Sargeant x Ocon - Allein (Teil 2)
Logans PoV
"Ocon?! Spinnst du jetzt komplett? Was ist mit Oscar? Dem kannst du vertrauen, aber doch nicht Ocon." Aufgebracht lief Alex in meinem Fahrerzimmer auf und ab, während ich auf der Couch saß.
"Neulich hast du dich doch gut mit ihm verstanden", merkte ich an.
"Ja, aber das heißt noch lange nicht, dass ich ihm vertraue und erst Recht nicht, solange er für nächstes Jahr noch keinen neuen Sitz sicher hat. Ich habe da schon die ein oder andere Geschichte gehört."
"Genau, Geschichte. Du weißt nicht, ob es die Realität ist und verurteilst ihn trotzdem dafür."
"Ich verurteile ihn nicht", widersprach Alex. "Ich bin nur vorsichtig und das solltest du auch. Ganz besonders du solltest vorsichtig sein. Tut mir leid, dass ich das so direkt sage, aber du hast selbst gesagt, dass dein Sitz gefährdet ist und dann taucht plötzlich Ocon auf. Seltsamer Zufall."
"Ich stand vor seinem Motorhome. Hätte er mich im Regen stehen lassen sollen?"
"Ja ... also nein ... aber ich habe einfach die Befürchtung, dass du ihm damit die optimale Vorlage gegeben hast. Es gibt noch genügend anderer Fahrer hier, wieso suchst du dir ihn als Bezugsperson aus?"
"Ich habe ihn mir nicht als Bezugsperson ausgesucht. Es war bisher ein einmaliges Gespräch."
"Welches du lieber mit Oscar hättest führen sollen", warf Alex ein.
"Du meinst den Oscar, der keine Zeit mehr für mich hat, seitdem das mit Lando läuft?"
"Wieso bist du nicht zu mir gekommen?"
"Wir sind Teamkollegen, keine Freunde. Ich rede einfach nicht gerne mit Jedem über meine Sorgen."
"Aber Ocon bezeichnest du als Freund?"
"Nein, das war eine Ausnahme, weil es mir in dem Moment wirklich nicht gut ging und du siehst doch, was passiert wenn ich dir etwas erzähle. Du stellst meine Entscheidungen in Frage statt mir zu helfen."
"Ich will dir helfen, deswegen warne ich dich doch vor Ocon."
"Ich brauche keine Warnung." Ich stand von der Couch auf, um das Fahrerzimmer zu verlassen.
"Wo gehst du hin?", erkundigte sich Alex.
"Frische Luft schnappen."
"Sollte dir wieder reinzufällig Ocon übern Weg laufen, denk daran, dass das sicherlich kein Zufall ist." Ich verdrehte die Augen und ignorierte Alex Warnung ansonsten.
Das Gespräch mit Esteban war inzwischen fast zwei Wochen her und das nächste Rennen stand an. Die Trainingseinheiten und das Qualifying hatten wir bereits hinter uns gebracht. Während in den Garagen bereits alles fürs anstehende Rennen vorbereitet wurde, blieb uns Fahrern noch etwas Freizeit.
Seufzend setzte ich, nachdem ich das Motorhome verlassen hatte, meine Sonnenbrille auf und ließ meinen Blick übers Paddock wandern, ehe ich mich in Bewegung setzte. Ein paar Meter entfernt entdeckte ich Lando und Oscar, die gemeinsam vorm Motorhome von McLaren saßen und sich lachend über irgendwas unterhielten. Immer wieder kam es zu kleinen Berührungen, die man als Außenstehender, wenn man nichts von deren Beziehung wusste, nicht in Frage stellen würde. Carlos lehnte am Motorhome von Ferrari. Vor ihm stand Checo, der ihm irgendwas zu erzählen schien. Statt zuzuhören war Carlos aber offenbar damit beschäftigt Lando und Oscar zu beobachten. Charles und Max hatten sich einen Schattenplatz gesucht von wo aus sie das Geschehen im Auge behielten ohne selbst Teil davon zu werden.
Plötzlich stieß ich mit Jemanden zusammen, wurde aber festgehalten bevor ich Bekanntschaft mit dem Boden machen konnte. Als ich aufblickte schaute ich in braune Augen, die ich dieses Mal sofort Esteban zuordnen konnte.
"Esteban, wir haben keine Zeit. Wir ...", wollte Pierre seinen Teamkollegen scheinbar antreiben, verstummte dann aber.
"Tut mir leid. Beim Rennen aufs Handy schauen ist wohl keine gute Idee", entschuldigte sich Esteban für den Zusammenstoß, wobei er mich anlächelte. Pierre stand direkt neben uns. Sein Blick wanderte zwischen uns hin und her.
"Schon okay. Ist ja nichts passiert", meinte ich und erwiderte das Lächeln.
"Viel Erfolg nachher beim Rennen."
"Danke, dir auch." Einige Sekunden sahen Esteban und ich uns noch in die Augen, ehe er sich verlegen im Nacken kratze und dabei den Blickkontakt abbrach. Kurz lächelte er mich nochmal an, bevor er seinen Weg fortsetzte. Pierre hingegen blieb bei mir stehen.
"Was war das denn?", fragte er grinsend, weswegen ich ihn fragend ansah. "Läuft da was zwischen euch?"
"Quatsch, wie kommst du denn auf die Idee?", stritt ich seine Vermutung sofort ab, wobei ich nicht verhindern konnte, dass ich rot wurde. Pierre grinste daraufhin nur noch breiter.
