Leclerc x Verstappen - Tequila
Charles PoV
Ich war einfach nicht gut darin allein zu sein. Natürlich war ich beruflich viel unterwegs, was eine Beziehung mit mir nicht leicht machte, doch ich hasste es, nach einer Reise in eine leere Wohnung zu kommen oder nachts allein zu schlafen. Die Tatsache, dass ich dies bis vor wenigen Tagen noch hatte, ließ die Stille in der Wohnung nur noch intensiver wirken.
Wie aus dem Nichts, ohne jegliche Vorwarnung, hatte Alexandra sich von mir getrennt. Ich war eigentlich der Meinung gewesen, dass unsere Beziehung gut lief, doch sie schien anderer Auffassung zu sein. Seitdem Alexandra meine Wohnung verlassen hatte, war ich nicht mehr draußen gewesen. Ich hatte mich in der Wohnung verschanzt und versank in meiner Trauer. Doch besonders die Einsamkeit nagte an mir.
Wenn zumindest ein Rennen oder irgendwelche anderen Termine anstehen würde, könnte ich mich ablenken, doch Alexandra hatte mit der Trennung bewusst bis zur Sommerpause gewartet. Nicht um mich zu quälen, sondern um mich nicht von einem wichtigen Rennen abzulenken. Eigentlich hatte sie es nur gut gemeint, doch das änderte nicht an dem Loch, in dem ich nun saß.
Meine Lebensmittelvorräte neigten sich dem Ende, wobei ich sowieso kein Hunger hatte. Ich hatte versucht mich mit Zocken abzulenken, doch verlor ich immer wieder die Konzentration. Ich saß an meinem Klavier ohne auch nur eine einzige Taste zu betätigen. Und mein Handy hatte ich bereits vor Tagen irgendwo in der Wohnung verlegt und fand keine Motivation, um es zu suchen. Vermutlich würde es mir gut tun einfach mal unter Leute zu gehen, doch ich wollte nicht. Ich wollte auch nicht allein in meiner Wohnung sitzen. Eigentlich wusste ich selbst nicht, was ich wollte.
Zu meinem Glück oder zu meinem Pech, die Einstellung änderte sich stündlich, waren alle Personen, die mir nahestanden, derzeit nicht in Monaco und überließen mich daher ohne es zu wissen meinem Schicksal. Wenn es doch mal an der Haustür klingelte, ignorierte ich es einfach.
Ich hatte mich gerade erst vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer geschleppt und aufs Sofa fallen lassen, als ich hörte, wie meine Wohnungstür aufgeschlossen wurde. Eigentlich hatte außer mir nur Alexandra einen Wohnungsschlüssel, den ich bisher noch nicht zurückverlangte hatte. Die Tür fiel zurück ins Schloss. Ich starrte auf die Wohnzimmertür und wusste selbst nicht, worauf ich eigentlich hoffte.
Alexandra hatte Recht gehabt, wie ich in den letzten Tagen eingesehen hatte, wir, sowie unsere Vorstellungen eine Beziehung, passten nicht zusammen. Eine Trennung war das beste gewesen. Ich musste gestehen, dass ich auch nicht unbedingt ihr als Person nachtrauerte, sondern viel mehr dem Gefühl, Jemanden an seiner Seite zu haben und eben nicht allein zu sein. Auf ein erneutes Aufeinandertreffen mit meiner Ex-Freundin war ich nicht vorbereitet und hatte eigentlich auch gar kein Interesse daran.
Irritiert blinzelte ich, als statt Alexandra Max im Türrahmen erschien.
