Kimmich x Goretzka (mpreg) - Wir wären fast ... (Teil 3)

Joshuas PoV

Vor etwa acht Monaten hatten wir unser Baby verloren. Inzwischen war der Alltag wieder eingetreten. Es gab zwar noch immer Moment in denen ich daran dachte, wie unser Leben aussehen würde, wenn es nicht passiert wäre, doch es gelang mir, weiterzuleben. Leon hatte damals Recht gehabt. Es musst irgendwie weitergehen und mit der Zeit wurde der Schmerz erträglicher oder zumindest lähmte er mich nicht mehr komplett. 

Während ich mich in den ersten Tagen nach der Fehlgeburt fast durchgängig im halbfertigen Kinderzimmer aufgehalten hatte, betrat ich den Raum inzwischen gar nicht mehr. Leon und ich hatten nie darüber gesprochen, was wir mit dem Zimmer machen wollten. Es konnte nicht für immer so bleiben, doch würde ich es auch nicht übers Herz bringen die Möbel abzubauen und die an der Wand gezeichneten Tiere zu übermalen. Selbst der Affe, über den ich mich anfangs lustig gemacht hatte, saß noch auf dem Ohrensessel. 

Wochenlang hatte ich den Raum gemieden und vermutlich hätte ich es auch weiterhin getan, wenn nicht eine Nachricht alles durcheinander gebracht hätte. 

Ich war erneut schwanger. Ohne es zu wissen hatte ich bereits die neunte Schwangerschaftswoche erreicht. Bei der ersten Schwangerschaft war in der neunten Woche noch alles perfekt. In der zehnten Woche brach meine Welt zusammen. Ich hatte nie eine Erklärung für die Fehlgeburt gefunden, weil es diese auch nicht gab, wie mein Arzt mir mehrfach versichert hatte. Eigentlich hatte ich mich damit abgefunden, doch nun saß ich wieder im halbfertigen Kinderzimmer und suchte nach einem Grund. Wieso hatte ich unser Baby verloren? Was musste ich anders machen, damit es nicht erneut passierte? Wie konnte ich unser Baby beschützen? 

Ich konnte mich noch an die positive Aufregung aus der ersten Schwangerschaft erinnern und an Leons strahlende Augen, sobald das Thema Baby angesprochen wurde. Doch ich hatte auch den Schmerz nach der Fehlgeburt und Leons Tränen nicht vergessen. 

In mir herrschte ein Gefühlschaos. Ich wusste nicht, ob ich mich über die erneute Chance auf  eine kleine Familie freuen sollte, denn ich hatte gelernt, wie schnell dieser Traum zerplatzen konnte. 

  "Josh?", rief Leon von unten. Er hatte den Nachmittag mit Serge verbracht ohne zu wissen, dass er Vater werden würde ... zumindest wenn ich dieses Mal besser auf unser Baby aufpasste. 

  "Jo, komm runter. Wir haben Essen mitgebracht und der Film fängt gleich an!", ertönte Serges Stimme. 

  "Der Film fängt an, wenn wir auf Start drücken", merkte Leon an. 

  "Das muss Jo ja nicht unbedingt wissen, sonst hat er keine Motivation sich zu beeilen."

  "Ich bin hier." 

  "Ja und?"

  "Das ist jawohl Motivation genug." 

  "Ansichtssache." Normalerweise hätte ich mir einen Spaß daraus gemacht, einen der Beiden etwas zu ärgern, doch danach war mir in dem Moment nicht. Lieber wollte ich einfach weiter allein sein. 

Ich wollte einfach auf dem Sessel im halbfertigen Kinderzimmer mit dem Affen in der Hand sitzen und darauf warten, dass mir etwas einfallen würde, wie ich unser Baby beschützen kann. 

  "Joshua?", rief Leon erneut nach mir, wobei seine Stimme näher klang. Er schien nach oben gekommen zu sein. Ich konnte hören, wie er die einzelnen Türen im Flur öffnete und einige Sekunde später wieder schloss. Lediglich die Tür zum Kinderzimmer blieb zunächst geschlossen. 

