19.12. 🎄
Brandt×Goretzka
Für ariane0enaira
Pov. Leon;
Besorgt musterte ich Jule durch den Display meines Handy. Eigentlich hatte ich gedacht er hätte seine Selbstzweifel, die ihn schon am Anfang unserer Beziehung immer wieder geplagt hatten, langsam überwunden, doch seit dem Drama mit der deutschen Meisterschaft war es nur noch schlimmer geworden. Jule fühlte sich mitverantwortlich. Das hatte er mir zwar nie eindeutig gesagt, aber ich wusste es trotzdem, ich spürte es einfach. Er fühlte sich schuldig, daran, dass der Bvb die Meisterschaft nicht hatte holen können und somit nicht nur sein Traum, sondern auch der von Millionen Fans wie eine Seifenblase zerplatzt war.
Der für die Dortmunder so dunkle Tag war zwar schon ein gutes halbes Jahr her, doch für meinen Freund machte das keinen wirklichen Unterschied. Auch die Tatsache, dass seine Leistungen sowohl in der letzten als auch in dieser Saison mehr als nur gut waren, interessierte den Jüngeren nicht. Da halfen auch die typischen Floskeln wie 'Das wird schon wieder' nichts.
Und ganz ehrlich; ich konnte ihn verstehen. Mir wäre es wahrscheinlich genauso gegangen.
"Leon?", riss mich Jules fragende Stimme wieder aus meinen Gedanken," Hörst du mir überhaupt zu?"
"Wie geht es dir Jule?", stellte ich die Gegenfrage ohne auf seine vorherige Frage einzugehen.
"Was?" Irritiert sah er mich an.
"Wie geht es dir?", wiederholte ich meine Frage unbeeindruckt.
"Äh... gut?", antwortete der Jüngere schließlich fragend," Warum?"
"Weil ich mir Sorgen um dich mache"; sprach ich gerade heraus an, obwohl ich wusste, dass er seine Selbstzweifel, aus Angst, Schwäche zu zeigen, nie freiwillig zugeben würde. Julian machte lieber auf heile Welt und log alles und jedem etwas vor.
"Warum machst du dir Sorgen um mich?" Mein Freund lachte leicht, doch ich wusste ganz genau, dass ihm klar war, was ich meinte und worauf ich anspielte.
"Jule, mach mir doch bitte nichts vor"; brach nun das aus mir heraus, was ich mir schon so lange dachte," Ich kenne dich doch. Seit der Meisterschaft bist du wie ausgewechselt. Du bist nicht mehr wie früher. Früher hast du dich über jede verdammte Kleinigkeit gefreut, hattest immer dein Jule-Lachen auf den Lippen und warst einfach glücklich. Und jetzt, seit Mai.... du bist immer so fertig, so teilnahmslos. Denkst du, ich merke nicht, dass du dir selbst die Schuld daran gibst, dass es nicht geklappt hat? Denkst du, ich merke nicht, was du für Selbstzweifel hast?"
Während meinem kleinen Ausbruch waren dem Jüngeren die Tränen gekommen, die er so lange zu unterdrücken versucht hatte.
Erwartungsvoll, was er gleich tun oder sagen würde, sah ich zu meinem Freund. Aber er tat nichts. Er saß einfach nur da. Mit starr nach unten gerichtetem Blick und dem Ärmel, der sein Gesicht fast komplett verdeckte.
"Rede doch bitte mit mir", flehte ich nun schon fast," Bitte."
"Du hast doch keine Ahnung, wie sich das anfühlt", begann Jule nun mit belegter und doch bebender Stimme; er musste sich wirklich zurückhalten, hier jetzt keinen Heulkrampf zu bekommen. "Du hast doch keine verdammte Ahnung, wie das ist"., wurde er nun lauter," Du spielst beim großen FC Bayern. Du kennst das Gefühl, so erbärmlich und unverdient zu verlieren doch gar nicht. Weißt du, ich gehe jeden Tag ins Training, gebe alles und gehe danach noch in den Kraftraum und mache Einzeltraining und trotzdem reicht es nicht. Immer und immer wieder enttäusche ich Edin mit meiner miserablen Leistung und dann kommst du um die ecke und erzählst mir, dass ich stolz auf mich sein kann und du es auch bist. Einen Scheiß bist du. Mir ist es ein verficktes Rätsel, warum Edin mich immer und immer wieder aufstellt, obwohl er weiß, dass ich es nicht kann. Ich weiß es nicht. Aber es ist ja auch egal; nächste Saison spiele ich eh woanders. Irgendwo, wo ich mithalten kann. Der Bvb will mich nach dieser Saison sicherlich nicht mehr."
Wow. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Wenn ich meine Rede gerade schon als Ausbruch bezeichnet hatte, dann weiß ich nicht, was das hier ist.
Jule hatte seinen Blick wieder von mir abgewandt, hatte seinen Kopf auf seinen Händen abgestützt und atmete schwer.
Ich hingegen löste mich langsam aus meiner Starre und doch hatte ich nicht die leiseste Ahnung, was ich jetzt sagen sollte. In meinem Inneren fasste ich aber den Entschluss, nach dem Telefonat sofort meine Sachen zu packen und nach Dortmund zu fahren. Ich hatte hier eh nichts mehr vor. Eigentlich hatten wir zwar beschlossen, Weihnachten getrennt bei unseren Familien zu verbringen, weil keiner seine Familie verletzen wollte, aber das war mir gerade herzlich egal. Sollte meine Familie doch denken, was sie wollte. Jule war gerade wichtiger.
