7 | Kepa Arrizabalaga x Caoimhín Kelleher

ᵗᵘᵗ ᵐᶤʳ ˡᵉᶤᵈ


Kepas pov

Es war meine Schuld. Alles war meine Schuld. Wir hatten das Finale des Carabao Cups verloren, weil ich es nicht geschafft hatte einen einzigen Elfmeter zu halten und zu guter Letzt auch noch meinen eigenen verschossen hatte. Den Tränen nahe drehte ich mich um und lief zurück zu den Jungs, sah wie Liverpools Torwart von seinem Team gefeiert wurde und vergrub verzweifelt meinen Kopf in den Händen. Ich hatte alle enttäuscht, nicht nur die Fans, sondern auch das Team. Alle zehn hatten sich unglaublich Mühe gegeben und ihre Elfmeter verwandelt und ich? Ich schaffte es nicht einen einzigen Ball im Tor zu versenken, wenn es darauf ankam. Nicht einmal gehalten hatte ich einen. Und ich sollte mal der teuerste Torhüter der Welt gewesen sein.

Nur halb nahm ich wahr, wie mich irgendjemand in die Arme schloss und mir beruhigend zuredete. Für einen Moment öffnete ich meine Augen und fand mich in einer Gruppenumarmung mit meinem kompletten Team wieder. Wie war es möglich, dass sie nicht wütend waren, dass sie sich um mich sorgten?

„Tut mir leid", schluchzte ich immer wieder und schaffte es dabei nicht, einem einzigen von ihnen in die Augen zu sehen. „Muss es nicht", hörte ich jemanden sagen, „wir konnten alle nicht wissen, dass du schießen musst, sonst hätten wir das trainieren können." Ich sah auf und blickte direkt in die Augen unseres Trainers. Nicht ein einziges Anzeichen von Wut war darin zu sehen, anders als man es von ihm gewohnt war. „Ich hätte aber halten müssen", murmelte ich, „dann wäre es nie so weit gekommen." „Niemand macht dir irgendeinen Vorwurf", hörte ich unseren Kapitän neben mir sagen, doch ich ging nicht darauf ein, sondern meinte lediglich: „Könnt ihr mich einfach kurz in Ruhe lassen? Bitte?"

Einstimmig nickten alle und ich ging ein paar Schritte weg von ihnen, ließ mich dort einfach zu Boden fallen und versuchte das laute Jubeln der Liverpool Fans auszublenden. Was hatte ich getan? War ich es überhaupt noch wert, für ein Team wie Chelsea zu spielen? Zweite Wahl war ich sowieso schon lange und natürlich störte mich das nicht wirklich, ich verstand, dass Edou einfach besser war als ich, doch Elfmeter waren eigentlich immer meine Stärke gewesen. Noch als ich im Supercup letztes Jahr eingewechselt worden war, hatten mich alle gefeiert und jetzt, im Prinzip in der gleichen Situation, vermasselte ich es komplett. Ich würde doch die restliche Saison keinen einzigen Einsatz mehr bekommen.

Das heute war meine Chance gewesen, den Fehler rückgängig zu machen, den ich im gleichen Finale der Saison 2018/19 gemacht hatte. Carabao Cup Finale 2019 gegen Manchester City. Sofort schlichen sich die Erinnerungen zurück in meine Gedanken. Ich war zu selbstsüchtig gewesen und hatte mich vor dem Elfmeterschießen nicht auswechseln lassen. Und was war passiert? Ich hatte es völlig verkackt, einen einzigen Elfmeter gehalten, was nicht genug gewesen war. Noch Monate danach hatte ich Albträume, Panikattacken und was weiß ich nicht noch alles. Erst unter Tuchel war ich wieder richtig zu mir gekommen, der Champions League, Super Cup und Club-WM Sieg hatte mein Selbstbewusstsein wieder ordentlich gepusht, doch jetzt? Ein weiteres Mal hatte ich alle enttäuscht und diesmal hatte es nicht mal an meinem lange nicht mehr so großen Ego gelegen. Würde ich je wieder in einem Finale dieses Turniers stehen, würde ich mich mit Händen und Füßen dagegen wehren, zu spielen. Ein lauter Schrei entwich meiner Kehle, als ich neben mir eine Stimme hörte, die mich dazu aufforderte, aufzustehen und mir diese beschissene Silbermedaille abzuholen.

