13 | Julian Weigl x Christian Pulisic
Hatte da ja eventuell sowas angedeutet beim letzten Teil...
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ᵗᵘᵗ ᵐᶤʳ ˡᵉᶤᵈ, ᵈᵃˢˢ ᶤᶜʰ ᵃᶰᵍᵉʳᵘᶠᵉᶰ ʰᵃᵇᵉ
Julians pov
Ich wusste, dass es falsch war, dass ich ihn nicht anrufen sollte, doch es ging nicht anders. Als ich mich mit Kai und den anderen beiden Julians unterhalten hatte, war Christian plötzlich wieder in meinen Gedanken gewesen und ich konnte nicht anders, als nach ihm zu fragen. Nervös tippte ich die Nummer, die Kai mir gegeben hatte, als ich danach gefragt hatte, in mein Handy. Bevor ich noch lange darüber nachdenken konnte, hatte ich bereits auf Anrufen getippt. Wie in Trance hielt ich mein Handy ans Ohr. Ich fühlte mich nicht sonderlich gut dabei, meine Finger zitterten und mit einem Mal war mein Hals extrem trocken. Es war als wäre ich einmal süchtig gewesen und dann auf Entzug – und jetzt hatte ich einen Rückfall.
„Wer ist da", hörte ich dann plötzlich Christian durchs Telefon fragen. Allein beim Klang seiner Stimme schossen mir Tränen in die Augen, zu viele Erinnerungen kamen in mir hoch, darunter sowohl schöne als auch weniger angenehme.
Ich hatte offenbar ziemlich lange nicht auf seine Frage geantwortet, denn er fragte schon leicht genervt: „Hallo?" „Chris, ich bin's", begann ich unsicher, „Julian."
Dann war es ruhig, eine ziemlich bedrückende Stille erfüllte den Raum. „Bist du noch dran", fragte ich nach einiger Zeit, da ich dieses Schweigen nicht mehr aushielt. „Was willst du", wollte er nahezu gleichgültig wissen. „Können wir reden", stammelte ich unentschlossen und verkroch mich etwas weiter unter der Decke meines Hotelbetts. Er schien nicht wirklich mit mir sprechen zu wollen, denn er meinte hörbar genervt: „Worüber willst du noch reden, wir haben alles Nötige gesagt und mal davon abgesehen, dass das fast drei Jahre her ist, findest du es nicht verdammt erbärmlich, jetzt plötzlich wieder bei deinem Ex anzurufen?"
„Tut mir leid", murmelte ich, „aber–" „Nichts aber, Julian", erwiderte er lauter als gedacht, „Ich hab dir erklärt, dass ich keine Fernbeziehung will, als ich zu Chelsea gegangen bin, du weißt genau warum und Lissabon ist noch weiter weg von London als Dortmund. Wir hatten drei Jahre lang keinen Kontakt und jetzt rufst du plötzlich an und willst reden, das kann nicht dein Ernst sein." „Chris, bitte", stammelte ich den Tränen nahe, doch er versuchte nur weiter, mich abzuwimmeln. „Ich hab dann jetzt gleich Training, ich muss los." Langsam mischte sich zu der Traurigkeit in mir auch etwas Wut und so meinte ich ärgerlich: „Ich hab nie gesagt, dass ich dich zurück will, ich wollte nur reden, verdammt!" Wie viel Wahrheit nun genau in diesem Satz steckte, wusste ich nicht. Natürlich wollte ich lediglich mit ihm reden, wäre jedoch auch nicht abgeneigt gewesen, hätte sich da wieder etwas entwickelt und dummerweise schien er mich zu durchschauen. „Warum solltest du denn dann reden wollen?"
Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, denn um ehrlich zu sein, wusste ich doch selbst nicht, warum ich ihn überhaupt angerufen hatte. Ich hatte mich eben einfach wieder in einer der Phasen befunden, in der ich ihn vermisste und da ich durch Kai an seine Nummer gekommen war, konnte ich nicht anders.
„Tut mir leid, dass ich angerufen habe", war alles, was ich noch rausbrachte, bevor ich mit zitternden Fingern auflegte und verzweifelt versuchte, die Tränen aus meinem Gesicht zu wischen.
Einige Wochen vergingen, in denen ich nichts mehr von Christian hörte. Die Länderspielpause war längst wieder vorbei und ich damit wieder zurück in meinem Apartment in Lissabon, welches mir seit meiner Rückkehr aus Deutschland irgendwie leerer vorkam als sonst. Zwar war Chris nie hier gewesen, doch beinahe alles erinnerte mich an ihn. Vor unserem Telefonat war das nie so gewesen.
