DAY 2 /1

Am ersten Urlaubsmorgen starten wir motiviert und voller Energie in den Tag. Nach einem schnellen Kaffee fahren wir in den Supermarkt um einen Großeinkauf zu machen. Wir füllen die Einkaufswägen mit allem, was wir für die nächsten Tage brauchen: frische Brötchen, Käse, Wurst, Eier, Obst und Gemüse, und natürlich Snacks für zwischendurch und eine ordentliche Auswahl an Getränken. Mittags werden wir meistens unterwegs sein und abends gehen wir Essen, aber zumindest das Frühstück wollen wir uns selbst zubereiten.

Zurück im Chalet gibt es knusprige Brötchen, Rührei mit Kräutern, frisches Obst, Kaffee und Orangensaft. Wir lachen und plaudern, während wir gemütlich essen und den bevorstehenden Tag planen, denn heute geht es direkt auf die Piste.

Pepe ist kaum zu bremsen und drängt uns, uns schnell fertig zu machen, damit wir so viel Zeit wie möglich zum Ski fahren haben.

Er und Nino haben sogar ihre eigenen Skiausrüstungen in einer Dachbox auf dem Auto mitgenommen und freuen sich wie kleine Kinder.

Im Snowpark angekommen müssen Asya und ich für die Dauer des Urlaubs erstmal Skier ausleihen. Ein freundlicher Mitarbeiter im Verleih hilft uns, die passenden Skier und Schuhe zu finden. Ich trage meinen engen, weißen Skianzug an, der mich deutlich professioneller wirken lässt, als ich wirklich bin. Ich stand schon mal auf Skiern und bin auch einfache Pisten runtergefahren, aber ich bin definitiv die schwächste Wintersportlerin der Gruppe.

In unserer kompletten Montur stehen wir schließlich am Rand der Piste, wo Pepe und Nino auf uns warten. Der dunkelhaarige Italiener zeigt uns mit Begeisterung den nächsten Abschnitt, und die beiden Männer können es kaum erwarten, endlich den Hang hinunterzujagen. "Los geht's, Mädels! Wir machen euch zu Profis", ruft Nino und zwinkert uns mit seinen blauen Augen motivierend zu.

Am Anfang sind Asya und ich noch unsicher und halten uns mehr am Rand der Piste auf, doch nachdem wir die ersten Meter gefahren sind und das Gleichgewicht gefunden haben, werden wir immer mutiger.

Pepe und Nino düsen voraus, doch sie behalten uns stets im Blick und warten an den Kuppen auf uns, mit großen, strahlenden Augen und rosigen Wangen.

"Komm, Yuna, du kannst ruhig schneller fahren", ruft Asya, während sie weiter unten auf der Piste auf mich wartet. Die frische Winterluft rauscht an mir vorbei, und ich spüre, wie das Tempo mir neuen Schwung gibt. Nach ein paar Versuchen habe ich den Dreh raus, beuge die Knie und lasse die Skier im Rhythmus der Piste gleiten. Das Gefühl, so schnell durch den Schnee zu fliegen, ist unbeschreiblich. Eine Mischung aus Freiheit und purer Freude. Ich hätte niemals gedacht, dass Ski fahren so viel Spaß macht.

Pepe und Nino feilen an ihrer Technik, ziehen enge Kurven und heizen über die steilen Hänge, im ständigen Konkurrenzkampf darum, wer von den beiden der Schnellere ist, während Asya und ich es ruhiger angehen.

Nach einer Weile zeigt Pepe uns eine etwas längere Abfahrt mit sanften Kurven, die besonders gut für Anfänger geeignet sein soll, und fährt voraus. Asya und ich wagen uns mutig hinterher. Die sanfte, gleichmäßige Neigung und die Möglichkeit, die Kurven gut zu fahren, lassen uns tatsächlich richtig aufleben. Asya strahlt vor Freude, und ich kann nicht anders, als mit ihr zu lachen, als wir beide sicher um die Kurven gleiten und dabei ein echtes Gefühl für den Schnee entwickeln.

Am Ende der Abfahrt treffen wir uns alle am Pistenrand. "Seht ihr, ich habe doch gesagt, wir machen euch zu Profis", sagt Pepe zufrieden und legt uns beiden einen Arm um die Schultern.

"Wie sieht's aus? Gleich nochmal?", erkundigt sich Nino und klopft sich den Schnee von der Skihose.

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. "Na klar. Jetzt fängt es doch erst an, richtig Spaß zu machen."

