DAY X /EPILOG
Der Duft von Gänsebraten, Rotkohl und warmen Klößen erfüllt unser Esszimmer. Der moderne Tisch aus Holzbohlen ist festlich gedeckt – schlichte weiße Teller mit einem goldenen Rand, bordeauxfarbene Stoffservietten und in der Mitte ein Adventskranz aus duftender Tanne mit vier leuchtenden, roten Kerzen.
Die Gläser sind halb gefüllt mit tiefrotem Wein, und der warme Schein des Kaminfeuers lässt die gesamte Szene wie aus einem Weihnachtsfilm wirken.
Der Tannenbaum, den wir gemeinsam geschmückt haben, steht neben dem Fenster und glitzert klassisch in goldenen und roten Ornamenten. Kleine Lichterketten schlängeln sich durch die sattgrünen Zweige und werfen sanftes Licht auf die Geschenke, die wir schon vor Tagen vorfreudig darunter platziert haben. Im Hintergrund läuft leise ein altes Weihnachtslied.
Ich hebe meinen Blick vom Teller und schaue zu Vito, der mir zufrieden gegenüber sitzt. Seine grüngrauen Augen glänzen im warmen Licht, während er mir Rotwein nachschenkt, und sein Lächeln lässt mein Herz ein bisschen schneller schlagen.
Ich hebe mein Glas. "Auf unser erstes gemeinsames Weihnachten in unserem ersten gemeinsamen Zuhause."
Vito hebt ebenfalls sein Glas, unsere Blicke treffen sich. "Auf uns und auf alles, was kommt."
Wir stoßen an und für einen Moment ist es, als würde die Welt stillstehen. Es ist unser erstes Weihnachten in Vitos Haus, das ich Anfang des Jahres bezogen habe. Unser Zuhause. Und es fühlt sich wie das Richtige an – wie das, was immer hätte sein sollen.
Das Jahr war voller Ereignisse, ein schönes Erlebnis hat sich an das nächste gereiht. Es war ein tolles Jahr und wir hatten glücklicherweise viel mehr zu lachen als zu weinen.
Im Sommer waren wir mit Pepe, Asya und Nino in Mexiko im Urlaub; im Herbst haben wir Sean und Kaylas Hochzeit gefeiert. Es gab viele Geburtstage, Wochenendtrips und abermillionen kleiner Momente, in denen ich einfach nur glücklich war.
So glücklich, wie heute.
Nachdem wir gegessen haben, räumen wir gemeinschaftlich den Tisch ab und setzen uns vollgefuttert auf die Couch, direkt neben den prächtig funkelnden Baum. Meine Aufregung steigt, als wir die Geschenke auspacken.
Ich schiebe Vito das große, sorgfältig eingepackte Paket zu, das ich schon vor Wochen für ihn vorbereitet habe.
"Das ist für dich", sage ich mit einem kleinen Lächeln und beobachte, wie seine Augen neugierig aufleuchten.
"Ganz schön schwer", kommentiert er, während er das Papier abzieht. Als der Plattenspieler zum Vorschein kommt, den ich ihm gekauft habe, bleibt er kurz sprachlos.
"Ein Plattenspieler", murmelt er schließlich, während er mit den Fingern über das Gerät fährt, als könne er kaum glauben, dass es real ist. "Den wollte ich schon immer.."
"Ich weiß", unterbreche ich ihn und lächele. "Du hast es ungefähr 50 Mal erwähnt. Jetzt kannst du endlich die ganzen alten Elvis-Platten von deinem Opa hören."
Er schmunzelt gerührt und rutscht näher zu mir, um mich zu küssen. "Du bist unglaublich. Wirklich unglaublich. Danke Yuna, das bedeutet mir viel."
Doch dann merke ich, wie er plötzlich unruhig wird. Er legt den Plattenspieler vorsichtig auf den kleinen Couchtisch aus Marmor, holt tief Luft und greift in die Tasche seiner feinen grauen Stoffhose. Als er eine kleine, rote Schachtel hervorzieht, setzt mein Herz für einen Moment aus.
Er blickt mich an, seine grünen Augen voller Wärme.
"Yuna", beginnt er, und seine Stimme ist ungewohnt sanft, fast zittrig. "Eigentlich wusste ich schon mit 18 Jahren, dass du die Eine bist. Die Frau, mit der ich mein ganzes Leben verbringen will. Und auch wenn wir uns damals verloren haben, hat das Schicksal uns wieder zueinander geführt und wir haben eine zweite Chance bekommen. Seit dem Urlaub auf Mallorca letztes Jahr bin ich der glücklichste Mensch der Welt, einfach nur, weil du da bist. Du machst jeden Tag heller, jeden Kampf leichter, und mein Leben bunter. Du bist das Beste, was mir je passiert ist und ich will für immer und ewig der Mann an deiner Seite sein."
Er öffnet die Schachtel langsam. Darin schimmert ein schlichter, eleganter Ring. Gold, mit einem hübschen Diamanten. Er räuspert sich, Tränen schimmern in seinen Augen. "Deshalb will ich dich fragen, ob du meine Frau werden willst."
Tränen steigen mir in die Augen und für einen Moment bin ich unfähig zu sprechen. Dann nicke ich, immer wieder, und bringe schließlich ein zittriges, überglückliches "Ja!" hervor.
Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und ich könnte platzen vor Glück.
Er steckt mir den Ring an den Finger, seine Hände zittern dabei genauso wie meine, und als er mich in seine Arme zieht, gibt es nur noch uns zwei und dieses unendliche Glück, das in meinem Herzen explodiert.
Dieses Weihnachten wird das erste gemeinsame von vielen sein. Unser erstes Weihnachten, unsere erste große Entscheidung, und der Beginn eines Lebens, das wir für immer teilen wollen.
Für immer.
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