Russel x Verstappen - Verletzungen (Teil 2)
Georges PoV
Ich wurde am nächsten Morgen allein im Bett wach. Auf dem Nachtschrank lag ein kleiner Zettel.
Bin zum Frühstück verabredet. Sehen uns später. Ich liebe dich.
Seufzend drehte ich mich auf den Rücken und starrte an die Decke. Eigentlich hatte ich gehofft noch einmal in Ruhe mit Max über dessen Verletzungen zu sprechen. Es würde mir vorerst sogar reichen, wenn ich wüsste, ob, was auch immer passiert war, sich wiederholen könnte. Natürlich würde ich auch gerne wissen, wer meinem Freund das angetan hatte und wie es dazu gekommen war, doch wenn ich Max in Sicherheit wüsste, würde ich sogar auf die Informationen verzichten.
Ich quälte mich aus dem Bett, machte mich im Badezimmer kurz frisch, zog mich an und machte mich dann auf den Weg zum Frühstücksraum, der schon gut gefüllt war. Max entdeckte ich an einem Tisch mit seinem Vater, einem Mann etwa in Jos Alter, den ich bereits bei den letzten Rennen an der Strecke gesehen hatte, und einer jungen Frau, die ich auf Mitte Zwanzig schätzte. Jos und der Unbekannte schienen sich angeregt über etwas zu unterhalten, während Max sein Frühstück aufm Teller hin und her schob. Immer wieder glitt Jos Blick in die Richtung seines Sohnes, wobei ich dessen Blick nicht deuten konnte.
Mit einem Teller, den ich am Büfett befüllt hatte, setzte ich mich zu Lewis, Lando, Daniel und Charles an einen Tisch.
"Woher hat er das blaue Auge und die Verletzung an der Lippe?", begrüßte Daniel mich. Seufzend ließ ich mich auf den Stuhl sinken.
"Ich weiß es nicht. Es muss zwischen Medical Center und Motorhome passiert sein, aber er redet nicht drüber. Wäre es nach ihm gegangen, wäre er auch lieber allein gewesen", berichtete ich.
"Das ist das Letzte was er sein sollte und erst Recht nicht allein mit Jos", merkte Charles ein.
"Denkt ihr wirklich, dass sein Vater ihn geschlagen hat?", hakte Lando nach.
"Das Rennen gestern war wichtig und Jos ist nicht unbedingt für seine liebevolle Art bekannt. Ich will gar nicht wissen, was schon alles hinter verschlossener Tür passiert ist, wovon nur die Beiden wissen", kam es von Charles. Mein Blick glitt zu Max, der noch immer in seinen Gedanken versunken schien.
"Was schlagt ihr vor?", fragte ich.
"Max ist ein erwachsener Mann. Wenn er eure Hilfe haben will, wird er es euch schon sagen", meinte Lewis.
"Max und nach Hilfe fragen? Das klingt unrealistisch", kam es von Daniel. Während wir noch keinen Schritt weiter waren, schien das Frühstück einige Tische weiter beendet zu sein. Maxs Teller war zwar noch voll, dennoch folgte er den anderen Drei nach draußen.
"Ich versuche gleich nochmal mit ihm zu reden", entschloss ich, wofür ich zustimmendes Nicken und ein Augen verdrehen von Lewis bekam.
Mit unseren kleinen Gruppe stand ich einige Zeit später aufm Paddock und wartete in der Nähe des RedBull Motorhomes auf Max. Statt Lewis war Sergio bei uns.
"Der schon wieder", seufzte Charles genervt, weswegen ich seinem Blick folgte. Jos verließ gerade mit Christian den Motorhome. Die Beiden schienen gerade ein ernstes Gesprächsthema zu haben, welches erst unterbrochen wurde, als Max um die Ecke bog. Mit skeptischen Gesichtsausdruck musterte er die beiden Männer, die offenbar auf ihn gewartet hatten. Jos Gefühlslage konnte ich nicht einschätzen. Christian hingegen wirkte besorgt, während er Maxs Verletzungen im Gesicht musterte. Als mein Freund bei den Beiden stehenblieb, schien Christian auf ihn einzureden, wobei Jos eine Hand auf die Schulter seines Sohnes legte. Dieser schüttelte schließlich nur den Kopf und betrat den Motorhome. Jos und Christian tauschten einen undefinierbaren Blick aus.
Den restlichen Tag bekam ich Max kein einziges Mal für ein ruhiges Gespräch zu fassen. Immer wieder kam irgendwas dazwischen. Doch immerhin kamen keine neuen Verletzungen dazu. Bereits am Sonntagabend entschloss ich am nächsten Morgen nicht zurück nach England zu fliegen, sondern Max in Monaco zu besuchen.