"Pierre! Wir werden in der Garage erwartet", rief Esteban, wodurch er mich vor seinem Teamkollegen rettet. Noch immer grinsend klopfte Pierre mir auf die Schulter, bevor er weitereilte. Verlegend schaute ich mich um, ob noch Jemand was mitbekommen hatte. Tatsächlich waren die Blick von Charles und Max auf mich gerichtet, weswegen ich entschloss lieber in die entgegengesetzte Richtung zu gehen.
Zwar enttäuscht ganz knapp die Punkte verpasst zu haben, aber dennoch glücklich mit dem Ergebnis stieg ich aus meinen Wagen. Nach den letzten Wochen war der 11. Platz eine gute Steigerung.
Beim Vorbeigehen trafen sich die Blicke von Esteban und mir. Wir hatten beide das Visier hochgeklappt. Beinahe hätte ich ihn einfach vorbeilaufen lassen, griff jedoch im letzten Moment noch nach seinem Arm, wodurch ich ihn dazu brachte, stehen zu bleiben.
"Danke."
"Das war deine Leistung. Ich hab nichts damit zu tun. Du kannst stolz auf dich sein. Du hast Charles Leclerc in einem Ferrari und Sergio Perez in einem RedBull hinter dir gelassen. Du bist ein talentierter Fahrer und heute haben auch die restlichen Bedingungen mal gepasst." Esteban legte seine freie Hand, da ich noch immer sein Handgelenk festhielt, auf meine Schulter. "Lass dich nicht unterkriegen, Logan."
"Ich denke nicht, dass ich das heute geschafft hätte, wenn du mich nicht vor zwei Wochen wiederaufgebaut hättest. Also doch, du hast was damit zu tun und deswegen danke." Esteban schien noch etwas sagen zu wollen, schaute dann aber zur Seite und schüttelte bloß den Kopf. Ich folgte seinem Blick und entdeckte Pierre, der uns neugierig musterte.
"Vielleicht sollten wir lieber wann anders weiterreden, wenn wir nicht gerade als Unterhaltungsprogramm für Pierre dienen", schlug Esteban vor.
"Heute Abend, Neunzehn Uhr?", schlug ich vor. Kurz wirkte Esteban überrascht, lächelte dann aber und nickte.
"Das klingt gut. Bis später."
"Bis später", erwiderte ich, wobei ich sein Handgelenk nun auch losließ.
Ich wusste nicht, was für eine Art Treffen wir eigentlich hatten und in welche Richtung sich das mit uns entwickeln sollte. Da wir nicht abgemacht hatten, was wir am Abend unternehmen wollten, waren wir zunächst einfach durch die Stadt geschlendert und hatten uns unterhalten. Schließlich hatten wir an einem Kiosk allerhand Snacks besorgt und uns mit diesen in einen kleinen Park auf einen Steg, der zu einem See gehörte, gesetzt.
Die Sonne war längst untergegangen als wir entschlossen zum Hotel zurückzukehren. Als Esteban zurück zum Kiesweg gehen wollte, griff ich wie schon an der Rennstrecke nach seinem Handgelenk und zog ihn zurück zu mir. Fragend sah er mich an. Statt mich jedoch zu erklären oder über mein Handeln nachzudenken, küsste ich ihn einfach. Ich wusste nicht, ob es die richtige Entscheidung war, ob etwas an Alexs Warnungen dran war oder ob ich über Oscar hinweg war, doch in dem Moment fühlte es sich nach dem einzig Richtigen an. Vielleicht war es zu früh, aber ich hatte bei Oscar bereits gewartet bis es zu spät war. Noch einmal würde mir dieser Fehler nicht passieren.
Esteban hatte zwei Wochen zuvor zu mir gesagt, dass Menschen sich von Emotionen leiten ließen und vielleicht hatte ich genau das in dem Moment getan.
Ich hatte Esteban auf jeden Fall mit dem Kuss überrascht, doch nachdem er den ersten Schock überwunden hatte, hatte er begonnen den Kuss zu erwidern.
Wir standen einfach dort und küssten uns. Haltsuchend hatte ich mich an den Älteren geklammert, der seine Arme schon beinahe schützend um mich geschlungen hatte. Egal was aus uns werden würde, diesen Kuss würde ich niemals vergessen.
Wir hatten danach nicht weiter über das Geschehene gesprochen, sondern hatten uns schweigend, jedoch beide mit einem Lächeln auf den Lippen und Hand in Hand, auf den Rückweg gemacht. Esteban hatte mich noch bis zu meinem Hotelzimmer begleite, wo er sich, nachdem er sich versichert hatte, dass Niemand in der Nähe war, vorlehnte und mir einen kleinen, unschuldigen Kuss auf die Lippen hauchte. Lächelnd hatte ich ihm nachgesehen, bis er mit einem letzten Lächeln in meiner Richtung um die Ecke verschwunden war.
Ich benahm mich, wie ein verknallter Teenager und das würde Alex gar nicht passen. Ihm hatte schon nicht gepasst, dass ich überhaupt Kontakt mit Esteban hatte, doch inzwischen entwickelte sich das zwischen uns in eine nicht vorhergesehene Richtung.
Der Liebeskummer wegen Oscar war vergessen und zumindest für kurze Moment konnte ich den Leistungsdruck vergessen. Ich hatte das Gefühl, dass Esteban mir wirklich gut tat und ich hatte nicht vor, mir das von irgend Jemanden nehmen zu lassen.
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