Sargeant x Ocon - Allein (Teil 3)

Logans PoV

Seit dem Kuss mit Esteban waren beinahe zwei Wochen vergangen und trotzdem lief ich noch immer mit einem Lächeln auf den Lippen herum. Wir hatten in den Tagen, an denen wir uns nicht gesehen hatte, unzählige Nachrichten ausgetauscht und ich freute mich, ihn nun auch endlich wiederzusehen. Das nächste Rennwochenende stand an. 

Gemeinsam mit Alex befand ich mich gerade auf den Rückweg von einem Interview. Mein Teamkollege musterte mich skeptisch von der Seite. 

  "Okay, raus mit der Sprache, wieso hast du so gute Laune? Dieses Dauergrinsen ist ja schon fast gruselig." 

  "Wieso sollte ich keine gute Laune haben? Heute ist doch ein schöner Tag."

  "Das hat dich die letzten Wochen auch nicht interessiert. Wochenlang habe ich dich kaum lächeln gesehen und jetzt hörst du gar nicht mehr damit auf."

  "Du sagst es. Ich habe wochenlang kaum gelächelt. Ich habe was wieder aufzuholen. Ich muss noch was erledigen. Wir sehen uns später", verabschiedete ich mich, während ich bereits abbog. 

  "Wohin gehst du? Was hast du vor? Bekomme ich noch eine Erklärung für das Dauergrinsen? Du kannst mich jetzt nicht einfach zurücklassen." Ich wank Alex als Antwort nur und setzte meinen Weg zum Motorhome von Alpine fort. Als ich das Motorhome erreicht, kam Pierre gerade raus und grinste mich sofort an.

  "Wenn du zu Esteban willst, der ist bei Lance. Wenn du zu mir möchtest, um mir zu erzählen, was da zwischen euch läuft, können wir uns gerne eine ruhige Ecke suchen." 

  "Keins von beiden. Ich wollte mir einfach nur etwas die Beine vertreten", log ich und lief einfach weiter. Mein Lächeln fiel und die Selbstzweifel nagten wieder einmal an mir. Verbrachte Esteban lieber Zeit mit Lance als mit mir? Mochte er ihn lieber? Hatte er bereits realisiert, dass ich nicht gut genug für ihn war? Hatte ich mehr in das Zwischen uns reininterpretiert als es wirklich war?

Ich wurde angesprochen, während sich zeitgleich eine Hand von hinten auf meine Schulter legte, wodurch ich aus meinen Gedanken gerissen wurde. Ich blieb stehen und drehte mich um. Vor mir stand Esteban. 

  "Alex hat mich also nicht angelogen. Ich war gerade bei eurem Motorhome und er meinte, du wärst nicht da. War mir nicht sicher, ob er es nur behauptet hat, damit ich nicht in deine Nähe komme."

  "Pierre hat erzählt, du wärst bei Lance." Verwirrt runzelte ich die Stirn. 

  "Weil ich ihm gesagt habe, dass ich zu Lance gehen würde, damit er keine Fragen stellt." Esteban griff nach meiner Hand und zog mich sanft mit sich zwischen die Motorhomes von Ferrari und Red Bull. "Ist alles in Ordnung?" Aufmerksam musterte er mich. Ich begann zu realisieren, dass Esteban zu mir wollte und nicht zu Lance, wodurch auch mein Lächeln zurückkehrte. 

  "Ja, ich denke schon", antwortete ich. Der Ältere musterte mich noch einmal, ehe er noch etwas näher trat und sich langsam zu mir vorbeugte. Er ließ mir die Chance der Situation zu entkommen, doch wollte ich das gar nicht. Stattdessen kam ich ihm entgegen bis unsere Lippen sanft aufeinander trafen. Estebans Hände legten sich auf meine Hüfte, während ich meine Arme um seinen Nacken schlang und mich mit dem Rücken an die Wand hinter mir lehnte. Zärtlich küssten wir uns und ich genoss den Moment, sowie die Nähe von Esteban einfach. 

Plötzlich bekam ich von oben eine Ladung Wasser ab. Esteban und ich schreckten auseinander. Beide komplett nass standen wir uns gegenüber. Bevor ich verstand hatte, was passiert war, übertönte über uns eine Stimme. 

  "Sucht euch nen eigenen Knutschplatz", beklagte sich Charles, der auf der Dachterrasse von Ferrari stand und einen Wassereimer in der Hand hielt. Ihm gegenüber, auf der Dachterrasse von Red Bull, stand Max sichtlich amüsiert. 

  "Ihr solltet den Rentner, dessen heiligen Rasen ihr gerade betreten habt, lieber nicht weiter verärgern", lachte Max, wobei er sich eher über Charles lustig zu machen schien. Charles warf seinen Eimer nach Max, den dieser jedoch lachend auffing. 

