Jannis Brandt x Kai Havertz [perfect]
words: 1774
„Ich möchte kein perfektes Leben,
sondern ein glückliches.
Mit dir."
Jannis POV:
Acht Monate. So lange war es her, dass die Liebe meines Lebens mich verlassen hatte. Kai war nach London gewechselt und hatte sich darum von mir getrennt. „Es ist einfacher für uns beide.", hatte er gesagt und war gegangen. Allein, wenn ich an diese Worte dachte, entfuhr mir ein trockenes Lachen. Einfacher. Alles war alles andere als einfach, seitdem Kai bei Chelsea spielte.
Jeden Tag kam Marius vorbei, manchmal auch Julian, wenn es gerade passte. Sie wollten sichergehen, dass ich mich wenigstens anzog und wusch, und nicht den ganzen Tag nur im Bett lag und in Selbstmitleid versank. Denn obwohl die Trennung schon über ein halbes Jahr her war, so war ich immer noch nicht über Kai hinweg. Wie auch? Meiner Meinung nach war er die Liebe meines Lebens. Ich würde wohl nie wieder jemanden so lieben können, wie ich ihn liebte. Ich wollte neben ihm aufwachen können, ihn irgendwann heiraten und Kinder adoptieren. Doch nichts davon würde wahr werden. Er hatte mich verlassen. Ich schluchzte auf. Die Tür ging auf und Marius, der bis gerade noch mit meinem Bruder im Wohnzimmer gesessen hatte, kam herein. Wortlos ließ er sich neben mir nieder und nahm mich in den Arm.
Julian POV:
Ich machte mir Sorgen um Jannis. Seit Kai weg war, zerbrach er immer mehr. Man konnte von Glück reden, dass es Marius gab, der täglich bei ihm vorbei sah, denn für mich war es unmöglich jeden Tag von Dortmund nach Köln zu fahren. Bis gerade eben hatte ich noch mit Marius in Jannis' Wohnzimmer gesessen, doch mein kleiner Bruder hatte gerade wieder angefangen zu weinen und Marius war zu ihm gegangen.
Ich hingegen beschloss, dass es so nicht weitergehen konnte. Ich würde Kai anrufen und ihn bitten, herzukommen und mit Jannis zu reden. Ich wusste, wie sehr mein bester Freund meinen Bruder liebte und ich wusste auch, dass es Kai mit der Trennung ebenfalls nicht sonderlich gut ging. Das hatte der Jüngere mir natürlich nicht selbst erzählt, Timo hatte mich darüber informiert. „Havertz?", ertönte die vertraute Stimme des Ex-Leverkuseners durch den Hörer. „Kai, hier ist Julian.". „Oh...hi...", erwiderte Kai und klang ziemlich angespannt, „Was gibt's?". „Jannis.", meinte ich schlicht. Er seufzte. „Jule, ich-", doch ich unterbrach ihn. „Nein, Kai! Hör auf dich rauszureden! Du hast mir gesagt, du liebst ihn! Kai, Jannis geht es extrem beschissen, wegen dir! Also wenn er dir noch irgendwas bedeutet, bewegst du deinen Arsch jetzt hier her! Wenn nicht, dann brauchst du dich weder bei Jannis, noch bei mir, je wieder zu melden!", zum Ende hin wurde meine Stimme immer bedrohlicher. Schweigen. „Es tut mir so leid.", es war nur ein Wispern, doch ich verstand jedes Wort. „Wenn das Stimmt, packst du jetzt deine sieben Sachen und fliegst nach Köln.", brummte ich.
