Amiri x Dahoud [+ Kehrer]

für Anzudemnuschka

,,Nadi, wir sollten uns wirklich beeilen" lächelte ich und löste mich von meinem Freund, der mich jedoch wieder zu sich zog.
,,Wozu? Die Kabine ist leer" lachte er leicht und presste seine Lippen gefühlvoll auf meine. Auch wenn ich es genauso wollte wie er, löste ich mich wieder und schob ihn etwas zurück. ,,Die Kabine ist leer, weil alle anderen schon im Bus sind."
Anstatt irgendetwas zu erwidern, starrte Nadi nur geschockt an mir vorbei. Verwirrt drehte ich mich um, bevor auch mir die Kinnlade runterfiel und ich in die geschockten Augen von Thilo blickte. ,,W-wieso habt ihr mir nichts gesagt?" hauchte er und wendete seinen Blick von uns ab. ,,Wir... naja wir" stammelte ich, doch brachte keinen richtigen Satz raus, denn um ehrlich zu sein, war das eine gute Frage. Wieso hatten wir ihm nichts erzählt?
,,Vertraut ihr mir nicht? Hattet ihr Angst, dass ich es weiter erzähle?" fragte der Schalker weiter.
,,Nein, natürlich vertrauen wir dir" seufzte Nadiem und fuhr sich durch die Haare. Wenigstens war er einigermaßen bereit, vollständige und verständliche Sätze zu bilden, auch wenn sie Thilo nicht gefielen. Er lachte leicht auf und schnappte sich seine Jacke, die noch an seinem Platz hang. ,,Und was war dann das Problem? Dachtet ihr, dass ich euch nicht akzeptieren würde oder es euch nicht gönnen würde?"
,,Nein, wir... wir..." kam dieses Mal Nadi ins Stottern und wendete sich hilfesuchend an mich.
,,Es ging einfach alles so schnell" erwiderte ich. Ich wusste, dass das nicht das war, was T hören wollte, aber es war die Wahrheit. Nadi und ich waren gerade mal 6 Monate zusammen und sahen uns so selten. Wenn wir zusammen waren, genossen wir die Zeit zusammen und schalteten alles, was Probleme machen konnte, aus. Deshalb hatten wir nie die wem-erzählen-wir-es-und-wem-nicht oder trennen-wir-sportliches-und-privates Gespräche. Irgendjemandem von unserer Beziehung zu erzählen, war einfach nie Thema.
,,Danke Jungs, wirklich. Ihr hättet euch echt bessere Ausreden einfallen lassen können. Aber gut, unsere Freundschaft ist auch nicht mehr wert. Wenn sie bei euren Geheimnissen überhaupt noch was wert ist" zischte Thilo, ,,viel Spaß noch und verschluckt euch bloß nicht." Er sah uns noch einmal kopfschüttelnd an, bevor enttäuscht die Kabine verließ.