  "Idiot", grummelte Charles. 

  "Wir sollten uns wohl was trockenes anziehen", stellte Esteban fest. Zustimmend nickte ich. 

  "Treffen wir uns danach irgendwo?", erkundigte ich mich. Esteban blickte nach oben, wo noch immer Max und Charles standen. 

  "Charles, für die Aktion verdienen wir eine Entschuldigung. Rufst du Pierre in zehn Minuten an und lockst ihn aus dem Motorhome." Charles schien nicht überzeugt zu sein. Max verdrehte  daraufhin schmunzelnd die Augen und warf den Eimer zurück zu Charles. 

  "Macht er", stimmte der Niederländer zu. Esteban schaute mich wieder an. 

  "In zwölf Minuten bei mir?", bot Esteban an, woraufhin ich lächelnd nickte. "Dann bis gleich." Er platzierte einen letzten kleinen Kuss auf meinen Lippen, schenkte mir noch ein Lächeln und verließ dann unser Versteck. Ich wartete kurz, ehe ich ihm zurück auf den Weg folgte. 


Im Motorhome traf ich auf Alex, der mich verwirrt musterte und dann nach draußen blickte. 

  "Es regnet doch gar nicht. Was ist passiert?"

  "Ich habe Charles Rasen betreten", antwortete ich knapp ohne stehen zu bleiben. Alexs Gesichtsausdruck wurde noch verwirrter. Er folgte mir zu meinem Fahrerzimmer, wo ich mir trockene Kleidung zusammensuchte. "Charles fand es witzig von der Dachterrasse aus einen Eimer Wasser über mich auszukippen." 

  "Und warum?"

  "Keine Ahnung. Ich stand neben dem Ferrari Motorhome und habe mich mit Jemanden unterhalten. Angeblich standen wir auf Charles Platz."

  "Und dieser Jemand, mit dem du geredet hast, war nicht reinzufällig Ocon?" 

  "Selbst wenn es so wäre, was wäre so schlimm daran?"

  "Das habe ich dir jetzt schon mehrmals aufgezählt."

  "Er fährt nächstes Jahr für Haas. Er hat kein Interesse an meinem Sitz."

  "Mag sein, aber das bedeutet noch lange nicht, dass man ihm deswegen plötzlich vertrauen kann." 

  "Sollte er mir das Herz brechen, kannst du dann gerne sagen, dass ich auf dich hätte hören sollen und du es mir doch gesagt hast."

  "Herz brechen? Das wird ja immer besser. Ich dachte, wir reden hier von Freundschaft. Sag mir bitte nicht, dass du dich ausgerechnet in Esteban Ocon verliebt hast. Wieso redet Oscar dir sowas nicht aus? Zumindest auf ihn solltest du doch hören." 

  "Oscar weiß davon nichts, weil wir seit fast einem Monat nicht mehr miteinander gesprochen haben. Er verbringt seine komplette Freizeit mit Lando. Weder hat er bemerkt, dass es mir schlecht ging, noch dass es mir jetzt deutlich besser geht. Das mit Esteban tut mir gut. Er unterstützt mich und er macht mich glücklich. Wieso gönnst du mir mein Glück nicht einfach? Warum muss du mir das schlecht reden? Du kennst ihn doch gar nicht richtig. Selbst wenn es sich später als Fehler herausstellen sollte, lass mich dieses Risiko doch eingehen. Jetzt in diesem Moment fühlt es sich richtig an. Darüber, was irgendwann sein könnte, möchte ich nicht nachdenken. Ich möchte einfach das hier und jetzt genießen. Also hör bitte auf mir mein Glück schlecht zu reden."

  "Tut mir leid", murmelte Alex, wobei er mich reumütig ansah. "Ich freu mich doch, wenn du glücklich bist, aber ich möchte einfach nicht, dass er dich verletzt." 

  "Das ist ja auch lieb von dir, aber woher willst du wissen, dass es so kommen wird? Lass mich doch selbst herausfinden, wohin sich das mit Esteban und mir entwickelt." Alex nickte. 

  "Okay, ich werde nichts mehr gegen ihn sagen und ihm ne Chance geben, mich vom Gegenteil zu überzeugen."

  "Und kannst du das bitte für dich behalten. Es müssen nicht sofort alle über uns Bescheid wissen." 

  "Geht klar. Ich werde schweigen." 

  "Danke." Alex ließ mich allein, woraufhin ich endlich aus den nassen Klamotten stieg und mir etwas trockenes anzog, ehe ich mich eilig auf den Weg zum Motorhome von Alpine machte. 


