~22~

Am Weihnachtsmorgen wachte ich auf und bemerkte, das Yoongi am Fenster saß und hinaus sah. "Guten Morgen Yoongi", sagte ich und er sah zu mir. Er lächelte, aber es erreichte seine Augen nicht. Doch bevor ich ihn fragen konnte, stand er auf und scheuchte mich förmlich zu meiner Familie. Ich hatte mittlerweile einen Verdacht, aber ich kam den restlichen Tag nicht dazu mit ihm zu sprechen, da meine Familie um mich war. Wir aßen zusammen Frühstück, dann kamen zum Mittag Nachbarn von uns, die meine Eltern seit über 10 Jahren kannten und meine Großeltern vorbei und wir aßen alle zusammen. Die Stimmung war ausgelassen und Hobi und ich wurden über die Schule ausgefragt.

"Na Jimin und hast du denn schon ein nettes Mädchen gefunden?" Ich verschluckte mich beinahe an meinem Getränk, als meine Oma das fragte und Hobi und Yoongi fingen an zu lachen. Ich wurde rot und sah auf meinen Teller. "Nein noch nicht Oma". "Was?..aber da gibt's doch bestimmt jemanden, der dich interessiert oder?" Sie zwinkerte mir zu und ich wünschte sie würde das Thema fallen lassen. Das war ein Nachteil, wenn man solche Familienfeiern abhielt. Die Omas und Opas stellten solch peinliche Fragen vor allen am Tisch. "Also..", ich sah auf und mein und Yoongis Blick trafen sich. Wir beide wurden rot und sahen schnell weg. "Naja.." "Also Junge lass dir mal ein paar Tipps geben", meinte mein Opa und sofort schaltete sich mein Vater ein. Froh darüber, dass die Aufmerksamkeit von mir abgelenkt war, atmete ich erleichtert auf. Ich ließ mich zurück fallen und seufzte innerlich auf. Die Hand legte ich auf meinen Bauch. Ich hatte Sorge, wenn ich noch mehr essen würde, das ich platzen könnte. Im Anschluss besuchten wir allezusammen die Kirche, wofür mein Bruder und ich uns schick anziehen mussten. Yoongi musste etwas über mich schmunzeln, was mich lächeln ließ.

Auf dem Rückweg von der Kirche nach Hause hatte es angefangen zu schneien und ich lief etwas hinter meiner Familie. Hobi hatte sich zu mir gesellt. "Na wer ist die Glückliche?", fragte er neckend. Ich boxte ihn mit dem Ellenbogen leicht in die Seite. "Haha..sehr witzig". Ich verdrehte die Augen. "Ich hab doch gesehen, wie du rot geworden bist." Ich sah auf den Boden und Yoongi räusperte sich. "Ist es Ami aus der Parallelklasse?" Er grinste mich an und ich verdrehte lachend die Augen. "Du redest wirres Zeug Bruderherz". Ich sah ihn an und er grinste herausfordernd. "Warte ab ich finde es schon noch heraus". Ich schüttelte den Kopf. "Da gibt es gar nichts herauszufinden". Er winkte nur ab. "Ja ja Chimchim.. wirst schon sehen". Ich lachte, als er das 'Ich beobachte dich' Zeichen machte und wir unser Haus betraten. Die Zeit schritt voran und als nächstes versammelten wir uns zusammen im Wohnzimmer. Wir spielten zusammen Brettspiele und packten unsere Geschenke aus. Als ich ausschied, machte ich mich auf den Weg stattdessen mir etwas zu trinken zu holen. Ich sah mich um und bemerkte, das Yoongi während des Spiels weggegangen sein musste. Leise lief ich durch den dunklen Flur auf der Suche nach ihm und kam an der Terassentür an. Ich sah hinaus in unseren Garten und entdeckte ihn auf einer der Schaukeln. Er sah in den Himmel. Meine Eltern hatten am Ende des Gartens eine Schaukel für Hobi und mich gebaut, die wir aber mit der Zeit nicht mehr benutzt hatten. Ich lief zurück, schnappte mir von der Gaderobe meine Jacke und schlüpfte in meine Turnschuhe, ehe ich die Tür aufmachte und durch den Schnee zu Yoongi ging. Gott sei Dank war die Schneedecke nicht all zu hoch, trotzdem bereute ich die bequeme Wahl der Turnschuhe. Doch zurück gehen wollte ich auch nicht mehr, also nahm ich neben Yoongi Platz.