Da Max bereits drei Stunden vor mir geflogen war, sollte er Zuhause sein, als ich am späten Vormittag unangekündigt vor seiner Haustür stand und die Klingel betätigte. Der Hausbesitzer ließ einige Zeit auf sich warten bis sich endlich die Tür öffnete. Überrascht blinzelte Max mich an.
"Was machst du denn hier?", brachte er hervor.
"Du hast mich auch schon mal netter begrüßt", stellte ich fest.
"So war das nicht gemeint. Wieso hast du nicht gesagt, dass du nach Monaco fliegst? Wir hätten dich im Privatjet mitnehmen können."
"Weil ich nicht wollte, dass du sagst, dass ich nicht mitkommen soll. Jetzt hast du, wenn du kein schlechter Freund sein willst, keine andere Wahl als mich rein zu lassen", erklärte ich mein Handeln. Max schien noch immer überfordert mit meinem Besuch zu sein, trat jedoch einen Schritt zur Seite, damit ich das Haus betreten konnte. Hinter mir schloss er die Haustür. Kaum hatte Max sich wieder in meine Richtung gedreht, schlang ich meine Arme um seinen Körper und küsste ihn.
Aus meinem Vorhaben, im Laufe des Tages mit Max nochmal über die Geschehnisse nach dem Sprintrennen zu sprechen, wurde nichts. Ich wusste nicht, ob es Zufall war oder Max mich absichtlich immer wieder vom Thema ablenkte, jedenfalls wanderten meine Gedanken durch seine Berührungen immer wieder in eine andere Richtung als in die geplante. Jedoch wollte ich mich auch nicht über einen ganzen Tag Zweisamkeit beschweren.
Am nächsten Morgen, schlief Max noch friedlich, als ich wach wurde. Weswegen ich entschloss die Zeit zu nutzen, um Frühstück zu machen. Ich zog mir eine Boxer über und schlich mich aus dem Schlafzimmer. In der Küche schaltete ich zu aller Erst die Kaffeemaschine an. Während der Kaffee durchlief, begutachtete ich den Inhalt von Maxs Kühlschrank. Da nicht all zu viel da war, würde das Frühstück eher schlicht ausfallen.
Im Flur ertönten Schritte.
"Die Auswahl war im Hotel deutlich größer" berichtete ich Max. "Wir könnten uns aber auch Frühstück liefern lassen." Ich schloss den Kühlschrank, um meinen Freund fragend ansehen zu können. Statt diesem stand jedoch Jos im Türrahmen, weswegen ich erschrocken zusammen zuckte. Feindselig sah er mich an. Ich schluckte schwer.
"Frühstück bestellen klingt gut", ertönte eine weibliche Stimme hinter Jos. Maxs Schwester, Victoria, schob sich an ihrem Vater vorbei in die Küche. "Und während der Wartezeit könntest du uns erzählen, wieso du halbnackt in Maxs Küche stehst." Grinsend stützte Victoria sich auf der Küchentheke ab und schaute mich über diese hinweg neugierig an. Von ihr glitt mein Blick zurück zu Jos, der unterverändert im Türrahmen stand, wo nun auch noch Maxs Mutter auftauchte und zu uns in die Küche trat.
"Schläft Max noch?" In ihrer Stimme schwang Besorgnis mit. Bevor ich etwas antworten konnte, ertönte die Stimme meines Freundes im Flur.
"Was ist denn hier los?" Max betrat lediglich in Jogginghose die Küche. Er schien nicht mit Besuch gerechnet zu haben und für einen Moment all die Hämatome auf seinem Oberkörper vergessen zu haben. Ein entsetztes Keuchen entfuhr Sophia, als sie die Verletzungen ihres Sohnes entdeckte. Auch Victoria musterte ihren Bruder erschrocken. Ich schaute zu Jos, dessen Blick kurz über Maxs Oberkörper wanderte, ehe er mich wieder ins Visier nahm.
"Dad hat ein Familienfrühstück vorgeschlagen und wenn Dad sowas vorschlägt, muss die Lage ernst sein", erklärte Victoria ihren Besuch.
"Was ist passiert?", kam Sophia auf das offensichtliche Thema zurück, während Jos und ich uns weiter anstarrten.
"Und wieso steht George halbnackt in deiner Küche?", schob Victoria die nächste Frage hinterher. Max trat in mein Blickfeld, von wo aus er zwischen mir und seinem Vater hin und her schaute. Er schien unser Blickduell bemerkt zu haben.
"Ich denke nicht, dass heute ein guter Tag für ein Familienfrühstück ist", merkte Max an.
