Pedri x Gavi - Essensabholung mit Problemen

Widmung: Johanna77777777

Pedris PoV

Stolz lächelnd betrachtete ich das Foto, welches ich am Vormittag gepostet hatte. Auf dem Bild waren Pablo und ich zu sehen, wie wir uns küssten. Doch war ich nicht einfach nur eins meiner Lieblingsbilder, sondern war es auch das Foto, welches uns durch das Posting befreit hatte. Wir waren geoutet. Wir waren frei. Vor uns lag ein ganz neues Leben ohne Versteckspiel. Unsere Familien und Freunde wusste schon lange über uns Bescheid. Den restlichen Mitspielern, die wir nicht als Freunde zählten, hatten wir vor wenigen Tagen von uns erzählt und auch der Vereinsvorstand wurde eingeweiht, sowie vorgewarnt, dass wir uns outen würden. Überraschenderweise hatten sie nicht einmal versucht uns davon abzubringen. Stundenlang hatten wir uns auf alle Eventualitäten vorbereitet und für jedes mögliche Argument eine Antwort überlegt, nur damit unser Vorhaben schlussendlich einfach abgenickt wurde. Sie sicherten uns sogar ihre Unterstützung zu. 

Am Vormittag hatten wir dann den Befreiungsschlag geweiht. Wir wollten kein großes Ding draus machen, weswegen wir einfach beide ein Bild posteten mit ein paar Worten der Erklärung. Was die Öffentlichkeit daraus machte, interessierte uns nicht. Wir kannten unsere Geschichte und waren auch bereit sie zu erzählen. Für den nächsten Tag war bereits ein Termin mit dem Medienteam vom FC Barcelona angesetzt. In einem Video würde wir alles erzählen, was wir bereit waren mit der Welt zu teilen. Natürlich würden einige Details und Erinnerungen privat bleiben. 

Bisher war die Reaktion zum größten Teil positiv. Die wenigen Hate-Kommentare konnte ich ohne weiteres ausblenden. Die Meinung irgendwelcher Idioten, die nicht wusste, was wahre Liebe war, interessierte mich nicht. 

Pablo und ich hatten entschlossen den Tag gemütlich auf der Couch ausklingen zu lassen. Ich hatte bereits einen Film ausgewählt und alles gemütlich hergerichtet, während mein Freund sich bereit erklärt hatte, das Essen von unserem Lieblingsrestaurant abzuholen, da dieses leider nicht lieferte. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass Pablo eigentlich schon zurück sein müsste. Vermutlich war das Essen noch nicht fertig gewesen, weswegen ich etwas länger als gedacht warten musste. Um eine ungefähre Dauer, die ich noch aushalten musste, in Erfahrung zu bringen, schrieb ich Pablo eine kurze Nachricht. 

Bist du schon aufm Rückweg?

Die Nachricht kam an, wurde aber nicht gelesen. Einige Zeit blickte ich einfach auf den Display, doch färbten die Harken sich einfach nicht blau. Pablo war zu Fuß unterwegs und wir hatten nur zwei Gerichte bestellte, wodurch er eine Hand freien haben müsste, um aufs Handy zu schauen. 

Als nach einigen Minuten die Nachricht noch immer ungelesen war, Gavi noch nicht zurückgekehrt war und auch nicht an sein Handy ging, entschloss ich beim Restaurant anzurufen. Dort erhielt ich jedoch die Information, dass Pablo zu vereinbarten Uhrzeit das Restaurant betreten hatte, das Essen bereite fertig gewesen war und mein Freund sich mit diesem auf den Rückweg gemacht hatte. Er hätte also längst zurück sein müssen. Ein weiteres Mal versuchte ich den Jüngeren anzurufen, doch erneut ohne Erfolg. 

Statt noch länger unruhig im Wohnzimmer umher zu laufen, schlüpfte ich in meine Schuhe, zog mir meine Jacke über und verließ die Wohnung, um Richtung Restaurant zu laufen. Zu Fuß brauchte man knapp zehn Minuten. Auf den Gehwegen, die von den Straßenlaternen beleuchtet wurden, liefen nur noch vereinzelt Personen. Aufmerksam ließ ich meinen Blick umherwandern. Konnte Pablo aber nirgendwo entdecken. 

Ich lief auf einen Mann zu, der sich einer Seitengasse zugewandt hatte. 

