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Jetzt brauchte ich nur noch Zähne putzen, meine Tasche schnappen und schon stürtzte ich förmlich die Treppe herunter. Mir war es unheimlich noch weiter alleine zu bleiben, aber zu meinem Bedauern sah ich aus den Augenwinkeln, dass der Junge mir hinterher kam. Er sah sich bewundernd in unserem Haus um. 'War er bis jetzt tatsächlich nur in meinem Zimmer geblieben? Ich dachte er wäre schon umher gespuckt oder so..' Ich merkte wie lächerlich die Gedanken waren. Ich schüttelte über mich selbst den Kopf und kam in der Küche an, wo meine Mutter und mein Bruder Hobi warteten. Eigentlich hieß er Hoseok, aber irgendwann hatte sich dieser Spitzname für ihn eingebürgert. Ich setzte mich an den Frühstückstisch und betrachtete das Essen, was schon vorbereitet auf dem Tisch stand. "Guten Morgen Liebling", meinte meine Mutter und ich wünschte ihr auch einen Guten Morgen. "Danke für das Essen". Sie lächelte und nickte, ehe Hobi und ich uns darauf stürzten.

Mein Bruder und ich beeilten uns nach dem Essen noch pünktlich die Bahn zu bekommen und waren doch tatsächlich überrascht, dass sein bester Freund Namjoon schon am Bahnsteig stand. Wir begrüßten einander und ich spürte im Rücken die Blicke des Jungen der mich bis hierhin verfolgt hatte. Würde das so weiter gehen, war ich definitiv heute Abend fertig mit den Nerven. So gut es ging versuchte ich ihn nicht anzustarren und sprach mit Namjoon. Wir gingen alle in eine Oberschule, wobei Hobi, Namjoon und dessen Freund Jin eine Stufe über mir waren. Ich hatte meine Freunde Tae und Kookie mit eingebracht, wobei Kookie in meiner und Tae in der Parallelklasse waren.

Wieder die Blicke des Jungen, die sich förmlich in mich brannten. Wir fuhren mit der Ubahn und hatten nur noch 2 Stationen vor uns. Ich ließ unauffällig meinen Blick in seine Richtung schweifen und bereute dies sofort, als ich auf seine dunklen, schwarzen Augen traf und die Luft anhielt. "Alles gut Jimin?", fragte mich Namjoon, der mein geschocktes Gesicht bemerkt haben musste. Ich kratzte mir verlegen am Hinterkopf. "Ja..ja". "Beachte ihn heute gar nicht weiter, der ist schon seit heute Morgen so", zog mein Bruder mich auf und ich streckte ihm die Zunge raus. Er wiederum fuhr mir nur durchs Haar und ich stöhnte auf. Ich hasste es, wenn er das macht..

Wir stiegen aus und mit uns ziemlich viele Menschen aus dem Zug. Ich spürte auf der Treppe nach oben die vielen Arme um mich herum und war jedes Mal kurz davor meinen Bruder und Namjoon zu verlieren. 'Vielleicht würde ich in diesem Gedränge auch endlich den Jungen los?', dachte ich hoffnungsvoll. Schnell beeilte ich mich zum Ausgang zu kommen und drehte mich langsam um, als ich ein überraschtes Zischen hörte, doch reagierte nicht darauf sondern lief noch schneller die Treppe hoch.

"Warum rennst du wie von der Tarantel gestochen los?", fragte mein Bruder genervt, doch ich zuckte mit den Schultern. Sollte er doch denken was er wollte. Mein Plan war aufgegangen..ich war wieder alleine..endlich. Langsam hatte ich echt an mir gezweifelt. Fröhlich grinsend lief ich auf Tae und Kookie zu und umarmte sie. Wir liefen das letzte Stück zusammen und betraten das Schulgebäude.

"Hast du die Hausaufgabe für Mathe gemacht", fragte Kookie mich und ich nickte. "Na klar", während Tae aufstöhnt. "Oh nee wir hatten auch eine auf..voll vergessen" Wir mussten nur schmunzeln. Tae lebte manchmal in seiner eigenen Welt. Wir verabschiedeten uns von ihm und Kookie und ich holten ihn erst wieder zur Mittagspause ab.

