich Isco vermisste, vielleicht, weil ich meinen Plan, dass unsere Beziehung vorbei sein musste und er jemand besseren brauchte, aufgegeben hatte oder vielleicht, weil ich es nicht mehr ertrug, ihn so kaputt und müde zusehen.
,,Du hast jetzt die einmalige Chance das mit ihm zu klären, Lucas. Sag ihm all das, was du ihm seither sagen wolltest" erinnerte mich Toni auf dem Weg zu Marcos Gästezimmer und bestätigte, damit meinen Verdacht.
,,Ihr habt das alles geplant? Diesen ganzen grauenhaften Abend?"
Der Blonde grinste bei meiner Wortwahl leicht und schüttelte den Kopf:,,Eigentlich wollte wir das zu einer Pflicht von euch beiden machen, aber ihr habt nur Wahrheit genommen. Somit zog sich das alles länger, als geplant und wir mussten das Spiel wechseln. Es war Zufall, dass Isco direkt als erstes drankam, oder Schicksal."
,,Ich habe doch keine Ahnung, was ich sagen soll" jammerte ich und versuchte einen Grund zu finden das Gästezimmer nicht zu betreten. Es konnte nicht sein, dass Toni sich überhaupt nicht überreden ließ.
,,Doch, das weißt du, Lu. Du weißt es ganz genau" machte Toni deutlich und stoppte vor der Tür des Gästezimmers. Bevor ich noch etwas antworten konnte, drückte er die Klinke runter und schubste mich unsanft in den Raum. Kurz drauf war ein Knacken zuhören. Toni hatte uns eingesperrt und würde uns frühstens in sieben Minuten wieder herauslassen.
,,Isco?" erkundigte ich mich nach einiger Zeit schüchtern und drehte mich um, sodass ich einen Blick durch das Zimmer werfen konnte. Alles war komplett dunkel und nur ganz schwach konnte man die Umrisse einzelner Möbel sehen sowie eine Gestalt, die auf der linken Seite vor einem riesigen Schrank saß.
,,Ich hatte es geahnt" hörte man seine Stimme seufzen. Dass seine Stimme nicht von Freunde besetzt war, konnte ich nachvollziehen und hatte ich ohnehin nicht erwartet, geschweige denn verdient.
Ich lief zum Schrank, hoffte inständig, dass nirgendwo etwas stand, wo ich drüber stolpern konnte und schaffte es letztendlich heile zu meinem Ziel. ,,Es tut mir leid" gestand ich und setzte mich neben meinen Ex-Verlobten. Woher auf einmal die sichere Stimme und der Mut mit ihm zureden kam, wusste ich nicht. Doch es fühlte sich richtig an und die Gespräche mit ihm hatte ich vermisst.
,,Lu, lass es einfach" verlangte Isco, doch ich konnte es nicht. Er musste die Wahrheit erfahren, ob er mir glaubte oder verzeihen würde, blieb ihm überlassen:,,Ich habe mit niemanden geschlafen. Weder an diesem Tag noch an einem anderen, ich habe dich angelogen, schon wieder."
,,Was?" Iscos Stimme klag irritiert und verwirrt. Im Dunkeln konnte ich erkennen, wie er seinen Kopf zu mir richtete, ,,wenn das ein Scherz sein soll, dann ist er nicht witzig, überhaupt nicht witzig."
,,Ich mache keine Witze, Isco. Als ich dir erzählt habe, dass ich bei einem Meeting mit meinem Berater bin... ich war bei meinen Eltern, um ihnen von der Verlobung zu erzählen. Ich hatte nicht erwartet, dass sie freunden Sprünge machen oder mir lächelnd um den Hals fallen, aber ein wenig Zuneigung. Stattdessen ist mein Vater total ausgerastet, ist auf mich losgegangen, während meine Mutter nur dastand und nichts getan hat. Sie hat ihn machen lassen und zugesehen" erzählte ich ihm die Wahrheit, was dafür sorgte, dass meine Augen wieder glasig wurden. Diesen Tag würde ich vermutlich niemals aus meinem Gedächtnis löschen oder in der Lage dazu sein darüber zu reden, ohne in Tränen auszubrechen.
,,Dein Vater hat dir das blaue Auge verpasst?" hakte Isco nun sanft nach. Er konnte sich schon immer gut in Menschen hineinversetzen und war unheimlich einfühlsam.