  "Ich möchte wirklich nur helfen. Lassen Sie mich doch bitte...", erklärte er mit einer ruhigen Stimme. 

  "Gehen Sie weg!", rief eine weibliche Stimme aufgebracht. 

  "Ich tue Ihnen nichts."

  "Sie sollen weggehen!" Obwohl ich eigentlich gerne weiter nach Gavi gesucht hätte, brachte ich es nicht übers Herz, die Situation einfach zu ignorieren. 

  "Kann ich helfen?", erkundigte ich mich. Die Gasse lag im dunkeln, wodurch ich nur schemenhaft erkennen konnte, dass eine Person am Boden kniete. 

  "Nein", ertönte erneut die Stimme einer jungen Frau, die uns offenbar den Rücken zugedrehte hatte, dabei über ihre Schulter hinweg aber in unsere Richtung schaute. "Geht einfach weg!" Fragend schaute ich zum Mann, der verzweifelt wirkte. 

  "Sie lässt einfach nicht mit sich reden und versteht nicht, dass ich ihr und ihrem Freund nur helfen möchte."

  "Freund?", hakte ich verwirrt nach. Der Mann hob sein Handy, dessen Licht bereits eingeschaltet war, und beleuchtete damit die Gasse. Das Mädchen, welches etwa mein Alter haben müsste, kniff die Augen zusammen. Vor ihr entdeckte ich nun auch den erwähnten Freund. Das Mädchen hatte sich schützend vor ihm gekniet. Im Lichtschein konnte ich nun auch das Blut aufm Boden sehen, als mein Blick auf das Shirt des Freundes traf, setzte mein Herzschlag für einen Moment aus. 

  "Pablo!", rief ich panisch und stürzte auf ihn zu. Erschrocken schrie das Mädchen auf, wobei sie eine kleine Dose, die ich bisher gar nicht gesehen hatte, auf mich. Zum Glück verfehlte der Inhalt der Dose, den ich dem Geruch nach zur Folge als Pfefferspray einschätzen würde, mich und ich kam unversehrt neben ihr zum Knien. Von meinem neuen Standort aus konnte ich nun auch Gavis Blutüberströmtes Gesicht sehen. "Was hast du gemacht?!", schrie ich das Mädchen an. Der Mann nutzte den Moment, um sich nun ebenfalls zu nähern. Er riss ihr die Sprühdose aus der Hand und warf diese weg. 

  "Ich?!", kam es fassungslos von dem Mädchen. "Das waren irgendwelche Kerle, die das gleiche trugen wie er." Sie deutete auf den Mann, der ein Barca-Trikot trug. "Ich hab schon einen Rettungswagen alarmiert und habe einfach versucht, ihn vor weiteren Verletzungen zu schützen. Die Typen habe ich mit Pfefferspray erwischt, woraufhin sie geflüchtet sind. Er war schon nicht mehr bei Bewusstsein als ich hier ankam." Ich wollte leicht an Pablo rütteln oder ihm über die Wange streichen. Irgendwas tun, um ihn wachzubekommen. Doch bei all dem Blut konnte ich weder dessen Quelle ausmachen, noch weitere Verletzungen erkennen oder ausschließen. 

Zum Glück kam in dem Moment aber auch bereits der Rettungswagen in der Nähe der Gasse zum Stehen und die Sanitäter waren wenige Sekunden später an unserer Seite. Das Mädchen machte bereitwillig Platz, während ich an Pablos Seite knien blieb. Nicht in der Lage auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen oder mich irgendwie zu bewegen, beobachtete ich die Erstversorgung. Die hektischen Worte der Sanitäter nahm ich wahr, verstand sie inhaltlich jedoch nicht. Erst als sie Pablo auf eine Trage legten, kehrte auch in meinen Körper wieder Leben. Zwei der Sanitäter schoben die Trage Richtung Rettungswagen, während der Dritte bei uns stehen blieb. 

  "Gehört einer von Ihnen zu ihm?", erkundigte er sich und musterte uns nacheinander. Der Mann schüttelte sofort den Kopf, während das Mädchen mich abwartend ansah. 

  "Er ist mein Freund", brachte ich noch immer am Boden kniend hervor. Das Mädchen kramte kurz in ihrer Handtasche herum, ehe sie auf einen Kassenbon irgendwas zu notieren schien. Diesen reichte sie mir. 

