~35~

Ich starrte die Frau einfach perplex an. Die Ähnlichkeit war nicht von der Hand zu weisen, Yoongi hatte die gleichen katzenhaften, dunklen Augen, wie seine Mutter. Diese musterte mich immernoch skeptisch, während sie nun näher trat. Nun fiel mir ein, dass ich sie bis jetzt nur angestarrt hatte und stand hastig auf. "Entschuldigen Sie, mein Name ist Park Jimin und ich bin ein Freund ihres Sohnes". Ich verbeugte mich vor ihr und nun sah sie mich überrascht an. "Oh ..ich wusste nicht das Yoongi..also bis jetzt hatte er noch nicht so viel Besuch gehabt", meinte sie und wurde leicht rot. "Und wo habt ihr euch kennen gelernt?" Sie setzte sich auf die andere Seite von Yoongis Bett und musterte mich aufmerksam. "Beim Basketball spielen", log ich und war leicht nervös. Yoongi hatte mir mal erzählt, dass er es früher geliebt hatte zu spielen und ich konnte schlecht sagen, dass ihr Sohn mich heim gesucht hatte, also fand ich das die bessere Geschichte..

Ihr Gesicht hellte sich merklich auf. "Ja mein Yoongi hatte es früher geliebt Basketball zu spielen.. er war wirklich begnadet." Eine Spur Trauer legte sich auf ihr Gesicht. "Es tut mir leid, dass ich nicht schon früher gekommen bin..ich..habe erst jetzt davon erfahren..also das er hier ist.." Ich sah sie mitfühlend an und sie lächelte leicht. "Schön dass du jetzt hier bist..bestimmt freut Yoongi sich, dass du ihn besuchen kommst.." Ich sah wieder zu Yoongi, der stumm neben uns lag und griff seine Hand. Wie groß war der Wunsch, dass er die Augen aufmachen würde.. "Möchtest du etwas Trinken?", fragte Yoongis Mutter mich lieb und ich nickte. Auch wenn ich es nicht wollte, ließ ich seine Hand los und folgte ihr in den Aufenthaltsbereich auf der Station. Sie bestellte für uns beide eine heiße Schokolade und ich bedankte mich, ehe wir uns setzten. "Es tut mir leid Jimin, ich war vorhin so schockiert gewesen, da ich nicht mit weiterem Besuch gerechnet hatte", entschuldigte sie sich und ich lächelte sie an. "Kein Problem Frau Min..ich komme ja jetzt auch erst seit knapp 4, 5 Tagen her.. da hätte ich genauso reagiert an ihrer Stelle." Sie nickte nur und fuhr sich müde über das Gesicht. "Wie..wie lange liegt Yoongi eigentlich schon hier?", fragte ich leise und sie blickte mich an. "Seit einem knappen dreiviertel Jahr..ja das müsste hinkommen.." Sie schien noch kurz zu überlegen und ich bemerkte, dass der Unfall knapp drei Monate, bevor Yoongi zu mir kam geschehen sein musste. "Kommen Sie jeden Tag hier her?" Sie nickte. "Ja ich versuche manchmal schon früher da zu sein, aber das lässt die Arbeit nicht immer zu..aber dann bin ich spätestens am Abend bei ihm". Ich erfuhr das Frau Min ein kleines Restaurant hatte, wo sie mit drei weiteren Angestellten zusammen arbeitete und selbst in der Küche tätig war. Ich konnte nur erahnen, wie stressig es sein musste, ein eigenes Geschäft zu leiten und konnte verstehen, dass sie nicht immer so lange hier war.

Sie tat mir wirklich leid. Man konnte ihr ansehen, wie sehr sie die Situation mitnahm, auch wenn sie es versteckte. Schließlich begleitete sie Yoongi in seinem Zustand nun schon so lange..das zerrte an der Kraft und an den Nerven. Sie war eine hübsche Frau, aber man konnte deutlich die Sorgenfalten auf ihrer Stirn erkennen. Sie war nicht größer als ich, aber etwas dünner, was mir etwas Angst machte. Ich hatte das dringende Bedürfnis ihr zu zeigen, dass sie mit dieser Situation nun nicht mehr alleine war..ich war nun an ihrer Seite und zusammen würden wir uns um Yoongi kümmern. Ich legte meine kleine Hand auf ihre und sie sah mich überrascht an. "Jetzt bin ich ja da Frau Min und wenn sie mal nicht kommen können oder später kommen, dann brauchen sie sich kein schlechtes Gewissen mehr zu machen." Ihre Augen weiteten sich, ehe sie leicht wässrig wurden und sie meinen Händedruck erwiderte. "Vielen Dank Jimin, ich bin froh das mein Sohn solche Freunde hat." Wir unterhielten uns noch ein bisschen und obwohl es mir unter den Nägeln brannte, sie zu fragen, wie es zu diesem tragischen Unfall eigentlich gekommen war, wollte ich sie an unserem ersten Treffen nicht gleich überfordern..

