~34~

Die Tage zogen in der gleichen Eintönigkeit vorbei und ich saß stumm neben den anderen beim Essen in der Mittagspause. Seit er weg war hatte ich kaum noch gesprochen..zu sehr schmerzte sein Verlust und die anderen ließen mich in Ruhe. Sie dachten wahrscheinlich es wäre wegen dem Vorfall auf der Party und ich ließ sie in dem Glauben. Ich hatte die darauffolgenden Tage nach seinem Verschwinden alles abgesucht, das Tanzstudio, den Sportplatz, das Kino, unser Lieblingscaffee, doch er war nicht aufzufinden..wie ein verrückter war ich herum gerannt, doch abends lag ich wieder allein im Bett und vermisste ihn..sein Lachen, seine Witze, seine Schlagfertigkeit, seine Nähe... Immer öfter ertappte ich mich selbst dabei, wie mir Tränen über die Wangen liefen und ich nicht mitbekam, wie ich durch die Gedanken an ihn anfing zu weinen. Irgendwann versiegten die Tränen und ich stellte das Sprechen ein. Nur selten erhob ich noch meine Stimme..es waren mittlerweile schon fast zwei Wochen vergangen und ich fühlte mich schlechter den je.

Das Klingeln riss mich aus meinen Gedanken und ließ uns alle wissen, dass der Untericht weiter gehen würde.. wir hatten jetzt Biologie und ich rollte nur mit den Augen. Dann lief ich Kookie hinterher unsere Tabletts wegbringen, während wir uns gemeinsam auf den Weg zum Raum machten. Wir hatten ohne Tae Biologie und ich lauschte Kookies Erzählungen. Er bemühte sich sehr mich aufzuheitern und ich konnte förmlich spüren, wie ihm die Sache auf der Party leid tat. Insgesamt hatten sich die Jungs in ihrem Verhalten mir gegenüber geändert.. Sie behandelten mich, als wäre ich aus Glas und manchmal konnte ich ihre schuldbewussten Blicke sehen, wenn sie dachten, ich achtete nicht auf sie. Ich schlug den Hefter auf und blätterte lustlos die Seiten durch. Fast hätte ich die kleine Notiz zwischen meinen Mitschriften übersehen, aber ich stockte und blinzelte ein paar Mal.  Ich hatte ganz klein unten links Min Yoongi hingeschrieben..das Datum verriet mir, das es sich um die ersten Tage nach seinem Auftauchen handeln musste. Wie gebannt starrte ich auf den Namen. Mein Gehirn schien gerade ein Rätsel zu lösen, dem ich noch nicht so folgen konnte. Bis ich mir erschrocken die Hand vor den Mund schlug. Das..das konnte nicht sein.. Schweiß trat auf meine Handinnenflächen und ich rutschte nervös auf meinem Stuhl herum. Ich konnte das Ende der Stunde kaum abwarten und als unser Lehrer sie anschloss, sprang ich auf, warf meine Sachen in meinen Rucksack und stürmte aus dem Raum.

