28.1 | Gio Reyna x Jude Bellingham

⚠️Homophobie, I'm sorry😓

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ᶤᶜʰ ᵈᵃᶜʰᵗᵉ, ᶤᶜʰ ᵏᵃᶰᶰ ᵈᵃˢ ᵃᵘᶜʰ


Gios pov

„Leute, Jude fehlt, weiß irgendjemand, wo der ist?" Marco sah fragend in die Runde. Als Antwort bekam er nur Kopfschütteln und verwirrte Blicke von einigen unserer Teamkollegen. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie Karim Nico rechts von mir mit verwirrtem Gesichtsausdruck etwas zuflüsterte, doch ich konnte nicht verstehen, was es war. Nico zuckte nur mit den Schultern und sah zu mir. „Du bist doch mit ihm auf dem Zimmer, oder?" Mit einem Nicken meinte ich: „Ich kann mal nachsehen."

Selbst irritiert durch Judes Fehlen, machte ich mich auf den Weg zurück in unser Zimmer. Eigentlich hatten wir den Abend im Trainingslager gemeinsam als Team verbringen wollen, wie wir es schon seit Jahren taten, doch Jude fehlte. Warum schien niemand zu wissen. Vor unserem gemeinsamen Zimmer angekommen klopfte ich erst vorsichtig an, erhielt jedoch keine Reaktion. Daraufhin schloss ich die Tür auf und betrat den Raum. Als ich ihn entdeckte, spürte ich augenblicklich eine Art Stich im Herzen. Der Jüngere lag zusammengerollt auf dem Bett und wurde immer wieder von heftigen Schluchzern geschüttelt. Es tat weh, ihn so zu sehen.

Beinahe panisch lief ich auf ihn zu und schmiss mich neben ihm aufs Bett. Vorsichtig, um ihn nicht zu erschrecken, legte ich ihm eine Hand auf die Schulter und fragte: „Was ist los?" Von ihm kam keine Antwort, lediglich ein weiteres herzzerreißendes Schluchzen. Nicht wissend, was ich tun sollte, suchte ich nach Taschentüchern und fand tatsächlich welche, von denen ich ihm eins reichte. Er wischte sich damit ein paar Tränen von den Wangen und blieb in seiner Position liegen, sah mich nicht an, als er murmelte: „Willst du Schluss machen, Gio?"

„Was?" Entsetzt sah ich ihn an. „Warum sollte ich? Wie kommst du denn darauf?" „Ich bin es nicht wert", flüsterte er, während er weiterhin ununterbrochen weinte. „Was soll das heißen", wollte ich beinahe schockiert wissen. Vorsichtig drehte ich ihn zu mir um, sodass er gezwungen war, mich anzusehen. „Ich kann nicht mehr, Gio", schluchzte er dann und weiterhin liefen Tränen über seine Wangen. Vorsichtig zog ich ihn in meine Arme. Ich spürte, wie er sich in meinem Shirt festkrallte und wie seine Tränen dieses langsam durchnässten. „Willst du mir sagen, was los ist", fragte ich, während ich mit einer Hand sanft durch seine Haare fuhr. Von ihm kam lediglich ein Satz, doch es tat unglaublich weh, diesen zu hören. „Das mit dem Outing war eine scheiß Idee."

Ich schüttelte den Kopf. „Du weißt, wie stolz ich deswegen auf dich bin." Er ging nicht darauf ein, hielt sich lediglich stärker an mir fest. Es war nicht gelogen, ich war deshalb unglaublich stolz auf ihn. Vor einigen Wochen hatte er mir gesagt, er wolle mit diesen ganzen Lügen in seinem Leben aufhören und sich auch vor der Öffentlichkeit als schwul outen. Wir hatten erst darüber nachgedacht, einfach unsere Beziehung öffentlich zu machen, doch da ich mir diesbezüglich nicht ganz sicher gewesen war, hatte er beschlossen, erstmal allein den Anfang zu machen. In einem relativ emotionalen Interview über BVB TV hatte er dies dann an die Öffentlichkeit gebracht. Das Team, der Verein und selbstverständlich ich stand dabei voll und ganz hinter ihm. Bis jetzt hatte ich gedacht, es wäre alles in Ordnung, doch so wie das gerade aussah, war es das nicht.

„Ich verstehe das nicht", schluchzte er noch immer, und vergrub seinen Kopf an meiner Brust. Ich fühlte mich unglaublich hilflos, wusste nicht ganz, was ich tun sollte. „Was verstehst du nicht", fragte ich ruhig. Er antwortete erst nicht, es dauerte, bis er es schaffte, wieder etwas zu sagen, doch dann meinte er: „Hast du mal die Kommentare unter dem Interview gesehen? Oder die unter meinen letzten Posts auf Instagram? Teilweise schicken mir Leute Nachrichten von wegen ich soll mit dem Fußball aufhören oder noch schlimmer. Gestern hab ich eine bekommen, da stand, ich soll mich einfach selbst umbringen. Was haben die ganzen Leute denn gegen mich? Wo leben wir eigentlich, dass Menschen solche Nachrichten verschicken?"