Voller Adrenalin von unserer ersten Abfahrt gleiten wir zur Liftstation. Asya fährt mit Pepe und ich mit Nino in einem Sessel. Zu groß ist meine Angst, dass meine Freundin und ich uns aufgrund mangelnder Erfahrung gegenseitig in unseren Skiern verhaken, kopfüber aus dem Lift fallen und in den sicheren Tod stürzen, wenn wir zusammen fahren. Da teile ich mir den Lift lieber mit dem blonden Schönling, der wirkt, als wäre er mit Skiern an den Füßen geboren worden.

Als der Sessellift uns beide sanft in die Höhe zieht, lehne ich mich zurück und genieße die Aussicht. Die frische Bergluft ist klar und kühl, und ich ziehe meinen Kragen etwas höher, während wir in ruhigem Tempo nach oben schweben. Nino lehnt sich ebenfalls entspannt zurück und grinst mich an.

"Gibt es eigentlich irgendwas, was du nicht kannst?", frage ich ihn grummelnd.

"Hm?", hakt er nach und wendet seinen verträumten Blick von der verschneiten Landschaft zu mir.

"Na ich finde, der liebe Gott war bei dir ganz schön unfair. Du siehst gut aus, hast einen mega Körper, bist charmant und witzig, alle Leute lieben dich, und dann fährst du auch noch Ski wie ein junger Gott.." zähle ich auf.

"Und trotzdem willst du einen anderen, und nicht mich", scherzt er, doch den geschmeichelten Ausdruck in seinen blauen Augen kann er nicht verbergen.

Ich verdrehe die Augen. "Aber du wärst immer meine zweite Wahl, das weißt du doch", scherze ich zurück.

Er greift sich gespielt an die Brust und verzieht leidend sein Gesicht. "Aua! Zweite Wahl ist ja noch schlimmer, als wenn du mich gar nicht willst."

Ich boxe ihm leicht vor den Oberarm, dann lasse ich meinen Blick wieder schweifen. Vor uns sehe ich Asya und Pepe, die ebenfalls ausgelassen plaudern. Pepe scheint ihr ein paar Tipps zu geben und macht mit den Händen Gesten, die eine Kurve nachahmen sollen. Ich schüttele schmunzelnd den Kopf. "Pepe nimmt seine Rolle als Lehrer ganz schön ernst. Der will wohl wirklich, dass wir bald mithalten können und mit euch die schwarzen Pisten runtersausen."

Nino grinst. "Der will doch nur, dass ihr schneller fahrt, damit er jemanden hat, der seine Stunts bewundert, wenn er morgen Saltos auf seinen Skiern macht."

Bei der Vorstellung kann ich mir ein Lachen nicht verkneifen. Zuzutrauen wäre es dem Adrenalinjunkie auf jeden Fall.

Ich lasse meinen Blick über die weite Winterlandschaft gleiten. Schneebedeckte Bäume und schroffe Bergspitzen ziehen unter uns vorbei, und das Gefühl, hoch über allem zu schweben, ist einfach magisch. Während der Sessellift sich ruhig nach oben schaukelt, füllt die kalte, klare Bergluft unsere Lungen. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel, und das blendende Weiß des Schnees funkelt. Dichte Tannenwälder bedecken die Hänge unter uns, und weiter oben erstrecken sich schroffe Felswände, die schneebedeckt in der Sonne glitzern.

"Ich bin übrigens lange echt schlecht Ski gefahren, obwohl ich mich total angestrengt habe, bis ein Kumpel mir gesagt hat, dass die Technik gar nicht so entscheidend ist, sondern dass man es mit Gefühl machen muss."

Ich beiße mir auf die Unterlippe und sehe ihm fest in die Augen. "Reden wir noch vom Ski fahren?"

Er erwidert meinen Blick verständnislos, bis es bei ihm Klick macht und er laut loslacht. "Also ich ja, keine Ahnung, woran du denkst. Du bist wohl schon zu lange auf dem Trockenen."

Abwehrend hebe ich beide Hände. "Okay, das reicht. Themawechsel! Also: locker bleiben und einfach fahren?"

"Genau. Und falls du ins Schlingern gerätst, mach dich klein und lass den Berg für dich arbeiten. Klingt zwar nach nichts, aber das bringt wirklich was."

"Ich gebe mein Bestes. Mir reicht es schon, wenn ich später ohne Knochenbrüche auf irgendeiner Alm sitzen und Glühwein trinken kann. Ich muss nicht die nächste Lindsey Vonn werden."

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