DAY 10

Am letzten Morgen liegt eine bedrückte Schwere über dem Bergchalet, das uns die letzten zehn Tage so fabelhaft beherbergt hat.

Nach einem ausgiebigen Frühstück gehen wir ein letztes Mal duschen, machen uns fertig und packen die übriggebliebenen Sachen in unsere Koffer. Pepe und Vito sind als erstes fertig und entscheiden, schon mal Asyas und mein Ski-Equipment zurückzugeben, das wir uns für die Dauer des Urlaubs geliehen haben.

Nachdem die beiden Männer das erledigt haben, beginnen sie, unser Gepäck in ihren beiden Autos zu verstauen.

Als Vito meinen Koffer in den Kofferraum seines teuren Mercedes' hebt, sieht mich Pepe verschwörerisch an. "Du kannst auch wieder mit mir zurückfahren, Yuna", grinst er. "Ich kann verstehen, wenn du nicht bei diesem Verkehrsraudi einsteigen willst."

Ich lache, amüsiert über Pepes Worte, aber schüttele entschieden den Kopf. "Danke Pepe, ich weiß dein Angebot sehr zu schätzen, aber ich fürchte, ich fahre mit Vito."

Nachdem wir auch die Schlüsselrückgabe im Hauptgebäude des Gut Wenghof Resorts erfolgreich abgewickelt haben, versammeln wir uns ein letztes Mal vor den Autos. Die Gruppe ist stiller als sonst, fast, als wolle keiner den Moment des Abschieds heraufbeschwören. Wir plaudern noch ein bisschen, doch keiner kann sich so richtig lösen.

"Also dann", sagt Vito schließlich, seine tiefe Stimme bricht die Stille. "Auf geht's. Fahrt vorsichtig."

Die Fahrt dauert etwa vier Stunden, mit einer kurzen Pause an einer Raststätte, wo wir uns mit Kaffee und Snacks eindecken. Der Großteil der Zeit in Vitos Mercedes vergeht angenehm und entspannt.

Vito und ich reden über die Highlights der letzten Tage, über das Ski fahren, das leckere Essen und die atemberaubend schöne Landschaft. Auch das luxuriöse Chalet mit Whirlpool und Sauna war ein beeindruckendes Highlight, an das ich mich immer gerne zurück erinnern werde.

"Was fandest du am schönsten?", erkundigt er sich interessiert, den Blick konzentriert auf die Autobahn gerichtet.

"Das Ski fahren hat mir richtig Spaß gemacht, aber ich glaube am schönsten fand ich wirklich ganz kitschig, als du plötzlich vor mir standest."

Er drückt liebevoll meine Hand und schenkt mir ein ehrliches, gerührtes Lächeln.

"Und du?", frage ich ihn.

"Für mich war es auch das Schönste, dich wieder zu sehen. Und der Sex unter der Dusche", antwortet er so trocken, dass ich lachen muss.

"Gut, dass du so eine große Regendusche auch in deiner Wohnung hast", erinnere ich ihn und zwinkere ihm zu.

Er wirft mir einen schnellen Seitenblick zu und beißt sich auf die Unterlippe. "Solche Andeutungen solltest du lassen, wenn ich mit 160 km/h über die Autobahn fahre, sonst nehme ich gleich die nächste Auffahrt, fahre auf einen abgelegenen Rastplatz und falle auf der Rückbank über dich her", droht er schmunzelnd.

"Soll dass jetzt abschreckend wirken?", hake ich frech nach.

"Yuna", raunt er mahnend und dreht demonstrativ die Musik lauter, um das Thema zu beenden.

Als die Unterhaltungen irgendwann versiegen, rutsche ich näher zu ihm. Er legt seine große Hand sanft auf mein Knie, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. Zärtlich malt er kleine Kreise auf den Stoff meiner schwarzen Leggings, verschränkt immer wieder liebevoll seine Finger mit meinen.

Die Stunden vergehen wie im Flug, und als wir schließlich in der Heimat ankommen, bin ich fast ein bisschen wehmütig. Der Urlaub war wieder viel zu schön, als dass er schon vorbei ist.

Pepe ist bereits eine Abfahrt vor uns von der Autobahn gefahren, da Nino in einem anderen Stadtteil wohnt. Er hat sich mit Lichthupe und Winken verabschiedet, bis er nur noch ein Punkt in unserem Rückspiegel war.

Kurz darauf parkt Vito vor meinem Wohnhaus uns steigt mit mir aus. Er hievt meinen schweren Koffer die Treppen hoch und begleitet mich in meine Wohnung.

"Was hast du heute noch vor?", frage ich ihn, während ich die Tür zu meiner Wohnung aufschließe und ihm den Weg freimache.

Es fühlt sich komisch an, gleich wieder alleine zu sein. Wir haben die letzten Tage nonstop miteinander verbracht und ich kann mich nicht an den Gedanken gewöhnen, gleich wieder ohne ihn zu sein.

"Ich muss das ganze Gepäck auspacken", sagt Vito, seine Stimme klingt ein bisschen genervt, während er meinen Koffer in den Flur schiebt. "Von Salzburg, und meine Taschen von Afghanistan stehen auch noch unangerührt im Flur." Er seufzt leicht. "Viel Wäsche und so. Wieso fragst du?" Er wirft mir einen Blick zu, der ein bisschen Neugier, aber auch ein bisschen Sorge verrät.

"Ich dachte nur..", fange ich an und halte kurz inne, weil es mir schwerfällt, die richtigen Worte zu finden. Ich will Vito nicht einengen und kann mir gut vorstellen, dass er nach all den Erlebnissen auch mal eine Pause braucht. Er ist von seinem Auslandseinsatz schließlich direkt zu uns in den Urlaub gefahren und hatte noch gar keine Gelegenheit, all die Eindrücke mal in Ruhe für sich zu verarbeiten.

"Na los, sag schon, Babe", fordert er und zieht mich in seine Arme. Ich inhaliere sein schweres Parfum und schmiege mich nur zu gerne an seine breite Brust.

Dann nehme ich meinen Mut zusammen. "Ich hasse es, ohne dich zu sein, nachdem wir 24 Stunden zusammengehangen haben. Der Gedanke fühlt sich komisch an, jetzt wieder alleine zu sein."

"Das geht mir genauso", sagt er leise und sieht mich mit einem intensiven Blick an. "Komm doch einfach mit, dann kannst du mir beim Koffer auspacken helfen, wenn du magst?"

Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. "Wenn du erstmal deine Ruhe willst, ist das für mich okay."

"Babe, ich habe dich gestern gebeten, bei mir einzuziehen. Ich will nie wieder meine Ruhe vor dir", erinnert er mich und grinst schief. "Nimm ein paar Sachen mit, dann bestellen wir was zu Essen, kuscheln uns aufs Sofa, und machen einen Plan, wann und wie wir schnellstmöglich deinen Umzug erledigen."

Mein Herz schlägt schneller und ich könnte platzen vor Glück. Dankbar drücke ich mich enger an ihn und presse meine Lippen auf seine. "Danke Vito."

Er löst sich ein wenig von mir und sieht mir tief in die Augen. "Außerdem hab ich da noch irgendwas im Ohr, was du mir in meiner Dusche zeigen wolltest."

Ich muss lachen. Ich küsse ihn erneut, liebevoll, sehnsüchtig.

"Ich liebe dich, Vito."

"Ich liebe dich auch, Yuna. Und ich freue mich auf alles, was kommt."

ENDE.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top