Ich nickte leicht und wische mir mit meiner Hand einige Tränen weg:,,Er hat mir noch weitere blaue Flecke am Oberkörper verpasst, die langsam verblassen, doch diese Erinnerung bleiben durchgehend in meinen Gedanken. Mein Vater hat so lange auf mich eingeprügelt, bis mein Bruder kam und ihn wegzog. Dann sollte ich, ,,Schande der Familie", verschwinden und mich nicht mehr blicken lassen. An dem Abend war ich so fertig, dass ich in ein Hotel gegangen bin und dort übernachtet habe. Ich verspreche dir, dass ich alleine und niemand bei mir war. Das könnte ich dir niemals antun."
,,Gott Lu... das mit deiner Familie tut mir leid. Hätte ich gewusst, was passiert ist, wäre ich selbstverständlich für dich dagewesen. Ich verstehe nur nicht, wieso du es mir nicht schon vor Wochen erzählt und unsere Trennung zugelassen hast. Du kannst es mir nicht antun, mich zu betrügen, aber bist dazu in der Lage mich anzulügen und zusagen, dass du es getan hast. Wobei dein angeblicher Seitensprung nicht einmal das schlimmste war. Mit dem Hinterfragen deiner Gefühle hast du alles zerstört. Weißt du wie weh deine Worte getan haben?" entgegnete Isco und je länger er über unser letztes Gespräch sprach, desto dünner wurde seine Stimme. Von Anfang an war mir bewusst, dass ich viel tun müsste, damit Isco mich gehen ließ und war bereit das entgegenzunehmen, damit er glücklich werden konnte. Doch dass er wirklich so sehr litt, hatte ich nie bedacht.
,,Du solltest jemanden finden, dessen Familie toleranter ist und dich besser behandelt. Du verdienst nur das Beste und meine Familie, mein ganzes Leben ist das komplette Gegenteil. Ich wollte, dass du mich gehen lässt, damit du glücklicher wirst und wusste, dass du es normalerweise nie zulassen würdest" versuchte ich ihm mein Handeln zu erklären und sah zu ihm auf.
,,Natürlich hätte ich das normalerweise niemals zugelassen, weil ich dich geliebt habe und du alles für mich warst. Ich wollte dich heiraten und den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Es ist schwachsinnig, dass du denkst, dass du nicht gut genug für mich bist und ich jemand anderen brauche, um glücklich zu sein. Das einzige, was ich gebraucht habe, warst du. Schon immer warst du derjenige, der mein Leben zu etwas besseren gemacht hat. Nie wollte ich jemand anderen und ich wusste, dass es nie jemanden geben würde, der mich genauso fühlen lässt wie du" schüttelte Isco den Kopf und fuhr sich durch die Haare. Ich hatte mit meinen Gedanken definitiv den schweren Weg für uns gewählt, obwohl der leichtere offensichtlich danebenstand. Allerdings hatte ich meine Gründe, meinen einen Grund, der für mich alle anderen überwog. Wenn es um Isco und sein Wohlergehen ging, würde dies immer alles überwiegen.
,,Es tut mir, dass ich dich verletzt habe und dir sowas angetan habe. Ich bin ein unfassbarer Idiot und habe alles, was wir hatten ruiniert. Dass du mir verzeihst, kann ich von dir nicht erwarten und werde es auch nicht, aber du sollst wissen, dass ich dir in unseren vier Jahren nie etwas vorgespielt habe und dich immer geliebt habe, es immer tun werde. Ich liebe dich, Isco und so sehr meine Eltern es versucht haben zu ändern, sie haben es nie geschafft" gab ich zu. Mir war es wichtig, dass er das wusste, auch wenn er mein Handeln nicht nachvollziehen konnte.
Isco seufzte schwer und ließ seinen Kopf erschöpft auf meine Schultern fallen. Ein wenig überrascht war ich schon, dass er auf einmal meine Nähe suchte, doch war erleichtert, dass er mich scheinbar nicht mehr hasste. Zögerlich legte ich meinen Arm um ihn, bevor er wieder ansetzte:,,Ich weiß, dass es schwer ist, aber du solltest dich von nun auf die Menschen konzentrieren, die dich lieben wie das Team, deine Freunde. Du hast es verdient geliebt zu werden und du musst wissen, dass wir das tun, dass vor allem ich das tue. Da kannst du nichts gegen tun."
Holy, that's it🙊💘 Hoffe es gefällt dir.
Ich wollte den Teil eigentlich schon gestern hochladen, habe es allerdings vergessen, deswegen kommt er erst heute c:
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