Erling Haaland x Gio Reyna [suffering]

words: 1204

Erling POV:

Abpfiff. 2:1 für Freiburg lautete der Endstand und nicht mal das eine Tor hatten wir selber geschossen, es war ein Eigentor gewesen. Wütend stapfte ich vom Feld in die Kabine. Wütend auf den Freiburger Torwart, dass er Judes Schuss, der zu unseren besten Torchancen gezählt hatte, gehalten hatte, aber vor allem wütend auf mich selbst.

Ich hatte in über 90 Minuten, in denen ich auf dem Feld gestanden hatte, keinen ordentlichen Torschuss zustande gebracht. Ich allein war daran schuld, dass wir dieses Spiel verloren hatten und ich hatte mich schon sehr darüber gewundert, dass der Coach mich nicht ausgewechselt hatte, so unkonzentriert, wie ich heute gewesen war.

Die Kabinentür hinter mir knallte laut, als ich sie mit aller Kraft hinter mir zuschlug. Ich trat auf dem Weg zu meinem Sitzplatz noch einmal gegen die Bank, bevor ich mich darauf niederließ und zur Tür blickte, die sich in eben diesem Moment öffnete. Reinier trat ein, gefolgt von Marius, Julian und Gio. Letzterer warf mir einen besorgten Blick zu, den ich ignorierte.

Auch als er sich neben mich setzte und versuchte, mich anzusprechen, ließ ich ihn abblitzen und schnappte mir nur schnell meine Duschsachen, um in den anliegenden Duschräumen zu verschwinden. Als ich mit dem Duschen fertig war, zog ich mich in Lichtgeschwindigkeit um, packte meinen Kram zusammen und machte mich als Erster auf den Weg zum Bus.

Dort stieg ich ein, setzte mich auf meinen Platz und holte meine Kopfhörer und das Handy heraus, in der Hoffnung, niemand würde mich ansprechen, wenn ich Musik hörte. Erstmal hatte ich damit auch Glück, schließlich war der Bus bis auf mich menschenleer, und auch Axel, Rapha und Thomas, die kurze Zeit nach mir einstiegen, setzten sich einfach auf ihre Plätze, ohne mich zu stören.

Langsam schloss ich meine Augen und lehnte meinen Kopf an das Fenster neben mir. Die kalte Glasscheibe kühlte meine Stirn. Für einige Minuten lauschte ich einfach nur der Musik, blendete alles andere um mich herum aus. Doch es kam, wie es kommen musste. Auf einmal nahm mir jemand meine Airpods ab. Empört drehte ich mich um und fauchte: „Was soll das?". So ziemlich jeder hätte bei meinem Tonfall sofort den Rückzug angetreten und mich in Ruhe gelassen, doch Gio, der auf seinem Platz neben mir saß, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

„Ich möchte, dass du mit mir redest. Was ist los mit dir?", fragte der Jüngere ganz sachlich, konnte jedoch etwas Sorge in seiner Stimme nicht verschleiern. „Es ist nichts.", grummelte ich und wandte mich wieder ab. Das war eine klare Lüge, das war auch Gio hundertprozentig klar, doch ich wollte gerade wirklich nicht darüber reden, vor allem nicht hier, mitten im Mannschaftsbus, wo jeder alles mitbekommen konnte.

Der Amerikaner seufzte, sah sich kurz um und griff dann nach meiner Hand, die er leicht drückte. Sofort zuckte ich zurück und sah den Kleineren fassungslos an. „Bist du verrückt!", zischte ich, mein panischer Blick schweifte durch den Bus, in der Hoffnung, dass niemand diese Geste gesehen hatte.

Niemand aus der Mannschaft wusste von unserer Beziehung und ich wollte, dass das erst einmal so blieb. Zu groß war die Angst, ausgeschlossen, ausgelacht oder gar körperlich angegangen zu werden. Ja, die Mannschaft war eigentlich so etwas wie eine zweite Familie, doch genau das war das Problem.

Vor einigen Tagen hatte ich den Schritt gewagt, meine Eltern angerufen und ihnen von meiner Sexualität erzählt. Es hatte mich einiges an Überwindung gekostet, doch ich hatte mir immer wieder gesagt: >Es sind deine Eltern, sie haben dich in die Welt gesetzt und großgezogen. Sie werden die unterstützen.<.

Doch da kannte ich anscheinend meine Eltern schlecht. Vor allem mein Vater hatte mir unverkennbar deutlich gemacht, dass er enttäuscht von mir war und dass ich „Schwuchtel" mich ja nie wieder bei ihm melden sollte. Meine Mutter hatte nur stumm danebengestanden, hatte meinem Vater weder zugestimmt, noch ihm widersprochen.