"Sind deine Fenster kaputt?", begrüßte er mich, was nicht gegen meine Verwirrung half. Mit einer Tüte in der Hand, in der sich dem Geruch nach Essen befand, ging Max zu einem der Fenster, um es zu öffnen. "Hier kann gar kein Sauerstoff mehr im Raum sein." Es bewegte sich durch den Raum als wäre es selbstverständlich, dass er in meiner Wohnung war. Dabei war er schon lang nicht mehr zu Besuch gewesen. Zwischen der Trennung von Charlotte und den ersten Dates mit Alexandra war er einige Male hier gewesen. Jedoch nie allein, sondern immer mit einigen Anderen zusammen. "Ich hab Essen mitgebracht", bestätigte Max meine Vermutung über den Inhalt der Tüte. "Du hast die Wahl, entweder Sushi ..." Er stellte eine Packung Sushi auf den Wohnzimmertisch. "Pasta" Eine Aluminiumbox folgte. "Dönerteller" Die nächste Verpackung fand ihren Weg auf den Tisch. "Oder falls du vernünftig sein willst." Max stellte noch einen Salat dazu. Ich musterte die einzelnen Gerichte und stellte fest, dass sie alle aus unterschiedlichen Restaurant stammten. Kurz verschwand Max im Flur, um direkt mit einer Sechsträger Bier , sowie einer Flasche Tequila zurückzukehren, die er auch dazu stellte. "Eine Empfehlung von Checo."
"Was machst du hier?", brachte ich noch immer überfordert hervor.
"Dich vorm Hungertod bewahren", erklärte Max, der aufm Weg in die Küche war.
"Seit wann hast du einen Schlüssel für meine Wohnung?"
"Och schon lange. Du hast nur nie gemerkt, dass ich hin und wieder in deiner Wohnung bin, weil du normalerweise dann nicht Zuhause bist."
"Was?", entfuhr es mir, was mit einem Lachen von Max kommentiert wurde, während er sich mit Besteck in der Hand neben mir auf der Couch fallen ließ.
"Alexandra hat ihn mir vorhin gegeben."
"Seit wann habt ihr Kontakt?"
"Seit heute Vormittag bis heute Mittag. Es war eher eine kurze Kontaktphase. Sie hat mir von euerer Trennung erzählt und mich gebeten, mal nach dir zu schauen, wofür sie mir ihren Schlüssel gegeben hat."
"Wieso du?"
"Weil ich in Monaco bin und stur genug, um mich nicht von der rauswerfen zu lassen."
"Und wie lang hast du jetzt vor zu bleiben?" Maxs Blick glitt zum Tequila.
"Naja, es muss sich ja schon gelohnt haben, den Tequila besorgt zu haben. Also eigentlich wollte ich nicht gehen, bevor die Flasche leer ist."
"Wir können doch nicht zu zweit eine ganze Flasche Tequila austrinken?"
"Der Tequila steht vor uns. Ich sehe jetzt nicht, wo das Problem ist. Es ist sogar der Gute, für den man nicht noch extra Zitronen oder so schneiden muss."
"Wolltest du mich vorm Hungertod retten oder mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus bringen." Schulterzuckend reichte Max mir Besteck.
"Ein Konkurrent weniger." Ich beobachtete, wie Max die Verpackungen öffnete. Bei dem Geruch des Essens, welches überhaupt nicht zusammen passte, bemerkte ich, dass ich doch mehr Hunger als erwartet hatte. Obwohl ich noch immer davon überfordert war, dass Max plötzlich in meiner Wohnung war, ließ ich mich zumindest vorerst darauf ein und genoss einfach seine Gesellschaft, sowie das leckere Essen. Während dessen Essen unterhielten wir uns über alles möglich, was nach all der Zeit allein wirklich mal wieder gut tat.
Als wir beide satt waren, holte Max zwei Gläser aus dem Schrank, die er mit Tequila füllte und mir eins davon reichte.
"Auf die nächsten Stunden, Tage oder Wochen. Je nachdem wie lange wir brauchen, um die Flasche leer zu bekommen."
"Und wenn wir sie nie austrinken?", hinterfragte ich.
"Dann hast du jetzt wohl einen neuen Mitbewohner und die Formel 1 zwei Fahrer weniger."
Die Flasche leerte sich erstaunlich schnell und zunächst war ich der Meinung, den kompletten Inhalt unbeschadet überstehen zu können. Doch plötzlich setzte die Wirkung des Alkohols ein.
Lachend über einen Witz von Max ließ ich meinen Kopf auf seine Schulter fallen und vergrub das Gesicht an seiner Halsbeuge.