Wir hatten unser Essen auf die Tablets geladen und suchten uns bei Namjoon und Jin einen Platz. Hobi kam hinter uns durch die Tür und setzte sich dazu. Die ganze Zeit sah ich mich heimlich um, aber der Junge von heute morgen war nicht mehr aufgetaucht. Ständig hatte ich Angst ihn hinter der nächsten Ecke stehen zu sehen. "Kookie", flüsterte ich, "hattest du das auch mal, dass dich bestimmte..Dinge (naja man könnte ihn schwerlich als Ding bezeichnen) aus einem Traum weiter verfolgen, wenn du wach bist?" Ich wusste ja noch nicht mal, ob ich von ihm geträumt hatte, aber anders kann ich es mir nicht erklären. Kookie sah mich verständnislos an. "Was meinst du?" Schnell winkte ich ab und wurde rot. "Ach nichts, war nicht so wichtig", nuschelte ich und widmete mich meinem Essen. Kookie sah mich an und wollte noch etwas fragen, das merkte ich, aber Tae rief ihm etwas zu und er würde abgelenkt. Noch nie war ich Tae für seine verrückte Art so dankbar. Er hatte mich vor einem ziemlich peinlichen Gespräch gerettet, was damit geendet hätte, dass meine Freunde mich offiziell für verrückt erklärt hätten...

*Nach der Schule*
Ich stieg aus der Ubahn aus und machte mich auf den Weg nach Hause. Hobi war noch mit Namjoon und Jin zu Namjoon nach Hause gegangen. Ich war so in Gedanken vertieft, als ich die Tür aufschloss, das ich nicht mitbekam das außer mir niemand da war und ich lief automatisch die Treppe hoch in mein Zimmer. Ich atmete erleichtert auf und öffnete die Tür und..hatte mich zu früh gefreut. Vor meiner Pinnwand, an der ich einige Fotos von meinen Freunden und meinem Bruder mit seinen Freunden gepinnt hatte, saß der Junge von heute morgen und drehte nun sein Gesicht zu mir. "Das darf doch nicht wahr sein", stöhnte ich und befühlte meine Stirn. Sie war weder warm, noch fühlte ich mich irgendwie fiebrig.

"Kann ich also davon ausgehen, das es dich wirklich gibt?", fragte ich und schmiss meine Tasche in eine Ecke, ehe ich mich auf mein Bett fallen ließ und mich auf den Bauch drehte, Blickrichtung zu dem fremden Jungen. Er nickte. "Wartest du schon die ganze Zeit hier?", fragte ich ungläubig. Wieder ein Nicken. 'Na super gesprächig schien er ja nicht gerade..' "Kannst du auch sprechen?", sagte ich genervt. "Du scheinst ziemlich oft deine Haarfarbe zu wechseln". Etwas aus dem Konzept gebracht sah ich ihn an. Er hatte eine tiefere und raue Stimme als ich gedacht hätte, aber nicht unangenehm. "Ja kann sein, aber derzeit gefallen mir meine Haare so wie sie sind".

Wieder nickte er. "Wie heißt du?" Er legte den Kopf leicht schräg und schien zu überlegen. 'Wusste er ihn nicht mehr?' Ich hatte es noch nie mit einem Geist zu tun gehabt. "Meine Name ist Min Yoongi", sagte er ruhig und diesmal war ich es der nickte. "Und warum bist du hier?", stellte ich die Frage, die mir auf der Seele brannte, seit ich mich heute morgen fast zu Tode erschreckt hatte. Er legte die Stirn in Falten und schien ernsthaft zu überlegen. "Ich weiß es nicht", gestand er. "Ich habe das Gefühl es wissen zu müssen, aber immer, wenn ich mich versuche zu erinnern, dann ist da eine Leere in mir.." Das letzte flüsterte er fast. Ich sah, wie er traurig aus dem Fenster sah und dann wieder zu mir.
Und nun nahm ich ihn das erste Mal wirklich war..nicht nur als Verfolger oder Plagegeist (haha). Er hatte leicht mintfarbene Haare und dazu im Kontrast dunkle, tiefgründige Augen. Dazu trug er, konnte man das bei einem Geist sagen?, einen schwarzen Pullover und eine schwarze Jeans mit Löchern an den Knien. Dazu weiße Sneakers. Er war etwas schmaler als ich und nicht ganz so muskulös, was ihm aber nicht im geringsten schlechter aussehen ließ. Er hatte ein breiteres Gesicht und katzenhafte Augen, was bei ihm aber gut aussah. (Hatte ich das gerade ernsthaft gedacht?)

Wir hatten uns die ganze Zeit angesehen und er räusperte sich. "Ich..ich merke nur, dass mein Körper mir irgendwie sagt, das ich in deiner Nähe bleiben und dir nicht von der Seite weichen soll". Für ihn schien das genau so verwirrend zu sein, wie für mich. "Also suchst du mich heim?",fragte ich vorsichtig und er schüttelte leicht den Kopf.
"Ich komme nicht in böser Absicht..ich..ich kann es nicht einordnen, aber etwas böses will ich dir nicht". Er zuckte mit den Schultern. Ich war erstaunt..so viel hatte ich ihn noch gar nicht reden hören bis jetzt.

"Und versuchst du mich jetzt wieder loszuwerden, wie heute Morgen?", fragte Yoongi und seine Stimme war nun hönisch. Ein Konzrastwechsel zu der eben ruhigen Stimme.

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