Jetzt da ich wusste, worum es ihm ging, überlegte ich krampfhaft, was ich nun sagen sollte. Ich hatte tatsächlich einige der Kommentare gelesen und darunter waren wirklich auch viele negative, doch eigentlich hatte ich das Gefühl gehabt, die meisten wären eher unterstützend gewesen.

Zögernd griff ich zu meinem Handy, wollte mich selbst davon überzeugen. Die Kommentare zu seinem Interview hielten sich eigentlich noch in Grenzen, doch er hatte tatsächlich recht, was Instagram anging, sah das ganz anders aus. Zu lesen, was dort stand, trieb mir selbst schon Tränen in die Augen. Hin und wieder musste ich lächeln, wenn ich eine der wenigen positiven Reaktionen las, doch dieses Lächeln verschwand anschließend beinahe sofort wieder. „Scheiße", war alles was ich rausbrachte, als ich mein Handy wieder weglegte. Ich atmete einmal tief durch und wischte mir über die Augen.

„Mir war ja klar, dass es Leute geben wird, die was dagegen haben, aber doch nicht so viele", murmelte Jude, „Ich meine, Josh Cavallo, Jake Daniels, bei denen hat es doch funktioniert. Ich dachte, ich kann das auch, aber offenbar ist es was anderes, wenn man in der Bundesliga und für England spielt." Ich wusste noch immer nicht, was ich sagen sollte, vor allem fühlte ich mich nicht in der Lage dazu. Jude schien das nicht zu stören, denn er fuhr einfach unbeirrt fort: „Weißt du, ich fand diesen ganzen Rassismus ja schon schlimm, aber das... Was ist eigentlich falsch mit den Leuten heutzutage? Und dann hab ich ja nicht mal eine Sekunde lang daran gedacht, dass im Winter die WM ist. In Katar. Ich hab wirklich Angst, dass mich am Ende einfach irgendjemand mitten auf der Straße erschießt oder so."

Mittlerweile hatte er aufgehört zu weinen, war eher wütend und ich konnte ihn verstehen. Mir standen nun hingegen mittlerweile die Tränen in den Augen. „Gio?" Verwirrt sah er mich an, als er dies bemerkte. „Sorry, ich", verzweifelt suchte ich nach den richtigen Worten, „ich hätte mich einfach auch outen sollen, dann wärst du damit jetzt nicht allein und–" Er unterbrach mich, indem er sagte: „Komm gar nicht erst auf die Idee, das zu machen." „Was spricht denn dagegen", fragte ich mit brüchiger Stimme, „Dann müssten wir zusammen durch die Scheiße durch."

„Gio, das zerstört dich komplett", meinte er ruhig, während er einige Tränen von meinen Wangen wischte. „Du bist ja schon völlig fertig, wenn es nur um mich geht. Ich will nicht wissen, was passiert, wenn du solche Nachrichten bekommst." „Was soll das heißen", murmelte ich, wobei er vermutlich recht hatte. Ich wusste wirklich nicht, wie ich an seiner Stelle handeln würde. „Ich glaube, das weißt du", erwiderte er, seine Stimme war mittlerweile auch eher schwach. Ich schüttelte den Kopf, während ein lautes Schluchzen über meine Lippen kam. „Ich will nicht, dass du dir am Ende noch was antust, weil irgendwelche Idioten das von dir verlangen", murmelte er dann, so leise, dass ich wirklich Mühe hatte, ihn zu verstehen. „Werde ich nicht", flüsterte ich zurück, „versprochen." Ich konnte Angst in seinen Augen erkennen. „Wie garantierst du mir das", kam es mit zitternder Stimme von ihm, „Ich liebe dich, ich will dich nicht verlieren."

Ich gab ihm keine Antwort. Seine Hände lagen noch immer an meinen Wangen, was es ihm leicht machte, mich ein Stück näher zu sich zu ziehen. In dem Moment, in dem seine Lippen meine berührten, sanft, vorsichtig, doch zugleich verzweifelt, wurde mir klar, dass ich, solange ich ihn hatte, niemand anderen brauchte. Mich könnte die ganze Welt hassen, doch mit Jude an meiner Seite wäre mir das egal.

