Bartra x Bürki [1/3]

R: Hey
M: Na?
R: Wir geht es dir?
M: Ganz okay, warum fragst du?
R: Darf ich meinen besten Freund nicht fragen wie es ihm geht?
M: Doch schon, aber.. ach egal
R: Sag
M: Ne, vergiss es.
R: Marc, ich bitte dich. Nicht Mal über WhatsApp kannst du lügen, also sag schon, was ist los?
M: Hallo, ich bin super im Lügen!
R: Ja ne, ist klar
M: Lass mich, und hör auf meine Fähigkeiten im Lügen in Frage zu stellen.
R: Na gut, aber sag mir, was du sagen wolltest.
M: Nein.

Damit ging er offline. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Würde er jetzt noch bei uns in Deutschland spielen, würde ich zu ihm fahren, aber nein. Der musste ja unbedingt in Spanien wohnen. Wie sollte ich denn jetzt raus kriegen, was los war? Ich ging auf meine Kontakte und rief ihn ohne zu zögern an. Ich hatte fast damit gerechnet, dass er mich weg drücken würde. "Man Roman, ich sitze in einer Teambesprechung", kam es direkt genervt von Marc, nachdem er abgenommen hatte. "Dann sag mir doch was los ist", forderte ich. "War ja klar, nächstes Mal sag ich nichts. Aber es ist wirklich nichts. Ich kann jetzt nicht mehr telefonieren." Damit beendete er das Gespräch. Frustriert ließ ich mich auf die Couch fallen und seufzte. Ich hasst diese Entfernung zwischen uns. Seufzend holte ich mein Handy nochmal raus und scrollte durch meine Kontakte. Dieses Mal klickte ich aber auf den Namen unter Marcs. Kaum hatte ich mein Handy am Ohr, hörte ich auch schon die Stimme eines Kindes. "Hallo?", kam es von der anderen Seite. Ich grinste. Marco hatte seinen Neffen also zu Besuch und Mal wieder sein Handy liegen lassen. Das war sowas von typisch und passierte jedes zweite Mal, wenn man ihn anrief. "Hey Nico. Hier ist Roman. Erinnerst du dich noch an mich?" "Ich weiß, wer du bist", kam es stolz von der anderen Seite. "Es war ein Bild auf dem Bildschirm", erklärte er weiter. Ich lächelte, der kleine war einfach zu süß. "Kannst du mir vielleicht Marco geben?", fragte ich den kleinen weiter. "Marcoo", kam es sofort von der anderen Seite. "Romi ist hier", hängte er hinten dran, während er durch das ganze Haus meines Kapitäns schrie. Ich hörte das trampeln von Füßen auf einer Treppe und kurz darauf vernahm ich dann auch Marcos Stimme. "Danke, dass du Ran gegangen bist Nico, aber ich habe dir doch gesagt, dass du das nur tun sollst, wenn du die Person kennst", belehrte er den kleinen Jungen. "Aber ich kenne Romi doch", kam es direkt protestierend von Nico. Ich lächelte, als ich Marcos Antwort hörte. "Woher wusstest du denn, dass er das ist, wenn du nicht lesen kannst?" "Na, weil da ein Bild von ihm war", kam es vorwurfsvoll von dem kleineren zurück. Marco seufzte. "Na gut, danke dass du Ran gegangen bist." Damit wandte er sich an mich. "Was gibt es?", kam es sofort von ihm. Mein Lächeln verschwand wieder "Ich bin in Spanien." Ich wusste genau, dass mein Gesprächspartner eine Augenbraue hoch zog. "Bist