„Ich hab Schluss gemacht und bin gewechselt, weil mir klar geworden ist, dass ich nicht gut genug für Jannis bin und er ohne mich besser dran ist.", platze es plötzlich aus meinem besten Freund heraus. „Was? Kai, wie kommst du darauf?", fragte ich ungläubig und irritiert. „Naja überleg doch mal! Ich bin Fußballer, ständig unterwegs und selten daheim, was auch bedeutet, dass wir keine Kinder adoptieren können, weil das Jugendamt das nicht einfach so durchwinken würde. Aber Jannis will nun mal irgendwann Kinder und ich bezweifle, dass das mit Mitte dreißig ist, wenn ich meine Karriere beende. Jule, ich möchte, dass Jannis ein perfektes Leben hat und das ist mit mir nicht der Fall.", versuchte Kai mir verzweifelt zu erklären. Ungläubig über das, was er mir soeben preisgegeben hatte, schüttelte ich den Kopf, obwohl Kai mich natürlich nicht sehen konnte. „Weißt du, dass das mit der größte Bullshit ist, den du je von dir gegeben hast?", meinte ich immer noch kopfschüttelnd, „Kai, vielleicht solltest du wirklich mal herkommen und mit ihm reden, das hält ja kein Mensch aus!", es war kein Vorschlag, der da über meine Lippen kam, eher eine Forderung.
Kai POV:
Ich hatte es getan. Ich hatte tatsächlich auf Julian gehört und war in den nächsten Flieger nach Köln gestiegen. Jetzt war es spät am Abend und ich stand vor der Wohnungstür meines Exfreundes. Ich wollte gerade klingeln, da öffnete sich die Tür und Marius trat heraus. „Hey...", begrüßte ich ihn etwas unsicher, würde er mir jetzt eine Standpauke halten, dass es Jannis meinetwegen so schlecht ging? Er hätte das vollkommene Recht dazu, schließlich hatte ich mich wie ein Arsch verhalten und er war meiner statt für den mittleren der Brandtbrüder dagewesen. Doch nichts dergleichen passierte. „Na endlich! Bist du nach über einem halben Jahr endlich zur Vernunft gekommen?", war alles, was er sagte, „Er ist im Schlafzimmer, Jule hockt auf dem Sofa. Ich muss jetzt nach Hause, ich hab morgenfrüh Training.", informierte er mich noch, bevor er ging. „Danke.", rief ich ihm hinterher, wobei ich nicht genau wusste, ob sich das jetzt auch die Infos bezog, die er mir gerade gegeben hatte, oder auch auf alles andere, was er für Jannis getan hatte.
Leise betrat ich die Wohnung, die mir nur allzu bekannt war. Früher, als ich noch mit Jannis zusammen gewesen war, hatte ich hier einen Großteil meiner Zeit verbracht. Im Wohnzimmer traf ich auf Julian, der auf der Couch saß und irgendetwas an seinem Handy machte. „Hey.", wisperte ich kaum hörbar, Jule sah auf. „Kai.", bemerkte er emotionslos, „Jannis ist im Schlafzimmer.". Ich nickte und machte mich auf den Weg zu selbigem. Sanft klopfte ich an, ich wollte auf keinen Fall einfach so reinplatzen. „Lass mich in Ruhe, Jule!", ertönte es aus dem Zimmer und allein beim Klang der Stimme des Jüngeren lief mir ein Schauer über den Rücken. Es klang, als hätte er all die Monate durchgeweint, so gebrochen war seine Stimme. Obwohl er offensichtlich allein sein wollte, öffnete ich vorsichtig die Tür und trat ein.
Mein Exfreund lag auf seinem Bett, den Kopf in den Kissen vergraben. Er drückte etwas an seine Brust, was ziemlich wie einer meiner Pullis aussah, die ich nie von ihm zurückbekommen hatte. Dieser Anblick brach mich das Herz und mein Herz brach ein weiteres Mal, als mir klar wurde, dass ich dafür verantwortlich war. Ich hatte ihn allein gelassen, obwohl er die Liebe meines Lebens war. „Janni!", hauchte ich und Tränen traten in meine Augen. Ihn so zu sehen, war das Letzte, was ich gewollt hatte. Ich konnte sehen, wie sich beim Klang meiner Stimme jeder einzelne seiner Muskeln anspannte. Langsam setzte er sich auf, drehte sich um und sah mich an. Seine Augen waren rot und geschwollen vom Weinen.
