Hummels x Brandt - Kennenlernen mit Ludwig
Widmung:
Julians PoV
War ich soweit? War es vielleicht doch noch zu früh? Würde er mich mögen? Was, wenn ich es vermasselte? Hatte unsere Beziehung ein Chance zu funktionieren, sollte sein Sohn mich nicht mögen?
"Jule", riss Mats mich aus meinen Überlegungen, wobei er den Kühlschrank, vor dem ich stand, schloss. Eigentlich hatte ich nur die Zutaten für die Pizza, die wir machen wollten, rausholen wollen. Dabei hatten mich jedoch die Sorgen, die ich mir bereits seit mehreren Tagen machte, wieder eingeholt.
Nach drei Monaten Beziehung würde ich Ludwig kennenlernen und es war mir wichtig, dass Mats Sohn mich mochte. Er gehörte zu den wichtigsten Menschen im Leben meines Freundes und sicherlich hatte die Meinung des 6-Jährigen auch Auswirkung auf unsere Beziehung. Ich wollte es einfach nicht vermasseln. Es gab fürs erste Kennenlernen nur eine einzige Chance.
"Tut mir leid", murmelte ich, wobei ich mir mit einer Hand übers Gesicht fuhr.
"Wovor hast du so Angst?", hakte Mats nach, während er mich in seine Arme zog. Seufzend ließ ich mich einfach gegen den Älteren fallen.
"Was ist, wenn er mich nicht mag?"
"Wie willst du das denn schaffen? Es gibt Pizza und Ludwigs Lieblingsfilm mit Popcorn. Solange du nicht vor hast ihn grundlos anzuschreien, was ich mir bei dir nun wirklich nicht vorstellen kann, gibt es doch gar keinen Grund, wieso er dich nicht mögen sollte. Es ist euer erstes Kennenlernen. Wenn ihr weitere Treffen braucht, um wirklich warm miteinander zu werden, ist das so. Aber ich schließe aus, dass Ludwig dich nicht mögen wird. Ich kenne dich und ich kenne meinen Sohn. Vertrau mir also, wenn ich dir sage, dass es keinen Grund zur Sorge gibt. Es geht hier um einen 6-Jährigen, der schon mit Kleinigkeiten glücklich gemacht werden kann, und nicht um einen pubertierenden Teenager, der die ganze Welt hasst."
"Trotzdem. Das hier ist wichtig und ..."
"Und es gibt keinen Grund für Panik", unterbrach Mats mich, ehe er einen Kuss auf meiner Schläfe platzierte. "Sei einfach du selbst und dann passt das." Seufzend nickte ich. In Mats Armen versuchte ich mich etwas zu entspannen. Wenn er sagte, es gab keinen Grund zur Sorge, sollte ich ihm glauben. Denn Mats hatte Recht. Er kannte uns beide. Wenn Jemand einschätzen konnte, wie der Abend laufen würde, dann er.
Das ertönen der Haustürklingel ließ die gerade erst aufgebaute Entspannung sofort wieder verpuffen. Ich krallte mich in Mats Shirt.
"Es wird alles gut gehen", versicherte Mats mir nochmal und küsste mich zärtlich, ehe er sich löste, um Richtung Haustür zu gehen. Wie versteinert blieb ich in der Küche stehen und lauschte den Geräuschen im Flur. Cathy und Mats besprachen kurz, wenn sie Ludwig am nächsten Tag wieder abholen würde, ehe sie sich verabschiedete. Den Geräuschen nach hatte Ludwig sich währenddessen seine Schuhe und Jacke ausgezogen.
Mats hatte Ludwig bereits vor einigen Wochen von mir erzählt und wenn ich meinem Freund glauben konnte, hatte sein Sohn bereits mehrfach gefragt, wann ich denn mal zu Besuch wäre. Er wusste, wer ich war. Immerhin hatten wir uns schon einige Male gesehen, wenn er mit ins Stadion gekommen war oder Veranstaltungen vom Verein mit den Familien stattfanden. Das hier war jedoch was ganz anderes. Ich war nicht einer von vielen Mitspielern seines Papas, sondern dessen Partnern. Ein Familienmitglied oder zumindest Jemand, der eines Tages zur Familie gehören könnte.
Ludwig kam in die Küche geflitzt. Mats war direkt hinter ihm und schenkte mir ein beruhigendes Lächeln.
"Hallo, Jule", rief Ludwig, wobei er an mir vorbeilief und nur kurz wank. Irrtiert blickte ich ihm nach. Aus der Speisekammer holte er einen kleinen Hocker mit dem er zurückkehrte und diesen vor der Küchenanrichte auf den Boden stellte. Er stieg rauf und sah dann erwartungsvoll zwischen Mats und mir hin und her.
"Es geht hier um Pizza, da bleibt keine Zeit für lange Begrüßungen", schmunzelte Mats. Während ich in den Kühlschrank gestarrt hatte, hatte der Ältere den Teig bereits auf einem Backblech ausgebreitet und die Tomatensauce bereitgestellt. Er stellte das Blech vor seinem Sohn auf die Arbeitsfläche, ehe er sich mir zuwandte. "Hilfst du Ludwig beim Verteilen der Tomatensauce? Dann hole ich noch die restlichen Zutaten."