du nicht", stellte Marco fest. Ich verdrehte die Augen. "Du willst wegen Marc hin oder?", kam es jetzt einfühlsamer von ihm. "Woher weißt du das?" "Ach komm Roman, weshalb solltest du sonst nach Spanien wollen?" Ich seufzte. "Hast Recht. Wir haben eben geschrieben und er war total komisch. So anders, als ich ihn dann angerufen habe, hat er mich direkt wieder abgewürgt. Ich muss einfach zu ihm und sicher gehen, dass es nicht wieder passiert ist", erklärte ich ihm meine momentane Lage. "Kann ich dich irgendwie abhalten?", fragte Marco ergeben. "Nein, du bist der beste. Du verstehst doch, dass ich einfach sicher sein muss, dass es nicht passiert ist oder?" Er seufzte. "Ja...ich muss es ja auch wissen. Na gut. Flieg nach Spanien, ich entschuldige dich. Denk aber daran, dass wir wichtige Spiele haben und dich brauchen", wies er mich noch kurz in seiner Pflicht als Kapitän hin. Ich nickte. "Danke, du hast was gut bei mir." "Sag mir einfach Bescheid, wenn du weißt, was mit ihm ist." "Mach ich." Damit beendete ich das Gespräch und stopfte schnell ein paar T-Shirts und Hoodies in meinen Rucksack, zusammen mit zwei Hosen und allen andern Klamoten, die man so braucht. Kaum hatte ich alles, fuhr ich mit meinem Auto zum Flughafen und lief zu den Schalter für die Last Minute Flüge. "Einen Flug nach Sevilla, wenn sie noch einen Platz haben, bitte." Die Frau sah mich kurz an und nickte dann, während sie in ihrem Computer suchte. "Wir haben noch einen einzigen Platz frei, der ist aber mitten in der zweiten Klasse und geht in zwanzig Minuten. Sie müssten also eigentlich schon an Bord sein", erklärte sie mir. Ich schluckte kurz. Mitten in der zweiten Klasse, wenn mich dort jemand erkannte, dann war Marcos Ausrede für mich völlig für den Arsch und wir wären beide dran. "Ich nehme den", gab ich der Frau bekannt. Diese nickte und gab mir mein Ticket. Würde mich auch nur eine Person erkennen, würden sowohl Marco als auch ich Anschiss des Todes bekommen, aber das musste ich jetzt einfach riskieren. Ich konnte nur hoffen, dass nichts passierte. Ich könnte es nicht verantworten, wenn Marco seinen Platz als Kapitän verlieren würde, nur weil ich zu Marc flog. Ich setzte mir eine große Sonnenbrille auf und zog die Kapuze meines Pullis noch weiter in mein Gesicht. Das müsste einfach klappen. Schnell zeigte ich mein Ticket vor und suchte meinen Platz auf. Ich ließ mich nieder und hielt den Kopf gesenkt. Kaum war meine Musik an und ich angeschnallt, ließ ich meinen Kopf auf meine Brust sinken, jetzt dürfte man Dank der Kapuze, nichts mehr von meinem Gesicht sehen. Ich richtete den Blick auf meine Beine und vergrub meine Hände in den Taschen meines Pullis. Ich achtete darauf, dass es für alle anderen aussah, als wenn ich schlafen würde und lauschte der Musik. Ich spürte, wie wir abhoben und schloss die Augen. Ich konnte jetzt sowieso nichts machen, außer schlafen und hoffen, dass mich niemand erkannte.

