Brandt x Havertz - 40 Esel (Teil 1)

Kais PoV

Wenn Jule eins nicht konnte, dann war es lügen und das sollte er nach all den Jahren eigentlich auch wissen. Ich verstand daher nicht, wieso er es dennoch versuchte. Ich würde es immer merken. Egal ob es eine kleine Notlüge war, um eine Überraschung vor mir zu verheimlichen oder etwas ernstes. Zumindest für mich war Julian zu leicht zu durchschauen. Doch nur, weil ich wusste, dass er log, bedeutete es leider noch nicht, dass ich auch die Wahrheit kannte. 

Nach unserem Telefonat war mir also bewusst, dass mein Freund, als ich gefragt hatte, ob alles in Ordnung sei, gelogen hatte, aber was genau ihn bedrückte, blieb ein Rätsel. Es war mir bei den letzten Telefonaten und Videoanrufen bereits aufgefallen. Irgendwas stimmte nicht. Schon seit Wochen log Julian. Bisher hatte ich mir eingeredet, dass es vielleicht im Verein nicht so gut lief, das schlechte Wetter seine Laune trübte oder irgendwas anderes, was belanglos war, ihn einfach störte. Ich wollte, dass es eine harmlose Erklärung gab, die Jule mir geben würde, wenn ich bloß geduldig warten würde. 

Doch mit jedem Gespräch zweifelte ich mehr daran und die Sorge stieg. Was auch immer Jule belastete, schien schlimmer statt besser zu werden. 

Das aktuelle Telefonat ließ meine Innere Panik auf ein neues Höchstlevel steigen. Irgendwas stimmte ganz und gar nicht und was auch immer es war, ich würde nicht länger in London tatenlos herum sitzen und darauf warten, dass Jule es von sich aus erzählte. 

Es war mitten in der Nacht, als mich Jules Anruf geweckt hatte. Dabei spielte es keine Rolle nach welcher Zeitzone man ging. Weder in London, noch in Dortmund war es eine passende Uhrzeit für ein belangloses Gespräch. Entsprechend schnell war ich auch wach, als ich den eingehenden Anruf von Jule realisierte. Ich ging ran. 

  "Hey", versuchte ich mir meine Panik nicht anmerken zu lassen. 

  "Hab ich dich geweckt?", erkundigte sich Jule vorsichtig. Normalerweise hätte ich ihm einen blöden Spruch dafür gedrückt, doch das schien mir in seiner derzeitigen Verfassung unpassend zu sein. Der Ältere durfte mich zu jeder Uhrzeit anrufen und ich wollte nicht, dass er daran zweifelte. 

  "Wieso bist du noch wach?", stellte ich eine Gegenfrage, um mich vor einer Antwort zu drücken. Kurz herrschte Stille. 

  "Ich konnte nicht schlafen." 

  "Ich würde dir ja ein Schlaflief vorsingen, aber ich befürchte, danach könntest du noch weniger schlafen als sowieso schon", versuchte ich die Situation etwas aufzuheitern. Ich bekam darauf zwar keine direkte Reaktion von Jule, hoffte dennoch, dass er zumindest schmunzeln musste. "Was machst du gerade?"

  "Nichts", lautete Jules schlichte Antwort. "Ich wollte bloß gerne deine Stimme hören."

  "Wir können auch auf Videoanruf wechseln", bot ich an. 

  "Nein, schon okay. Im Dunkeln sieht man doch eh nichts und du musst nicht extra wegen mir das Licht anmachen." 

  "Ich würde für dich sogar jede einzelne Lampe in meiner Wohnung anschalten. Sogar diese lächerliche LED-Kerze, die die Farbe wechselt."

  "Ich dachte, du wolltest die entsorgen", hakte Jule nach.

  "Vielleicht wenn ich eine passende Erklärung gefunden habe, die dafür sorgen würde, dass meine Schwester nicht sauer wird, weil ich ein Geschenk von ihr weggeworfen habe." 

  "Dir wird schon was einfallen." 

  "Möchtest du sie haben?"

  "Nein, ich brauche keine LED-Kerze." 

  "Vielleicht würde sie beim Einschlafen helfen."