"Du bist als neuer Mitbewohner gebucht", murmelte ich gegen seine Hals, als ich mich beruhigt hatte. "Du kümmerst dich ums Essen, versorgst mich mit Alkohol und räumst hoffentlich auch alles wieder auf. Fehlt nur noch der Sex."
"Hast du mit all deinen Mitbewohnern Sex?"
"Seit ich Zuhause ausgezogen bin, habe ich immer allein gewohnt oder mit einer Freundin. Nie in einer WG oder so. Also ja, wer mit mir in der Wohnung lebte, mit dem hatte ich auch Sex."
"Dann sollten wir diese Serie wohl nicht unterbrechen." Verwirrt von Maxs Worten hob ich den Kopf von seiner Schulter. Ehe ich jedoch etwas sagen konnte, lagen seine Lippen auf meinen. Zunächst war ich überrascht, begann dann aber den Kuss zu erwidern. Noch nie hatte ich einen Mann geküsst, doch es fühlte sich gut an. Ich vertiefte den Kuss, wobei ich mich von Max auf seinen Schoss ziehen ließ. Für einen Moment ließ ich von seinen Lippen ab, um ihm sein Shirt über den Kopf zu zehren. Mein eigenes folgte direkt, bevor ich den Älteren wieder küsste. Ich war selbst überrascht, wie richtig es sich mit Max anfühlte, obwohl zwischen uns nie mehr als Freundschaft gewesen war und ich bisher auch nie Interesse an einem Mann hatte.
Ich entschloss es einfach auf mich zukommen zu lassen, was dazu führte, dass ich nur wenige Minuten später komplett nackt unter Max auf der Couch lag und spürte wie er vorsichtig mit einem Finger in mich eindrang. Es fühlte sich zunächst Fremd an und schmerzte auch etwas, doch konnte ich nicht behaupten, dass es mir nicht gefiel. Stöhnend ließ ich den Kopf in den Nacken fallen, während Max seinen Finger langsam begann zu bewegen. Es war eine neue Erfahrung und ich wusste nicht, wie ich diese überstehen sollte, wenn bereits ein einziger Finger so eine Welle der Erregung in mir auslösen konnte.
Max ließ mich nicht länger als nötige auf den zweiten und schließlich den dritten Finger warten. Dennoch wandte ich mich bereits ungeduldig unter ihm, während ich mich mit beiden Händen in seine Schulter krallte. Schließlich entzog er mir seine Finger und richtete sich etwas auf, wofür ich widerwillig meinen Griff lockern musste. Ich blickte mit verschleierten Blick zu Max auf, der grinsend nach der Tequila-Flasche griff und unsere Gläser auffüllte. Bevor er den restlichen Inhalt der Flasche in das zweite Glas füllen konnte, hielt ich sein Handgelenk fest, weswegen er in seiner Bewegung stoppte. Max schien in meinen Augen die Antwort auf seine unausgesprochene Frage zu finden, da er die Flasche mit dem letzten Schluck Tequila zurück den Tisch stellte. Ich griff nach dem gefüllten Glas und trank die Hälfte, ehe ich es weiter an Max reichte, der den Rest trank. Kaum ran die Flüssigkeit meine Kehler herunter, trafen unsere Lippen auch schon wieder aufeinander.
Da wir kein Gleitgel parat hatten, musste es mit Spucke gehen. Trotz unserer betrunkenen Zustands, war Max wirklich bemüht, mir nicht wehzutun. Möglichst vorsichtig drang er mit seiner ganzen Länge in mich ein. Ein Wimmern entfuhr mir, als er mich komplett ausfüllte. Es fühlte sich unglaublich an und ich wusste nicht, wie ich jemals wieder ohne dieses Gefühl leben können würde. Der Schmerz war schnell vergessen und spätestens als Max den ersten vorsichtigen Stoß wagte, war ich komplett berauscht von dem Gefühl.
Ich vergrub eine Hand in Maxs Haaren, zerrte ihn zu mir runter und presste meine Lippen gierig auf seine. Seine Bewegungen wurden schneller.