,,Scheiße" fluchte ich und ließ mich verzweifelt auf meinen Platz fallen. Nadi und ich ließen, wenn wir mit anderen zusammen waren, die Finger fast schon automatisch voneinander. Aber wenn wir alleine waren oder dachten, dass wir es wären, wurden wir unaufmerksam und sowas kam dabei raus...
,,E-er beruhigt sich schon wieder" murmelte Nadiem und setzte sich zu mir. Wütend drehte ich mich zu ihm und sah ihn fragend an.
,,Hast du seinen enttäuscht Blick gesehen?! Er glaubt uns nicht und hat unsere Freundschaft in Frage gestellt! Und das einzige, was dir dazu einfällt ist, er beruhigt sich schon wieder?"
,,Du brauchst deinen Frust nicht an mir auslassen, okay? Thilo ist nicht nur dein bester Freund" murrte der Hoffenheimer und wollte sich wieder von mir abwenden, doch ich hielt ihm am Handgelenk zurück.
,,Es tut mir leid" seufzte ich und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Wange, ,,ich bin einfach nur sauer auf mich, auf uns. Wieso haben wir es ihm nicht einfach erzählt? Es hätte sich nichts verändert."
,,Ich weiß es nicht. Vielleicht war es für uns selbstverständlich mit niemanden über uns zureden. Immerhin ist Homosexualität im Fußball ein Tabuthema" murmelte er und zustimmend nickte ich. ,,Und wie klären wir das mit Thilo?"
,,Ich würde ihm ein paar Tage Zeit geben, damit er das alles erstmal realisieren kann" schlug Nadi vor, doch ich schüttelte sofort den Kopf.
,,Nein, ich kann mit dem Gedanken nicht leben, dass unser bester Freund sauer auf uns ist. Können wir nicht gleich mit ihm reden?"
,,Gib ihm wenigstens ein paar Stunden" entgegnete er, ,,wir können es heute Abend versuchen, ja?"
,,Danke" lächelte ich erleichtert und wollte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen drücken, doch Nadi zog seinen Kopf weg. ,,Bevor uns noch jemand erwischt, sollten wir lieber vorsichtiger sein und zum Bus gehen" murmelte er entschuldigend. Seufzend nickte ich und packte meine restlichen Klamotten in die Tasche. Manchmal hasste ich es, einen sonst so wundervollen Job zu haben.

,,Okay, du klopfst" flüsterte ich und deutete auf Thilos Zimmertür, vor der wir schon seit mindestens 5 Minuten standen. Nadi drehte sich zu mir und sah mich fragend an. ,,Wieso ich?"
,,Es war deine Idee, hier her zukommen."
,,Nein meine Idee war es, ihm 2-3 Tage Zeit zugeben" murmelte er, ,,du wolltest unbedingt jetzt schon mit ihm reden."
Bevor ich etwas erwidern konnte, ging plötzlich die Tür auf und ein verwunderter Timo musterte uns.
,,Oh ich habe wohl das Klopfen nicht gehört" lachte er leicht und trat ein Stück zur Seite, damit wir eintreten konnten, ,,wenn ihr zu Thilo wollt, müsst ihr noch etwas warten, der ist im Bad. Ich wollte in den Gemeinschaftsraum zu Felix und Pascal, wenn ihr Lust habt, könnt ihr nachher dazukommen."
,,Wir überlegen es uns, danke" lächelte ich und mein Freund nickte zustimmend. Timo zog die Tür hinter sich zu, während wir uns auf eines der Betten fallen ließen. Je länger wir dort saßen und auf Thilo warteten, desto übler wurde mir. Vielleicht war es doch noch zu früh, um mit ihm darüber zu reden. Wir hatten uns noch nie gestritten, weshalb ich Thilo nicht richtig einschätzen konnte. Manche Menschen brauchen viel Zeit, wenn sie von anderen überrumpelt oder enttäuscht wurden, wie ich. Und andere waren nicht nachtragend oder wollten schnell zur Normalität zurückfinden, wie Nadiem. Aber wie war Thilo? Wenn er mal sauer war, lag das meistens daran, dass er ein Spiel verloren oder eine Weile nicht mehr gespielt hatte. Ansonsten hatte ich ihn noch nie erlebt, dass er sauer oder enttäuscht war.
,,Hey, ist alles okay?" riss mich Nadi aus den Gedanken und legte vorsichtig einen Arm um mich. ,,Nein, nichts ist okay" murmelte ich und legte meinen Kopf auf seine Schulter, ,,was ist, wenn T uns das nicht verzeihen wird?“
,,Das wird er, wenn er uns zuhört. T bedeutet unsere Freundschaft genauso viel wie uns. Das kann und wird er nicht einfach wegschmeißen. Thilo, du und ich. Wir sind ein Team, das immer zusammengehalten hat, hält und halten wird. Keiner hat gesagt, dass es einfach ist, eine Freundschaft in drei verschiedenen Städten, in drei verschiedenen Vereinen zuführen, aber wir haben es geschafft. Nur zu dritt sind wir komplett und egal wie sauer T ist, er kann das nicht abstreiten" seufzte Nadi und strich mir beruhigend über den Rücken. Ich konnte gar nicht sagen, wie dankbar ich ihm für alles war. Er merkte sofort, wenn etwas nicht stimmte oder es mir nicht gut ging. Egal wann und wo hörte er mir immer zu und versuchte mir zuhelfen. Die Gefühle für ihn hatten sich zwar gewaltig verändert, aber trotzdem war er noch mein bester Freund und engster Vertrauter. Ich hatte ihm bis jetzt noch nie gesagt, dass ich ihn liebe, weil ich Angst hatte, dass er es nicht erwidern würde, aber das war Schwachsinn. Denn er zeigte mir jeden Tag aufs Neue, wie sehr er das tat.
Langsam löste ich mich von Nadi und blickte in seine liebevoll funkelnden braunen Augen. Vorsichtig legte ich meine Hände auf seine Wangen und strich mit meinem Daumen über seine weichen Lippen.
,,Nadiem i-ich" stammelte ich, ,,ich liebe dich."
,,Ich liebe dich auch Mahmoud Dahoud" hauchte er lächelnd und überbrückte die letzten Zentimeter zwischen uns. Überwältigt und überglücklich erwiderte ich den Kuss. Diese Worte von dem Menschen zuhören, für den man durch die Hölle gehen würde, fühlte sich besser an, als erwartet.