"Russell kann doch Charles besuchen", schlug Jos vor. Es gefiel mir nicht, dass der Vater meines Freundes mich bei Nachnamen nannte, während er bei Charles den Vornamen nutzte.
"Das ist von der Erklärung, wieso er hier ist, abhängig", gab Victoria ihre Meinung ab.
"Gut dass du nicht neugierig bist, Schwesterchen." Max verdrehte die Augen. Sanft schob er mich Richtung Tür. "Wir gehen erstmal was anziehen", entschloss der Ältere. Jos machte einen Schritt zur Seite und ließ mich die Küche verlassen, Max hingegen hielt er am Arm fest.
"Russell kann sich gerne anziehen gehen, du bleibst hier. Du hast einiges zu erklären." Jos Stimme ließ keinen Widerspruch zu. Unsicher schaute ich Max an, der jedoch mit einem Nicken zustimmte. Mit einem mulmigen Gefühl ging ich nach oben, um mich anzuziehen.
Angezogen und mit einem Oberteil für Max in der Hand, betrat ich einige Minuten später die Küche wieder. Jos lehnte mit einer Tasse an der Küchenanrichte. Max und Victoria hatten sich über ein Handy, was auf der Kücheninsel lag, gebeugte. Sophia stand auf der anderen Seite der Insel, wovon aus sie Max besorgt musterte. Ich trat an Maxs Seite und legte eine Hand auf seinen Rücken, weswegen er vom Handy aufblickte. Er nahm das Shirt, das ich ihm reichte, an und zog es über.
"Wir sind dabei deinen Vorschlag, Frühstück zu bestellen, in die Tat umzusetzen. Was möchtest du?", berichtete Victoria mir. Ich blickte kurz zu Jos, dessen Blick mich wieder fokussiert hatte. Es war nicht zu übersehen, dass er mich nicht hier haben wollte. Würde es nicht um Max gehen, wäre ich sofort freiwillig verschwunden, aber ich würde meinen Freund nicht allein lassen. Ich versuchte Jos also so gut es ging zu ignorieren und trotz der teilweise seltsamen Stimmung das Familienfrühstück doch etwas zu genießen. Victoria gab sich alle Mühe den Vormittag zu retten, wobei Max sich bestmöglich unterstützte.
Irgendwie überstand ich das Frühstück, war jedoch froh, als die Drei das Haus verließen und ich wieder allein mit Max war. Jos jagte mir mehr Respekt ein als erwartet und die Tatsache, dass er mich deutlich spüren ließ, dass er mich nicht leiden konnte und nicht in der Nähe seines Sohnes haben wollte, machte es nicht besser. Wie Maxs Mutter zu mir stand, konnte ich nicht einschätzen. Ihr Fokus lag eher auf Max.
Nach dem unerwarteten Familientreffen war ich froh einfach ein paar ruhige Stunden mit Max und einer Serie auf der Couch zu verbringen. Dass Max es geschaffte hatte, um das geplante Gespräch herum zu kommen, wurde mir erst bewusst, als ich am nächsten Morgen am Flughafen stand, da ich für Termin zurück nach England musste.
Da ist das Gespräch nicht am Telefon führen wollte, blieb er bis zum nächsten Rennwochenende davon verschont. Nach dem ersten Training, welches für die meisten Fahrer nicht optimal lief, entschloss ich das Gespräch mit Max zu suchen. Auf dem Weg zum Motorhome dachte ich noch drüber nach, was für ein Chaos es beim Rennen geben würde, wenn alle fahren würden wie beim Rennen. Ein Crash wäre vorprogrammiert.
Vor dem RedBull Motorhome traf ich auf Sergio, der kreidebleich war und unruhig umher lief.
"Ist was passiert?", sprach ich ihn besorgt. Sergio stoppte und schaute mich an. Er schien nach den passenden Worten zu suchen. Immer wieder glitt sein Blick zwischen mir und der Eingangstür hin und her.
"Max ... Er...Ich weiß nicht was passiert ist ...", brachte Sergio heraus. Ich wartete nicht länger, sondern betrat den Motorhome und steuerte direkt Maxs Fahrerzimmer an. Vor der offenen Tür standen allerhand Mitarbeiter, durch die ich mich durchdrängelte. Als ich die Tür erreicht blieb ich wie erstarrte stehen.
Max lag bewusstlos am Boden. Sein Gesicht war blutüberströmt und an seinem restlichen Körper, sowie aufm Boden waren überall Blutflecken zu erkennen. Jos und Christian knieten neben ihm und schien zu versuchen, Max wach zu bekommen.
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