Völlig fertig erhob ich mich vom Boden, wischte mir einmal über die Augen und lief den anderen hinterher. Noch als ich die Medaille um den Hals gehängt bekam, hätte ich am liebsten wieder hemmungslos angefangen zu weinen. Was konnte ich eigentlich? Ich war doch nur der ungeoutete schwule Fußballer, den jeder für eingebildet und unfähig hielt. Vielleicht wäre es besser gewesen, damals auf meinen Vater zu hören, als ich ihm gestanden hatte, auf Männer zu stehen. Er hatte lachend gefragt, ob ich dann wirklich noch Fußball spielen wollte, ziemlich offensichtlich war das als Scherz gemeint, ich hatte schon immer einen guten Draht zu ihm und er hatte keinerlei Probleme mit meinem Geständnis gehabt, doch vielleicht hätte ich wirklich aufhören sollen, dann würde ich mich jetzt nicht in dieser Situation befinden.

Die nächsten Minuten gingen einfach an mir vorbei, ohne dass ich wirklich wahrnahm, was passierte, bis ich irgendwann beschloss, mich auf den Weg Richtung Kabine zu machen. Mich wollte hier doch sowieso niemand mehr sehen.

„Hey", hielt mich plötzlich jemand auf, „gutes Spiel." Wer würde sowas denn bitte zu mir sagen? Ich hatte von allen aus dem Team mit Abstand das schlechteste Spiel gemacht. Verwirrt drehte ich mich um und stand plötzlich von Angesicht zu Angesicht Liverpools Torwart gegenüber. Die Goldmedaille, die um seinen Hals hing, spiegelte leicht das Scheinwerferlicht wider und das breite Lächeln auf seinen Lippen, war in etwa das genaue Gegenteil meines aktuellen Gesichtsausdrucks. Auch wenn ich es nicht wollte, schossen mir sofort wieder Tränen in die Augen und meine Unterlippe begann gefährlich zu zittern. Ich versuchte dagegen anzukämpfen, denn schon allein aus Prinzip wollte ich jetzt nicht hier vor ihm anfangen zu heulen. Dummerweise verlor ich den Kampf diesmal und spürte so, wie mir eine einzelne Träne langsam über die Wange lief. Anstatt zu lachen, was ich eigentlich erwartet hatte, meinte mein Gegenüber ruhig: „Lass dir das nicht so zu Kopf steigen, das war einfach Pech. Ich hab genauso wenig damit gerechnet, schießen zu müssen und gehalten hab ich auch keinen einzigen der Elfmeter."

Kopfschüttelnd murmelte ich: „Ich hätte besser sein müssen, wenigstens treffen, wenn schon nicht halten." Ein leises Schluchzen verließ meine Kehle und mittlerweile liefen mir die Tränen haltlos übers Gesicht. „Hey, komm, du kannst nichts dafür, mach dir keine Vorwürfe", kam es mit ruhiger Stimme von ihm und noch im selben Moment spürte ich, wie er mich in eine Umarmung zog. Mit seinen Händen, welche noch immer in seinen Torwarthandschuhen steckten, fuhr er immer wieder beruhigend über meinen Rücken. Ich merkte, wie sich mein Herzschlag deutlich beschleunige, während ich langsam wieder ruhiger wurde. Zögernd befreite ich mich irgendwann wieder aus der Umarmung und hauchte ein leises „Danke." Er lächelte mich noch einmal aufmunternd an, bevor er zurück zu seinem Team lief und ich in die Katakomben verschwand.

In der Kabine war es ruhig, alle versuchten offensichtlich, mir nicht irgendwie zu nahe zu treten oder mich an unsere Niederlage zu erinnern, doch was sie nicht wussten, war dass ich aus ganz anderen Gründen in Gedanken versunken war. Statt um meinen verschossenen Elfmeter, kreisten diese nämlich um einen gewissen irischen Torhüter, dessen Name mir leider partout nicht einfallen wollte, der mir aber innerhalb weniger Sekunden völlig den Kopf verdreht hatte.


„Du bist scheiße!"

„Was willst du noch hier?"

„Hau endlich ab!"

„Du verdienst es nicht, hier zu spielen!"