"Härter", flehte ich und Max kam meiner Bitte sofort nach. Mit jedem Stoß ließ er mich Sterne sehen. Als sich dann auch noch seine Hand um meine Erektion legte, war es komplett um mich geschehen. Stöhnend warf ich den Kopf in den Nacken und gab mich Max einfach hin. In dem Moment hätte er alles mit mir machen können. Haltsuchend krallte ich mich in seinen Rücken. Immer wieder stöhnte ich seinen Namen und flehte nach mehr.
Schließlich kam ich laut stöhnend zum Höhepunkt und riss Max direkt mit mir über die Klippe. Max meinen Namen stöhnen zu hören gab mir den Rest.
Überreizt mit all den neuen Empfindungen und Erfahrungen klammerte ich mich einfach schwer atmend an Max. Dieser zog sich vorsichtig aus mir, wodurch er mir ein letztes Keuchen entlockte. Sofort vermisste ich das Gefühl von ihm ausgefüllt zu werden.
Aufgrund meines Klammergriffes hatte Max gar keine andere Wahl als sich auf mich zu legen, wenn er sich nicht länger auf seine Arme abstützen wollte. Andere würden sich über das Gewicht auf sich vielleicht beschweren. Doch mir gefiel es. Ich spürte Maxs Atem auf meinem nackten Oberkörper, da sein Kopf auf meiner Brust ruhte. Träge strichen seine Finger über meine Haut. Ich vergrub meine Nase in seinen weichen Haaren, hielt ihn weiter festumklammert und genoss einfach das Gefühl, Max in meinen Armen zu halten.
Es ging nicht wie bei Alexandra darum, dass irgendjemand bei mir war, sondern in dem Moment wollte ich Niemand anderes als Max bei mir haben. Es war seine Nähe, die ich wollte. Ich wollte nicht nur bloß nicht allein sein. Ich wollte, dass Max die Person war, die an meiner Seite war. Mein Blick glitt zur Tequila-Flasche, die noch auf dem Wohnzimmertisch stand. Lächelnd musterte ich den letzten Schluck, bevor mir die Augen zu fielen und ich in einen ruhigen Schlaf fiel.
Als ich am nächsten Morgen wach wurde, lag ich allein auf der Couch. Die Wolldecke lag über meinem nackten Körper. Auf dem Wohnzimmertisch herrschte unverändert das reinste Chaos. Unsere Klamotten lagen quer übern Boden verteilt. Da auch Max Sachen noch dort lagen, vermutete ich, dass der Niederländer sich noch irgendwo in meiner Wohnung aufhielt. Ich lauschte und konnte tatsächlich Geräusche wahrnehmen, weswegen ich lächeln musste. Zwar wäre es mir noch lieber gewesen, mit Max in den Armen wachzuwerden, doch immerhin war ich nicht allein in der Wohnung.
"Max?", rief ich. Der Gerufene tauchte nur wenige Sekunden später in Boxer und mit einer Wasserflasche im Türrahmen auf.
"Trinkt den guten Tequila, davon bekommt man keine Kopfschmerzen", äffte er vermutlich Checo nach. "Was für eine Lüge", schnaubte er, wobei er sich auf der Höhe meines Oberkörpers auf die Sofakante setzte und einige Schlucke Wasser trank. Ich setzte mich auf, schlang von hinten meine Arme um seinen nackten Oberkörper und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Es war zumindest für den Moment nicht wichtig, wie es dazu kommen konnte, dass wir miteinander geschlafen hatten und was das zwischen uns ändern würde. Ich war einfach nur froh, dass Max da war und ich noch etwas seine Nähe genießen durfte. "Nie wieder Tequila", brummte Max, wobei er sich etwas an mich lehnte und seine freie Hand auf meine Arme legte.
"Bedeutet das, wir schlafen jetzt dauerhaft auf der Couch, weil wir die Flasche niemals leeren werden?", murmelte ich gegen seine Haut.
"Ich habe ja keine Einladung in dein Bett bekommen", merkte Max an.
"Ich hab dich auch nicht in meine Wohnung eingeladen."
"Soll das heißen, dass ich in deinem Bett herzlich Willkommen bin?"
