Goretzka x Kimmich - Neues Trikot

Widmung: CathyFlay


Leons PoV

Ich konnte einfach nicht aufhören glücklich zu lächeln. Vom Tagesablauf her war es ein völlig normaler Tag und doch war er anders als jeder vorherige. Es war unser erster Tag als Ehepaar. Wir waren eine gefühlte Ewigkeit verlobt gewesen, weil wir einfach nicht wusste, wie unsere Hochzeit aussehen sollte. Immer wieder hatten wir gemachte Pläne verworfen, von vorne begonnen, um dann wieder alles zu streichen. Es war ein einziges Hin und Her gewesen. Schließlich waren wir zum Entschluss gekommen, dass es egal war, wie wir feiern würden. Es ging an diesem Tag um uns. Wir wollten den Tag einfach genießen können ohne uns über unzählige Dinge Gedanken machen zu müssen. 

Daher hatten wir schlussendlich innerhalb weniger Tage die finale Planung gemacht und im engsten Kreis geheiratet. Es war perfekt gewesen. Die Flitterwochen würden wir irgendwann nachholen. 

  "Morgen", gähnte Josh, der verschlafen in die Küche geschlürft kam. Die Nacht war kurz gewesen. Wir hätten eigentlich ausschlafen können, doch schienen unsere Nachbarn andere Pläne zu haben. Irgend Jemand mähte bereits Rasen, während Kinder lautstark draußen spielten und auf der Straße Bauarbeiter zugange waren. Ein ruhiger Morgen sah anders aus. 

  "Guten Morgen", lächelte ich dennoch und zog meinen Ehemann in meine Arme. Seufzend lehnte Joshua sich gegen mich, wobei sich seine Arme um meinen Bauch schlangen. Ich drückte ihm einen Kuss auf den Kopf. "Kaffee ist gleich fertig", berichtete ich. 

  "Perfekt. Bis dahin werde ich mich auch keinen weiteren Zentimeter bewegen." 

  "Damit kann ich leben", schmunzelte ich und drückte ihn noch etwas enger an mich. "Wir können nach dem Frühstück noch die Geschenke auspacken." Josh hob den Kopf, wodurch wir uns ansehen konnten. Er wirkte plötzlich deutlich wacher, weswegen ich grinsend den Kopf schüttelte. Wenn der Kleinere eins nicht leiden konnte, dann waren es eingepackte Geschenke. Für so etwas war er einfach zu neugierig, was er niemals zugeben würde. "Oder wir schauen jetzt schon mal nach", gab ich nach ohne dass er überhaupt seine Bitte aussprechen musste. Denn, wenn ich ehrlich war, war ich nicht weniger neugierig als er. 

Joshua löste sich von mir und wollte Richtung Wohnzimmer gehen, jedoch hielt ich ihn fest und stahl mir zunächst noch einen Kuss, ehe ich ihn gehen ließ. Die Gastgeschenke hatten wir nach Erhalt in einem Korb gesammelt, welchen wir am Abend einfach im Wohnzimmer abgestellt hatten. Die Erschöpfung hatte die Neugier überwog, weswegen wir das Auspacken verschoben hatten. 

Mit dem Korb setzten wir uns auf die Couch. Einige Sekunden musterten wir all die Päckchen, bis ich schließlich nach dem Erstbesten griff und vorsichtig das Geschenkpapier löste. Zum Vorschein kam Bilderrahmen, indem sich mehrere Fotos von Josh und mir befanden. Ein letztes Feld war frei geblieben. An der Stelle klebte ein Zettel mit der Beschriftung "Platz für eure Hochzeitsfoto". Ich nahm mir einen Augenblick, um die einzelnen Bilder zu betrachten, ehe ich zu Josh blickte, um es ihm zu zeigen. 

Der Blonde hielt ein Bayerntrikot in den Händen, welches er nachdenklich musterte. 

  "Alles in Ordnung?", erkundigte ich mich. Schweigend drehte er das Trikot, damit auch ich den Aufdruck lesen konnte. Das Trikot war mit der Rücknummer 6 beflockt. Darunter befand sich mein Nachname, den wir nun beide trugen. 

  "Darüber haben wir uns bisher gar keine Gedanken gemacht", meinte Joshua, weswegen ich vom Trikot zu ihm aufsah. Tatsächlich hatten wir über alles mögliche gesprochen, doch war die Beflockung von Joshuas Trikot nie Thema gewesen. 

  "Wir müssten uns dafür outen. Mir fällt zumindest keine andere Erklärung ein, wie wir das ansonsten begründen könnten", merkte ich an. Josh hob den Blick, um mir in die Augen zu schauen. 

  "Vielleicht sollten wir genau das einfach tun. Der Verein steht hinter uns. Vor was verstecken wir uns eigentlich? Vor der Meinung irgendwelcher fremden Menschen. Eigentlich sollte die Gesellschaft doch langsam mal weit genug sein, um schwule Fußballer zu akzeptieren. Ein Outing sollte uns nicht unsere Karrieren kosten dürfen. Wir kennen genug Pärchen, die sich verstecken. Vielleicht würden einige von ihnen sogar nachziehen. Wir könnten endlich frei sein und diese ganze Geheimniskrämerei würde enden. Wir könnten zu uns, unserer Liebe und unserer Ehe stehen. Keine Lügen mehr." Ich senkte mein Blick zurück auf das Trikot und nahm mir einen Moment, um über Joshuas Vorschlag nachzudenken, ehe ich langsam nickte und den Blick meines Mannes wieder suchte. 