"Sag mir, wie ich dir helfen kann, Jule"; flehte ich mit gedämpfter Stimme, doch Jule schüttelte nur verzweifelt den Kopf; bestimmt war er nicht mehr dazu in der Lage etwas zu sagen.
"Ich will das alles nicht mehr", gluckste der Jüngere schließlich mit weinerlicher Stimme.
"Was willst du nicht mehr?"
"Na das alles hier", wurde er nun wieder lauter," Nie bin ich gut genug. Ich kann die ganzen Anforderungen von den ganzen Leuten einfach nicht erfüllen."
"Du bist genug, Jule. Glaub mir das doch bitte mal."
"Das sagst du nur, damit ich mich besser fühle", meinte Jule leichtfertig, was mich den Kopf schütteln ließ.
"Nein, das stimmt nicht und das weißt du.", erwiderte ich mit fester und überzeugter Stimme," Hast du überhaupt eine Ahnung, wie wichtig du mir bist? Und was für ein guter Fußballer du bist. Du hast tausende Fans die dich von oben bis unten verehren. Außerdem geht es doch nicht immer nur um den Fußball. Was würde ich denn ohne dich machen? Du bist für mich das wichtigste in meinem Leben, Julian. Und da bin ich bei weitem nicht der Einzige. Was meinst, wie wichtig du Kai bist? Weißt du, wie sehr der dich in London vermisst? Oder deine Kollegen in Dortmund? Oder deinem Trainer? Jeder weiß, wie wichtig du für die Mannschaft bist. Auf und neben dem Platz. Warum kannst du das nicht einfach mal so hinnehmen und akzeptieren?"
Inzwischen hatte sich auf Jules Lippen ein kleines aber feines Lächeln gezaubert.
"Tut mir leid, Jule, aber ich muss jetzt auflegen", entschuldigte ich mich und augenblicklich war Jule Lächeln verschwunden," Wir sehen uns heute Abend wieder, okay?"
Und damit log ich nicht. Spätestens in sechs Stunden würden wir uns wiedersehen und zwar nicht über das Display sondern live. "Okay"; gab Jule schließlich nach und auch wenn es mir im Herzen weh tat, ihn so traurig zurückzulassen, so musste ich dennoch auflegen, damit ich so schnell wie möglich in Dortmund ankam.
In Windeseile packte ich ein paar Sachen zusammen und fuhr dann mit dem Auto auf die Autobahn. Während ich fuhr, meldete ich mich noch schnell bei meinen Eltern und sagte für Weihnachten ab. Begeistert waren sie zwar nicht, doch sie verstanden es und waren, nachdem ich ihnen versichert hatte, dass wir es nachholen würden, auch zufrieden und freuten sich stattdessen darauf, Silvester mit mir zu verbringen. Ein Kompromiss, mit dem ich sehr gut leben konnte.
Zum Glück kam ich gut durch und war nach knapp sechseinhalb Stunden in Dortmund bei Julian angekommen.
Nachdem ich meine Tasche auf dem Kofferraum geholt hatte, klingelte ich an der Tür meines Freundes, welcher mir wenig später die Tür öffnete.
An seinen roten Augen sah ich, dass er nach unserem Telefonat wohl noch weiter geweint haben musste. Ohne auf seinen überraschten Blick einzugehen zog ich den Jüngeren in meine Arme und heilt ihn einfach nur fest. Ich hatte den Eindruck, dass er das gerade mehr brauchte, als alles andere.
Bestimmt fünf Minuten standen wir einfach nur da, bis Jule sich langsam von mir löste und mich unverständlich ansah.
"Was machst du hier, Leon?", wollte er wissen.
"Für dich da sein", erklärte ich schulterzuckend.
"Aber deine Familie...?"
"Ist mir derzeit nicht so wichtig wie du", unterbrach ich ihn, ohne meine Hände von ihm zu nehmen," Dir geht es gerade schlecht und da will ich für dich da sein."
"Danke, dass du da bist."
"Du musst dich nicht bedanken. Aber was du versuche musst, ist, deine Selbstzweifel in den Griff zu bekommen. Ich weiß, dass geht nicht von heute auf morgen und dass es nicht einfach ist, ist mir auch klar, aber du musst es versuchen und dir vielleicht auch Hilfe holen. Sonst gehst du daran kaputt." Eindringlich sah ich in Julians blaue, traurig aussehender Augen.
Leicht lächelnd nickt er. "Versprochen."
Daraufhin verwickelte ich ihn wieder in einen gefühlvollen, zuversichtlichen Kuss.
"Und jetzt lass uns ganz in Ruhe Weihnachten feiern", schlug ich schließlich vor," Kein Wort über Fußball."
"Kein Wort", bestätigte der Jüngere lächelnd, ehe er mich wieder an seine Lippen heranzog.
Letzte Klausur heute woho; dann ist es endlich vorbei und Weihnachten kann kommen🎉😭
Wer von euch steckt noch in der Klausurenphase oder seit ihr schon alle durch?
Ich bin ja echt dankbar, dass ich zur Schule gehen kann, aber Klausurenphasen sind echt der Killer😅😂
Uuuund heute kommt nach vier Wochen endlich der Gips ab; ich freuuue mich
Habt einen schönen Tag❤
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