Nachdenklich starrte ich auf den leeren Sessel vor mir, eins der wenigen Möbelstücke, die ich noch aus meiner beziehungsweise ehemals unserer gemeinsamen Wohnung mitgenommen hatte. Ich konnte gar nicht mehr zählen, wie viele Abende wir darauf verbracht hatten, er auf meinem Schoß sitzend und dabei jedes Mal beinahe einschlafend.
Das Mannschaftsfoto der Saison 2018/19, der letzten bevor Christian nach London gegangen war, hatte ich gemeinsam mit einigen anderen Bildern aus meiner Zeit bei Dortmund aufgehängt und jedes Mal, wenn ich es einfach nur ansah, kamen die Erinnerungen in mir hoch, beinahe jede, von der ersten bis zur letzten. An damals, als er zum ersten Mal bei uns im Training dabei war, total schüchtern und verloren wirkend, erinnerte ich mich genauso gut wie an die Unterhaltung, die wir hatten, als er mir von Angeboten von verschiedensten Topclubs im Ausland erzählt hatte. Immer wieder gerne dachte ich daran zurück, wie er mich unsicher nach einem ersten Date gefragt hatte, was ich überglücklich angenommen hatte oder an den Tag, an dem wir offiziell zusammengezogen waren, womit wir meine damalige Dortmunder Wohnung letztendlich als unsere bezeichnen konnten. Eher unschön waren allerdings beispielsweise die Erinnerungen an den Tag, an dem wir uns letztendlich getrennt hatten. Ich wusste schon lang, dass er nach Ende der Saison zu Chelsea gehen würde, wir hatten in Ruhe darüber geredet und ich war einverstanden, dachte wir würden einfach eine Fernbeziehung führen, doch einige Tage bevor er noch London ziehen sollte, hatte er mir gesagt, dass er ebendies nicht wollte. Wir hatten uns nicht wirklich im Streit getrennt, mehr unter Tränen, doch bis zum heutigen Tag, hatte ich ihm das nicht wirklich verzeihen können, denn was genau er gegen eine Fernbeziehung hatte, wusste ich noch immer nicht.
Wenn ich genau drüber nachdachte, stellte ich fest, dass es keinen Sinn mehr hatte, noch an ihm festzuhalten. Wir hatten uns vor knapp drei Jahren getrennt und ich vermisste ihn immer noch unglaublich. Aus uns würde nichts mehr werden und ich musste einfach weiter machen, ihn vergessen.
Tja und dann erreichte mich plötzlich eine Nachricht von ihm, in der er fragte, ob ich in zwei Tagen Zeit hätte, um mich mit ihm zu treffen. Eigentlich wollte ich absagen und mich nicht länger mit meinen eventuell noch vorhandenen Gefühlen für ihn herumschlagen, doch ich brachte es nicht übers Herz und sagte zu. Wir verabredeten uns in zwei Tagen abends in einem kleinen Restaurant nahe meiner Wohnung. Dass er dafür überhaupt erst nach Portugal fliegen musste, fiel mir erst später auf.
So saß ich knappe achtundvierzig Stunden später in ebendiesem Restaurant und wartete darauf, dass er auftauchte. Letztendlich stellte sich das alles als Zeitverschwendung heraus, denn sogar eine halbe Stunde später als die vereinbarte Uhrzeit war er nicht da. Ich überlegte gerade, ob ich noch länger hier sitzen sollte oder einfach wieder gehen, als ich eine Nachricht von ihm erhielt. Angeblich war sein Flug heute Morgen wegen eines Unwetters über London ausgefallen und er hätte vergessen, mir Bescheid zu sagen, würde aber fliegen, sobald es möglich war. Wenn er nicht mit mir reden wollte, dann sollte er sich gefälligst bessere Ausreden einfallen lassen.
Genervt schlug ich mein Handy auf den Tisch vor mir und überlegte, was ich nun machen sollte, als ich von einem Typen etwa meines Alters angesprochen wurde. „Hey, sorry falls ich störe, aber du siehst aus, als wärst du versetzt worden, kann ich dir vielleicht Gesellschaft leisten?" Mir fiel nichts ein, das dagegensprach, also bat ich ihn freundlich, sich zu setzen.
„Also", fragte er lächelnd, „lag ich richtig mit meiner Annahme?" „Dass ich versetzt worden bin? So in etwa", antwortete ich und musterte ihn etwas. Hässlich war er nicht, das musste man sagen. Er war etwas größer als ich, gut gebaut, seine schwarzen Locken hingen ihm teils wirr ins Gesicht und ein strahlendes Lächeln rundete das ganze ab.