  "Unten ist er nicht", kam es von unten. "Sein Haustürschlüssel liegt hier aber." Für einen Moment blieb es Still, ehe sich zögerlich die Zimmertür öffnete und Leon den Raum betrat. 

  "Was machst du hier?", fragte Leon. Während er näher kam, musterte er mich aufmerksam. "Ist alles in Ordnung?" Als Antwort zuckte ich lediglich mit den Schultern. Ich zwang mich selbst zum Aufstehen, wobei ich das Kuscheltier zurück auf den Sessel legte. "Was ist los?"

  "Es ist alles okay", antwortete ich, wobei ich innerlich hoffte, dass es auch so bleiben würde. Ich wusste nicht, ob ich eine erneute Fehlgeburt überstehen würde und vor allem wollte ich Leon diesen Schmerz kein weiteres Mal antun. In dem Moment entschloss ich, dass ich dem Älteren erst von der Schwangerschaft erzählen würde, wenn ich die zehnte Woche ohne Komplikation hinter mich gebracht hatte. Sollte etwas passieren, müsste nur ich den Schmerz aushalten. 

  "Was ist los, Josh?", wiederholte Leon seine Frage. 

  "Serge wartet", wich ich seiner Frage aus, wobei ich das Zimmer verlassen wollte. Doch Leon hielt mich sanft fest. 

  "Rede bitte mit mir." 

  "Wie gesagt, es ist alles in Ordnung." Leon trat näher, umschloss mein Gesicht mit beiden Händen und schaute mir in die Augen. 

  "Ich würde es nicht ertragen, dich noch einmal so zu sehen." Er musste gar nicht ins Detail gehen, um zu verstehen, dass er die Zeit direkt nach der Fehlgeburt meint. "Wenn dich irgendwas betrügt, dann rede bitte mit mir. Du weißt, dass ich immer für dich da bin. Was auch immer dich belastet, lass mir dir helfen." Ich schloss die Augen. "Joshua, bitte." 

  "Nicht jetzt", brachte ich hervor. 

  "Soll ich Serge wegschicken?" Ich schüttelte den Kopf. 

  "Gib mir bitte einfach ein paar Tage Zeit."

  "Aber wieso? Was ist in ein paar Tagen anders als jetzt?"

  "Bitte, Leon." Seufzend gab der Größere nach, wobei er mich sanft in seine Arme zog. Ich lehnte mich einfach an ihn und genoss seine Nähe. 

  "Zwei Tage, dann möchte ich wissen, was dich so bedrückt", meinte Leon, ehe er mir einen Kuss auf die Stirn drückte. 

  "Zwei Wochen."

  "Auf gar keinen Fall." 

  "Ihr könnt unten weiter kuscheln. Der Film startet gleich", unterbrach Serge die Diskussion, wobei er uns jedoch skeptisch musterte. Ich löste mich von Leon und schaute zu ihm auf. 

  "Zwei Wochen oder gar nicht", griff ich das vorherige Thema wieder auf. Mir war bewusst, dass, sollte alles gut gehen, es unmöglich war, Leon gar nichts von der Schwangerschaft zu erzählen, doch da mein Freund über dieses Wissen nicht verfügte, ließ er sich auf meinen unfairen Deal ein. 


Zwei Wochen später

In den letzten beiden Wochen hatte ich wieder mehr Zeit im Kinderzimmer verbracht. Erneut war der Raum zu meinem Rückzugsort geworden, was Leon überhaupt nicht gefiel. Immer wieder musterte er mich besorgt. Es kam mir ganz gelegen, dass wir uns in der Sommerpause befanden, da ich dadurch zumindest keine Ausrede brauchte, wieso ich nicht am Training teilnahm. Ansonsten hätte Leon es vermutlich keine zwei Wochen ohne Erklärung ausgehalten. 

Am Morgen war ich vor Leon aufgestanden. Mein erster Gedanke war es gewesen ins Kinderzimmer zu gehen, doch wollte ich das bevorstehende Gespräch mit Leon nicht ausgerechnet dort führen, wo ich ihm von der Fehlgeburt erzählt hatte. Ich kannte meinen Freund gut genug, um zu wissen, dass er keinen Tag länger auf eine Erklärung warten würde. Innerlich bereitete ich mich also bereits auf alle möglichen Reaktionen vor. 