  "Ich bin mir sicher, dass werde ich auch so schaffen. Ist nur eine Frage der Zeit." Irgendwas schwang in Jules Stimme mit, was mich beunruhigte. Ich wusste selbst nicht, was mich dazu bewegte, während des Telefonats aufzustehen und ins Wohnzimmer zu gehen, um dort meinen Laptop hochzufahren. "Was machst du?", erkundigte sich der Ältere, der vermutlich die Hintergrundgeräusch wahrgenommen hatte. 

  "Ich hol mir nur etwas zu trinken." 

  "Tut mir leid." 

  "Was meinst du?", hakte ich nach. 

  "Hätte ich nicht angerufen, würdest du noch schlafen." 

  "Ich freue mich immer, wenn ich deine Stimme hören darf. Das solltest du wissen." 

  "Geht mir genauso." Es herrschte kurz Stille. Währenddessen buchte ich mir einen Flug nach Dortmund. Es würde sportlich werden, es rechtzeitig zum Flughafen zu schaffen, doch wollte ich so schnell wie nur irgendwie möglich zu Jule. "Bist du noch dran?", unterbrach Jule irgendwann die Stille. 

  "Ja." 

  "Bist du müde?"

  "Nicht wirklich", antwortete ich ehrlich, wobei ich zurück ins Schlafzimmer lief, um dort in die erst beste Kleidung zu schlüpfen und die nötigsten Dinge in einen Rucksack zu werfen. 

  "Können wir dann vielleicht noch etwas telefonieren?"

  "Natürlich. Ich mach mal etwas das Fenster auf. Also nicht wundern, wenn es gleich lauter wird", log ich, während ich in Wahrheit, nachdem ich in meine Schuhe geschlüpft war und mir eine Jacke übergezogen hatte, meine Wohnung verließ. Aus irgendeinen Grund, den ich selbst nicht ganz verstand, wollte ich nicht, dass Jule wusste, dass ich aufm Weg zu ihm war. Es war nicht die Tatsache, dass es eine Überraschung werden sollte. Viel mehr hatte ich das Gefühl, es wäre besser, wenn er es möglichst spät herausfindet. 

Möglichst lautlos stieg ich in der Garage in mein Auto, wo ich drauf verzichtete, die Freisprechanlage zu nutzen. Es wäre die sichere und vernünftige Variante gewesen, doch würde sie die Gefahr erhöhen, dass Jule herausfand, dass ich nicht aufm Weg zurück in mein Bett war. 

  "Was gibt es in Dortmund neues?", versuchte ich Jule dazu zubringen mir etwas zu erzählen, um ihn zu beschäftigen und von möglichen Hintergrundgeräuschen abzulenken. 

  "Nichts", lautete jedoch seine schlichte Antwort. 

  "Hast du schon was für den Sommer geplant?" Die darauf folgende Pause war etwas zu lang für diese schlichte Frage. 

  "Nein." 

  "Wollen wir zusammen irgendwo hin fliegen? Nur du und ich." 

  "Das klingt schön", murmelte Jule. Es klang beinahe als würde er ein Schluchzen unterdrücken. 

  "Wo möchtest du hin?"

  "Möchtest du deine Sommerpause nicht mit deiner Familie verbringen?", stellte Julian eine Gegenfrage. Für einen Moment überlegte ich, ob er sich einfach vor der Antwort drücken wollte. 

  "Vielleicht ein paar Tage, aber ansonsten möchte ich soviel Zeit wie möglich mit dir verbringen. Du kannst ja auch mit zu meiner Familie kommen." 

  "Ihr habt aber doch eh so wenig Zeit zusammen."

  "Wir auch. Ich vermisse dich." 

  "Bist du glücklich?", fragte Julian, als ich mein Auto am Flughafen parkte, meinen Rucksack schnappte und ins Innere des Flughafens sprintete. Zu meinem Glück war es mitten in der Nacht einigermaßen leer und entsprechend ruhig im Inneren des Gebäudes. 

  "Ich bin glücklich, wenn du bei mir bist", antwortete ich. 

  "Aber so allgemein, meine ich. Bist du glücklich, Kai?"

  "Ich darf dich meinen Freund nennen, natürlich bin ich glücklich." 

  "Aber ob du glücklich bist oder nicht kannst du doch nicht von mir abhängig machen?"