Ich hörte Kookie rufen, aber es war mir egal. Schon war ich raus aus dem Gebäude und lief zur U-Bahn. Ich sah schnell auf den Plan und konnte die Linie Richtung Krankenhaus ausmachen. 'Okay Jimin bleib ganz ruhig, das wäre sich unnötig Hoffnung machen..' Doch ich konnte nicht anders. Als ich an der Station zum Krankenhaus ausstieg, hatte ich mittlerweile das Gefühl, jeder konnte meinen lauten und schnellen Herzschlag hören..ich beeilte mich die Stufen hoch und rannte förmlich die letzten 5 Minuten zum Empfang des Krankenhauses. Außer atmen stand ich vor der Schwester, die mich nur gelangweilt musterte. "Ich..ich würde gerne zu Min Yoongi" Ich sah sie verunsichert an. 'Vielleicht lag ich mit meinen Vermutungen doch nicht richtig.. ' Doch zu meiner Verwunderung gab sie mir eine Zimmernummer, die ich nur allzu gut kannte. Mir blieb der Mund offen stehen, ehe ich mich schnell bedankte und zum Fahrstuhl ging.. Ich drückte den Knopf für die 3. Etage und als ich den Flur betrat, kam es mir so vor als wäre ich wieder da, wo ich zwei Wochen vorher  gestanden hatte..fast erwartete ich Yoongi um die Ecke kommen und mir zurufen, dass ich mich beeilen sollte. Ich lief langsam zum Zimmer und klopfte, ehe ich eintrat, doch das vordere Bett war frei und frisch gemacht. Es wartete auf einen neuen Patienten und mein Blick glitt zum hinteren Bett. Die Vorhänge waren nur halb zugezogen, sodass ich seinen Körper dort liegen sah. Ich bewegte mich leise weiter auf ihn zu und hielt unbewusst die Luft an. Als mein Blick auf sein Gesicht traf, entwich mir alle Luft mit einem erschrockenen Keuchen. Dort lag er..an ihm waren mehrere Schläuche befestigt, er hatte eine Atemmaske auf, war schmal und bleich, aber es war mein Yoongi. Ich stützte mich an seinem Bett ab. Das musste ich erstmal verarbeiten.. 'Hieß das Yoongi hatte die ganze Zeit hier gelegen? Hatte er sich deshalb so schlecht gefühlt, als er hier gewesen war?' Ich nahm mir die kleine Akte an seinem Bett zur Hand und konnte die Fachbegriffe nicht entziffern, aber eins konnte ich lesen. Er hatte einen Autounfall gehabt.. Meine Augen sammelten sich mit Tränen. 'Was war nur mit ihm passiert? Wieso hatte er den Unfall? War noch jemand betroffen gewesen?' Ich setzte mich zu Yoongi und nahm seine Hand. Sie war etwas kühl und ich bekam eine Gänsehaut. Leblos lag sie in meiner und ich beobachtete, wie die Maschine seine Brust hob und senkte.. der Anblick meines Engels machte mich so traurig. Er sah mehr aus wie eine Hülle seiner selbst, als er wirklich.. 'Wie lange lag er hier wohl schon? Und würde er jemals wieder Aufwachen?' Dieser Gedanke zog mich runter..die Vorstellung Yoongi Zeit seines Lebens hier besuchen zu müssen, obwohl er noch so viel hatte sehen und erleben wollen.. Ich stand auf und lief aus dem Raum. Ich rannte zum nächsten Treppenhauseingang und lehnte mich dort an die Wand, um meinen Tränen freien Lauf zu lassen. Nach einiger Zeit riss ich mich zusammen und wischte mir mein Gesicht ab. Ich hatte beschlossen von jetzt an ihn jeden Tag zu besuchen. Einer von uns beiden musste stark sein für den anderen und so wie Yoongi das Monate lang gewesen war für mich, war ich es nun für ihn. Ich würde ihn nicht so schnell aufgeben.. Ich wusste das er zu mir zurück kommen wird, ich musste nur warten.. Zuhause bekam ich eine Standpauke zu hören, das ich nicht erst so spät zuhause erscheinen konnte.. Ich hatte gar nicht gemerkt, das es schon nach 8 Uhr war, als ich die Haustür aufschloss. Doch das war es mir wert gewesen.

Ich kam die nächsten zwei Tage zu Yoongi und besuchte ihn. Ich erzählte ihm von der Schule, von den Jungs und machte an dem kleinen Tisch gegenüber von seinem Bett meine Hausaufgaben. Meine  Laune hatte sich verbessert, jetzt wo ich ein Ziel hatte und Yoongi wieder da war, wenn auch nur körperlich. Das schienen die Jungs auch glücklich festzustellen, da sie wieder anfingen mit mir Späße zu machen, die ich auch manchmal erwiderte. Gerade als ich heute dabei war Yoongi von meinem Tag zu erzählen, ging die Tür auf und eine ältere Frau betrat das Zimmer. Sie stockte und sah mich komisch an.
"Was machen sie da bei meinem Sohn?"

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