@0903maedchen

Grinsend  sah ich zu Kylian.  Er und ich hatten es seit geraumer Zeit auf Antoine abgesehen. Immer wieder legten wir ihn rein, spielten ihn gegenüber anderen aus oder verpezten ihn beim Trainer. Ich wusste nicht Mal genau, warum wir es so auf ihn  abgesehen hatten, aber irgendwie machte es Spaß. Es war lustig sein bedröpeltes  Gesicht zu sehen, wenn er Mal wieder rein gelegt wurde. Lucas, sein bester Freund, versuchte immer ihm möglichst zur Seite zu stehen, was schon süß sein konnte, aber noch besser war es eben, wenn Antoine alleine war. Er war einfach unglaublich naive und das nutzen wir schamlos aus. Es machte einfach Spaß und es bot sich an. Ich konnte nicht Mal genau sagen, wann wir angefangen hatten, es war irgendwann einfach passiert und dann war es halt so.

Heute morgen hatte Kylian mir erzählt, dass er etwas in Antoines Trinken gemischt hatte, welches er gerade trank. Wir würden gleich mit der Nationalmannschaft eine mehr stündige Busfahrt antreten. Kylian hatte mir bloß  gesagt, dass es lustig werden würde. Das was er heute morgen in Antoines Wasser gemischt hatte, sorgte wohl dafür, dass es ihm nicht ganz so gut ging. Ich hatte nicht weiter nach gefragt, weil ich einfach bloß gespannt war, wie es funktionierte. Momentan waren wir in einem Hotel, aber um zu unserem Flug zu kommen, müssten wir eine Weile durch die Gegend fahren und da das immer sehr langweilig war, kam diese kleine Ablenkung auf Antoines Kosten, ganz gut.

Wir sollten uns alle in der Lobby sammeln und warteten nur noch auf das Go der Verantwortlichen. Es hatten sich kleine Grüppchen gebildet. Antoine stand mit Lucas alleine rum. Ich beobachtete ihn, um mitzubekommen, wenn es anfängt. "Eigentlich müsste es gleich losgehen. Ich habe es so getimet, dass es genau während der Busfahrt wirken müsste." Erklärte mir Kylian. Ich nickte "Was genau war das eigentlich?" Kylian grinste wissend "Das bleibt mein Geheimnis." Ich nickte und wandte mich dem Trainer zu, der uns das Go gab uns uns somit erlaubte zum Bus zu gehen.

Während der Trainer sprach, war alles muksmäuschen still und jeder hörte zu. Plötzlich ertönten hinter uns laute Würgegeräusch. Verwirrt drehte ich mich um und sah zu Antoine. Er hatte sich nach vorne gebeugt und eine Hand auf seinen  Brustkorb gepresst. Er würgte und erbrach sich schließlich auf den hellen Laminat Boden. Lucas, welcher so etwas nicht abkonnte drehte sich weg und hielt sich Nase und Ohren zu. Antoine übergab sich währenddessen ein weiteres Mal. Ich bemerkte die Schweizperlen auf seiner Stirn und die Blässe in seinem Gesicht. Urplötzlich tat er mir unglaublich leid, denn so etwas hatte nun wirklich keiner verdient. Es ging ihm dreckig, dass sah man deutlich.

"Was hast du ihn gegeben?" Zischte ich Kylian zu, als Antoine sich ein drittes Mal auf den Holzboden erbrach. "Kneifst du jetzt oder was?" Fragte Kylian fassungslos. Ich sah ihn bloß böse an.

Die ganze Mannschaft sah überfordert zu Antoine, welchem es immer noch nicht besser ging. Er machte nach wie vor den Eindruck, dass er sich direkt nochmal übergeben musste. Da die andern es anscheinend nicht für nötig hielt irgendwas zu machen, löste ich mich aus meiner Starre und ging zu ihm. Ich machte einen Bogen, um das Erbrochene und blieb neben Antoine stehen. Ich legte ihm meine Hand auf die Schulter. "Komm, setz dich hin." Antoine wusste wahrscheinlich, dass ich es war der ihm half. Ihm war bewusst, dass ich ihn immer ärgerte, dass wusste ich. Trotzdem ließ er sich von mir helfen. Wahrscheinlich ging es ihm einfach zu schlecht, als das er meine Hilfe ablehnen wollte.

