Gasly x Verstappen - Crash (Teil 2)
Pierres PoV
Zehn Runden waren geschafft. Der eingesetzte Regen hatte die Rennbedingungen zwar verschlechtert und alle Fahrer waren zwischenzeitig in die Box gefahren, um die Räder zu wechseln, aber ansonsten war es bisher weitestgehend ein unspektakuläres Rennen.
Yuki und George waren sich in der letzten Runde in die Quere gekommen, weswegen sich beide gedreht und dadurch für einen Moment die komplette Strecke blockierten hatten. Es konnten jedoch alle weiterfahren. Die größte Auswirkung bestand darin, dass die fünf vordersten Fahrer ihren Vorsprung ausbauen konnten.
Max, Lewis, Sergio, Charles und Lando waren dadurch aus meinem Blickfeld komplett verschwunden. Die fünf würden die Podiumsplätze somit wahrscheinlich unter sich ausmachen, da es schwer werden würde ohne Vorfälle wieder an sie ranzukommen.
"Pierre, die roten Fahnen sind draußen, komm in die Box", ertönte Karels Stimme über Funk. Sofort spannte sich mein kompletter Körper an und mein Herz begann zu rasen.
"Was ist passiert?", verlangte ich zu erfahren.
"Komm in die Box", lautete seine Antwort, was mich alles andere als beruhigte. Ich hatte bereits eine Befürchtung, wieso er mir keine Informationen geben wollte. Da die Boxeinfahrt jedoch bereits direkt vor mir lag, sparte ich mir eine erneute Nachfrage und folgte stattdessen den Anderen in die Box. Suchend ließ ich meinen Blick über die anderen Wagen wandern. Es fehlten noch die fünf von der Spitze. Alle anderen waren da. Was auch immer passiert war, betraf also Jemanden der fehlenden Fahrer. Da diese jedoch bereits an der Einfahrt vorbei gewesen sein mussten, würden die nicht Betroffenen noch etwas Strecke zurücklegen müssen, um ebenfalls in die Box zu kommen.
Kaum statt mein Wagen, hatte ich auch schon meine Handschuhe aus und mich abgeschnallt. Ich kletterte aus meinem Wagen. Karel kam bereits auf mich zu. Die restlichen Teammitglieder blieben im Trockenen und starrten alle auf die Monitore.
"Was ist passiert?", wiederholte ich meine Frage.
"Pierre ...", begann er zögerlich und gab mir dadurch die Bestätigung meiner größten Befürchtung. Max war betroffen.
"Was ist passiert?", fragte ich ein weiteres Mal, während mir bereits Tränen in den Augen stiegen. Hätte Max einfach nur einen Motorschaden oder sowas, hätte Karel schon längst mit der Sprache rausgerückt. Esteban, der ebenfalls aus seinem Wagen geklettert war, trat zu uns und legte mir eine Hand auf die Schulter. Mein Teamkollege wusste ebenfalls von meiner Beziehung. Vermutlich hatte er bereits mehr Informationen als ich erhalten. Die Beiden tauschten einen kurzen Blick aus. Ich schob mich an Karel vorbei und lief ins Innere der Garage. Mein Blick lag sofort auf den Monitoren, wo man einen Red Bull Wagen verkehrtherum an der Wand liegen sah bzw. das was noch vom Wagen übrigen geblieben war. Bei der Menge an Schrottteilen, die herum lagen, musste er sich mehrmals überschlagen haben. Es war dadurch nicht klar zu erkennen, ob es der Wagen von Max oder von Sergio war, doch durch Karels Verhalten kannte ich bereits die Antwort. "Wie ist das passiert?", wandte ich mich an Estebans Renningenieur.
"Hamilton hat den Windschatten genutzt, um näher ran zu kommen und ist Verstappen dann bei einem Überholversuch mit Höchstgeschwindigkeit in die Seite gefahren. Ich habe keine Ahnung, was sein Plan war. Verstappen kam von der Strecke ab, hat sich mehrfach überschlagen und ist schließlich gegen die Bande geknallt", berichtete er mir ohne den Blick vom Monitor zu lösen. Karel und Esteban traten wieder an meine Seite.
"Wie geht es Max?", stellte ich eine neue Frage, während mir inzwischen Tränen übers Gesicht rannen. Esteban stellte sich vor mich und nahm mir meinen Helm ab.
"Das wissen wir noch nicht", antwortete Karel. "Er konnte über Funk noch nicht erreicht werden. Es gibt nur ein Rauschen. Vielleicht wurde die Technik beim Unfall aber auch einfach beschädigt, weswegen er nicht antworten kann."
"Und was ist mit den Leuten, die gerade bei ihm sind? Die können mit ihm reden und haben funktionierende Funkgerät."
"Wenn sie etwas mitgeteilt haben, wissen wir es noch nicht."