  "Okay, lass es uns tun", stimmte ich zu. 


Wenige Tage später stand das erste Spiel nach unserer Hochzeit an. Wir hatten unseren Plan mit den Verantwortlichen des Vereins besprochen und deren Zustimmung erhalten. Man hatte Josh entsprechende Trikots angefertigt. Nach dem Spiel würden zudem die Trikots im Fanshop ausgetauscht werden und auch an allen anderen Stellen der Name angepasst werden. 

Erstmalige tauchte der Name Joshua Goretzka bei der Spielaufstellung auf, was viele offenbar noch als Versehen abtaten. Als Joshuas Vorname vom Stadionsprecher durchgesagt wurde, waren die Fans sich nicht einig, welchen Nachnamen sie rufen sollten. Es wurde ein Durcheinander aus Kimmich und Goretzka. 

Ich konnte es mir nicht verkneifen vorm Verlassen der Kabine noch einen kurzen Blick auf mein Handy zu werfen. Auf Instagram waren bereits Fotos von der vermeintlichen falschen Anzeige zu sehen. Die Kommentare darunter bestanden aus Fragen, wie den Zuständigen so ein Fehler unterlaufen kann, und Vermutungen, wie es dazu gekommen sein könnte. Tatsächlich waren auch einige Kommentar, dass wir vielleicht geheiratet hatten, zu finden. Den Smileys nach zu urteilen, handelte es sich aber eher um Spaß als ernsthafte Vermutungen. 

Das Lesen der Kommentare lenkte mich für einen Moment von meinem rasenden Herzen ab. Mit jeder Sekunde, die der Anpfiff näher kam, stieg die Nervosität. Immerhin outete man sich nicht jeden Tag vor der kompletten Welt und es ließ sich nicht rückgängig machen. Sollte uns die Reaktion nicht gefallen, konnten wir am nächsten Tag schlecht behaupten, dass alles nur ein Scherz gewesen wäre oder zumindest würde uns das wohl kaum Jemand glauben. Dennoch würde ich kein Rückzieher machen. Ich hatte die Geheimniskrämerei satt. Ich wollte endlich frei sein und zu meiner Liebe stehen können. 

  "Bereit?", riss Joshua mich aus meinen Gedanken. Nickend legte ich mein Handy weg. 

  "Bereit", bestätigte ich und stahl mir noch einen letzten zärtlichen Kuss, bevor wir mit der Mannschaft nach draußen traten. Beim Einlaufen verbarg die Jacke noch das Trikot, dennoch war zu spüren, dass irgendwie eine andere Stimmung im Stadion herrschte und ich wusste nicht, ob mir diese gefiel. 

Wir stellten uns der Reihe nach auf und klatschten mit unseren Gegenspielern ab, ehe wir unsere Jacken auszogen. Da das Medienteam eingeweiht war, war eine Kamera dabei auf Joshua gerichtet. Das Bild wurde auf die Leinwände übertragen. Josh schlüpfte aus seiner Jacke und reichte diese einem Crewmitglied. Als er sich zum Gehen abwandte, wurde er von hinten gefilmt. Die Rücknummer 6 mit dem Namen Goretzka wurde sichtbar. Nur zu gerne hätte ich in dem Moment auf der Tribüne gesessen oder mein Handy bei mir gehabt, um direkt eine Reaktion der Fans mitzuerleben. 

Wie im Vorfeld besprochen kam Joshua zu mir und ich war mir ziemlich sicher, dass ein Großteil der Aufmerksamkeit der Stadionbesucher in dem Moment auf uns lag und sich nicht wie sonst auf alle Spieler verteilte. Mein Blick ruhte jedoch auf meinem Ehemann, der vor mir zum Stehen kam. 

  "Ich liebe dich", lächelte er, wodurch er mir ebenfalls ein Lächeln auf die Lippen zauberte. 

  "Ich liebe dich auch", erwiderte ich. Sanft legte ich eine Hand an seine Wange, lehnte mich vor und küsste ihn. Für einen winzigen Moment herrschte ungläubige Stille im Station, dann erbrach Lärm aus. Es waren einzelne Pfiffe und Beleidigung zu hören, doch gingen diese im Jubel der anderen Fans, die deutlich in der Überzahl waren, unter. 

Grinsend löste ich den Kuss und lehnte meine Stirn an die von Joshua. 

  "Das war der erste Sieg, bereit für den Nächsten?", erkundigte er sich ebenfalls grinsend. 

  "Bereit", bestätigte ich, drückte ihm einen letzten Kuss auf die Lippen und löste mich dann, damit wir beide unsere Positionen einnehmen konnten. Das Spiel würde ich für immer in Erinnerung behalten. 

Nur ein Sieg im Spiel könnte diese Erinnerung noch perfekter machen. 

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