Ich führte ihn langsam und vorsichtig zu einer Sitzecke und drückte ihn dort sanft auf eines der weißen Ledersofa. Ich war mir ziemlich sicher, dass er sich noch einmal übergeben würde und drückte ihm deswegen einen der Metallmülleimer in die Arme. Dann ließ ich mich neben ihn nieder und legte meine Hand auf seinen Rücken. Ich hörte wie langsam Leben in den Rest der Mannschaft kehrte. Sie fingen an zu reden und zu tuscheln. Unser Trainer begann auch wieder zu handeln und gab allen außer Antoine und mir die Anweisungen in den Bus zu gehen und dort zu warten.

Langsam entfernten sich die Stimmen und schließlich waren Antoine, der Trainer und ich alleine, denn ich hörte bloß noch ein paar Schritte. Meine Hand lag nach wie vor auf seinem Rücken, als ich spürte, wie er sich verkrampfte und sich kurz danach erneut in den Mülleimer erbrach. Was zum Teufel hatte Kylian ihm da unter gemischt? Der Trainer schien kurz mit dem Putzpersonal zu reden, bevor er zu uns kam.

Er kniete sich vor Antoine und legte seine Hände auf Antoines Knie. "Seit wann geht es dir so?" Fragte er besorgt. "Paar Stunden." Kam es leise über seine Lippen. Der Trainer nickte. "Okay, ich spreche gleich mit dem Busfahrer. Du bleibst erstmal zusammen mit Giroud hier und beruhigst deinen Magen etwas. Trink ein bisschen was und wenn du denkst, dass du Bus fahren kannst, dann kommt ihr beide zum Bus. Wir warten solange. Giroud, bleib du bitte bei ihm." Gab er uns Anweisungen. Wir nickte brav und ich sah ihm hinterher, wie er aus der Tür verschwand.

"Wie geht es dir?" Fragte ich Antoine besorgt. "Scheiße." Ließ er mich wissen. Ich nickte. "Ich gehe kurz Wasser holen." Damit stand ich auf und machte mich auf den Weg zu einem der Automaten. Dort holte ich eine 0,5 Liter Flasche Mineralwasser und drehte sie für Antoine auf. Offen gab ich sie ihm und sah ihm zu, wie er ein paar Schlucke trank.

Nachdem er abgesetzt hatte fragte er mich leise "Warum tut ihr das? Was habe ich euch getan, dass ich das verdient habe?" Ich seufzte "Nichts." Gab ich leise zu. "Es tut mir unglaublich leid. Niemand hat das verdient, gerade du nicht. Weißt du, eigentlich mag ich dich. Ich weiß nicht, warum ich dich immer ärger." Gab ich weiter zu und sah betroffen zu Boden.

Antoine seufzte und Stelle den Mülleimer auf den Boden. "Schon gut. Irgendwie kann ich es dir nicht übel nehmen. Ich mag dich auch, wahrscheinlich kann ich dir deswegen nicht sauer sein." Erstaunt sah ich ihn an "Du magst mich?" Fragte ich überrascht nach. Er nickte und legte erschöpfte seinen Kopf auf meiner Schulter ab. "Ist das okay?" Fragte er noch nach. "Wenn das für dich okay ist, klar." Er lächelte leicht.

Ich hatte echt keine Ahnung, wie er das machte. Wenn man mich über Monate hinweg ärgern würde, dann würde ich meine en Kopf nicht auf die Schulter der Person legen. Ich wäre wahrscheinlich eher sauer und angepisst auf die Person, aber Antoine war so komplett anders. Er war einfach ein Herzensguter Mensch, er wollte immer das beste für einen und sah in jedem etwas gutes. Selbst in mir schien er noch eine gute Intention gefunden zu haben. Er war einfach ein wundervoller Mensch, der es nicht verdient hatte so fertig gemacht zu werden von Kylian und mir.