"Würdest du das Angebot denn annehmen?"
"Das ist davon abhängig, wieso ich hier sein soll. Für Sex?"
"Nein ... also auch ... Aber nicht nur ...", stammelte ich. "Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich dich gerne in meiner Nähe habe und mir die letzte Nacht sehr gefallen hat, wobei ich nicht nur den Sex meine. Ich weiß nicht, wohin sich das Ganze entwickelt, aber ich würde es gerne mit dir zusammen rausfinden. Also wenn du es auch möchtest." Ich drückte einen Kuss auf Maxs Schulter, bevor ich den Kopf hob, um nach meinen Worten sein Gesicht zumindest von der Seite aus sehen zu können. "Würdest du auf ein Date mit mir gehen?", fragte ich zögerlich. Max drehte sein Gesicht in meine Richtung und unsere Blicke trafen sich.
"Gibt es Tequila?", erkundigte er sich.
"Wenn es zeitnah standen finden soll, dann auf gar keinen Fall. Ich hatte für die nächsten Wochen genug Tequila", antwortete ich, woraufhin Max schmunzelte.
"Dann würde ich sehr gerne auf ein Tequila freies Date mit dir gehen, Charles." Lächelnd biss ich mir auf die Unterlippe, bevor ich mich vorlehnte und Max zärtlich küsste.
Ich schaute auf mein Handy, welches jedoch keine neue Nachricht anzeigte, weswegen ich es seufzend wieder zur Seite legte.
"Zocken wir jetzt oder nicht?", fragte Lorenzo, während unser jüngerer Bruder offenbar irgendwas in meinem Wohnzimmerschrank suchte.
"Was machst du eigentlich an meinem Schrank?", erkundigte ich mich.
"Wir könnten das Spiel ja etwas spannender gestalten", murmelte er.
"Indem wir es einfach mal starten?", schlug Lorenzo vor. Arthur drehte sich zu uns um und hatte allerhand Flaschen Alkohol in der Hand, die er auf dem Wohnzimmertisch abstellte. Er ging noch einmal zurück zum Schrank, um eine der anderen Türen zu öffnen.
"Der muss auch echt mal weg. Vor allem wer bewahrt einen kleinen Schluck so lange auf? Wie lange steht die Flasche jetzt schon angebrochen in deiner Wohnung herum? Und wie oft hast du sie schon umgestellt?"
"Er stellt sie immer um, wenn du sie gefunden hast", stellte mein älterer Bruder fest, der sich die Auswahl aufm Tisch anschaute. Arthur kam zurück zu uns. In der Hand hielt er die Tequila-Flasche, die Max und ich zwei Jahre zuvor geöffnet hatten. Seitdem hatte ich die Flasche immer wieder vor meinen Gästen versteckt. Ich wollte nicht, dass sie geleert wurde, aus Angst Max dann zu verlieren. Zwar hatte der Niederländer seit dem Abend meine Wohnung verlassen, doch kehrte immer wieder zurück. Maxs Besuch damals war der Beginn und nun durfte ich den Älteren schon fast zwei Jahre lang meinen Freund nennen.
Ich stand von der Couch auf und nahm Arthur die Flasche aus der Hand, um sie zurück in den Schrank zu stellen.
"Ach komm schon, Charles", seufzte Arthur, der nicht zum ersten Mal den Tequila trinken wollte. "Der soll gut sein. Ich habe die Marke noch nie irgendwo gefunden und du bunkerst ihn seit Jahren in deinem Schrank. Dafür ist der zu Schade." Statt die Flasche zurückzustellen, drückte ich sie schützend an meine Brust. "Das ist Verschwendung", schob Arthur hinterher.
"Du wirst diesen Tequila nicht trinken", sagte ich ernst an Arthur gerichtet.
"Weil er für mich ist", warf Lorenzo ein, der dafür einen bösen Blick von mir bekam. Die Wohnungstür wurde geöffnet und kurz darauf erschien Max im Türrahmen. "Du kommst genau zur richtigen Zeit", begrüßte Lorenzo meinen Freund. "Es gibt gleich ne Prügelei um Tequila."