Panisch schreckte ich aus dem Schlaf hoch und saß kerzengerade im Bett. Schwer atmend presste ich die Hände auf meine Ohren, um die Stimmen im Kopf loszuwerden. Panik überkam mich. Seit knapp zwei Wochen war es immer das gleiche. Albträume und Panikattacken, die mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf rissen, waren schon lang nichts neues mehr. Am ganzen Körper begann ich zu zittern, bekam gleichzeitig kaum mehr Luft. Verzweifelt starrte ich auf die Person neben mir, welche anders als sonst nicht aufzuwachen schien. Ich wollte ihn auch nicht absichtlich aufwecken, ich war ihm so schon dankbar genug für alles, was er die letzten Wochen für mich getan hatte.

Ich war seit unserer Niederlage nicht mehr im Training gewesen, da ich es noch immer nicht schaffte, den anderen in die Augen zu sehen. So hatte ich es nur zwei Tage später irgendwie geschafft, Caoimhin ausfindig zu machen. Ich wusste selbst nicht wieso, schließlich kannte ich ihn gar nicht und auch er war ziemlich verwirrt, als ich plötzlich vor seiner Wohnung in Liverpool aufgetaucht war, hatte mir jedoch sofort bereitwillig Unterschlupf geboten. Ebendieser schien nun doch wach geworden zu sein, setzte sich auf und zog mich wortlos in eine Umarmung.

Es dauerte eine Weile, bis ich mich wieder beruhigt hatte, doch irgendwann schaffte ich es einigermaßen. „Geht's wieder", fragte der 23-jährige und sah mich besorgt an. Ich nickte leicht, murmelte jedoch: „Ich kann nicht mehr, das ist alles meine Schuld." „Nichts ist deine Schuld, das hätte jedem passieren können", versuchte er, mir klarzumachen. „Nein", schluchzte ich und begann dabei um mich zu schlagen. Immer wieder schlug ich gegen ihn, hatte sowohl seine Brust als auch Schultern mehrfach getroffen, doch anstatt mich loszulassen, griff er nur ruhig nach meinen Händen und sah mich aus klaren blauen Augen an. „Du wirst früher oder später damit abschließen können, glaub mir. Du schaffst das."

Ich schüttelte heftig den Kopf, woraufhin er ruhig eine Hand an meine Wangen legte. Nervös sah ich ihn an, mein Blick flackerte zwischenzeitig kurz zu seinen Lippen. „Kann ich was ausprobieren", stammelte er plötzlich mit wesentlich weniger Selbstbewusstsein. Ein leichtes Nicken war alles, wozu ich im Stande war, bevor ich plötzlich seine Lippen auf meinen spürte. Zögernd erwiderte ich den Kuss, während ein wohliges Kribbeln in meiner Magengegend entstand. Kurz darauf löste er sich wieder von mir und sah mich unsicher an. Ein kleines Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, das erste seit Wochen. Ebenfalls lächelnd legte er sich wieder hin und zog mich an sich. Ich spürte, wie er mir immer wieder ruhig durch die Haare fuhr, während ich langsam, aber sicher wieder in den Schlaf fand.

Noch knapp eine Woche später, überzeugte er mich davon, wieder im Training aufzutauchen, nahm sich sogar extra ein paar Tage frei, um mich nach London zu bringen. Ich wusste nicht, warum ich mir solche Sorgen gemacht hatte, denn beim Training wurde ich herzlichst empfangen und niemand schien mir auch nur annähernd die Schuld für irgendetwas zu geben. Nicht viel später stand ich dann mit etwas Überredungskunst sogar in der Startelf für eins unserer Spiele. Offengesagt hatte ich davor beinahe einen Nervenzusammenbruch aus Angst, ich könnte Fehler machen, doch in dem Wissen, dass ein gewisser blonder Torhüter auf der Tribüne saß und mich unterstützte, fiel auch meine Nervosität irgendwann von mir ab und wir konnten am Ende stolz von uns sagen, als Sieger aus dem Spiel gegangen zu sein.


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Fragt einfach nicht wie ich die Idee gekommen bin haha

Aber mal im Ernst, Kepa tut mir schon extrem leid, ich mein nur fürs Elfmeterschießen eingewechselt werden und dann selber noch schießen müssen stell ich mir echt mies vor. Hat von euch jemand das Spiel gesehen? Ich war mit meinen Eltern essen und hab dann nur für das Ende mein letztes Datenvolumen geopfert jetzt hab ich halt keins mehr ups

Ah und fragt mich nicht wie man diesen Namen ausspricht ich habs zwar gegoogelt aber schon wieder vergessen

Eventuell kommt nachher nochmal ein One Shot den ich heute ursprünglich hochladen wollte aber dann auf die mehr oder weniger gute Idee zu dem OS hier gekommen xD

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