Kimmich x Goretzka (mpreg) - Wir wären fast ... (Teil 4)

Joshuas PoV

Mir war kalt, obwohl ich im warmen Kinderzimmer saß. Es war eine innerliche Kälte, die mich lähmte. Stumm rannen mir Tränen übers Gesicht. Doch statt sie wegzuwischen, saß ich einfach nur dort. Ich saß auf dem Sessel mit dem alten Affenkuscheltier in den Händen und tat nichts außer den Schmerz zu ertragen. Ich hatte das Gefühl keine Luft zu bekommen. Vielleicht würden alle Symptome verschwinden, wenn ich das Kinderzimmer verlassen würde, doch ich konnte es nicht. Also saß ich einfach dort. 

 Es war mitten in der Nacht. Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht das Licht einzuschalten, als ich den Raum betreten hatte. Vom Sessel aus konnte ich durchs Fenster den Sternenhimmel sehen. Ich betrachtete all die leuchtenden Punkte am Himmel. Eigentlich war es eine schöne Nacht, aber so fühlte sie sich für mich nicht an. 

Ich löste den Blick vom Sternenhimmel und schaute auf den Affen in meinen Händen. Statt den Augen des Kuscheltiers sah ich jedoch Leons Augen vor mir, die voller Schmerz waren. Den gleichen Schmerz, den auch ich in dem Moment gespürt hatte. Ein Schmerz, der mit nichts zu vergleichen war. 

Die Zimmertür öffnete sich. Das Licht, was vom Flur aus herein kam, erreichte mich jedoch nicht. Wäre ich in meiner Position verharrt, hätte Leon vermutlich einfach die Tür wieder geschlossen. Doch da ich den Kopf beim Öffnen der Tür gehoben hatte, schien er mich durch die Bewegung in der Dunkelheit wahrgenommen zu haben. 

Scheinbar war er gerade erst vom Spiel nach Hause gekommen und war, da ich nicht in unserem Bett lag, auf die Suche nach mir gegangen. Er trug noch die Kleidung, die er nach dem Duschen für den Heimweg angezogen hatte. 

Leon schaltete das Licht an, weswegen ich einige Male blinzeln musste. Ich hatte mich an die Dunkelheit gewöhnt. Mein Blick glitt zum Fenster. Durch die Deckenbeleuchtung war der Sternenhimmel jedoch nicht mehr so gut zu erkennen wie zuvor. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie Leon mich musterte. 

In Schlafklamotten mit verweinten Gesicht und dem Affenkuscheltier mit beiden Händen umklammert saß ich dort. 

  "Was ist passiert?", fragte er zögerlich ohne seine Position zu verlassen. Ich sah zurück in seine Richtung. Seine Augen waren voller Angst. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und zwang mich aufzustehen. Die Vorstellung, mich in Leons Arme zu flüchten, reichte als Motivation, um meine Starre zu verlassen. Aufmerksam beobachtete Leon jede meiner Bewegungen, bis ich vor ihm stehen blieb und mich einfach an ihn lehnte. Sofort schlangen sich seine Arme schützend um mich. Er drückte mir einen Kuss auf den Kopf. "Was ist passiert?", wiederholte er seine Frage mit zittriger Stimme. 

  "Es ist alles okay. Ich hatte nur nen Albtraum." Erleichtert atmete Leon auf, wobei sein Körper sich merkbar entspannte. Auch auch ich merkte, wie die Panik, die der Albtraum in mir ausgelöste hatte, in Leons Armen nachließ. Die innere Kälte ließ nach. Leon drückte mir einen zweiten Kuss auf den Kopf, während sich seine Hand auf meinen Bauch legte, wo sich bereits ein kleiner Babybauch gebildet hatte. "Unserem Baby geht's gut?" Ich nickte an Leons Schulter, woraufhin ich keine weitere Reaktion erhielt. Als ich den Kopf etwas drehte, um meinen Freund ansehen zu können, musterte mich dieser besorgt. "Nur ein Albtraum?", versicherte er sich. "Einfach so ohne Auslöser?" 