Mit einer Tasse Tee hatte ich es mir im Wohnzimmer bequem gemacht. Nur wenige Minuten später erschien Leon bereits im Türrahmen.

  "Die zwei Wochen sind um", erinnerte er mich. 

  "Guten Morgen", begrüßte ich ihn erstmal, wobei ich ein Schmunzeln nicht vermeiden konnte. Leon kam zum Sofa rüber, lehnte sich vor und küsste mich zärtlich. 

  "Guten Morgen", erwiderte er, wobei er sich zu mir aufs Sofa setzte und mich erwartungsvoll ansah. Seufzend stellte ich meine Tasse zur Seite. "Joshua, bitte, sag es mir einfach. Ich will keine Sekunde länger hilflos daneben stehen müssen, weil ich nicht weiß, was dich belastet. Was auch immer es ist, ich möchte für dich Dasein können." Ich deutete schweigend auf das Sofakissen hinter Leon. Irritiert schaute der Brünette zum Kissen, ehe er danach griff und mir reichte. Hinter dem Kiss kam ein kleiner Karton zum Vorschein. "Was ist das?"

  "Mach auf." Leon schaute kurz zu mir, dann griff er nach dem Karton. Erneut glitt sein Blick in meine Richtung, bevor er den Deckel anhob. Sein Gesichtsausdruck wurde, wenn es überhaupt noch möglich war, noch irritierter, als er den Inhalt der Box sah. Im Karton befand sich ein Affen-Kuscheltier, welches von der Form her identisch zu dem bereits vorhandenen war, jedoch einen anderen Braunton hatte. 

In den Armen des Affen befand sich ein zusammengerollter Zettel, welchen Leon rausnahm, nachdem er das Kuscheltier einige Sekunden gemustert hatte. Zögerlich löste er das Band, welches den Zettel zusammenhielt, und rollte das Stück Papier auseinander. Zum Vorschein kam ein Ultraschallbild, welches erst wenige Stunden alt war. 

Ich war in der elften Schwangerschaftswoche und dem Baby ging es hervorragend. 

Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum und beobachtete Leon, wie sein Blick über das Ultraschallbild glitt bis er schließlich den Kopf hob und mich ansah. 

  "Du ...", begann er einen Satz, den er nicht beendete. 

  "Ich bin schwanger", flüsterte ich. "Elfte Schwangerschaftswoche." 

  "Wieso wolltest du es mir nicht sagen?" Leon klang besorgt und etwas nervös. 

  "Ich hatte Angst, dass es wieder passiert. Dass ich dir den Schmerz nochmal antun würde." 

  "Du hast mir gar nichts angetan. Es war nicht deine Schuld, hör auf das zu denken." Als Antwort senkte ich lediglich den Blick, woraufhin Leon näher rückte. Sanft drückte er mein Kinn hoch. Als sich unsere Blicke trafen, umschloss er mit beiden Händen mein Gesicht, lehnte sich vor und hauchte mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. "Ich liebe dich, Joshua und wir werden das hinbekommen. Zusammen."

  "Was wenn ..." Leon brachte mich mit einem weiteren Kuss zum Schweigen. 

  "Wir schaffen das. Es wird alles gut werden, das verspreche ich dir." 

  "Das kannst du gar nicht versprechen."

  "Egal was passiert und was die Zukunft noch für uns parat hält, wir werden glücklich sein. Ich werde nichts anders zulassen. Auch wenn es mal schwere Phasen geben wird, werden wir diese überwinden und eines Tages wieder glücklich sein." Ich lächelte leicht. 

  "Ich liebe dich, Leon." Ebenfalls lächelnd lehnte der Größere sich wieder vor und küsste mich. Während sich unsere Lippen sanft gegeneinander bewegt, legte sich Leons Hand auf meinen Bauch. Ich legte mich Hand auf seine und verschränkte unsere Finger miteinander. 

Wir würden es schaffen. 

Wir würden Eltern werden. 

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