Gio wusste von all dem nichts. Ich hatte es ihm nicht erzählt, wollte kein Mitleid. Die Familie des Amerikaners wusste geschlossen über dessen Sexualität Bescheid und akzeptierte ihn so, wie er war. Allgemein verstand er sich super mit seinen Eltern, Großeltern und allen anderen Verwandten, die Reynas waren wirklich eine richtige Bilderbuchfamilie, die sich gegenseitig half und in der man füreinander da war.

So war das bei meiner Familie nie gewesen. Vor allem das Verhältnis von meinem Vater und mir war zerbröselt, als dieser mir immer wieder Wechsel zu Real Madrid oder Barça andrehen wollte und mit meinem Berater hinter meinem Rücken schon in den Verhandlungen mit den jeweiligen Clubs war. Mich hatte da niemand gefragt. Doch schlussendlich waren all diese Transfers im Sande verlaufen, da ich nicht unterschreiben wollte. Denn ich hatte noch einen laufenden Vertrag in Dortmund und ich hatte nicht vor, diesen Verein im Stich zu lassen, zumindest vorerst nicht.

„Beruhig dich mal!", meinte Gio mit abwehrend erhobenen Händen und riss mich damit aus meinen Gedanken. „Wir müssen im Hotel dringend reden.", stellte er dann fest. „Meinetwegen.", murmelte ich und war einfach froh, dass Gio mir meine Kopfhörer wiedergab und mich in Ruhe ließ. Zumindest für die Dauer der Busfahrt.

Am Hotel angekommen stiegen wir aus. Die meisten verzogen sich sofort auf ihre Zimmer, was der Trainerstab ihnen durchgehen ließ. Ich jedoch schlug erstmal den Weg zum hoteleigenen Gym ein. Vielleicht gab es dort ja einen Boxsack, an dem ich all meine angestaute Wut auf mich selbst auslassen konnte. Dass ich die Tür der Freiburger Auswärtskabine fast zertrümmert hatte, hatte wohl nicht ganz gereicht.

Tatsächlich machte ich einen Boxsack ausfindig, stellte meine Tasche an der Wand daneben auf den Boden und begann auf den schwarzen Sandsack einzuprügeln. Bestimmt zehn Minuten lang schlug ich mit aller Kraft zu, bis sich plötzlich von hinten zwei Arme um mich legten und mich mit sanfter Gewalt ein Stück nach hinten zogen.

„Shhh...nicht, dass du dich noch verletzt.", raunte eine besorgte Stimme, die ich sofort als die von Gio identifizieren konnte. Ich atmete schwer, versuchte mich halbherzig aus den Armen des Kleineren zu befreien, doch der Amerikaner hielt mich fest an seiner Brust. Langsam beruhigte ich mich, was auch Gio zu bemerken schien, denn er ließ mich los, um mich zu sich umzudrehen.

Seine braunen Augen trafen auf meine Blauen und sahen mich eindringlich an. „Erl, bitte, was ist los? Es ist nicht bloß die Niederlage, die dich so fertig macht, außerdem warst du schon die letzten Tage so...abweisend. Irgendwas ist da und es hilft dir nicht, wenn du es in dich hineinfrisst. Also rede mit mir, du kannst mir doch vertrauen.", flehte der Jüngere mich an und hielt meine Hände fest in seinen.

„Ich liebe dich, Gio.", brach es plötzlich mit gebrochener Stimme aus mir heraus. Der Amerikaner drückte meine Hände. „Ich liebe dich auch.", flüsterte er. Dann brach alles aus mir heraus. Die Sache mit meinen Eltern, meine Schuldgefühle...einfach alles, was mich beschäftigte, was ich in mich hineingefressen hatte.

Danach herrschte Stille. Der Kleinere zog mich wortlos an sich, ich vergrub meinen Kopf an seiner Schulter und bemerkte einige Tränen, die meine Augen verließen. Einige Zeit standen wir so da, einfach schweigend und die Nähe des jeweils anderen genießend. Manchmal brauchte es eben keine Worte, sondern einfach nur Liebe und das war etwas, von dem Gio mir reichlich geben konnte.

Ich bin mit dem Ende nicht so ganz zufrieden, aber ich hatte einfach keine Motivation mehr...naja, jedenfalls hier ein Oneshot zu dem Spiel vorhin, was ja nicht ganz so gelaufen ist, wie erhofft. Hoffentlich gefällt er euch <3

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