„Ich liebe dich auch", murmelte ich an seine Lippen, beinahe ohne den Kuss zu unterbrechen. Ich spürte, wie er leicht zu lächeln begann und vertiefte den Kuss etwas. Ich erwiderte zu gerne und vergrub meine Hände in seinen Haaren, während er mich noch näher zu sich zog, sofern das überhaupt noch möglich war. Ich erschrak beinahe etwas, als ich plötzlich etwas Salziges auf meinen Lippen schmeckte. Zögernd löste ich mich von ihm und stellte fest, dass es seine Tränen waren, da er erneut zu weinen begonnen hatte.

Völlig verzweifelt sah er mich an. „Verlass mich nicht, Gio, bitte", hauchte er, während ich mit zitternden Fingern begann, seine Tränen weg zu wischen. Ich konnte ihn einfach nicht weinen sehen. „Warum sollte ich", versuchte ich irgendwie, ihn wieder zu besänftigen, „ich kann nicht ohne dich, ehrlich."

Offenbar ziemlich unsicher legte er erneut seine Lippen auf meine, als mir eine Idee kam. „Weißt du, wir könnten das in der Öffentlichkeit tun, wenn alle von unserer Beziehung wüssten", meinte ich mit einem sanften Lächeln. „Nein", erwiderte er beinahe kalt, „ich hab doch eben schon gesagt, das ist keine gute Idee." „Bitte", versuchte ich es erneut, „für dich würde sich doch nicht viel ändern." Wieder änderte er seine Meinung nicht. „Nein."

„Wovor hast du eigentlich Angst", fragte ich und konnte selbst einen leicht unfreundlichen Unterton in meiner Stimme mitschwingen hören, „jeder den wir kennen unterstützt uns und diese Idioten aus dem Internet können uns doch völlig egal sein. Irgendwo ist es ja auch noch meine Beziehung, da darf ich ja wohl mitentscheiden, oder?" „Hör auf zu schreien, Gio. Ich will nicht streiten, schon gar nicht wegen sowas", meinte er fast eingeschüchtert und mir wurde klar, wie laut meine Stimme gegen Ende geworden war. „Sorry", murmelte ich und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab, „ich will nur nicht, dass es dir weiter so mies geht deswegen."

Ich konnte ihn einmal tief durchatmen hören, während er behutsam seine Arme um meinen Oberkörper legte. „Du bist dir ganz sicher, dass du das willst?" Ein Nicken war alles, was ich darauf erwiderte. „Also gut", kam es dann leise von ihm, „kann ja nur noch schlimmer werden."

Etwas ungläubig sah ich zu ihm, versicherte mich, dass er es wirklich ernst meinte, bevor ich nahezu aufgeregt zu meinem Handy griff und nach Bildern von uns suchte. Wir entschieden uns letztendlich gemeinsam für eins, das vor kurzem nach dem Training entstanden war. Es zeigte uns beide in einer innigen Umarmung in der Kabine sitzend. Ich für meinen Teil hatte gar nicht mitbekommen, dass irgendwer dieses Bild gemacht hatte, erst als es plötzlich abends kommentarlos von Marco in unsere Mannschaftsgruppe geschickt wurde, war ich mir über seine Existenz bewusst. Ich machte mir gar keinen großen Aufwand, was den diesbezüglichen Instagram Post betraf. Zuerst hatte ich noch ewig über ein längeres Statement nachgedacht, beschloss jedoch letztendlich, dass das Bild und ein einfaches „Ich liebe dich" mehr als genug aussagte. Anschließend markierte ich Jude auf dem Beitrag, veröffentlichte diesen und schaltete mein Handy aus. Die Reaktionen darauf könnte ich mir später noch genauso gut ansehen.

„Und was machen wir jetzt", fragte er lächelnd, während er mit seiner einen Hand immer wieder durch meine Haare fuhr. Nachdenklich fragte ich: „Wir sind sowieso schon viel zu spät, denkst du, wir müssen noch runter zu den anderen?" „Könnten wir", meinte er, während ich meinen Kopf an seiner Brust ablegte. „Wir könnten aber auch einfach hierbleiben." Sachte hauchte er mir einen Kuss auf die Haare und legte einen Arm um mich. „Können wir einfach nur hier liegen, mehr nicht", murmelte ich und schloss meine Augen. Ich verstand nicht ganz, was er darauf antwortete, doch so wichtig konnte es nicht gewesen sein. Mit einem entspannten Lächeln auf den Lippen rückte ich noch ein Stück näher zu ihm. Einige Zeit lauschte ich einfach seinem Herzschlag und genoss die Ruhe. Viel zu selten hatten wir diese Momente und deswegen war die Situation nun umso schöner. Ich spürte, wie mich langsam die Müdigkeit überkam, bevor ich allmählich in einen ruhigen Schlaf fiel.


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joa, hoffe es gefällt euch :)

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