"Ich brauche keine Hilfe", widersprach Ludwig, der sich währenddessen die Ärmel seines Oberteils aufkrempelte. Beim Vorbeigehen drückte Mats mir einen kurzen Kuss auf die Lippen und holte mich dadurch aus meiner Starre. Ich versuchte auf Mats Rat zu hören und statt weiter drüber nachzugrübeln, einfach ich selbst zu sein. Sollte alles Gut gehen, würden Ludwig und ich uns in Zukunft häufiger sehen, weswegen es gar kein Sinn machen würde mich beim ersten Kennenlernen zu verstellen.
"Das kannst du mir ja zeigen, wie man das am besten macht", schlug ich vor, woraufhin Ludwig nickte. Er zog die Schüssel mit der Tomatensauce näher zu sich und nahm den Löffel in die Hand.
"Am besten verteilt man überall aufm Teig kleine Kleckse und gibt nicht einfach alles in die Mitte", erklärte der 6-Jährige mir sein Vorgehen, wobei er das Gesagte auch direkt umsetzte. Ich stellte mich neben ihn. "Und dann verteilt man alles mit einem großen Löffel. Das darfst du machen." Er streckte mir den Löffeln entgegen, den ich ihm abnahm und die Tomatensauce verteilte.
"Und bloß nicht die Ecken vergessen", warf Mats ein, der einige Schlüssel neben uns abstellte. Da er über die Ungeduldig seines Sohnes Bescheid wusste, hatten wir bereits alles kleingeschnitten, so dass die Pizza direkt belegt werden konnte.
"Die Ecken sind nicht so wichtig", widersprach Ludwig.
"Weil du auch immer nur die Stücke aus der Mitte isst", erwiderte Mats schmunzelnd.
"Die schmecken halt am Besten."
"Da hat er Recht", stimmte ich ihm zu.
"Du darfst auch ein Stück aus der Mitte", erlaubte Ludwig mir.
"Darauf kannst du dir was einbilden. Das bekommt nicht jeder", teilte Mats mir mit, worauf ich dann tatsächlich etwas stolz war.
Nachdem wir die Pizza fertig belegt hatten, wurde die Wartezeit für eine Runde Fußball im Garten genutzt. Mats hatte die Aufsicht beim Backofen übernommen, während ich mit Ludwig im Garten tobte. Nach dem Essen hatten wir es uns dann gemeinsam auf der Couch bequem gemacht, um den ausgesuchten Kinderfilm zu schauen.
Ludwig hatte es sich zwischen uns bequem gemacht und hatte zunächst noch davon erzählt, dass er die komplett Nacht durchmachen würde. Nur wenige Minuten später war er eingeschlafen, wobei sein Kopf an meinem Arm lehnte. Ich hatte versucht mich möglichst wenig zu bewegen, um ihn nicht zu wecken.
Schließlich hatte Mats erbarmen mit mir gezeigt und seinen Sohn vorsichtig hochgehoben, um ihn in sein Bett zu bringen. Währenddessen räumte ich das Geschirr vom Abendessen, welches wir zunächst hatten stehen lassen, weg. Wir kehrten beinahe zeitglich ins Wohnzimmer zurück, wo Mats mich sanft an sich zog.
"Ich hab dir doch gesagt, dass es keinen Grund zur Sorge gibt." Ich verdrehte die Augen, konnte mir dabei aber ein Lächeln nicht verkneifen. "Der erste Schritt ist geschafft und der Rest wird sich mit der Zeit ergeben." Er hauchte mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. "Ich kann dir allerdings nicht versprechen, dass Ludwig uns morgen ausschlafen wird. Meistens ist er nämlich eher ein Frühaufsteher."
"Vielleicht haben wir ja Glück und er möchte morgen doch mal etwas länger schlafen." Als Antwort erhielt ich von Mats lediglich einen amüsierten Blick, der deutlich machte, dass ich da gar keine Hoffnung machen brauchte.
Und er sollte Recht behalten. Früher als mir lieb war, wurde ich wach.
"Guten Morgen", rief Ludwig gut gelaunt, als er viel zu früh am Morgen ins Schlafzimmer gestürmt kam und sich aufs Bett warf.
"Ich hab dich gewarnt", erinnerte Mats mich, ehe er seinen Sohn an sich zog, der sich sofort an ihn kuschelte und für einen Moment die Augen wieder schloss. Hoffnungsvoll blickte ich Mats an, der aber schmunzelnd den Kopf schüttelte. Die Stille hielt tatsächlich nur knapp eine Minute, dann setzte Ludwig sich wieder auf.
"Was machen wir heute?"
"Wir beiden können uns erstmal anziehen und dann zum Bäcker gehen, um Brötchen zu holen", schlug Mats vor.
"Und Jule?", hakte der 6-Jährige sofort nach.
"Den lassen wir hier noch etwas liegen." Ludwig schien noch nicht überzeugt vom Plan zu sein.
"Aber nur solange wie wir weg sind. Dann spielte Jule mit mir."
"Das musst du Jule fragen." Der Kleine sah mich mit Hundeblick an.
"Kannst du, wenn wir zurück sind, mit mir spielen", bat er mich und ließ mir damit gar keine andere Wahl als ja zu sagen.
"Das können wir machen", stimmte ich zu. Um Ludwig von mir zu überzeugen würde ich wohl früher als gewöhnlich an freien Tag das Bett verlassen müssen.
Was tat man nicht alles, um Kinder glücklich zu machen?
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