Wir verabschiedeten uns und in den darauffolgenden Tagen sahen wir uns immer wieder. Manchmal kam sie zur selben Zeit wie ich und manchmal kam sie später, sodass wir uns nur kurz sahen, wenn ich mich auf den Weg nach Hause machte. Es war mittlerweile fast eine weitere Woche vergangen und Frau Min und ich hatten uns mal wieder bei Yoongi getroffen. Wir spielten zusammen etwas Karten und erzählten über den Tag. Die letzten Runde hatte ich gewonnen, doch diese schlug mich Frau Min haushoch. "Okay..ich brauche eine Pause", sagte ich und lehnte mich zurück. "Ha!Gibst du auf?", fragte sie triumphierend und ich lachte. Sie war so eine herzliche und gute Frau. "Ja sie sind ein Ass, dem bin ich nicht gewachsen". Ich hin lachend die Hände und sie lachte auch. Ich freute mich die etwas aufheitern zu können. Sie schien lange nicht mehr gelacht zu haben..verständlich.. Ich holte uns zwei Gläser und goss etwas Wasser hinein, ehe ich ihr eins reichte. "Dankeschön". Ich nickte und wir tranken etwas. Ich wusste, ich wollte die Stimmung nicht kaputt machen, aber ich musste einfach wissen, was mit Yoongi passiert war. Die Frage beschäftigte mich ununterbrochen. "Frau Min", fragte ich zaghaft und sie sah mich an. "Ich..ich hätte eine Frage". Sie nickte. "Immer raus damit Jimin" Ich wurde nervös und biss mir auf die Unterlippe. "Also..ähm.. Ich hatte gelesen in seiner Akte..dass er einen Autounfall hatte und.." Ihre Gesichtszüge wurden traurig und sofort bereute ich es, sie gefragt zu haben. "Aber wenn sie nicht darüber reden wollen, dann kann ich das..", sagte ich schnell, doch sie schüttelte den Kopf. "Nein..du hast ein Recht darauf zu erfahren, was mit ihm passiert ist..es fällt mir nur so schwer darüber zu reden.." Ich nickte verstehend und ließ ihr Zeit. Sie sah auf ihre Hände und ich drängte sie nicht weiter. "Es war ein normaler Morgen gewesen..wie immer..", fing sie mit belegter Stimme an zu erzählen. "Yoongi und ich hatten einen Streit gehabt.. mittlerweile kommt er mir so unbedeutend vor.." Ihre Augen wurden feucht und ich reichte ihr ein Taschentuch, was sie dankend annahm. "Yoongi wollte unbedingt nach der Schule als Produzent arbeiten.. Musik machen, wenn möglich bei einem Entertainment..und ich wusste von seinen bisherigen Versuchen, seine eigene produzierte Musik, die er in seinem Zimmer hergestellt hatte, an die Leute zu bringen..wie er stundenlang durch die Stadt gezogen war und versucht hatte seine CD's zu verteilen und wie erfolglos das ganze verlaufen war.." Sie seufzte und sah mich an.

"Versteh mich nicht falsch Jimin.. Ich weiß, dass mein Junge ein Talent hat in dieser Richtung, aber manchmal reicht das einfach nicht aus, so hatte ich damals gedacht. Ich wollte, dass er etwas anständiges lernte und Geld verdiente, das er nicht so kämpfen sollte mit dem Geld, wie ich es musste. Ihm sollte es mal besser gehen als mir, er sollte nicht abzählen, ob es noch für ein Essen am Abend reicht oder ob doch nur Wasser das einzige war, was man zu sich nehmen konnte.. aber er verstand mich nicht und die Fronten wurden immer verhärteter." Sie sah zu Yoongi und ich nahm ihre Hand. Sie lächelte mich dankbar an. "Eine Mutter will immer nur das beste für ihr Kind..und damals dachte ich, dass wäre das beste..heute würde ich mir nur wünschen, er wäre wieder bei mir, dann könnte er machen, was er wollte." Für einen Moment war es still, bis sie sich zu erinnern schien, das sie noch weiter erzählen wollte. "Naja wir haben am Morgen wieder über das Thema diskutiert und ich verließ wütend das Haus, da ich zum Restaurant musste. Als ich in Gedanken die Straße betrat, spürte ich plötzlich, wie mich jemand nach hinten zog. Yoongi stolperte an mir vorbei, während ich nach hinten stolperte. Ich sah noch, er sich umdrehen wollte, da kam von links schon der Pkw und erfasste ihn." Nun konnte sie die Tränen nicht mehr zurück halten und schluchzte auf. "Mein Baby ..er hatte mich gerettet und sich selbst in Gefahr gebracht" und als sie das so sagte, stockte ich.

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