"Wo ist dieser hirnlose Vollidiot?!", wurde es draußen plötzlich laut, weswegen ich mich umdrehte. Sergio stürmte am Eingang vorbei, gefolgt von zwei Mechanikern von Red Bull, die ihn offenbar stoppen wollten. Kurz blickte ich noch einmal zu einem der Monitoren, wo noch immer Maxs Wagen, so wie unzähliger Crewmitglieder zu sehen waren, die versuchten Max rauszuholen, doch von diesem war bisher noch nichts zu sehen. Kurzerhand entschloss ich Sergio zu folgen, da mir klar war, wohin er aufm Weg war. Für einen Moment überwog die Wut der Sorge.
"Wo willst du hin?", fragte Esteban, den ich jedoch einfach ignorierte und rausstürmte. Nur wenige Sekunden nach Sergio betrat ich die Garage von Mercedes.
"Benutzt du dein verdammtes Gehirn beim Fahren eigentlich auch?!", schrie Sergio Lewis an. Die Beiden wurden von mehreren Personen auseinander gehalten.
"Er ist mir doch reingefahren!", brüllte Lewis zurück. "Was kann ich dafür, wenn er nicht in der Lage ist geradeaus zu fahren und nicht zudem nicht vernünftig guckt?!"
"Du bist das aller letzte, Hamilton!"
"Verstappen ist selber Schuld! Die Strecke gehört nicht ihm allein, auch wenn er das denkt! Er kann nicht einfach machen, was er will und dann anderen Personen die Schuld in die Schuhe schieben!" Ohne drüber nachzudenken und von meiner Wut gesteuert lief ich auf Lewis zu. Da fast alle auf Sergio und Lewis fokussiert waren, kam ich ungehindert an den Mercedes-Fahrer heran. Ehe es irgendjemand verhindern konnte, Lewis realisierte dass ich vor ihm stand oder ich selbst wusste, was ich tun würde, schlug ich ihm ins Gesicht. Seine Mechaniker ließen ihn überrascht von dem plötzlichen Angriff los. Lewis stolperte zurück und landete auf dem Boden. Sich das Auge haltend sah er mich erschrocken an. Bevor ich noch einmal auf ihn los gehen konnte, wurde ich von Karel und Esteban festgehalten. Lewis war vor Schock sprachlos.
"Das ist das mindeste was du verdient hast", unterstützte Sergio meinen Angriff.
Mehrere Aufschreie unterbrachen unsere Auseinandersetzung. Als ich aufschaute, blickte ich in panische, besorgte und entsetzte Gesichter. Mein Blick glitt zu den Monitoren, wo noch immer Maxs Wagen zu sehen war, welches jedoch nun in Flammen stand. Sämtliche Helfer waren zurückgewichen. Einige von ihnen stürmten los, um vermutlich Feuerlöscher und ähnliches zu holen.
Ich riss mich von Esteban und Karel los, ließ Lewis achtlos aufm Boden liegen und stürmte los.
"Wo willst du jetzt schon wieder hin?!", rief mein Teamkollege mir nach. Ihn und alle anderen Personen ignorierend rannte ich so schnell ich konnte aus der Garage. Ich konnte nicht länger tatenlos zusehen und hoffen, dass sie Max dort endlich rausholten. Statt also weiterhin in der Box zu warten, legte ich einen Sprint von den Boxen bis zur Unfallstelle hin. Unterwegs musste ich noch einige Banden überqueren, um den kürzesten Weg nehmen zu können, doch kam ich wenig später schwer atmend an meinem Ziel an.
In der Zwischenzeit hatten die Crewmitglieder mit den Löscharbeiten begonnen. Im Qualm konnte ich erkennen, dass eine Person sich zurück in die Nähe des Wagens getraut hatte. Sie lag aufm Boden und war mit dem Oberkörper unter dem Wagen. Etwa an der Stelle an der die Fahrerkabine war. Zwei der Wasserstrahle waren durchgängig auf den Punkt gerichtet, um dort keine Flammen hingelangen zu lassen.
Wie versteinert blieb ich stehen und starrte auf die Szene vor mir.
Die Person unter dem Wagen kam hervor gekrochen, griff noch einmal nach hinten und zog eine zweite Person raus. Sofort erkannte ich den Red Bull Overall.
"Max", wimmerte ich. Ich wollte zu ihm, doch konnte mich keinen Zentimeter bewegen. Max wurde ein Stück vom Wagen weggezogen. Als sein Kopf vorsichtig aufm Boden abgelegt wurde, kam wieder Leben in meinen Körper und ich stürmte zu ihm rüber. Einer der Sanitäter, der sich zu ihm gekniet hatte, war gerade dabei ihm den Helm samt Sturmhaube abzunehmen, als ich mich neben ihnen auf die Knie fallen ließ.