Durch das unangenehme Kribbeln in meinem Bauch, wurde ich wieder wach. Wir landeten gerade. Kaum hatten wir auf gesetzt, machte ich mich bereit, als erstes das Flugzeug zu verlassen. Sobald die Durchsage ertönte, stand ich auf und verließ das Flugzeug. Ohne groß auf meine Umgebung zu achten, verließ ich den Flughafen. Ich kannte den Weg und wusste, wo ich hin musste. Von einem Taxifahrer ließ ich mich zu der Adresse fahren, die ich auswendig konnte. Auch hier verbarg ich mein Gesicht. Sobald wir hielten, ertönte die Stimme des Taxifahreres, welcher anscheinend dachte, ich könnte Spanisch. "Han llegado" kam es kurz und knapp von ihm. Ich wusste, dass es so viel wie 'sind da' hieß und nickte ich hielt das Geld in seine Richtung und murmelte ein "Gracias." Schnell verließ ich das Taxi und schaute mich das erste Mal, seit ich hier war um. Ich stand vor dem Haus, in welchem Marc wohnte. Ich lief die Auffahrt hoch und war froh, dass Marc eine Hecke gepflanzt hatte. So konnte man mich von der Straße aus nicht mehr sehen. Ich setzte meine Kapuze ab und drückte auf die Klingel. Gleich würde ich erfahren, ob es wieder passiert war. Nach einiger Zeit, öffnete sich die Tür. Es hatte bestimmt drei Minuten gedauert, bis Marc an der Tür angekommen war. Jetzt stand er hier vor mir und starrte bloss auf den Boden. Lange Zeit sagte er gar nichts. Irgendwann ertönte ein leises schluchtzen von ihm und er hauchte mit brüchiger Stimme "Bit...bitte nicht...Nicht schon wied...wieder." Es war ohne Zweifel, dass er jemanden anders erwartete, genauso offensichtlich war es, dass er weinte. Ich vermutete das schlimmste. Ich vermutete, dass es wieder passiert war. Sanft legte ich meine Hand unter sein Kinn und drückte es leicht hoch. "Hey Marc, schh, alles in Ordnung. Ich bin es. Ich tue dir nichts." Sobald Marc meine Stimme hörte, blickte er hoch und sah mich aus Tränen verschleierter Sicht an. "Roman", kam es tonlos über seine Lippen. Zwei Sekunden später, fiel er mir um den Hals und weinte laut in meinen Hals. Immer wieder entwichen ihm unkontrollierte Schluchtzer. Ich war mir sicher, es war wieder passiert.
Ich legte meine Hände um seinen Rücken und strich immer wieder über diesen. Ich wusste, dass es jetzt nichts brachte etwas zu sagen. Marc musste sich erstmal ausheulen und brauchte einfach nur wen, der ihn hielt. Ich hob ihn sanft hoch und trug ihn in Richtung Schlafzimmer, nachdem ich die Tür mit dem Fuß zu gestoßen hatte. Marc klammerte sich haltsuchend an mich und schluchzte weiter in meinen Hals. Es tat unglaublich weh ihn so zu sehen und zu wissen, dass man eigentlich schon zu spät war und jetzt nur noch für ihn da sein konnte. Alles was ich tun konnten war, ihm zu helfen es zu verarbeiten, er musste es schon viel zu oft verarbeiten. Das war alles andere als fair und trotzdem passierte es immer ihm. Ich ließ mich mit ihm auf seinem großen Bett nieder. Panisch schüttelte er den Kopf. "Ist es hier passiert?", fragte ich einfühlsam. Er nickte und drückte dich noch enger an mich, während seine Tränen und seine Schluchtzer immer stärker wieder. Sofort stand ich auf und trug ihn runter ins Wohnzimmer. Doch auch dort drückte er sich fest an mich und verkrampfte sich. Ich hatte eine schlimme Vermutung. "Hier auch?", fragte ich ihn, er nickte und drückte sich so nahe an mich, wie es irgendwie ging. Ich ignorierte den Fakt, dass er ziemlich schwer wurde und fragte ihn noch eine letzte Frage. "Wie oft war er hier?" Es