  "Wieso nicht? Du bist mein Leben, dann kannst du auch mein Glück sein."

  "Und wenn ich mal nicht mehr da bin?", flüsterte Jule und bestätigte mir damit, dass es die richtige Entscheidung war, mich auf den Weg nach Dortmund zu machen. 

  "Dann wäre ich ohne mein Leben und ohne mein Glück ziemlich verloren." Genau im richtigen Moment entstand wieder eine Stille zwischen uns, weswegen ich mich von Jule unbemerkt auf Stumm stellen konnte, um mich den Mitarbeitern am Flughafen widmen zu können. 

  "Ich weiß, dass das Telefonieren im Flugzeug normalerweise verboten ist, aber das hier ist wirklich ein Notfall. Vermutlich haben das schon viele behauptet, aber dieses Mal ist es wirklich so. Ich kann Ihnen nicht genau sagen, was passieren wird, wenn ich das Telefonat beende, aber ich befürchte ..." Meine Stimme versagte, weswegen ich versuchte einmal tief durchzuatmen, bevor ich weitersprach. "Ich befürchte, dass eine Person, die mir sehr wichtig ist, dabei ist etwas sehr dummes zu tun. Ich hoffe wirklich, dass ich mich irre und es gerade nicht um das Leben dieser Person geht, aber ich möchte kein Risiko eingehen." Beim Sprechen waren mir Tränen in die Augen gestiegen, die ich versuchte weg zu blinzen. Dennoch kullerte mir eine Träne über die Wange, die ich eilig wegwischte. Die Frau, die eigentlich nur mein Ticket kontrollieren wollte, musterte mich einen Moment überfordert, ehe sie leicht nickt. 

  "Ich schaue, was sich einrichten lässt", machte sie mir Hoffnung, wobei sie bereits nach ihrem Handy griff und mich durchwinkte. 

  "Danke", hauchte ich, bevor ich die Stummschaltung wieder aufhob und den Gang Richtung Flugzeug entlang lief. "Ich liebe dich und natürlich können wir beide nicht wissen, wie unsere Zukunft aussehen wird, was wir vielleicht noch für Hürden überwinden müssen und welche Überraschungen, egal ob positiv oder negativ, noch auf uns warten, aber ich möchte mein Leben mit dir verbringen. Egal, wie schwer es mal werden wird, zusammen können wir diese Phasen überstehen, um die schönen Momente, dann noch umso mehr zu genießen."

  "Du sagst das, als wäre das so einfach." 

  "Das Leben ist nicht einfach. Wir können nur versuchen, das beste daraus zu machen. Und für mich ist derzeit das Beste an diesem Leben du und ich. Unsere Fußballkarriere ist nur eine Phase, die wir genießen sollten und von der wir im Alter sicher noch viel erzählen werden, aber wir beiden sind viel mehr als das. Wir sind mehr als eine Phase."

  "Was macht dich so sicher?"

  "Was lässt dich daran zweifeln?", stellte ich eine Gegenfrage. Ich betrat das Flugzeug. Am Eingang sah eine Flugbegleiterin mich abwartend an, weswegen ich das Telefonat erneut auf stumm stellte. Gerade als ich zur Erklärung ansetzen wollte, kam sie mir bereits zuvor. 

  "Meine Kollegin hat mich bereits informiert. Insbesondere da es ein Nachtflug ist, würden wir den anderen Gästen gerne die Ruhe gönnen und vermutlich würden Sie das Telefonat auch mit möglichst wenig Zuhörern führen. Wir hatten uns überlegt, ob Sie daher vielleicht Abseits der normalen Passagierreihen einen der Jump Seats nutzen möchten. Natürlich sind diese nicht so bequem, wie die ..." Ich unterbrach sie. 

  "Ja, das ist völlig in Ordnung. Ich mache alles, damit ich das Telefonat nicht beenden muss." Sie nickte und führte mich zu den genannten Plätze. Jule hatte währenddessen zur Antwort angesetzt, jedoch hatte ich ihm nicht zuhören können. Ich würde also versuchen müssen, das Gespräch irgendwie fortzusetzen ohne Jules Worte zu kennen. 

