Philipp x Dahoud [2/2]
Er grinste und sprang dann von der Mauer runter "Willst du mit mir und meinen Freunden mitkommen?"
Ich sah ihn unschlüssig an und zögerte. Würde man mich so sehen, wie ich mit Typen rumhang, bei denen ich nichts zu suchen hätte, dann würde das bestimmt sauer aufstoßen. "Warum überlegst du?", wollte er überrascht wissen. Wahrscheinlich hatte er eine Zustimmung ohne zögern erwartet.
"Ich komme nicht von hier und eigentlich habe ich auch nicht viel mit Leuten wie dir zu tun. Wenn man mich mit euch sieht, dann kommt das bestimmt nicht gut an", erklärte ich ihm.
Mo zog eine Augenbraue hoch und lehnte sich eggen die Mauer "Mit Leuten wie mir also ja?", wollte er wissen. Offensichtlich war er verletzt von meiner Wortwahl. Ich seufzte "Das war nicht so gemeint. Das sollte nicht heißen, dass ihr etwas schlechteres seit als wir, aber ihr seit halt anders"
Ich merkte selber, dass ich mich immer weiter in die Scheiße ritt und wahrscheinlich sollte ich einfach die Klappe halten und weg gehen. Mo schüttelte den Kopf "Du musst dieses denken los werden. Dieses ihr und wir macht keinen Sinn. Wir sind alles Menschen, egal wo wir her kommen, welche Sexualität wir haben, welche Augenfarbe, welche Hautfarbe oder sonst was. Das ist völlig nebensächlich, genau wie ob jemand reich ist oder nicht"
Ich sah ihn eine Weile an dann nickte ich "In Ordnung, ich komme mit. Du hast recht es ist völlig egal was uns unterscheidet und was nicht. Am Ende des Tages sind wir alle Menschen"
Mo nickte zufrieden und wartete, bis ich neben ihm stand. Dann lief er los und führte mich durch die besuchten Bereiche der Stadt, bis wir schließlich in einem ruhigeren Gebiet ankamen.
Es war auf einem kleinen Felsvorsprung, ein alter verzweigter Baum stand dort und es lag eine Decke auf dem Boden. In den Ästen des Baumes saßen zwei Männer, etwa in unserem Alter. Der eine hielt sein Handy in der Hand und beschäftigte sich damit, der andere saß in einer Astgabel, nah am Stamm des Baumes und lehnte mit dem Rücken an diesem.
Er hielt die Augen geschlossen, genau wie ein Mädchen, welches auf dem Bauch auf der Decke lag. Sie hatte die Arme unter ihrem Kopf verschränkt und schlief. Ein anderer Mann saß gegen einen Felsen gelehnt da und hielt eine Zigarette in den Fingern.
Mo sah zu mir und ließ sich mit den Worten "Fühl dich wie Zuhause", auf der Decke neben dem Mädchen nieder. Er ging an die Kühltruhe und holte sich ein Bier raus. Fragend sah er zu mir "Du auch?", ich schüttelte den Kopf und lehnte mich an einen anderen Baum um das Geschehen aus sicherer Entfernung zu beobachten.
Sie alle schienen sich schon ewig zu kennen, außerdem schienen sie alle ein sehr lockeres Verhältnis zu haben. Sie kamen und gingen wie sie wollten, bedienten sich an allem möglichen und verhielten sich so als würden sie sich schon ihr ganzes Leben kennen. Vielleicht war das ja auch so, ich wusste es nicht.
Irgendwann sah Mo zu mir und schüttelte lachend den Kopf "Na komm schon her und steh da nicht rum wie so ein verschrecktes Huhn", forderte er mich auf.
Ich sah ihn empört an "Ey ich bin kein verschrecktes Huhn", protestierte ich direkt. Mo lachte und klopfte auf die Decke neben sich "Jetzt komm schon her", ich folgte seiner Aufforderung und setzte mich neben ihn.
Trotzdem blieb meine Körperhaltung angespannt und ich schaffte es nicht so wirklich entspannt dazu sitzen. Ich war einfach viel zu schüchtern neuen Menschen gegenüber und machte mir zu viele Gedanken.
Die Frau, die hinter Mo und mir auf der Decke lag und schlief, war scheinbar wach geworden. "Ach du Schieße, Mo was hast du denn mit dem gemacht?", wollte sie wissen.
Ich drehte mich erschrocken zu ihr um. Mo neben mir fing direkt an sich zu verteidigen "Ich habe gar nichts gemacht. Ihr macht ihm einfach nur Angst", sagte er anklagend. Die Frau zog eine Augenbraue hoch "Ist das so?"
Mo antwortete nicht stattdessen stand er auf und gesellte sich zu dem Typen, der an dem Stein lehnte. Dort begann er zu meinem entsetzen sich einen Joint zu drehen. Bisher kannte ich das nur aus Filmen doch mir wurde langsam bewusst, dass diese Filme Realität sind wenn man in dieser Szene war.
Die Frau setzte sich neben mich und hielt mir ihr Bier hin "Hier trink, sonst wirst wohl kaum lockerer", verlangte sie von mir. Ich sah skeptisch auf das Bier "Ich trinke nicht", gab ich zurück und lehnte das Bier somit ab.
