9 | Toni Kroos x Julian Draxler
ˢᵗᵉˡˡ ᵉᶤᶰᶠᵃᶜʰ ᵏᵉᶤᶰᵉ ᶠʳᵃᵍᵉᶰ
Tonis pov
Noch immer hielt ich das eben Geschehene für ziemlich surreal. Natürlich freute ich mich, doch ich hatte es wirklich für unwahrscheinlich gehalten, noch aufzuholen. Wir hatten das zweite Spiel gegen Paris Saint-Germain mit 3:1 gewonnen und uns somit gerade für das Viertelfinale der Champions League qualifiziert. Dass ich zu Beginn der zweiten Halbzeit ausgewechselt worden war, störte mich gerade nicht im Geringsten.
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht ließ ich meinen Blick durch das volle Stadion schweifen, bis ich an einer Person hängenblieb, welche gerade in Richtung der Katakomben lief. „Hey, Julian!"
Er drehte sich um und ich meinte, seine Mundwinkel etwas zucken zu sehen. Ebenfalls lächelnd lief ich auf den Jüngeren zu. Ich hatte schon nach dem ersten Spiel gegeneinander mit ihm sprechen wollen, jedoch war er nach ihrem Sieg relativ schnell mit seinem Team verschwunden, sodass ich ihn nicht mehr erwischt hatte.
„Lang nicht gesehen, wie geht's dir", fragte er, während ich ihm einen Arm um die Schulter legte. Ich antwortete ihm: „Alles bestens, dir?" „Naja könnte besser sein, immerhin sind wir dank euch grade aus der Champions League rausgeflogen", schmunzelte er und sah mich direkt an. Wie sehr ich dieses Braun seiner Augen vermisst hatte.
Wir liefen gemeinsam weiter zu unseren Kabinen, bis wir in unterschiedliche Richtungen mussten. Ohne lang darüber nachzudenken, fragte ich ihn direkt: „Wann fliegt ihr denn zurück nach Paris, vielleicht könnten wir uns vorher ja nochmal treffen oder sowas." „Klingt gut, ist zwar schon ein bisschen spät, aber wir fliegen morgen irgendwann, also vielleicht am besten heute Abend noch", schlug er lächelnd vor und ich nickte. „Wie wär's, wenn wir uns umziehen und duschen gehen und uns dann in sagen wir zwanzig Minuten vor dem Stadion treffen? Am besten einfach da wo ihr vorhin angekommen seid, dann sollten wir uns wieder finden, oder", schlug ich vor, woraufhin er meiner Idee zustimmte.
Knappe zwanzig Minuten später wartete ich vor dem Stadion auf Julian, welcher keine Minute später schon bei mir war. Als ich ihn sah, stahl sich direkt ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Ich wusste wirklich nicht, wie es dazu gekommen war, doch seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, was locker schon eineinhalb Jahre her sein musste, kam es mir vor, als hätte ich mich irgendwie in ihn verliebt. Schon seit wir seit 2012 gemeinsam für die Nationalmannschaft spielten, hatten wir uns immer gut verstanden, doch wirklich Gefühle meinerseits waren erst bei unseren letzten gemeinsamen Einsätzen hinzugekommen. Doch da Julian dann längere Zeit nicht mehr im Kader gewesen war und ich Karriere dort beendet hatte, war es mir ziemlich lang nicht möglich gewesen, ihn zu sehen und so war dieses Spiel gegeneinander eigentlich genau richtig gewesen.
„Und wo sollen wir jetzt hin", fragte er dann, woraufhin ich vorschlug: „Ich kenne hier in der Nähe eine kleine Bar, die müsste noch offen haben, sollen wir da einfach noch was trinken gehen?" Er fand die Idee gut und so machten wir uns anschließend zu Fuß auf den Weg in die Bar, wo wir uns einfach einige Zeit lang über alles Mögliche unterhielten.
Je später es wurde, desto mehr spürte ich, wie die Müdigkeit mich überkam und ich versuchte langsam, mich darauf einzustellen, mich in Kürze von Julian zu verabschieden, auch wenn ich das eigentlich nicht wollte. Nachdenklich sah ich ihn an und bemerkte schmunzelnd, dass er begonnen hatte, nervös auf seiner Unterlippe zu kauen. Diese Angewohnheit hatte er schon immer gehabt, seit ich ihn kannte und nach wie vor fand ich es irgendwie süß. „Worüber denkst du nach", fragte ich und trank den letzten Schluck meines Getränks aus. Er zögerte etwas mit seiner Antwort, meinte dann aber: „Ich glaub ich sollte langsam mal ins Hotel, es ist schon relativ spät."
Da ich mir ja bereits ähnliche Gedanken gemacht hatte, nickte ich bestätigend und beschloss, uns ein Taxi zu rufen, welches uns circa zehn Minuten später vor der Bar abholte.
Da meine Wohnung auf halbem Weg zu Julians Hotel lag, wurden wir zuerst dorthin gefahren. Als das Auto hielt, warf ich ihm noch einen letzten Blick zu, bevor ich ausstieg. Er folgte mir jedoch und hielt mich auf, bevor ich das Haus betreten konnte. „Toni warte mal kurz!"