  "Ich war gestern noch beim Mannschaftsarzt. Es geht dem Baby gut." Sofort wurde Leon hellhörig. 

  "Wieso warst du beim Arzt? Du hattest doch gar keinen Termin." Da Leon bereits am Vormittag für das Auswärtsspiel in Stuttgart los musste, hatte er von den Geschehnissen am Tag gar nichts mitbekommen. 

  "Ganz vielleicht war ich zwischendurch etwas verunsichert, weil es sich irgendwie anders angefühlt hat und wollte auf Nummer sicher gehen, dass alles in Ordnung ist."

  "Und wieso hast du mir nicht Bescheid gesagt?"

  "Weil es Niemanden geholfen hätte, wenn wir beide unruhig sind und du ein wichtiges Spiel vor dir hattest." 

  "Du und unser Baby gehen vor."

  "Wenn irgendwas gewesen wäre, hätte ich dir Bescheid gesagt." 

  "Hat der Arzt denn irgendwas gesagt?" Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. "Joshua, jetzt lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Ich möchte gerne wissen, dass ich aufhören kann mir Sorgen zu machen." 

  "Ich bin umsonst unruhig geworden. Es hätte mich eigentlich eher beruhigen müssen. Aber es war das erste Mal und ich konnte das Gefühl nicht zuordnen." Leon war die Ungeduld anzusehen, obwohl die Tatsache, dass aus meinem Lächeln inzwischen ein Grinsen geworden war, ihn eigentlich zeigen sollte, dass es keinen Grund zur Sorge gab. "Ich hab die Bewegung unserer Babys gespürt." Einen Moment sah Leon mich ungläubig an, dann begann auch er zu grinsen. 

  "Wirklich?" Ich nickte. Es war das aller erste Mal gewesen, dass ich es spüren konnte, dementsprechend wusste ich im ersten Moment nicht, was los war. Durch die Fehlgeburt ließ ich mich durch Kleinigkeit schnell verunsichern, weswegen ich vorsichtshalber zum Arzt gefahren war. Als ich nach dessen Erklärung das nächste Mal die Bewegung gespürt hatte, war ich den restlichen Tag mit einem Grinsen herum gelaufen. Erst der Albtraum, der mich in der Nacht aus den Schlaf gerissen hatte, hatte meiner guten Laune einen Dämpfer verpasst. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass ich während der Schwangerschaft von der Fehlgeburt träumte und jedes Mal hatte es mich komplett aus dem Konzept gebracht. Ich war dann froh, wenn Leon in der Nähe war. Wenn ich nach so einem Traum alleine aufwachte, war es schwer für mich, wieder zur Ruhe zu kommen. 

Leons Hand war unter mein T-Shirt geschlüpft, wo er sanft über die Rundung strich. 

  "Ich liebe dich", flüsterte er, ehe der Größere sich vorlehnte und unsere Lippen für einen zärtlichen Kuss miteinander verband. 


In einem Chaos aus Stangen und Schrauben saß Leon auf dem Fußboden des Kinderzimmers, während er mit gerunzelter Stirn die Anleitung in seinen Händen anblickte. 

  "Wie schön einfach es wohl wäre, wenn man einen fertigen Kinderwagen im Laden gekauft hätte", warf ich grinsend ein, wofür ich einen bösen Blick von meinem Freund erhielt. Er hatte sich ein Kinderwagen-Modell ausgesucht, dass es in keinen der Läden gab, die wir besucht hatten. Weil er sich aber auch zu keinen anderen Modell hatte überreden lassen hatte, musste wir den Wagen im Internet bestellen. Statt einem fertigen Wagen hatten wir jedoch einen Karton voller Einzelteile erhalten. 

Seit über einer Stunde saß Leon nun schon dort und versuchte den Wagen zusammenzubauen. Ich hatte es mir währenddessen mit einem Tee, der schon längst leer war, auf dem Sessel bequem gemacht und hatte es mir zur Aufgabe gemacht, hin und wieder einen Kommentar einzuwerfen. 