Sie nickte "Okay, ich bin übrigens Cataleya, aber du kannst mich Cata nennen", bot sie mir an. Ich nickte "Schöner Name, du kannst mich Mili nennen", sie nickte und nippte an ihrem Bier.
"Und wie hast du dich hier hin verlaufen?", wollte sie weiter wissen. Ich zuckte mit den Schultern und merkte wie mir dieses Gespräch half. Sie stellte mir einfache Fragen, die ich ohne Probleme beantworten konnte und lockerte die Stimmung so ein bisschen, sodass ich mich entspannen konnte.
"Ich bin zum Französisch lernen an den Strand gegangen, da kam Mo dann und hat mich mit hier hin genommen"
Cata nickte und trank erneut von ihrem Bier "Ja, so ist er. Er geht immer auf neue Menschen zu, redet mit ihnen und ist total aufgeschlossen. Er kann sich wirklich wie ein Kind benehmen, doch wenn du jemanden suchst, dem du dich anvertrauen kannst, dann ist er der richtige. Er kann jedes Geheimnis für sch behalten und hat immer ein Ohr offen. Außerdem hat er ein riesiges Herz, welches man wirklich zu schätzen wissen sollte"
Nach diesem Tag hatte ich immer mehr Zeit mit Mo und seinen Freunden verbracht. Anfangs hatte ich mich vor allem mit Cata gut verstanden. Doch während sich zwischen mir und Cata eine tiefe Freundschaft entwickelte, entwickelte sich zwischen mir und Mo etwas ganz anderes.
Wir kamen uns immer näher, hatten von Anfang an eine andere Beziehung zu einander. Bis wir uns schließlich das erste mal küssten. Von da an waren wir das neue Paar in dem Freundeskreis und das blieben wir auch.
Cata hatte mir mal gesagt, dass ich etwas besonderes war, denn Mo hatte bisher nur eine andere Beziehung und die hatte ihm nicht gut getan. Seine Ex Freundin hatte ihn immer weiter runter gezogen und schließlich hatten seine Freunde diese Beziehung für Mo beendet. Er litt nur noch darunter und war schon lange nicht mehr er selbst.
Irgendwann hatte mein Onkel mich und Mo zusammen gesehen. Ich war in seinem Auto gewesen und wir waren zu einer Party gefahren. Auch wenn er nicht gesehen hatte, dass wir zusammen waren, hatte er mich an meine Eltern verpfiffen und so war ich schließlich Zuhause raus geflogen.
Meine Eltern hatten von mir verlangt den Kontakt zu Mo und seinen Freunden abgebrochen und ich hatte ihnen gesagt, dass ich das nicht tun würde. Schließlich war der Streit ausgeartet und als meine Eltern erfuhren hatten, dass ich mit Mo zusammen war, hatten sie mich raus geworfen.
Jetzt wohnte ich bei Mo und verbrachte jeden Tag mit ihm und unseren gemeinsamen Freunden. Auch wenn alle meine Freunde tranken und Drogen nahmen, hatten sie alle akzeptiert, dass ich das nicht wollte und so blieb es bei den zwei malen, die ich Alkohol getrunken hatte.
Ich war froh damals mit Mo mitgegangen zu sein, denn jetzt hatte ich endlich die Menschen um mich, die ich auch um mich haben wollte. Sie alle waren mit mir befreundet, weil sie mich mochten und nicht wegen meinen Eltern.
Endlich hatte ich einen Freund, den ich wirklich liebte und der nicht so arrogant und eingebildet war, wie die ganzen Mädchen, die meine Eltern mir immer vorgestellt hatten.
"Worüber denkst du nach?", wollte Mo wissen, welcher neben mir auf dem Sofa lag. Er hatte seinen Kopf auf meinen Schoss gelegt und die Augen geschlossen, Er war high, dass wusste ich, aber es störte mich nicht.
"Darüber wie sehr sich mein Leben ins positive gewendet hat, seit ich dich getroffen habe", erwiderte ich. Mo fing an zu grinsen und sah mich an. Es war dieses typische Grinsen, dass man kannte, wenn jemand high war. "Ich liebe dich", gestand er mir. Ich strich ihm durch die Haare "Ich dich auch Baby"
Mo sah mich glücklich an und deutete dann mit einem Finger auf seine Lippen. Ich verstand und beugte mich runter, um eine Lippen auf seine zulegen.
Ich war glücklich und auch wenn viele meine Freunde wahrscheinlich als abgestürzt bezeichnen würden, war ich zufrieden und war froh das sie meine Freunde waren. Sie waren echt, legten keinen Wert auf oberflächliche Dinge, sondern auf den Charakter und die Taten von jemandem.
Sie waren genau das was ich in meinem Leben haben wollte und brauchte. Sie waren das beste was mir hätte passieren können und ich würde die Vergangenheit ohne zu zweifeln wieder holen, wenn es dann noch einmal genauso wäre.
•••
Ich hoffe euch hat der zweite Teil auch gefallen, bis Samstag
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