Ich drehte mich nochmal um, woraufhin ich direkt in eine Umarmung gezogen wurde. Diese bloße Berührung ließ mein Herz etwas höherschlagen, woraufhin ich Julians Umarmung direkt erwiderte. Er war der erste, der dann irgendwann Anstalten machte, sich wieder etwas von mir zu lösen, woraufhin ich ihm einige Zeit lang einfach nur noch in die Augen sah. Ich wusste, dass ich ihn nun wieder für ziemlich lange Zeit nicht sehen würde, denn in der Nationalmannschaft würde ich ja nicht mehr dabei sein und die Wahrscheinlichkeit, dass wir in Kürze nochmal gegen Paris spielen würden, war auch nicht sonderlich hoch.
Während ich begann, mich langsam in seinen Augen zu verlieren, erwiderte er meinen Blick einfach nur mit einem leichten Lächeln im Gesicht. Ohne darüber nachzudenken, näherte ich mich ihm etwas und keine Sekunde später lagen meine Lippen auf seinen.
Ich wusste nicht, was ich mir für eine Reaktion seinerseits erhofft hatte, jedoch definitiv nicht das, was er dann tat. Zögernd löste er sich von mir, machte einen kleinen Schritt rückwärts und sah mich ungläubig an, bevor er sich umdrehte, hektisch wieder in das noch auf ihn wartende Taxi einstieg und mich allein auf der Straße zurückließ. Was hatte ich getan?
Langsam ging ich zu meiner Haustür, schloss auf und ließ mich innen beinahe wie paralysiert aufs Sofa fallen. Vielleicht war es ja ganz gut, dass wir uns so schnell nicht mehr sehen würden. Würden wir das überhaupt jemals wieder? Vermutlich würde er mich nach dem Vorfall eben den Rest seines Lebens meiden. Was hatte ich mir dabei gedacht, ihn einfach so zu küssen? Irgendwie war es mir in der Situation einfach richtig vorgekommen, doch das war es offensichtlich nicht. Wäre ja auch zu schön gewesen.
Seit diesem Vorfall waren nun schon knappe drei Wochen vergangen. Julian war längst wieder in Paris und während er bestimmt schon wieder seinem Alltag nachging, hatte ich mich beinahe komplett davon abgeschottet. Anfangs dachte ich, ich würde mit dieser Zurückweisung klarkommen, doch offensichtlich tat ich das nicht und so hatte ich beschlossen, erstmal ein paar Wochen Pause zu machen.
Mittlerweile glaubte ich nicht Mal mehr daran, ihn jemals wieder zu sehen, denn mit Sicherheit würde er mir bei möglichen Aufeinandertreffen aus dem Weg gehen. Noch im gleichen Moment, in dem ich diesen Gedanken gefasst hatte, klingelte es an meiner Haustür. Ich wollte nicht aufstehen, wollte keinen Kontakt zur Außenwelt, wahrscheinlich war es sowieso nur jemand aus der Mannschaft, der nach mir sehen wollte. Niemand von meinen Teamkollegen wusste was mit mir los war, ich hatte nur gesagt, ich hatte persönliche Probleme und könnte deshalb eine Zeit lang nicht spielen und das entsprach ja auch irgendwie der Wahrheit.
Die Person vor der Tür ließ nicht locker und als zum dritten Mal dieses nervtötende Klingeln ertönte, stand ich doch auf und ging zur Tür. Wer auch immer es war, der davorstand, würde bei meinem Anblick vermutlich gleich den Schock seines Lebens bekommen, denn ich trug nichts weiter als eine einfache Jogginghose und ein lockeres T-Shirt, meine Haare waren zerzaust und leicht fettig und meine Augen durch das viele Weinen höchstwahrscheinlich verquollen und gerötet.
Nachdem ich die Tür geöffnet hatte und sah, wer dort stand, bildete sich direkt ein Kloß in meinem Hals. Hektisch versuchte ich, die Tür wieder zu schließen, doch Julian, welcher aus irgendeinem Grund extra nach Madrid gekommen war und nun vor meiner Haustür stand, verhinderte das.
„Toni", meinte er leise und lächelte mich unsicher an. „Was willst du", fragte ich ihn zögernd, erhielt jedoch keine Antwort. Stattdessen machte er ohne Vorwarnung einen Schritt auf mich zu und küsste mich. Ich wusste nicht wie mir geschah oder was gerade passierte, doch als ich den Kuss gerade erwidern wollte, löste er sich wieder von mir.
Ich wollte ihn fragen, was das ganze sollte, doch bevor ich zu sprechen beginnen konnte, meinte er: „Stell einfach keine Fragen, okay? Ich hab keine Ahnung, was mit mir los ist, ich weiß nicht wie oder warum, aber ich hab Gefühle für dich und ich kann mir das selber nicht erklären und es tut mir leid, dass ich vor drei Wochen einfach abgehauen bin, ich war einfach mit der Situation überfordert und... keine Ahnung ich... würdest du mich bitte einfach küssen, damit ich aufhören kann, hier irgendeinen Scheiß vor mich hinzureden?"
Schmunzelnd kam ich seiner Bitte nach und innerhalb weniger Sekunden hatte ich die letzten Wochen beinahe vergessen.
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Ich bin nicht ganz zufrieden damit aber was solls xD
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