Bereits aus der Ferne entdeckte ich Esteban, der vorm Motorhome stand. Bei ihm stand Pierre, der gerade telefonierte und dabei seinen Teamkollegen immer wieder skeptisch musterte. Mick lief an mir vorbei, den ich festhielt, um ihn als Alibi zu nutzen, sollte Pierre mich entdecken. Fragend sah der Deutsche mich an. 

  "Wir haben uns lang nicht gesehen. Was gibt's so neues?"

  "Eigentlich nichts. Und bei dir? Hat Oscar dir gegenüber mal erwähnt, dass er Interesse an Lando hat? Mir kommt diese ganze Geschichte irgendwie seltsam vor. Die waren plötzlich ein Paar. Niemand hat vorher irgendwas mitbekommen."

  "Ne, er hat mir nichts gesagt. Wir haben, seit er und Lando zusammen sind, auch noch nicht wieder miteinander gesprochen, daher weiß ich auch nicht wirklich viel darüber." Mick runzelte die Stirn. 

  "Ihr seid beste Freunde und habt wochenlang nicht miteinander gesprochen?" Ich zuckte mit den Schultern. 

  "Ich hab Oscar mehrmals angeschrieben. Er hatte nie Zeit. Irgendwann hab ich aufgegeben. Wenn er sich nicht für mich und unsere Freundschaft interessiert, muss ich damit leben." 

  "Das macht diese ganze Sache nicht weniger seltsam." Pierre lief an uns vorbei. 

  "Ich bin doch schon unterwegs, Charles. Eigentlich habe ich hier aber gerade etwas wichtiges zu klären, also wehe du hast keinen verdammt wichtigen Grund, wieso ich extra vorbeikommen muss." Pierres Blick fiel auf mich, weswegen er mit Handy am Ohr stehen blieb. "Hat dich die gleiche Regenwolke wie Esteban erwischt?" Er deutete auf meine nassen Haare.

  "Woher soll ich wissen, was für eine Regenwolke Esteban erwischt hat? Ich hab ihn heute noch nicht gesehen", stritt ich ab. Mick sah irritiert hoch zum strahlend blauen Himmel, wo keine einzige Wolke zu sehen war. 

  "Meine andere Möglichkeit wäre gewesen, dass er bei oder mit Lance duschen war. Für beide Varianten wurde ich nur angeschwiegen", erklärte Pierre. "Da Logan auch nasse Haare hat, würde ich ..." 

  "Ich bin einem Streich von Alex zu Opfer gefallen", log ich. Skeptisch sah Pierre zwischen mir und Esteban, der noch vorm Motorhome stand und scheinbar mit seinem Handy beschäftigt war, hin und her. Max stürmte an uns vorbei und schimpfte dabei irgendwas auf niederländisch. Aus Pierres Handy drang nun auch Charles Stimme wieder. 

  "Wir reden nachher weiter. Wenn Max gerade von Charles kommt, hat er scheinbar wirklich einen wichtigen Grund, wieso ich vorbeikommen soll", wandte Pierre sich an mich, ehe er Richtung Motorhome von Ferrari eilte. Ich sah ihm nach bis er um die Ecke gebogen war. Max trat an unsere Seite. 

  "Fürs Protokoll, jetzt habe ich etwas bei euch gut. Mit Charles Angriff hatte ich nämlich nichts zu tun und trotzdem habe ich dich gerade vor Pierre gerettet. Gern geschehen." Max ging zurück in die Richtung seines Motorhomes. Mick sah mich irritiert an. 

  "Was war das?" 

  "Lange Geschichte. Ich hab noch nen Termin. Lass uns wann anders weiterquatschen", verabschiedete ich mich von Mick, der daraufhin nickte und offenbar noch versuchte zu verstehen, was gerade passiert war. Ich ging zu Esteban rüber und folgte diesem ins Motorhome von Alpine und weiter bis zu seinem Fahrerzimmer. 

  "Alex weiß Bescheid", informierte ich ihn. 

  "Pierre ahnt etwas, war eben allerdings auch schon der Meinung, ich hätte was mit Lance am Laufen." 

  "Dann können wir ihn ja noch etwas rätseln lassen."

  "Sofern Charles und Max uns nicht verraten. Charles und ich kennen uns zwar auch schon seit wir Kinder waren, aber im Zweifel wird er zu Pierre halten." 

  "Lass uns da wann anders drüber nachgrübeln. Wir wurden vorhin unterbrochen." 

  "Warte ..." Esteban ging zur Tür, die er verschloss, ehe er zu mir zurückkehrte. mich an sich zog und mich sanft küsste. Lächelnd schlang ich meine Arme um seinen Nacken, während ich den Kuss erwiderte. 

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