ertönte ein noch lauteres Schluchtzen, als eh schon. "Jeden Tag", kam es leise von ihm. Ich nickte, dass war mir genug Info. Ich nahm mein Rucksack, mit einer Hand und trug diesen zusammen mit Marc aus dem Haus raus. Raus aus dem Haus, in welchem irgendein Arschloch aus seinem Team ihn mehrfach vergewaltigt hatte. Es waren immer Leute aus seinem Team. Sie sahen ihn als leichtes Opfer an. Es stimmte, er war ein leichtes Opfer, ein verdammt leichtes. Ich hatte damals in Dortmund mitbekommen, wie schnell er Leuten verfiel. Es war nicht so, dass jemand von uns mit ihm geschlafen hätte. Allerdings hatte ich eine Anspielung gemacht, welche er falsch verstanden hatte und ängstlich versucht hatte seine Tränen zurück zu halten und mich zu überreden, nicht mit ihm zu schlafen. Er war da gerade zwei Tage bei uns. Ich hatte versucht ihn zu beruhigen, bis er sich irgendwann traute, mir zu erzählen, dass er in seiner alten Mannschaft immer vergewaltigt wurde. Ich versprach ihm damals, dass niemand von uns ihm so etwas an tun würde. Er begann aufzutauen und fasste Vertrauen. Er begann selbstsicherer zu werden und fing an sich selber zu schätzen zu wissen. Es dauerte verdammt lange, bis er ganz er selbst war. Dann wechselte er irgendwann zurück nach Spanien und hier ging das ganze wieder von vorne los. Er wurde von vorne bis hinten ausgenutzt, vergewaltigt und als leichtes Opfer für Sex angesehen. Sein Selbstbewusstsein, welches wir mit viel Geduld und vielen langen Nächten bei ihm aufgebaut hatten, verschwand innerhalb weniger Tage wieder komplett. Schließlich war ich in Spanien und besuchte ihn. Ich bekam mit, wie es passierte und hielt allen in seinem Team eine ordentliche Ansprache. Ich hatte das Gefühl sie hätten es verstanden und spätestens, als sich alle Reue voll bei ihm entschuldigten, dachte ich es würde besser werden. Anscheinend hielt das nicht besonders lange, denn diese Ansprache war erst zwei Monate her und nun erfuhr ich, dass es irgendwen gab, welcher seit einiger Zeit jeden Tag hier vorbei kam und Marc vergewaltigte. Dieser klammerte sich an mich und ich schwor mir, ihn nicht alleine hier zu lassen. "Hey, kleiner. Ich fahre in ein Hotel in Ordnung? Dann musst du nicht mehr in den Haus sein, ja?" Er nickte in meinen Hals. Ich öffnete die Beifahrertür und ließ ihn vorsichtig auf dem Sitz nieder. Sofort zischte Marc auf und noch mehr Tränen liefen aus seinen Augen. Dieses Arschloch hatte ihm weh getan und das wahrscheinlich nicht nur einmal. Ich unterdrückte meine Wut Marc zur liebe. "Geht es, oder willst du dich auf die Rückbank legen?", fragte ich ihn besorgt und strich durch seine zerzausten Haare. "Rückbank", kam es unter Schmerzen zurück. Ich hob ihn wieder hoch und legte ihn so vorsichtig wie irgendwie möglich auf die besagte Rückbank. Wenn der, der Marc das angetan hatte, auch nur in meine Nähe kam, dann war er sowas von Tod. Sobald Marc lag, rollte er sich auf die Seite, um möglichst wenig Schmerzen zu haben. Es liefen ihm weiter Tränen über die Wange, immer wieder schluchtzte er unterdrückt auf. Ich musste mich verdammt zurück halten, um Marc nicht spüren zu lassen, wie sauer ich gerade war. Das würde keinen helfen und gerade jetzt, brauchte er einfach jemanden, der auf ihn aufpasste und für ihn da war. Da war es wohl kaum hilfreich, wenn ich mich in seiner Anwesenheit über den Typ aufregte, der ihm das angetan hatte. Ich wusste, dass ich den Namen von dem Mann nie erfahren