„Und warum sollte man jemanden wie dich einfach so sitzenlassen", wollte er völlig unverfroren wissen. Ich antwortete nicht direkt, sondern dachte erst einen Moment nach. Im Prinzip kannte ich diesen Kerl gar nicht und ich war mir nicht wirklich sicher, ob ich auf diese Unterhaltung eingehen sollte. „Oh Mann, du musst mich ja schon für echt blöd halten, nachdem ich dich hier einfach so abgesprochen habe", lachte er dann und fuhr sich nervös durch die Haare. Irgendwie war er mir ja schon sympathisch. „Nein, alles gut, ich hab ja sonst nichts Besseres zu tun", erwiderte ich und fügte hinzu: „Ich bin übrigens Julian." „Joel", nannte er mir ebenfalls seinem Namen und streckte mir über den Tisch seine Hand entgegen, welche ich lächelnd ergriff. „Wenn wir schon mal hier sind, willst du was essen", wollte er dann wissen und ließ seinen Blick durch das Restaurant schweifen. Hatte ich nicht sowieso vorgehabt von Christian loszukommen? Spontan stimmte ich der Idee zu und so winkte er uns eine Bedienung an den Tisch, bei der wir etwas bestellten.
„Darf ich fragen, was du hier machst", fragte ich anschließend freundlich und er meinte tatsächlich leicht unsicher: „Das klingt jetzt vermutlich echt dumm aber... Ich arbeite in dem Café gegenüber und du bist mir vorhin schon aufgefallen und nachdem du hier immer noch gesessen bist, als ich Feierabend hatte, dachte ich, ich könnte dich einfach mal ansprechen..." „Was soll daran jetzt dumm sein", meinte ich schulterzuckend, „Ich wollte mich hier mit meinem Ex treffen, das ist doch wohl auch nicht besser."
Den ganzen restlichen Abend unterhielt ich mich mit ihm, lernte ihn besser kennen. Ich stellte fest, dass wir tatsächlich einige gemeinsame Interessen hatten, und verstand mich generell gut mit ihm, doch das Wichtigste, ich dachte keine Sekunde lang an Chris. Das sollte sich allerdings bereits noch am selben Abend ändern, als ich gerade nach Hause gekommen war und meine Türklingel mich aufschrecken ließ. Verwirrt begab ich mich wieder Richtung Tür und hätte diese am liebsten wieder zugeschlagen, als ich sah, wer davorstand.
„Hey", war alles was mein Gegenüber sagte, bevor er mich einfach nur ansah. Er hatte sich kaum verändert, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Darüber, wie er meine Adresse herausgefunden hatte, dachte ich in dem Moment gar nicht nach. „Chris", stammelte ich unsicher, nicht wissend wie ich nun reagieren sollte. „Sorry, dass ich nicht früher Bescheid gesagt habe wegen meinem Flug, das ist in dem ganzen Stress komplett untergegangen", meinte er dann und ich bat ihn zögernd in meine Wohnung. Nervös nahm ich ihm seine Jacke ab und hängte diese an meine Garderobe, wobei mein Blick an der Lederjacke hängenblieb, welche ich dort vor nicht einmal fünf Minuten aufgehängt hatte und die mir Anlass gab, mich ein weiteres Mal mit Joel zu treffen, nämlich um sie diesem zurückzugeben.
Ich setzte mich mit Christian in mein Wohnzimmer, wo wir uns eine Zeit lang einfach nur gegenseitig anschwiegen. Ich durchbrach diese Stille irgendwann, indem ich fragte: „Warum bist du hier?" „Um mich zu entschuldigen." „Wofür", wollte ich wissen und er meinte: „Erstens dafür wie ich mich verhalten habe, als du mich angerufen hast, zweitens dafür dass ich dir nie wirklich gesagt habe, was mein Problem mit einer Fernbeziehung ist und drittens... Dafür dass ich überhaupt erst mit dir Schluss gemacht habe." Ich konnte nicht anders, als zu lachen. „Wie sagtest du so schön? Ist es nicht erbärmlich, sich nach drei Jahren wieder bei seinem Ex zu melden?" „Hör mir zu, bitte", bat er mich und sah mich eindringlich an.
