Es war nur ein Augenblick, eine Sekunde, in der dieser Ausdruck in seine sonst so kühlen Augen stand. Enrion schaute zu dem hochgewachsenen Mann mit den breiten Schultern, dessen kurze, braune Haare wie auch die dunkelbraunen Augen leicht im Sonnenlicht schimmerten. Soso. Ich habe dich durchschaut, Kal. Dieser Mann war sein Leibwächter, mit dem er gerade von seinem Besuch aus dem Nachbarreich zurückgekehrt war. Kal begleitete ihn – den Prinz des Landes – und sorgte für seine Sicherheit.
Enrion kannte Kal, seit sie Kinder gewesen waren, und er hatte sich seitdem kaum verändert. Sein Leibwächter und bester Freund war kühl, besonnen und absolut loyal. Er wusste, dass er ihm ohne Bedenken sein Leben anvertrauen konnte. Dass Kal diesen Ausdruck in den Augen gehabt hatte, reizte Enrion. Kommt er etwa aus dem Schneckenhaus? Würde sein bester Freund endlich etwas für sich selbst beanspruchen?
Das, worauf er diesen Blick geworfen hatte, war niemand anderes als Enrions Kammerdiener, Ilenn. Dieser half im Garten, wenn Enrion außer Haus war. Der Prinz wusste, dass Ilenn eine grüne Seele hatte und Pflanzen über alles liebte, so war sein Zimmer immer mit schönen Blumen geschmückt. Gerade in diesem Moment fuhr Ilenn über die Blätter einer Orchidee und roch an ihr.
Das Licht ließ Ilenns weißblondes Haar schimmern und seine leicht gebräunte Haut stand im Kontrast zu diesem. Ilenn ähnelte einer zarten Blume, denn er war eher schlank gebaut, hatte elegante Gesichtszüge und volle Lippen. Die Augen hatten einen außergewöhnlichen Grünton, der ins Türkise überging.
Kal trat neben seinen Prinzen, behielt die Umgebung im Auge, auch wenn sein Blick immer wieder zu dem Mann wanderte, der zärtlich über die Blütenblätter strich. Das Bild, wie dieser auf ihm lag, diese Finger über seine Brust strichen, derselbe Ausdruck in den Augen, setzte sich in Kals Kopf fest, auch wenn er es nicht wollte. Dieser Mann war eine Blume, die den Frühling ankündete. „Lasst uns gehen, mein Prinz. Ihr hattet eine anstrengende Reise und solltet Euch ausruhen."
Ach Kal. Enrion seufzte und lief in Richtung seiner Gemächer, Kal folgte ihm. Ihre Wege trennten sich, nachdem er sein Zimmer betreten hatte, und Kal machte sich auf den Weg in das seine. Er war ebenfalls erschöpft, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ. Mit geschmeidigen Bewegungen entkleidete er sich, um in den Waschraum zu gehen. Den Luxus, einen eigenen zu besitzen, wenn er auch klein war, schätzte er mehr als alles andere. So begann er sich mit Wasser abzuspülen und zu waschen.
Währenddessen war Ilenn in den Waschraum des Prinzen getreten. Er fuhr mit dem Tuch über die Arme des Prinzen, während dieser die Augen schloss. „Wie war Eure Reise? Habt Ihr Eure angestrebten Ziele erreicht?", fragte er mit weicher Stimme.
Enrion öffnete die Augen und schauten ihn an. „Ja, es ist besser gelaufen als gedacht. Dennoch steht noch etwas im Raum. Um den Frieden zu sichern, wird die Prinzessin des Landes einen Gemahl aus unserem Reiche wählen. Wer das ist, steht jedoch noch nicht fest. Sie wird in den nächsten Tagen anreisen, um diesen zu wählen", sagte Enrion.
Die Prinzessin des Landes... Ilenn hatte schon viel von ihr gehört. Sie soll unbeschreiblich schön und klug sein. „Dann hoffen wir auf das Beste", sagte er mit einem sanften Lächeln.
Enrion setzte sich langsam auf, schaute zu seinem Kammerdiener. Ilenn hatte diese Position seit fünf Jahren inne und es hatte nie eine Beschwerde gegeben. „Ilenn. Bring Kal doch ein Handtuch, ich bin mir sicher, dass er es vergessen hat."
Überraschung trat in das Gesicht des Kammerdieners, dennoch würde er nicht gegen die Anweisung des Prinzen gehen. Er wusste, dass Kal und der Prinz eine enge Freundschaft pflegten. Mit einem Nicken erhob er sich und machte sich auf den Weg.
Als er vor der Tür des Leibwächters stand, klopfte er höflich. Leider erhielt er keine Antwort, auch nicht nach dem zweiten Klopfen. Ist er fort? Seine Hand legte sich an die Türklinke und drückte sie nach unten. Ohne weiteres öffnete sich die Tür und er trat ein. Geräusche erklangen aus dem kleinen Nebenraum, was Ilenn beruhigte. Er wäscht sich also. Er würde das Handtuch neben den Eingang des Waschraums legen, sodass Kal es schnell finden würde.
Gerade, als er sich nach unten beugte, um es abzulegen, erschienen nackte Beine in seinem Blickfeld und eine tiefe Stimme erklang: „Was tust du hier?" Diese Stimme, der Ton jagten Ilenn einen Schauer über den Rücken. Er schaute auf und erblickte den nackten Körper des Mannes, dessen Augen glühten. Straffe, definierte Muskeln, die sich unter der gebräunten Haut abhoben. Breite Schultern und ein unnachgiebiges Kinn und diese Hände. Die Hände waren groß, viel größer als Ilenns.
Erstaunt öffnete Ilenn den Mund, doch er konnte nichts sagen. Sein Herz schlug schnell in seiner Brust, drohte dieser entspringen zu wollen. Seine Hände krallten sich in das Handtuch. „Ilenn", erklang erneut Kals Stimme und eine Hand hob sich, legte sich an seine Wange. Die Berührung ließ seine Haut kribbeln und Panik wuchs in ihm. Wortlos drückte er dem Mann das Handtuch in die Hände, drehte sich um und rannte aus dem Raum. Erstaunt schaute Kal Enrions Kammerdiener nach.
Als Ilenn in seinem eigenen Zimmer ankam, rutschte er keuchend an der geschlossenen Tür nach unten. Sein Herz schlug wild in seiner Brust und wollte sich nicht beruhigen. Das Bild von Kals nacktem Körper erschien erneut vor seinen Augen und ein Stöhnen entkam ihm. Seine Erregung drückte gegen seine Hose, der Grund, weshalb er aus dem Zimmer geflohen war. Er hat es nicht bemerkt. Bitte lass es ihn nicht bemerkt haben.
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