,,Gott! Ist das euer Ernst?!" ließ uns eine fassungslos Stimme auseinander schrecken. Thilo stand mit verwuschelten nassen Haaren in der Badezimmertür und funkelte uns wütend an. ,,Das könnt ihr in eurem Zimmer, und vor allem in eurem Bett machen! Dazu müsst ihr nicht extra hierher kommen!“
,,Es tut uns leid, w-wir wollten eigentlich mit dir reden“ murmelte ich überfordert und wendete meinen Blick beschämt zu Boden. Ich wollte gar nicht wissen, wie es sich für Thilo anfühlen musste, uns immer wieder so unerwartet zu sehen.
,,Tja scheinbar habt ihr eine andere Beschäftigung gefunden. Also raus!" fauchte der Schalker und deutete auf die Tür.
,,Verdammt T, davon wird es doch nicht besser" schaltete sich nun auch Nadi ein, ,,wir können verstehen, dass du sauer bist und das nicht einfach für dich ist, aber wenn wir uns gegenseitig ignorieren, wird unser Problem nicht gelöst. Hör uns zu und wenn du dann immer noch willst, dass wir gehen, werden wir das tun." Genervt verdrehte Thilo die Augen, bevor er sich zögernd aufs gegenüber stehende Bett fallen ließ und uns erwartungsvoll musterte. ,,Na schön, fangt an."
Nadi drehte sich fragend zu mir, was ich mit einem dankbaren Nicken quittierte. ,,Es tut uns leid, dass wir dich so verletzt, das war nie unsere Absicht. Wir haben lange überlegt, warum wir es dir nicht erzählt haben und sind zu dem Entschluss gekommen, dass es keinen Grund gab. Du bist unser bester Freund und würdest uns nie verurteilen. Es tut uns leid, dass wir das nicht früher erkannt haben.“
,,Ist schon gut" nuschelte Thilo und lächelte uns leicht an, ,,ich weiß, dass ihr es nicht böse gemeint habt. Es war oder ist einfach nur merkwürdig euch so zusehen. Ich werde mich schon daran gewöhnen. Aber kann ich euch etwas fragen?"
,,Du kannst so viel fragen, wie du willst" erwiderte ich erleichtert.
,,Wann hat das mit euch angefangen?"
,,In der Nacht, bevor wir nach Polen geflogen sind" schmunzelte Nadi, ,,Mo war so aufgeregt und konnte nicht schlafen, weshalb ich einfach seine Hand genommen habe und mit ihm rausgegangen bin. Ohne Jacke und ohne Schuhe liefen wir während der Ausgangssperre durch Frankfurt und haben viel geredet. Über das kommende Turnier, seinen Wechsel nach Dortmund, die hohen Erwartungen... alles, was ihn belastet hatte. Bevor wir wieder in unser Zimmer gegangen sind, standen wir vor dem Hotel. Mo hat sich für den Spaziergang und das Zuhören bedankt. Es war wie in diesen klischeehaften Filmen: Wir kamen uns langsam immer näher, bis wir uns schließlich geküsst haben."