würde, Marc hatte noch nie Namen genannt. Anfangs hatte ich es darauf geschoben, dass er die Personen nicht entlarven wollte, aber mittlerweile hatte ich verstanden, dass er die Namen einfach nicht aussprechen konnte, ohne alle Wunden wieder aufzureißen. Deswegen fragte ich ihn auch nie nach den Namen der einzelnen Personen. Alles was ich wissen musste, war, dass es wieder jemand getan hatte. So schnell ich konnte, ohne alle möglichen Verkehrsregeln zu brechen, die leider auch in Sevilla galten, fuhr ich zu einem Hotel. Ich hatte extra eins ausgesucht, von welchem ich wusste, dass Marc dort noch nie war, so konnte er auch keine schlechten Erinnerungen mit diesem teilen. Jedesmal, wenn ich etwas zu stark um eine Kurve fuhr ertönte von hinten ein leises Wimmern. Ich gab mein bestes möglichst vorsichtig zu fahren, um ihm nicht mehr Schmerzen als eh schon zu bereiten. Sobald ich auf dem erst besten Parkplatz des Hotels gehalten hatte, stieg ich aus und holte Marc aus dem Auto. Er klammerte sich sofort an mich. Ich strich ihm über den Kopf, während ich das Auto abschloss. "Kannst du laufen?", fragte ich ihn leise. Ich wusste, dass er in Spanien bekannt war und wollte ihm die Artikel und Spekulationen ersparen, die es über uns geben würde, wenn ich ihn trug. Wenn er jedoch nicht gehen konnte, dann würde ich ihn ohne Umstände tragen. Er nickte und löste sich von mir. Er stellte sich gerade hin und ging einen Schritt. Ich sah, wie er die Zähne zusammen biss und ein schmerzvolles Geräusch unterdrückte. "Wenn es nicht geht, sag Bescheid", gab ich ihn zur Kenntnis. "Passt schon, ich habe die letzten Tage ja auch das Training geschafft, dann werde ich ja wohl jetzt auch in ein Hotel laufen können." Ich wusste, dass er sich um eine sichere und überzeugende Stimme bemühte. Jedoch scheiterte er ziemlich. Man hörte, dass er geweint hatte und auch jetzt am liebsten auf der Stelle in Tränen ausbrechen würde. Ich beschloss möglichst schnell, mit ihm auf ein Zimmer zu kommen, damit er sich erstens hinlegen konnte und zweitens aufhören konnte seine Tränen und Gefühle unterdrücken zu müssen. Ich hatte eben gesehen, wie ihm eigentlich zumute war. Er hatte alle Mauern fallen lassen und sich einfach nur an mich geklammert und Halt gesucht, während er in meinen Hals weinte. Ich wusste, dass genau das, das war, was er gerade fühlte und er hatte diese Mauern nur wieder aufgebaut, damit es keine Bilder oder so was gab. Das war mir bewusst und mir war auch bewusst, wie Kräftezehrend es sein musste, seine Gefühle so sehr zu unterdrücken. Ich wollte ihn davon so schnell wie möglich befreien und deshalb schnell auf ein Hotelzimmer. "Soll ich schon Mal ein Zimmer holen?", fragte ich Marc, um eine ruhige Stimme bemüht. Ich griff nach meinem Arm. "Lass mich nicht alleine. Ich kann das ohne dich nicht." Er sah mich mit flehenden Augen an, in welchen die Tränen nur so schimmerten. Ich nickte und ging langsam neben ihm her. Ich wusste, dass jeder Schritt eine Qual für ihn war, und doch ließ er sich nicht Tragen. Kaum waren wir an der Rezeption angekommen, klärte er uns ein Zimmer auf Spanisch. Ich muss wohl kaum extra erwähnen, dass ich kein Wort verstand. Wir hielten kurze Zeit später jedoch einen Schlüssel mit der Zimmernummer 542 in der Hand. "Wir müssen in den fünften Stock und dann nach rechts", erklärte Marc mir netterweise. Ich nickte und lotste ihn in Richtung des Schildes, mit dem Fahrstuhl drauf. Kaum waren wir in diesem