Verdammt, das hatte ich nicht gewollt. „Kai...", wimmerte er kraftlos und fiel zurück auf die Matratze. Sofort überwand ich die letzten Schritte zu seinem Bett und setzte mich neben ihm auf die Bettkante. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und platzierte sie auf seiner Schulter. Entgegen meiner Erwartungen schüttelte er sie jedoch nicht ab, sondern streckte sogar seine Arme nach mir aus. Sanft zog ich ihn an mich und hielt ihn einfach nur, während er von Schluchzern geschüttelt wurde. Als er sich etwas beruhigt hatte, löste er sich von mir und sah mich an. „Bist du...bist du wirklich hier?", fragte er unsicher, als würde er erwarten, das sei alles nur ein Traum und er würde gleich alleine aufwachen. Ich nickte. „Ja, ich bin wirklich hier, Janni, und ich werde dich auch so schnell nicht mehr alleine lassen. Ich liebe dich, Jannis!". Meine Stimme klang zum Ende hin flehend.
Ich könnte es voll und ganz verstehen, wenn er mich jetzt wegschicken würde, schließlich hatte ich es bei ihm auch getan. Er schwieg. „Warum?", kam es schließlich gebrochen über seine Lippen. Ich seufzte. „Es tut mir so leid! Ich dachte, dass du besser ohne mich dran wärst. Mit mir an deiner Seite könnte dein Leben nie perfekt sein...aber ich möchte, dass du ein perfektes Leben hast, weil du mir so unendlich viel bedeutest, Jannis!", beichtete ich ihm und spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Klatsch. Meine Hand wanderte zu meiner Wange, die brannte. Jannis hatte mir eins gewischt, zu Recht, wie ich fand.
„Kai Lukas Havertz, du Idiot! Ich will kein perfektes Leben, sondern ein glückliches! Mit dir! Wie konntest du nur jemals so dumm sein und so etwas denken!", antwortete er vorwurfsvoll. „Es tut mir so leid, Janni! Wirklich! Ich kann es komplett verstehen, wenn du mich nicht mehr willst-", doch Jannis unterbrach mich. „Hast du mir gerade nicht zugehört? Ich habe gesagt, ich will ein glückliches Leben mit dir. Präsens! Ich will dich immer noch, weil ich dich verdammt nochmal liebe, Kai! Also hör auf zu reden und küss mich endlich!". Überrascht sah ich ihn an. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er mich so schnell zurücknehmen würde. Vorsichtig legte ich eine Hand an seine Wange und wischte sanft mit meinem Daumen die Tränenspuren weg. Anschließend beugte ich mich langsam vor, um unsere Lippen miteinander zu verbinden.
Der Kuss war unglaublich. Mir war gar nicht klar gewesen, dass ich seine Küsse so sehr vermisst hatte. Enger zog ich ihn an mich und wollte ihn am liebsten nie wieder loslassen. Auf Grund des Luftmangels musste ich es allerdings leider irgendwann tun. „Ich liebe dich, Jannis!", keuchte ich außer Atem, „Ich werde dich nie wieder loslassen, versprochen.". „Ich liebe dich auch, Kai!", erwiderte er ebenso schweratmend und drückte sich fest an mich. Es folgte eine angenehme Stille, die ich jedoch unterbrach: „Was läuft da eigentlich zwischen Marius und Julian?", sprach ich die Frage aus, die ich mir schon etwas länger stellte, da Julian in letzter Zeit ziemlich viel mit Marius zusammen unternommen hatte. Jannis zuckte ratlos mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht, ich glaube da ist was, aber sie wollten es mir nicht unter die Nase reiben, weil ich so fertig war wegen dir.", vermutete er. „Es tut mich so leid, Liebling...ich hätte mit dir reden sollen!", entschuldigte ich mich zum wiederholten Mal. „Hättest du, aber wir können es jetzt nicht ändern. Hör auf dich zu entschuldigen!", widersprach der Blonde und lächelte mich an, „Was hältst du davon, wenn ich mit zu dir nach London komme?", schlug er schließlich vor. Verblüfft sah ich ihn an. Meinte er das ernst? „Ich bin Fotograf, das kann ich genauso gut in England machen und außerdem will ich bei dir sein! Die letzten Monate waren die Hölle, das will ich nicht nochmal.", argumentierte er. Da mir keine gründe einfielen, warum er nicht mit zu mir kommen sollte, nickte ich. „Okay.".
Damit stand es fest. Er würde zu mir nach London kommen. Ein breites Grinsen legte sich auf meine Lippen und ich war mich sicher, es würde nicht mehr so schnell von dort wegzubekommen sein.
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