"Meinst du, sie feiert auch Weihnachten? Meinst du, sie ist gerade alleine oder leistet ihr jemand Gesellschaft?" Seine Augen waren in den Himmel gerichtet, als suche er dort nach der Antwort. Ich folgte seinem Blick und beobachtete die kleinen Flocken, die langsam auf uns herunter schwebten. Ich schloss die Augen und genoss die kühle Luft. "Ich weiß es nicht", sagte ich wahrheitsgemäß und spürte, wie Yoongis Blick langsam in meine Richtung fiel. "Aber ich weiß, dass sie nie alleine sein wird. Egal, ob sie jetzt bei jemandem ist oder zuhause sitzt, ich weiß das sie dich in ihrem Herzen trägt. Du bist immer bei ihr, auch wenn du es vielleicht nicht spüren kannst, aber sie hat dich immer an ihrer Seite..sie wird nie ganz alleine sein." Ich öffnete die Augen und sah ihn an. "Und ich weiß, das sie sicher gerade auch an dich denkt und hofft das es dir gut geht und du glücklich bist". Ich merkte, wie seine Augen wässrig wurden, aber als Geist konnte er nicht weinen. Er sah mich einfach nur an und ich spürte, wie schwer es ihm fiel.

"Ich weiß, als ich klein war, waren wir auch immer in die Kirche gegangen." Ich nickte und er fuhr fort. "Als ich älter wurde, haben..wir damit aufgehört..ich..ich kann mich kaum erinnern, aber zuletzt haben wir nicht als Familie gefeiert", das Ende flüsterte er und sah auf den Boden. Ich überlegte, was ich sagen könnte.. Ich wusste, ich konnte ihm nicht sagen, wieso sie sich auseinander gelebt hatten und nicht mehr als Familie feierten, aber..ich konnte  ihm jetzt eine Familie sein. "Yoongi..", er sah auf und ich hielt ihm meine Hand hin. Nervös biss ich mir auf die Lippe. "Also..ähm..ich wollte sagen, wenn du möchtest kann ich deine Familie sein". Auf seinem Gesicht zeichnete sich ein Lächeln ab. Er nahm meine Hand. "Danke Jimin". Ich nickte, ich wusste das hinter diesen Worten mehr steckte. Ich hatte Yoongis Gefühle aus seinem Gesicht ablesen können. "Lass uns noch ein bisschen sitzen bleiben", meinte ich. Yoongi nickte und wir beide sahen in den Himmel. Yoongi hielt meine Hand und eine angenehme Ruhe überkam mich. Mein Magen kribbelte und ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. "Frohe Weihnachten Jiminie". "Frohe Weihnachten Yoongi".

Später am Abend lag ich müde im Bett und Yoongi lag neben mir. Ich gähnte und lächelte ihn an. "Ich hätte es fast vergessen, aber ich habe noch etwas für dich". Yoongi zog überrascht die Augenbrauen hoch. "Für mich?" Ich nickte und griff in meinen Nachttisch. Ich holte ein kleines dünnes Büchlein raus, es hatte die Größe eines A5 Blattes. Ich legte es auf das Kissen neben mich. "Ich hatte dir ja versprochen ich würde dir helfen dich zu erinnern..warum Du hier sein könntest.. " Yoongi nickte, immernoch überrascht. "Versuch es zu öffnen, ich habe extra leichtes Papier genommen." Nach ein paar Abläufen hatte er den Dreh raus und blätterte die erste Seite um. "Yoongis Gedankentagebuch", laß er vor und sah mich an. Ich lächelte ihn müde an. "Ich habe vor längerer Zeit angefangen deine Erzählungen und Erinnerungen aufzuschreiben. So hast du die Möglichkeit sie nochmal durchzulesen..und ich hatte die Hoffnung, dass dir dabei vielleicht noch mehr einfallen könnte". Ich merkte, wie er meine Hand griff und sie leicht drückte.

"Jiminie..ich..ich weiß gar nicht was ich sagen soll". Ich winkte ab. "Wir sind doch jetzt aneinander gebunden..irgendwie muss ich dir doch auch helfen können". Ich schloss wieder meine Augen. "Gute Nacht Yoongi". "Gute Nacht Jiminie", flüsterte Yoongi und ich spürte einen leichten Druck auf meiner Stirn. Zufrieden schlief ich ein. 

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