Müller x Kane - Übersetzungsproblem
Widmung: DrBarb29
Der OS gehört zu "Rice x Mount - Vorfreude", kann aber unabhängig von diesem gelesen werden.
Harrys PoV
Ich hatte Thomas in unser noch frischen Beziehung nie eifersüchtig erlebt. Doch irgendwas an Jordan Pickford löste diese für ihn eigentlich untypische Empfindung in Thomas aus. Ich verstand mich mit dem Torwart der englischen Nationalmannschaft gut, aber das warst auch. Ich weiß nicht mal, ob ich soweit gehen würde, ihn als einen Freund zu bezeichnen. Immerhin unternahmen wir außerhalb der Nationalmannschaft nichts zusammen außer ein paar Nachrichten auszutauschen. Thomas hingegen behauptete, dass ich einfach blind war und nicht sah, dass Jordan Gefühle für mich hatte. Angeblich wäre es offensichtlich.
Das zunächst in auf englisch gestartete Gespräch war zu einem Monolog von Thomas auf deutsch geworden. Er hatte sich dabei so in Rage geredet, dass er weder den Wechsel der Sprache realisiert, noch bemerkte, dass ich ihm nicht mehr komplett folgen konnte. Mein Deutsch war in den letzten Monaten besser geworden, doch sprach Thomas zu schnell und nutzte zu viele Wörter, die ich nicht auf anhieb verstand. Schließlich starrte ich meinen Partner nur noch überfordert an, bis dieser irgendwann aufgebracht die Arme in die Luft warf und nach draußen stürmte. Ich blieb im Wohnzimmer stehen und blickte ihm einfach nach.
Vielleicht hätte ich ihm folgen sollen, doch war ich noch mit der Frage, was gerade geschehen war, beschäftigt. Zudem wusste ich, dass Thomas, sobald er sich beruhigt hatte, von sich aus das Gespräch nochmal suchen würde. Bisher hatten wir jeden Streit aus der Welt schaffen können, weswegen ich mir keine Sorgen machte, dass es dieses Mal anders sein könnte. Erst Recht weil es eigentlich gar keinen Grund für den Streit gegeben hatte.
Eifersucht war ein ekliges Gefühl, dessen Ursprung manchmal nicht mal die empfindende Person selbst kannte. Im gewissen Grad gehörte es zu einer Beziehung dazu und das war okay, solange es im gesunden Rahmen blieb. Der beste Umgang mit Eifersucht war ein offenes Gespräch mit dem Partner, vorzugsweise jedoch so, dass auch beide Parteien den Inhalt des Gespräches verstanden. An diesem Punkt waren Thomas und ich soeben gescheitert.
Thomas ließ sich den restlichen Abend nicht mehr blicken. Vermutlich hatte er sich in sein Haus zurückgezogen und würde am nächsten Tag vorbeischauen, um den vermeintlichen Streit aus der Welt zu schaffen. Eigentlich wusste er, dass ich am nächsten Tag ins Trainingslager der englischen Nationalmannschaft fahren würde und hoffte, dass er dies bei der Wahl des Zeitpunkts seiner Rückkehr berücksichtigte.
Die Tatsache, dass ich am späten Vormittag aufm Weg ins Trainingslager war ohne mit Thomas gesprochen zu haben, ließ mich daran zweifeln.
Als der Wagen, der mich vom Flughafen abgeholte hatte, vor der Unterkunft zum Stehen kam, kündigte mein Handy mit einem Vibrieren einen eingehenden Anruf an. Ein kurzer Blick aufs Display verriet mir, dass es sich um Thomas handelte. Schweren Herzend drückte ich ihn weg und stellte mein Handy auf Stumm, ehe ich ausstieg. Ich begrüßte das Trainerteam, sowie die bereits anwesenden Mitspieler. Längere Gespräche versuchte ich dabei zu vermeiden, um mich schließlich schnellstmöglich in eine ruhige Ecke zurückzuziehen. Es erschien mir unpassend das anstehende Gespräch in der Lobby zu führen, wollte Thomas jedoch kurz Bescheid geben, dass ich ihn zurückrufen würde sobald ich aufm Zimmer war. Es hatte keinen Grund für den Streit gegeben, weswegen es auch albern wäre, nun nachtragend zu sein oder Thomas in irgendeiner Form für seine Gefühle zu bestrafen.
Als ich mein Handy wieder in die Hand nahm, fiel mir sofort Thomas Nachricht in die Augen, welche ich öffnete. Ein längerer Text breitete sich auf meinem Bildschirm aus. Ein Seufzend entfuhr mir, als ich realisierte, dass dieser auf deutsch verfasst wurden war. Wollte Thomas mich damit ärgern? War es einfach Gewohnheit gewesen? War es als Training für deutsch lernen gedacht? Ich wusste nicht, was hinter der Sprachauswahl steckte, doch würde wohl zunächst einige Minuten beschäftigt sein, um den Text zu übersetzen.
Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr, die mich vom Handy aufsehen ließ. Mason Mount hatte sich zu mir gestellt.
"Alles in Ordnung?", erkundigte er sich. Seine Sorge um mich hielt sich dabei jedoch offenbar in Grenzen, da seine Augen freudig funkelten. Der Ursache dafür war mir sofort klar. Er und Declan würden sich wiedersehen. Ich drehte mein Handydisplay in Masons Richtung.
"Scheinbar denkt er, ich hätte hier nichts besseres zu tun, als das alles zu übersetzten", seufzte ich.