Bis spät in die Nacht, redeten wir miteinander. Er erzählte mir von den Gründen, warum er mit mir schlussgemacht hatte und ich hörte in Ruhe zu. Stunden lang sprachen wir uns aus, mussten beide feststellen, dass wir nach wie vor Gefühle füreinander hatten, doch wie es weiter gehen sollte, wussten wir beide nicht. Dummerweise blieb es in dieser Nacht nicht nur beim Reden und so wachte ich morgens mit seinem Kopf auf meinem nackten Oberkörper auf. So viel zum Thema, ihn vergessen und neu anfangen. Das war definitiv nicht Teil des Plans gewesen.
„Bist du wach", kam es dann plötzlich von Christian und ich murmelte nur ein leises „Ja." „Ich glaub echt nicht, dass ich das jetzt sage, aber es war wirklich ein Fehler hier her zu kommen." Geschockt riss ich die Augen auf. Mit so etwas hatte ich ganz sicher nicht gerechnet. Ich wollte gerade fragen warum, da fügte er hinzu: „Wenn ich einfach in London geblieben wäre, hätte ich nie gemerkt, wie sehr ich dich eigentlich vermisst habe. Weißt du, als ich mit dir Schluss gemacht habe, dachte ich, ich würde dich irgendwann vergessen, aber das kann ich nicht. Das ist drei Jahre her und die einzige Beziehung, die ich seitdem hatte, hab ich beendet, nachdem du vor ein paar Wochen angerufen hast."
Ich schluckte einmal schwer. Es tat weh zu hören, dass er sich auf eine neue Beziehung eingelassen hatte, auch wenn das mit uns schon so lang her war. Allerdings verwirrte mich der Fakt, dass er ebendiese nach meinem Anruf wieder beendet hatte. „Du hast wegen mir mit jemandem Schluss gemacht?"
Er nickte leicht. „Ich hab Zeit zum Nachdenken gebraucht, deshalb hab ich mich auch so spät erst wieder gemeldet, aber mir ist einfach aufgefallen, dass ich dich immer noch vermisse und... Naja, ich hatte damals einfach Angst vor einer Fernbeziehung, warum kann ich mir selbst nicht genau erklären, aber ich denke ich würde mittlerweile damit klarkommen, also... Denkst du, das mit uns könnte nochmal funktionieren?"
Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, da klingelte es plötzlich an der Tür. Entschuldigend sah ich erst zu Chris, bevor ich aufstand und hektisch in eine Jogginghose und ein T-Shirt schlüpfte, um vor die Tür treten zu können. Dort angekommen bereute ich sofort, überhaupt aufgestanden zu sein. Ich lehnte die Tür hinter mir etwas an und trat nach draußen in den Flur, während ich meinen Gegenüber fragend ansah. „Hey", kam es von diesem, „ich war grade in der Nähe und wollte spontan fragen, ob du vielleicht zufällig heute Nachmittag Zeit hättest?"
Unsicher sah ich in Joels lächelndes Gesicht. Ein schlechtes Gewissen machte sich in mir breit. Erst gestern Abend hatte ich ihm eventuell Hoffnungen auf eine Beziehung gemacht, dann keine Stunde später meinem Ex meine noch immer vorhandenen Gefühle gestanden und letztendlich mit diesem geschlafen. Ich wusste, dass ich da in eine ziemlich beschissene Situation hereingeraten war und am besten jetzt eine Entscheidung treffen musste, bevor es noch komplizierter werden würde. Innerlich hatte ich diese vermutlich bereits getroffen und mein Handeln stand fest, doch bis mein Gehirn das verarbeitet hatte, vergingen einige Minuten.
„Wer war das", kam es neugierig von Christian, als ich zurück in mein Schlafzimmer kam. Er lag nach wie vor in die Decke eingewickelt auf meinem Bett und sah mich fragend an. „Unwichtig", meinte ich, „und um deine Frage von vorhin zu beantworten, ich denke schon." Leicht verwirrt beobachtete er mich, während ich mich wieder zu ihm legte. Lächelnd erklärte ich: „Also solang du wirklich kein Problem mehr mit einer Fernbeziehung hast, wird das schon irgendwie funktionieren. Außerdem, nur weil wir momentan so weit voneinander entfernt spielen, heißt es ja nicht, dass das immer so sein wird."
Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, während er sagte: „Na dann war es vielleicht ja doch nicht so dumm von mir, hierher zu kommen."
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Man Leute ich wollte euch doch bei dem letzten OS nicht alle zum Weinen bringen😥
Lade gleich im Anschluss wahrscheinlich noch einen zweiten hoch, der hier hätte eigentlich schon viel früher kommen sollen, hatte nur ziemlich viel Stress letzte Woche
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