und die Türen geschlossen, ließ Marc sich erschöpft gegen mich fallen. Ich hielt ihn fest und legte meinen Kopf auf seinen. "Du machst das super großer, ich bin stolz auf dich", murmelte ich in seine Haare und starrte die Wand gegenüber an. "Kannst du mich tragen?", kam es leise von Marc. Ich sah zu ihm und merkte, dass ihm wieder Tränen über die Wangen liefen. Ich nickte und strich die Tränen vorsichtig weg. Ich hob meinen besten Freund hoch. Zusammen verließen wir den Fahrstuhl, als dieser den fünften Stock anzeigte. Ich bewegte mich nach rechts weg und zählte die Zimmernummern, während Marc sein Gesicht in meiner Schulter versteckt hielt. 39...40...41...42. ging doch. Ich öffnete die Tür, so als diese hinter mir geschlossen war, trug ich Marc zu dem großen, flauschig aussehenden Bett und legte ihn vorsichtig seitlich auf dieses. Sofort verkrampfte er sich zu einer Embryohaltung und weinte Hemmungslos in das Bett. Ich setzte mich neben ihn und strich sanft durch seine Haare. "Schlaf etwas, ich bleibe bei dir und passe auf, in Ordnung?" Er nickte etwas und schloss seine Augen. Ich streichelte weiter seinen Kopf und wartete, bis ich mir komplett sicher war, dass er schlief. Dann stand ich auf und ging in das über große Badezimmer. Dort wählte ich sofort Marcos Nummer. Dieses Mal ging auch tatsächlich Marco dran und nicht Nico. "Wie geht es ihm?", kam es direkt von ihm. Ich seufzte "Es ist wieder passiert. Mehrmals von dem selben", erwiderte ich, wobei ich darauf achtete, nicht zu laut zu werden, um Marc nicht aufzuwecken. "Ist er so wie als er bei uns ankam?", kam es direkt von Marco zurück. Ich schüttelte den Kopf, auch wenn er es nicht sah. "Nein. Es ist schlimmer, viel schlimmer. Ich weiß nicht, ob ich ihn da jemals wieder raus kriegen und erst Recht nicht in den paar Tagen", erklärte ich die Lage. Ich hörte ein frustriertes Seufzen. "Er soll wieder her kommen", kam es schließlich von Marco. Es war wie ein Befehl. "Er kann nicht, sein Verein ist in Sevilla." "Du verstehst nicht Roman. Wenn er mit dem ganzen jemals wieder fertig werden soll und irgendwann Mal wieder der Marc sein soll, den wir damals nur mit Mühe kennenlernen durften, dann muss er da weg. Wenn es wirklich so schlimm ist wie du sagst, dann hält er nicht ein weiteres Mal aus und da er selber nicht in der Lage ist sich davor zu schützen, müssen wir das machen. Wir haben das schon Mal gemacht, wir wissen wie das funktioniert und wie wir mit ihm umgehen müssen. Bring ihn mit, wenn das jemals wieder besser werden soll. Hier ist er sicher. Das wird er dort nie sein." Ich seufzte. Marco hatte Recht. "Wie soll ich es begründen, dass ich ihn einfach so mitnehme und er nicht wiederkommt? Was soll ich den Verein sagen?", fragte ich ergeben. "Sag ihnen die Wahrheit, dass es ihm in Sevilla unglaublich schlecht geht und er dort nicht länger spielen kann. Sag am besten noch, dass es kein Statement oder so geben wird." "Na gut, es wird mich zwar nahezu jeder hassen, wenn ich das so sagen und Marc dann einfach mitnehme, aber das ist er Wert." "Danke, dass du das machst. Es glauben übrigens alle, dass du familiäre Probleme hast. Ich dachte, das kann man im Notfall am besten aus schmücken." Ich lächelte. "Danke. Achja Marco? Ich würde gerne so schnell wie möglich nach Dortmund fliegen, aber aktuell kann Marc nur liegen und nicht sitzen etc." "Okay, ich kläre, dass euch ein Flugzeug abholt, in dem ihr möglichst alleine seit, mit genug