"Mir ist schlecht." Kam es leise von meiner Schulter. "Ich weiß und es tut mir unglaublich leid. Ich hoffe du kannst es mir irgendwann Mal verzeihen. Antoine hob seinen Kopf von meiner Schulter und sah mich mit einem schwachen Lächeln an. "Schon gut, ich habe dir schon verziehen. Lass uns zum Bus. Ich glaube kaum, dass es mir in den nächsten Stunden groß besser gehen wird und im Moment muss ich mich wenigstens nicht übergeben. Lucas denkt eh, du bringst mich gerade um. Wir können ihm ja zeigen, dass ich noch lebe." Ich lächelte leicht und stand auf, danach hielt ich ihm meine Hand entgegen und zog ihn ebenfalls hoch. Den Eimer ließ ich stehen und ging mit Antoine langsam Richtung Bus. Sobald wir dort angekommen waren, öffneten sich die Türen und Antoine stieg vor mir die Treppen hoch.

Ich mochte den Antoine, den ich eben gerade kennen lernen durfte. Es war total aufgeschlossen und nett. Er war unglaublich großherzig und offen. Er hatte mir verdammt wertvolle Charaktereigenschaften gezeigt und es tat mir immer mehr Leid, dass ich ihn so runter gemacht hatte. Das hatte er nicht verdient, er war ein wundervoller Mensch und sollte auch dementsprechend behandelt werden. Kylian würde mich hassen, wenn ich jetzt began Zeit mit Antoine zu verbringen, aber das war mir relativ egal.

Langsam stieg Antoine die Treppen hoch und sah kurz zu unserem Trainer "Ist es wieder besser?" Fragte dieser. "Es geht." Sagte Antoine bloß und ließ sich auf einen Fensterplatz ziemlich weit vorne im Bus fallen. Ich wollte schon fast weiter gehen, als er mich zum stehen anhielt. Etwas verwundert sah ich zu Antoine runter. "Setzt du dich zu mir?" Fragte er mit einem Unterton in der Stimme, der mir keine andere Wahl ließ. Ich nickte und machte einen Schritt in die Reihe. Kylian warf mir einen warnenden Blick zu, doch ich ignorierte ihn.

Ich hatte gemerkt, was für ein Gift Kylian war. Er hatte mich dazu animiert Antoine all das an zu tun, ich hatte einfach mit gemacht ohne groß darüber nach zu denken. Auch von Lucas erhielt ich einen tötenden Blick, allerdings wusste ich, dass er es nur gut für Antoine meinte.

Ich ließ mich trotz der Blicke neben Antoine nieder. Kaum das wir saßen fuhr der Bus auch schon los. Ich verstaute meine Jacke und meinen Rucksack unter meinem Sitz und lehnte mich dann in einem kuscheligen Hoodie in den weichen Sitz zurück. Sobald ich es mir bequem gemacht hatte, kuschelte Antoine sich von rechts an mich. Seinen Kopf bettete er auf meiner Brust, genau wie seine eine Hand. Er gab einen zufriedenen Laut von sich, welchen ich nicht so ganz verstand und blieb dann liegen. Ich fragte nicht weiter nach, sondern legte einfach einen Arm um ihn und begann seinen Rücken zu krauelen.

Antoine schlief relativ schnell auf mir ein, während ich noch etwas nachdachte. Warum verhielt sich Antoine mir gegenüber plötzlich so vertraut? Ich hatte ihn ewig bloß gestellt und jetzt war ich einmal nett und er hatte mir direkt alles verziehen. Er tat sich als würden wir uns seit Jahren kennen und verhielt sich vertraut mir gegenüber. Ich wusste nicht wie er zu diesem Verhalten kam, aber irgendwie gefiel es mir. Ich mochte Antoine und genoss seine Nähe. Ich wusste zwar nicht, warum er nicht nachtragend war, denn dazu hatte er allen Grund der Welt, aber ich hinter fragte es auch nicht weiter.

... 

Schönen 1. Advent an alle :) Ich hoffe euch hat der os gefallen, vor allem dir @0903maedchen