Bei den Erinnerungen an diese Nacht schlich sich auch auf meinen Lippen ein leichtes Lächeln. Nadi hatte mir nach unserem Kuss gestanden, dass er schon so lange Gefühle für mich hatte, aber er es sich nicht eingestehen und damit womöglich unsere Freundschaft aufs Spiel setzen wollte. Ich wusste in diesem Moment nicht, was ich fühlte oder was ich nicht fühlte. Aber ich wusste, dass es mir gefiel, wie Nadi mich berührte und ich nicht wollte, dass er damit aufhörte. Weshalb ich ihn nach oben in unser Hotelzimmer zog, um dort weiter zumachen, wo wir unten aufgehört hatten.
,,Und weiß es noch jemand?"
,,Nagelsmann weiß es" seufzte Nadi und fuhr sich übers Gesicht. Thilo legte den Kopf schief und musterte uns perplex. ,,Du hast es deinem Coach erzählt, aber mir nicht?"
,,Nein, es war so ähnlich wie bei dir" murmelte ich verlegen, ,,nach dem Spiel gegen Hoffenheim habe ich Nadiem in eine der Gästekabinen gezogen und wollte ihn... naja etwas aufmuntern. Doch dann kam sein Trainer plötzlich rein, da er die Kabinen verwechselt hatte, und uns gesehen, wie..."
,,Keine Details bitte" lachte Thilo und sah uns kopfschüttelnd an, ,,ihr seid solche Volldeppen... aber gut, eine letzte Frage habe ich noch. Es ist viel mehr eine Bitte: Versprecht ihr mir, dass sich trotz eurer Beziehung nichts zwischen uns ändern wird? Wir machen noch genauso viel zusammen und stärken uns immer den Rücken, auch wenn ihr euch trennen solltet."
,,Thilo, wir versprechen dir, dass sich nichts an der Freundschaft von Mo und dir oder an unserer etwas ändern wird" entgegnete Nadiem und setzte sich zu ihm auf andere Seite.
,,Wie es zwischen Nadi und mir aussieht, wenn wir uns trennen sollten, können wir nicht sagen. Aber wir versprechen dir, dass du dich niemals für einen von uns entscheiden musst" lächelte ich und tat es ihm gleich.
,,Danke" grinste T erleichtert, ,,ich fühle mich wie ein Kind, dessen Eltern wieder zusammen gekommen sind."
,,Tja du bist auch unser kleiner Thilo" schmunzelte ich und wuschelte ihm durch die Haare.
,,Ey, ich bin größer als ihr beiden" merkte er an und verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Aber ich bin älter."
,,Nadi ist jünger!"
,,1 Monat!" protestiert Nadiem und haute T leicht gegen die Schulter.
,,1 Monat und 6 Tage, Nadi" lachte Thilo, ,,und es werden immer 1 Monat und 6 Tage bleiben."

Endlich fertig🙌🏼 Ich hoffe, dass er dir gefällt, auch wenn er nicht direkt "süß" ist. Aber ich habe mir letztens viele Videos von der U21 Em wieder angeguckt und da ist mir diese Idee gekommen. Eigentlich wollte ich die Wünsche nach der Reihe abarbeiten, aber irgendwie komme ich manchmal einfach nicht weiter. Das stresst mich noch mehr und dann würde ich meinen Laptop am liebsten gegen die Wand hauen, aber da meine Mum mich dann auch gegen die Wand hauen würde, schreibe ich lieber etwas dann weiter, wenn mir danach ist 🤔

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