Ich wusste selbst nicht womit ich gerechnet hatte, als der Helm ab war, doch vermutlich nicht damit, dass Maxs Augen offen waren. Er war bei Bewusstsein. Er lebte. Unsere Blicke trafen sich.
"Du verdammter Idiot", schluchzte ich. Ein weiteres Mal handelte ich ohne drüber nachzudenken. Ich lehnte mich einfach vor und drückte meine Lippen auf seine. Als Max den Kuss erwiderte und ich zudem noch seinen Hand in meinen Nacken spürte, musste ich nur noch mehr weinen, weswegen sich unser Kuss löste.
"Ist irgendwie nicht meine Strecke hier", merkte Max an, der zwar etwas benommen wirkte, aber immerhin fit genug für unpassende Kommentare war.
"Halt die Klappe", brummte ich und griff nach seiner Hand, die ich festumklammerte. Nur widerwillig ließ ich zu, dass mich einer der Sanitäter zur Seite nahm, um Max besser untersuchen zu können. Auf dem Weg bis zum Krankenhaus wich ich nicht von seiner Seite. Immer wieder trafen sich unsere Blicke oder Max schenkte mir ein kleines Lächeln, um mich zu beruhigen. Erst im Medical-Center musste ich mich damit abfinden, dass ich vor der Tür warten musste.
Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an bis ich endlich zu Max durfte, der in eins der Zimmer gebracht wurde. Nachdem ich leise an der Tür geklopft hatte, öffnete ich die Tür und trat ein. Vom Bett aus lächelte Max mich an. Ich setzte mich auf die Bettkante und griff sofort nach seiner Hand.
"Wie geht's dir?"
"Es ist alles in Ordnung, Schat. Mein Knöchel ist verstaucht und ein paar Prellungen. Das warst dann auch. Zwischenzeitlich wurde es zwar etwas warm im Wagen, aber die Flammen waren weit genug von mir entfernt. Wir hatten nur das Problem, dass mein Bein eingeklemmt war, deswegen hat es etwas gedauert bis ich raus konnte." Seufzend hob ich unsere Hände und drückte einen Kuss auf seinen Handrücken.
"Ich hatte echt Angst um dich."
"Ich weiß. Es tut mir leid." An meiner Hand zog Max mich sanft zu sich herunter und hauchte mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. "Aber, ich habe mich, wie versprochen, von Reifenstapeln ferngehalten."
"Du bist ein Idiot, hab ich dir das schon mal gesagt?", fragte ich, weswegen Max lachte. Sofort musste ich auch lächeln.
"Ja, ich glaube, das hast du ihn den letzten Jahren hin und wieder mal erwähnt."
"Ich liebe dich trotzdem."
"Ich liebe dich auch, Pierre." Erneut küsste er mich kurz.
"Aber noch so ein Unfall und ich überlege es mir nochmal", drohte ich.
"Ist okay, dann halte ich mich zukünftig halt beim Fahren auch von Wänden fern."
"Wie wäre es, wenn du einfach auf der Strecke bleibst und mit Niemanden in Berührung kommst?"
"Ich soll also nicht in Berührung kommen mit den Anderen Fahrern? Bist du etwa eifersüchtig?" Ich stöhnte genervt auf, musste im nächsten Moment jedoch lachen. Maxs liebevollem Lächeln zur Folge war auch genau das das Ziel seiner Kommentare gewesen. Ich lehnte mich zu ihm runter, stützt mich neben seinem Kopf aufm Unterarm ab und begann durch seine Haare zu streichen.
"Sergio hat Lewis vorhin angeschrien. Sie mussten von mehreren Leuten auseinander gehalten werden, damit Sergio nicht komplett auf Lewis losgeht."
"Das hätte ich ja zu gerne gesehen. Du hast das hoffentlich gefilmt", antwortete Max, der unter meiner Berührung die Augen geschlossen hatte. Bei der Erinnerung an meine Aktion, biss ich mir auf die Unterlippe. Da ich nichts erwiderte, öffnete Max die Augen einen Spaltbreit. "Pierre? Was hast du angestellt?"
"Es wäre möglich, dass ich Lewis ins Gesicht geschlagen haben." Belustigt schnaubte Max auf.
"Dich kann man auch keine fünf Minuten allein lassen."
"Das sagt der, der im Krankenhausbett liegt", konterte ich.
"Dann finde den Fehler. Wieso liege ich hier noch allein? Raus aus dem Rennoverall und herkommen." Der Aufforderung kam ich liebend gern nach und so kam es, dass ich nur wenig später neben Max im Bett lag und mich vorsichtig an seine Seite gekuschelt hatte. Max hatten einen Arm fest um mich geschlungen, während er sein Gesicht in meinen Haaren vergraben hatte.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top