Unter anderen Umständen hätte Leon mich sicherlich schon raus  geworfen, doch die Tatsache, dass er mich besonders in den letzten Tagen lieber in Sichtweite hatte, hielt ihn davon ab. Mit einer Hand strich ich immer wieder über meinen runden Babybauch. In zwei Wochen war der geplante Termin für den Kaiserschnitt, was jedoch nicht bedeutete, dass es nicht auch schon früher losgehen könnte. Entsprechend sensibel reagierte Leon auf jede Reaktion von mir. Wenn ich mal zusammenzuckte, weil das Baby mich etwas ungünstig getreten hatte, schien Leon bereits auf mein Startzeichen zu warten, um Richtung Krankenhaus zu fahren. 

Seufzend legte Leon die Anleitung zur Seite und schaute in meine Richtung. 

  "Meinst du, wir können den Kaiserschnitt noch ein paar Wochen nach hinten verschieben? Ich glaube nicht, dass ich den Wagen in zwei Wochen fertig bekomme." 

  "Der Karton steht hier auch schon seit einer Woche. Du hättest also eine Woche mehr Zeit haben können", merkte ich an. 

  "Du bist heute keine Hilfe." Lachend hievte ich mich vom Sessel hoch, weswegen Leon sofort auf den Beinen und an meiner Seite war. Ich warf das Kissen, welches ich zuvor im Rücken liegen hatte, zwischen die einzelnen Bauteile auf den Boden. "Was hast du vor?", fragte Leon mit skeptischen Blick nach. 

  "Dir helfen." 

  "Und du meinst, du kommst mit deiner Kugel jemals wieder vom Fußboden hoch?"

  "Ich hoffe doch, dass du mir spätestens, wenn die Wehen einsetzten, hoch helfen würdest." Schmunzelnd setzte ich mich auf das zuvor platzierte Kissen und griff nach der Anleitung. Als es im nächsten Moment hinter mir knarrte, schaute ich jedoch direkt wieder auf. Leon schob den Sessel in meine Richtung, wodurch ich mich  anlehnen konnte. 

  "Dann schieß mal los. Wie geht's weiter?"

  "Schritt eins ..." Von der Anleitung sah ich rüber zu Leon. "Zugeben, dass ich Recht hatte und es eine blöde Idee war, den Kinderwagen im Internet zu bestellen." 

  "Wenn das Schritt eins ist, werden wir den Wagen niemals fertig bekommen", erwiderte Leon. "Ja, vielleicht ist der Zusammenbau etwas aufwendiger als erwartet, aber der Wagen wird es Wert sein. Du wirst schon sehen."

  "Der Wagen muss nicht nur stehen, er muss auch noch ein paar Kilo Gewicht aushalten. Wir werden unser Baby nicht in den Wagen legen, wenn am Ende eine Schraube über ist oder ähnliches." 

  "Bei sowas ist immer eine Schraube über."

  "Das ist ein Kinderwagen und kein Ikea-Regal."

  "Lass uns Schritt eins überspringen. Sollte der Wagen schlussendlich nicht zu gebrauchen sein, können wir zurück zu Schritt eins kommen."

  "Es macht den Wagen nicht vertrauenswürdiger, wenn du die Reihenfolge der Anleitung nicht anhältst."

  "Aber es hilft, wenn du Sachen angeblich vorliest, die gar nicht in der Anleitung stehen?"

  "Ich halte mich nur an die Anleitung." Grinsend senkte ich den Blick zurück auf diese. 

  "Können wir Schritt eins überspringen, wenn ich dir sage, dass ich dich liebe." Schweigend sah ich zu Leon rüber. "Und wenn ich uns heute Abend was schönes Koche?", erweiterte er sein Angebot. 

  "Moment, lass mich mal das Kleingedruckte lesen." Für einen Moment schaute ich auf die Anleitung, bevor ich den Kopf wieder hob. "Ja, das wäre in Ordnung." Grinsend verdrehte Leon die Augen. "Ich höre." Noch immer grinsend rutschte der Größere zu mir rüber. 

  "Ich liebe dich", hauchte er, ehe er mich zärtlich küsste. Sofort erwiderte ich den Kuss. Der Aufbau des Kinderwagens würde sich wohl noch etwas verzögern. 

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