"Kannst du Charles mal bitte erklären, dass er dämlich ist, wenn er so einen guten Tequila einfach im Schrank herumstehen lässt. Vor allem ist in der Flasche nur noch ein Schluck", versuchte Arthur Max auf seine Seite zu ziehen. Ich blickte hilfesuchend zu Max, während ich die Flasche noch immer schützend an meine Brust drückte.
"Was für eine nette Begrüßung", stellte Max schmunzelnd fest, wobei er zu mir kam. Er drückte mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen und nahm mir dabei den Tequila aus der Hand. Sofort streckte Arthur die Hände danach aus.
"Der ist immer noch für mich", erinnerte Lorenzo. Ich umklammerte Maxs Handgelenk, damit er die Flasche nicht an meine Brüder gab. Flehend blickte ich ihn an. Er wusste genau, was es mit der Flasche auf sich hatte und obwohl er mir schon mehrfach erklärt hatte, dass er auch bleiben würde, wenn die Flasche leer ist, brachte ich es nicht über mich, sie zu leeren. Max küsste mich kurz, ehe er sich aus meinem Griff löste und die Flasche zurück zum Schrank brachte. Genervt stöhnte Arthur auf und ließ sich auf die Couch fallen. Erleichtert schlang ich die Arme um Max und küsste ihn.
Nie wieder Alkohol, schwor ich mir, als ich völlig verkatert mein Schlafzimmer verließ. Meine Geburtstagsfeier, die eigentlich nur ein gemütlicher Abend mit meinen Brüdern und einigen Freunden werden sollte, war völlig eskaliert. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so viel Alkohol getrunken hatte. Im Flur blieb ich stehen, als mir wieder einfiel, dass Max mir zu Beginn des Abends ins Ohr geflüstert hatte, dass er noch ein Geschenk für mich hatte, ich es aber erst nach Mitternacht bekommen würde. Nach inzwischen drei Jahren Beziehung wusste er nur zu gut, dass ich zu Neugierig war für Überraschungen und er liebte es, mich damit zu ärgern. Durch all den Alkohol hatte ich aber tatsächlich vergessen mein Geschenk einzufordern.
Kurz überlegte ich, ob ich den Älteren, der noch friedlich schlafend in meinem Bett lag, wecken sollte, um mein Geschenk zu bekommen, entschloss jedoch ihn zumindest noch solang schlafen zu lassen bis ich einen Kaffee hatte.
In der Küche schaltete ich direkt die Kaffeemaschine an. Während sich die Tasse mit Kaffee füllte, ließ ich meinen Blick über das Chaos in der Küche wandern und rüber zum Wohnzimmer. Bereits der kleine Abschnitt, den ich durch die Tür sehen konnte, reichte aus, um das Ausmaß des Chaos erahnen zu können. Plötzlich fiel mir etwas ins Auge.
"Nein", hauchte ich. Panisch ließ ich meinen Kaffee zurück und eilte ins Wohnzimmer. Aufm Boden lag eine leere Tequila-Flasche. Es war die gleiche Marke wie unsere Flasche, die es hier in der Gegend überhaupt nicht zu kaufen gab. Ich öffnete den Schrank in der ich unsere Flasche zuletzt versteckt hatte und tatsächlich war sie weg. Tränen stiegen mir in die Augen.
Es war für andere nur eine Flasche Tequila, doch für mich hatte sie eine besondere Bedeutung. Es war Maxs Versprechen bei mir zu bleiben und für eine gemeine Zukunft.
"Morgen", grummelte Max verschlafen.
"Max", hauchte ich, wobei ich mich mit Tränen in den Augen zu ihm umdrehte. Nur in Jogginghose, mit verwuschelten Haaren und eindeutig noch nicht ganz wach, lehnte der Niederländer in der Wohnzimmertür. Als er die Tränen in meinen Augen entdeckte, setzte er sich sofort in Bewegung, um zu mir zu kommen.