Platz, sodass er liegen kann." "Danke echt." "Nicht dafür." Damit war das Gespräch beendet und ich ging zurück zu Marc. Er lag immer noch schlafend auf dem Bett, allerdings schien er sehr unruhig zu schlafen. Immer wieder drehte er sich und schüttelte den Kopf. Ich sah den Schweiß auf seiner Stirn glänzen. Spätestens, als er anfing um sich zu schlagen und immer wieder "NEIN!" schrie, wusste ich dass er einen Alptraum hatte. Wahrscheinlich von den Geschehen der letzten Tage oder Wochen. Er hörte auf zu schreien, bloss ein leises Flüstern, welches ich kaum verstand, verließ seine Lippen "Bitte nicht..." Daraufhin, liefen ihm nur noch stumme Tränen aus den Augen. Sah es so aus, während es passiert? Ich konnte ihn das einfach nicht nochmal durch leben lassen. Ich setzte mich zu ihm und zog ihn an mich. "Hey Marc, wach auf. Du hast geträumt, alles ist in Ordnung. Es ist nicht nochmal passiert." Ich redete auf ihn ein und strich durch seine verschwitzten Haare. Langsam wurde er wach, kaum hatten seine Augen mich fokussiert klammerte er sich an mich und schluchtzte laut auf. "Roman", kam es von ihm in meinen Pulli. Ich strich durch seine Haare. "Er war wieder da. Es ist wieder passiert." Weinte er in meinen Schoss, auf welchem er lag. Sein Gesicht war in meinen Bauch vergraben. Ich bemühte mich um eine beruhigende Stimmung und zog ihn von meinem Schoss an meinen Oberkörper. Er schlang seine Arme um meinen Hals und weinte in meine Halsbeuge. "Schh, es war nur ein Traum. Er ist nicht hier. Du bist in Sicherheit, ich bin da und passe auf, versprochen", redete ich beruhigend auf ihn ein. Es war definitiv viel schlimmer, als die anderen Male, er hatte noch nie solche Träume gehabt. Ich hatte mich immer gewundert, wie er es so wegstecken konnte. Umso mehr zeigte es mir, dass es dieses Mal nahezu unmöglich sein würde ihn wieder aufzubauen. Aber wir würden es versuchen, wir würden alles versuchen, um ihn glücklich zu machen. Er hatte es verdient glücklich zu sein, mehr als jeder andere. Er musste schon so viel Scheiße erleben und aushalten, er hatte es sowas von verdient glücklich zu sein. "Ich habe mit Marco telefoniert. Er und ich wollen, dass du hier raus kommst, komm wieder mit nach Dortmund. Das Team ist immer noch da, auch wenn ein paar fehlen. Wir werden dir alle helfen, wir werden dich überall unterstützen, wo wir es nur können. Komm bitte mit und lass das hier endgültig hinter dir. Du weißt, dass du dort sicher bist." Er löste sich etwas von mir, aus verweinten Augen sah er mich an. "Ich kann hier nicht einfach weg. Was sollen denn alle denken? Ich kann nicht Wortlos verschwinden und dann bei euch wieder auftauchen, bei dem Verein, von welchem ich gekommen bin." Ich sah ihm fest in die Augen. "Doch Marc, genau das kannst du. Ich gebe es bekannt und sage, dass du kein Statement abgeben wirst. Es ist scheiß egal, was alle denken. Wir wissen beide, dass du das nicht noch einmal aushalten würdest. Deine Gesundheit ist wichtiger, als das, was die Leute denken. Du musst lernen, dass du wichtig bist, du und wie es dir geht. Dass es dir hier nicht gut geht, ist offensichtlich, also lass das hinter dir und lass dir von uns helfen." Er schüttelte den Kopf, während ihm stumme Tränen aus den Augen liefen. "Dieses Mal ist es schlimmer, ihr könnt nichts mehr machen. Ich bin ein Wrack, lass mich einfach hier und vergiss mich. Es ist besser so, für alle Beteiligten. Ich bin eh nicht mehr lange, ich habe schon so oft