"Dafür gibt es doch Apps", merkte er an.
"Dann hast du aber noch nie versucht eine Nachricht von Thomas Müller zu übersetzen. Ich wette mit dir, er baut da absichtlich Wörter ein, die sich nicht einfach durch eine App übersetzen lassen und deswegen den ganzen Inhalt der Nachricht verändern." Tatsächlich nutzte Thomas häufiger Wörter, die sämtliche Übersetzungs-Apps nicht kannten. Als Thomas mich mal dabei erwischt hatte, wie ich eine diese Apps nutzen wollte, um einen kompletten Text zu übersetzen, hatte ich einen tadelnden Blick, gefolgt von einem Vortrag drüber, dass ich so nie deutsch lernen würde, erhalten. Seitdem nutzte ich die Übersetzungsfunktion tatsächlich nur noch für einzelne Wörter. Während unserer Beziehung hatte ich bereits gelernt, dass ich auf deutsch angewiesen war, da Thomas immer wieder in seiner Muttersprache verfiel. Situationen wie die vom Vortrag würden sich einfacher und schneller klären lassen, wenn ich dem Gespräch auch inhaltlich folgen und vor allem sofort reagieren könnte.
"Ich bekomme hin und wieder Nachrichten von Timo Werner auf deutsch, weil er offenbar manchmal vergisst, dass ich kein deutsch kann. Die Nachrichten kannst du auch nicht übersetzten. Kai hat mir erzählt, dass Timo einige Wörter einfach weglässt, weil er der Meinung ist, die könnte man sich selbst dazu denken." Ich schmunzelte. Zumindest dem Problem war ich bei Thomas nicht ausgesetzt. Auf Lückentexte, bei denen ich mir die passenden Wörter dazu denken müsste, konnte ich auch wirklich verzichten.
"Auch nicht besser", pflichtete ich Mason bei. Weitere Spieler, unteranderem Declan, betraten den Eingangsbereich. "Dein Liebster ist übrigens gerade reingekommen." Sofort drehte Mason sich zu ihnen um, wobei sich seine Lippen zu einem Lächeln verzogen und seine Augen begannen zu strahlen. Die Freude hielt nur wenige Sekunden, ehe der Jüngere erschrocken zurück in meine Richtung blickte. "Sollte das mit euch Geheim sein?", stellte ich eine Vermutung über seinen entsetzten Blick auf.
"Wie kommst du darauf, dass ich etwas mit Declan haben könnte?", hakte Mason nach.
"Ich hab doch nie etwas von Declan gesagt", erwiderte ich grinsend. Für einige Sekunden starrte Mason mich einfach an, ehe er die Flucht ergriff. Schmunzelnd blickte ich ihm nach und bemerkte dabei auch, dass Declan ihm folgte.
Seufzend wandte ich mich wieder meinem Handy und meiner eigenen Beziehung zu, wobei ich mich auf einen der im Eingangsbereich stehenden Sessel niederließ.
Es tut mir leid. Ich hab mich dammisch und kindisch benommen. Ich vertraue dir blind und ich weiß, dass du nie etwas absichtlich tun würdest, um mich zu verletzen. Aber, auch wenn du es nicht hören willst, die Blicke von Pickford sind da. Man kann die Herzchen in seinen Augen, wenn er dich sieht, praktisch sehen. Du kannst da nichts für. Er ja im Prinzip auch nicht. Aber dennoch stört es mich und daran kann ich nichts ändern. Ich liebe dich und ich möchte dich nicht verlieren. Genau deswegen frag ich mich, wie weit Pickford gehen wird. Wird er irgendwann in die Offensive gehen? Wird er versuchen dich zu erobern? Dich mir wegzunehmen? Kann er dich dazu bringen sich in ihn zu verlieben? Du gehörst zu den wichtigsten Menschen in meinem Leben und ich möchte nicht, dass sich das irgendwann ändert. Ich hab mich gestern blöd verhalten. Ich hätte dir die Chance, auch etwas dazu zu sagen, geben sollen statt einfach zu verschwinden. Leider habe ich dabei auch versäumt, dass du heid zum Trainingslager aufgebrochen bist. Ich hätte diesen albernen Streit gerne vorher persönlich aus der Welt geschaffen und vor allem hätte ich mich gerne noch von dir verabschiedet. Es tut mir leid. Bitte lass uns nochmal in Ruhe reden, wenn du wieder Dahoam bist. Ich liebe dich.
"Kommst du mit aufs Zimmer?", riss mich Jordan, der plötzlich vor mir stand, aus meiner Konzentration. Verwirrt blickte ich auf. "Wir wurden als Zimmerpartner zugeteilt", erklärte er mir, was ich mit einem Nicken zur Kenntnis nahm und innerlich bereits überlegt, wie ich das Thomas beichten sollte.
Ich hatte gerade mal die ersten Sätze von Thomas Nachricht geschafft, da für mehr zwischen Masons Flucht und Jordans Auftauchen keine Zeit geblieben war. Die Übersetzung des verbleibenden Textes musste also noch ein paar Minuten warten. Da angezeigt wurde, dass Thomas online war, schien er jedoch bereits auf eine Antwort von mir zu warten. Die letzten Worte seiner Nachricht waren mir vertraut, weswegen eine schnelle Antwort ohne viel drüber nachdenken zu müssen sogar auf deutsch möglich war, ehe ich mein Handy lächelnd wieder einsteckte und mein Zimmer für die nächsten Tage bezog.
Ich liebe dich auch. I'll call you later
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