"Was ist passiert?", fragte er. Schweigend deutete ich auf die leere Flasche am Boden, die ich nun aufhob. Max atmete erleichtert auf, da er wahrscheinlich von etwas in seinen Augen schlimmeren ausgegangen war. "Charles, es ist alles in Ordnung", versuchte er mich zu beruhigen, wobei er eine Hand an meine Wange legte. Ich schüttelte den Kopf.
"Das war hundertprozentig Arthur", flüsterte ich.
"Ja, Arthur hat den Tequila getrunken, aber ..." Ich unterbrach Max.
"Du hast es gesehen und nichts dagegen unternommen?!" Mit der freien Hand stieß ich ihn von mir. "Du wusstest genau, wie wichtig mir die Flasche war und trotzdem lässt du einfach zu, dass Arthur sie austrinkt?! Warum?!" Max machte wieder einen Schritt auf mich zu und wollte mich vermutlich an sich ziehen, doch blickte ich ihn warnend an. "Fass mich nicht an", fauchte ich. Seufzend blieb Max stehen, musterte mich kurz und drehte sich dann weg, um aus dem Wohnzimmer zu verschwinden. Fassungslos blickte ich ihm nach. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
Ehe ich jedoch irgendwas tun konnte, kehrte Max bereits ins Wohnzimmer zurück. In der Hand hielt er eine fast leere Tequila-Flasche, um dessen Flaschenhals ein blaues Band gewickelt war.
"Das hier ist unsere Flasche", erklärte Max. Verwirrt schaute ich auf die Flasche in meinen Händen. "Ich hab letztes Wochenende, als ich meine Familie in Belgien besucht habe, eine Flasche mitgebracht und sie Arthur gestern Abend gegeben, damit er endlich Ruhe gibt. Unsere Flasche habe ich bevor die Gäste kamen ins Schlafzimmer gebracht." Max hielt mir die Flasche hin. Überfordert stellte ich die leere Flasche weg und griff nach der Richtigen. Woraufhin auch Max wieder näher trat.
Ich musterte das blaue Band, welches Max am Abend zuvor drum gemacht haben musste. Als ich genauer hinsah, entdeckte ich hinter der Schleife etwas silbernes. Mit großen Augen blickte ich zu Max auf, als ich erkannte, um was es sich handelte.
"Eigentlich war es nicht verkatert am nächsten Morgen im kompletten Chaos deiner Wohnung geplant", erklärte Max leise, während er am Band zog und dadurch die Schleife löste. Er zog den silbernen Ring vom Band ab. "Ich hab dir vor drei Jahren gesagt, dass ich hier bleibe, bis die Flasche leer ist. Ich möchte aber nicht hier in deiner Wohnung bleiben, sondern dort sein, wo du es auch bist. Ich möchte mich nicht an deine Wohnung binden, sondern mein Leben mit dir verbringen, ganz egal wo auf der Welt das ist. Eine Flasche Tequila ist, wie wir in den letzten Jahren mehrfach erlebt haben, eine gefährdete Grundlage für ein Versprechen. Vielleicht ist es einfach Zeit für ein neues Versprechen. Ein Versprechen, was uns nicht einfach Jemand austrinken kann." Mit dem Ring in der Hand ging Max vor mir auf die Knie. "Charles Marc Hervé Perceval Leclerc, ich verspreche dir, immer für dich da zu sein, wenn du mich brauchst. Ich verspreche dir, alles dafür zu geben, damit du glücklich bist. Ich verspreche dir, dich mein ganzes Leben lang zu lieben. Ich verspreche dir, immer alles zu versuchen, damit du dich nicht allein fühlst. Ich liebe dich, Charles, und möchte dich deswegen fragen, ob du mich heiraten möchtest." Sprachlos starrte ich Max an, ehe ich mich einfach in seine Arme fallen ließ und mich an ihn klammert.
"Ja", brachte ich hervor, wobei ich begann übers ganze Gesicht zu strahlen. Sanft löste Max meinen Klammergriff, um meine Hand in seine nehmen zu können. Ich hob den Kopf etwas und beobachtete, wie Max mir den Ring ansteckte. "Ich liebe dich", schluchzte ich, bevor ich meinen Verlobten küsste.
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