mit dem Gedanken gespielt das alles zu beenden, ich denke bald ist es soweit. Ich bin kaputt Roman, dieses Mal könnt ihr mich nicht mehr flicken." Ich schüttelte den Kopf. "Nein Marc. Es ist noch nicht zu spät. Du hast Recht, es ist schlimmer als sonst, aber glaub mir, wir kriegen das hin. Es wird schwerer werden und es wird vor allem länger dauern, aber wir schaffen das. Alle zusammen." Ich sah ihn fest an. "Roman..", begann er. Ich schüttelte den Kopf "Vertraust du mir?" Er sah mich ebenfalls an. Weiterhin liefen die Tränen nur so über seine Wangen. Eine ganze Zeit sahen wir uns bloss an. Ich wusste, dass er gerade einen inneren Kampf aus trug, ob er mitkommen sollte oder ob er hier blieb. Ich wusste, wie wichtig dieser Kampf war. Es war ein Kampf zwischen der Frage, ob er seinen Leben noch eine letzte Chance gab, oder ob er es beendete. Schließlich nickte er zögerlich. Ich lächelte ihn an und zog ihn in meine Arme. "Danke, danke dass du dich dafür entschieden hast. Auch wenn du es dir gerade nicht vorstellen kannst, aber du bist mir unglaublich wichtig. Ich hätte es nicht ertragen können, wenn du hier geblieben wärst." "Ich kann dir nichts versprechen, aber ich werde es versuchen", murmelte er in meinen Hals. Ich nickte und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. "Ich bin so stolz auf dich, das war der erste entscheidene Schritt in die richtige Richtung." Er versuchte sich ebenfalls ein kleines Lächeln auf die Lippen zu zwingen. Ich schüttelte jedoch direkt den Kopf. "Nein, das kennst du doch. Keine Emotionen, die du nicht so meinst. Damit fangen wir gar nicht erst an, lächel, wenn dir nach lächeln zu mute ist, schreie, wenn dir nach schreien zu mute ist und Weine, wenn dir nach weinen zu mute ist. Das musst du dir merken, zwinge dich nicht zu irgendwelchen Emotionen, dass geht bloss nach hinten los." Er nickte und sofort verschwand das lächeln wieder, stattdessen verließ eine weitere Träne sein Auge. "Ich bin so ein Wrack, ich kann ja nicht Mal schlafen, ohne, dass du mich trösten musst. Ich bin doch nur eine Last für dich", weinte er und teilte mir so seine eigentlichen Gedanken mit. Ich zog ihn zurück an meine Brust. "Nein Marc, du bist keine Last. Ich wusste, was mich erwartet, also gebe dir nicht die Schuld. Komm in meinen Arm und schlaf da. Vielleicht kannst du da ja ein bisschen besser schlafen", bot ich ihm an. Zögerlich drehte er sich seitlich auf meinem Schoß, sodass er keine Schmerzen hatte und kuschelte sich an mich. Ich lehnte mich, mit ihm auf dem Schoss an die Wand an und schloss meine Arme um ihn. Er bettete seinen Kopf auf meiner Brust und schloss die Augen. Ich nahm die Decke und legte sie um seine Schultern. Ich begann mit meinen Fingern kleine Muster auf seine Haut zu malen und leise ein Lied zu Summen. Ich hatte es schon damals immer gesummt, wenn er nicht schlafen konnte, er hatte mir Mal erzählt, dass es seine Mutter auch immer so getan hatte. Tatsächlich funktionierte das ganze immer noch, denn keine fünf Minuten später, vernahm ich das gleichmäßige heben und senken seiner Brust.

•••

Also erstmal Hey, dass war zwar kein offizieller Wunsch, aber ich hoffe er hat euch trotzdem gefallen. Ich sollte den os eigentlich für den Adventskalender schreiben, aber ich konnte nicht warten, bis es Dezember wäre, deswegen kommt er jetzt schon. Lasst gerne einen Kommentar mit eurer Meinung da.

~4536 Wörter

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