  "Magst du mir Bescheid geben, wenn er wieder bei Bewusstsein ist, die Ärzte mehr sagen können oder irgendwann anders ist. Einfach nur eine kleine Entwarnung. Ehrlich gesagt weiß ich nämlich nicht, ob ich mit diesem Abend abschließen kann ohne die Gewissheit zu bekommen, dass er wieder wird." Wie in Trance griff ich nach dem Zettel, den ich mit einer Hand festumklammert hielt. Der Sanitäter half mir zurück auf die Beine und blieb an meiner Seite bis ich vorne im Rettungswagen saß. Kurz darauf nahm er auf der Fahrerseite Platz. Seine Kollegen schienen hinten bei Pablo zu sein, doch traute ich mich nicht durch das kleine Fenster nach hinten zu schauen. Er war am Leben, das war in dem Moment am wichtigsten. 

Die Fahrt ins Krankenhaus und die Zeit, die ich dort im Wartebereich verbrachte, realisierte ich gar nicht richtig. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an und rückblickend konnte ich mich an kaum etwas davon erinnern, außer an die Angst, die mich fest im Griff gehabt hatte. Irgendwann war ein Arzt auf mich zugekommen. Er sagte, ich dürfte zu Pablo, weswegen ich ihm schweigend durch die Gänge gefolgt war. Erst als ich das Krankenzimmer betreten hatte und mein Blick auf braune Augen traf, begann ich meine Umgebung wieder richtig wahrzunehmen. 

  "Pablo", hauchte ich erleichtert, als ich begann zu realisieren, dass mein Freund bei Bewusstsein und wach war. Seine Augen wirkten müde und in ihnen schimmerte Schmerz, aber er war wach. Ich überbrückte die Schritte bis zum Bett, wo ich mich auf die Bettkante nieder ließ und einfach in Pablos Arme fiel. "Sorry", murmelte ich, als dieser vor Schmerz aufstöhnte. Doch schaffte ich es nicht mich wieder aufzurichten. Pablos Arme schlangen sich um meinen Körper, während ich mein Gesicht in seine Halsbeuge vergrub. Ohne Vorwarnung brach der Damm und ich begann in seinen Armen zu weinen. Ich wusste noch immer nicht, was wirklich passiert war, doch wurde der Gedanke, dass ich den Jüngeren hätte verlieren können, immer präsenter. 

  "Nicht weinen", nuschelte Pablo in meine Haare. Mit einer Hand strich er meinen Rücken auf und ab. Nur langsam beruhigte ich mich in seinen Armen wieder und schaffte es schließlich den Kopf soweit zu drehen, um meinem Freund ins Gesicht sehen zu können. Seine Lippe war aufgeplatzt, der Kiefer und das Jochbein hatten sich bläulich verfärbt und eine Platzwunde direkt übern Auge war genäht wurden. 

  "Was ist passiert?", wagte ich zu fragen. 

  "Unser Outing kam scheinbar nicht bei allen Fans so gut an." Fassungslos schüttelte ich den Kopf. 

  "Sowas sind keine Fans", korrigierte ich. 

  "Und wir deren Meinung nach keine richtigen Fußballer." 

  "Das ist ..." Pablo unterbrach mich. 

  "Ich weiß, Pedro, das brauchst du mir nicht erklären." Vorsichtig strich ich ihm über die Wange, weswegen der Jüngere mich sanft anlächelte. "Guck nicht so besorgt. Sind nur ein paar Blessuren. Die verheilen wieder." Ich seufzte. Doch bevor ich etwas sagen konnte, überbrückte Pablo die wenigen Zentimeter zwischen unseren Gesichtern und küsste mich vorsichtig. "Ich liebe dich und das kann Nichts und Niemand verhindern. Egal als was man mich beleidigt oder ob man mich zusammenschlägt, mein Herz wird immer für dich schlagen und was andere davon halten, interessiert mich nicht. Pedro González López, ich liebe dich."

  "Ich liebe dich auch", erwiderte ich lächelnd. Nur zu gerne hätte ich Pablo erneut geküsst, doch wollte ich ihm wegen der Verletzung an der Lippe nicht versehentlich wehtun. Deswegen wartete ich ab bis er mich von sich aus küsste. 

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