  "Ich liebe dich und solange du mich auch liebst, bin ich mir sicher, dass wir alles irgendwie hinbekommen werden." 

  "Das ist naiv", seufzte Jule. 

  "Möglich, aber das hindert mich nicht daran, es zu versuchen. Wieso sollte ich aufgeben ohne es versucht zu haben?" 

  "Weil es der einfachere Weg ist." 

  "Ich will nicht den einfachen Weg. Ich will den Weg, der mich auf eine Veranda führt, wo ich steinalt mit dir sitze und mir anhören muss, dass wir keinen weiteren Esel kaufen können, weil unsere Enkel besseres zu tun haben, als sich um unsere vierzig Esel zu kümmern." 

  "Vierzig Esel? Du spinnst." 

  "Okay, dann führen wir diese Diskussion halt jetzt schon, dann müssen wir es später nicht mehr tun."

  "Kai, du kannst dir keine vierzig Esel kaufen?" 

  "Ich kaufe nicht mir, sondern uns vierzig Esel. Und ein Huhn." 

  "Warum denn jetzt ein Huhn?" 

  "Du hast Recht, zehn Hühner. Ein Huhn allein legt zu wenig Eier."

  "Ich wiederhole, du spinnst." 

  "Was hast du denn jetzt gegen Hühner?" 

  "Ich habe nichts gegen Hühner, aber denkst du nicht, es ist die falsche Uhrzeit, um solche Pläne auszustellen?"

  "Es gibt keine falsche Uhrzeit für Zukunftspläne. Bekomme ich meine Hühner und Esel, wenn du nen Hund bekommst?"

  "Erstmal, willst du diesen Hund doch sowieso selbst haben, also tue nicht so, als würdest du den Hund nur wegen mir einplanen und außerdem, wieso bekomme ich nur einen Hund, während du schon fünfzig Tiere hast?"

  "Also willst du fünfzig Hunde haben?"

  "Auf gar keinen Fall." 

Ich war erleichtert, als ich bemerkte, dass Jule sich tatsächlich auf diese Diskussion einließ und selbst nicht einmal zu merken schien, wie viel Zeit wir damit verbrachten. Er schien auch nicht zu realisieren, dass ich das Gespräch über unsere zukünftigen Hof- und Haustiere absichtlich in die Länge zog. Zwar brachte mir das Gespräch einige irritierte Blicke von vorbeigehenden Personen ein, doch war es mir das wert, solange ich Jule am Handy halten konnte. 

Als das Flugzeug endlich in Dortmund landete, war ich der Erste, der ausstieg. Draußen begann langsam die Sonne aufzugehen. Ich sprintete quer durchs Flughafengebäude, ums erst Beste Taxi zu springen. Währenddessen war unser Gespräch ins stocken geraden, wodurch nun auch Jule zu bemerken schien, wie lange wir bereits telefonierten. 

  "Bei mir wird es schon hell draußen", murmelte Jule und unterbrach dadurch die herrschende Stille. "Vielleicht sollten wir auflegen?" Es war mehr eine Frage als eine Aussage. 

  "Als würde schlafen sich jetzt noch lohnen." Für einen kurzen Moment stellte ich mich wieder auf stumm, um dem Taxifahrer meine Zieladresse zu nennen. 

  "Dein blöder Bauernhof ist schuld", warf Jule mir vor, wobei ich jedoch an seiner Stimme erkennen konnte, dass er alles andere als sauer darüber war. 

  "Unser blöder Bauernhof", korrigierte ich. 

  "Ich liebe dich, Harvey." 

  "Ich liebe dich auch, Julchen."

  "Du sollst mich nicht so nennen." 

  "Ich weiß, aber du bist süß, wenn du dich darüber aufregst." 

  "Du bist ein Idiot." 

  "Und trotzdem liebst du mich und ..." Julian unterbrach mich. 

  "Jetzt erwähn nicht schon wieder diesen Bauernhof", ermahnte er mich, weswegen ich lachen musste, da genau das mein Plan gewesen war. 

  "Okay, bin schon ruhig." 

  "Ich würde doch gerne noch versuchen etwas zu schlafen. Vielleicht magst du ja doch noch etwas vom Bauernhof erzählen." Ich schluckte schwer, da mir Julians Plan, mich reden zu lassen, während er selbst schwieg, nicht gefiel. 

  "Jetzt noch zu schlafen lohnt sich für dich noch viel weniger als für mich", versuchte ich noch etwas Zeit zu gewinnen. 

  "Ich habe morgen kein Training." Eine Lüge, wie mir Jules Tonlage verriet. 

  "Wieso nicht?", spielte ich dennoch mit. 

  "Fällt aus." 

  "Wieso?", hakte ich weiter nach. 

  "Weiß nicht. Ist einfach so." Das Taxi hielt vor dem Haus, in dem sich Jules Wohnung befand. Ich drückte dem Taxifahrer einfach irgendwelche Geldscheine in die Hand, bevor ich ausstieg und zu einem weiteren Sprint in dieser Nacht ansetzte. "Kai?", fragte Jule, da ich einen Augenblick nichts gesagt hatte. "Bist du eingeschlafen?"

  "Nein", brachte ich hervor, während ich die letzten Stufen hinter mich brachte. 

  "Was machst du?" Jule wirkte verwirrt, schien jedoch nicht zu ahnen, dass ich in dem Moment seine Wohnungstür erreichte. Bereits im Taxi hatte ich meinen Zweitschlüssel aus dem Rucksack geholt, weswegen ich ohne weitere Verzögerung die Wohnungstür aufschließen konnte. "Kai?", sprach Jule mich erneut an, da ich seine Frage nicht beantwortet hatte. "Alles in Ordnung?" Ich konnte seine Stimme nun doppelt hören, wagte es dennoch nicht das Telefonat zu beenden. 

Erst als ich leise die Schlafzimmertür, die nur angelehnt gewesen war, geöffnet hatte und Jule auf seinem Bett sitzen sah, beendete ich das Telefonat. Sofort griff der Ältere nach seinem Handy und schien unschlüssig zu sein, ob er mich wieder anrufen sollte. Neben ihm aufm Bett lag eine Dose mit irgendwelchen Tabletten drin. Für einen Moment schloss ich die Augen, als ich realisiert, dass ich mit meiner Befürchtung Recht gehabt hatte. Jule hatte mich nicht grundlos Mitten in der Nacht angerufen. Ich hatte mir die komische Stimmung nicht eingebildet. Meine Sorge war berechtigt gewesen und es war die richtige Entscheidung nach Dortmund zu fliegen. 

Julian griff nach der Dose, legte sie dann aber doch wieder zur Seite und wählte stattdessen meine Nummer. Das abgebrochene Telefonat schien er nicht auf sich beruhen lassen zu wollen. Mein Handy begann zu klingeln, was Jule zusammenzucken und zu mir herumwirbeln ließ. 

  "Kai", hauchte er ungläubig. Ich überbrückte die letzten Schritte bis zum Bett und zog Jule im gleichen Moment, indem ich mich auf die Matratze fallen ließ, in meine Arme. Sofort schlangen sich die Arme des Blonden fest um meinen Körper, während er sein Gesicht gegen meine Schulter presste. Ich hielt seinen zitternden Körper fest umschlungen und hatte nicht vor ihn so schnell wieder loszulassen. 

  "Sowas kannst du mir nicht antun, Jule", murmelte ich in seine Haare. "Ich brauch dich. Das war vorhin nicht einfach irgendein Gelaber. Du bist mein Leben. Du kannst nicht dein Leben beenden ohne meins gleich mit zu beenden."

  "Ich ... Es tut mir leid ... Ich wollte nicht ... Aber ...", brachte Jule schluchzend raus. Ebenfalls weinend drückte ich meinen Freund noch enger an mich. 

  "Wir bekommen das irgendwie alles zusammen hin. Ich bin bei dir. Du bist nicht allein. Nie."

  "Ich liebe dich, Kai." Sanft brachte ich etwas Abstand zwischen Julian und mir, jedoch nur so viel, damit ich ihn küssen konnte. 

Der von den Tränen salzig schmeckende Kuss war vermutlich einer der wichtigsten unserer Beziehung. Denn er war ein Versprechen. Wir würden, was auch immer auf uns wartete, Seite an Seite überstehen. Unsere Liebe war stark genug, um all das zu überstehen. 

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