T w e n t y - s i x

Kapitel: Ein Monat später

Ein Monat. So lange ist es her, dass Grayson und ich verlobt wurden. Ein Monat, der mein Leben völlig durcheinandergebracht hat. Nash und ich haben uns nach unserem heftigen Streit wieder versöhnt, aber ehrlich gesagt fühlt sich nichts so an wie früher. Warum bin ich nicht glücklich?

Nash verhält sich ... anders. Er wirkt abwesend, immer vertieft in sein Handy, selbst wenn wir zusammen sind. Früher hatte er immer diese Wärme, diesen Charme, der mich wie ein Magnet angezogen hat. Doch jetzt scheint er weit weg, als wäre ich nur eine Randnotiz in seinem Leben.

Grayson hingegen war in den letzten Wochen mein Fels in der Brandung. Dank ihm habe ich die schwierigen Momente überstanden. Das Baby-Projekt hat uns noch enger zusammengeschweißt, und als wir John abgeben mussten, war es wie ein Stich ins Herz – besonders für Grayson. Er hat sich so sehr um John gekümmert, als wäre er echt. Ich hätte nie gedacht, dass er so viel Gefühl zeigen kann.

Jetzt sitze ich hier in einem schicken Restaurant, Nash gegenüber. Es sollte unser Date sein, unsere Zeit. Aber wie immer klebt sein Blick an seinem Handy. Seine Finger fliegen über die Tastatur, während ich versuche, einen Moment seiner Aufmerksamkeit zu erhaschen.

„Weißt du, was heute passiert ist?" Meine Stimme klang unsicher, fast wie ein Flüstern.

„Hmm?" Nash sah nicht einmal auf. Sein Blick blieb fest auf dem Bildschirm.

Ich schluckte. „Ich habe –"

Ein Klingeln unterbrach mich. Natürlich. Sein Handy.

„Sorry, Leyla. Ich muss da kurz rangehen." Ohne eine Antwort abzuwarten, stand er auf, drückte mir einen schnellen Kuss auf die Wange und verschwand. Ich starrte ihm nach, bis er draußen in der Dunkelheit verschwand. Mein Herz sank.

Ich griff nach meinem Handy und bemerkte eine neue Nachricht. Grayson. Ein winziges Lächeln huschte über mein Gesicht.

Grayson: Na, Sweety, wie läuft dein Date mit Nashiii?
Ich: Doof.
Grayson: Wieso? :O
Ich: Kannst du dir ja denken.

Ich ließ mein Handy sinken und starrte auf die leere Sitzbank vor mir. Draußen konnte ich Nash sehen, wie er mit jemandem sprach. Sein Gesicht war belebt, er lachte. Dieses Lachen hatte er mir seit Wochen nicht mehr geschenkt.

Grayson: Was machst du jetzt?
Ich: Warten.
Grayson: Soll ich kommen?

Ich hielt inne, spürte den Druck der Einsamkeit in meiner Brust. Grayson war immer da, immer bereit, mich aufzufangen, wenn ich fiel. Doch war es fair, ihn wieder um Hilfe zu bitten? Mein Daumen schwebte über der Tastatur, bevor ich die Worte eintippte.

Ich: Ja, komm. ♥
Grayson: Ich bin unterwegs. ♥

Graysons POV

Nash war ein Idiot. Ein unverbesserlicher Idiot.

Ich sprang auf mein Fahrrad und trat so fest in die Pedale, dass der kalte Wind mir ins Gesicht schnitt. Der Gedanke, dass Leyla in einem Restaurant allein saß und wartete, ließ meinen Puls rasen. Sie verdiente so viel mehr. So viel mehr, als Nash ihr jemals geben konnte.

Mitten auf der Strecke sah ich ihn. Nash. Er schlenderte entspannt auf dem Gehweg, sein Handy in der Hand, wie immer. Mein Blut begann zu kochen. Ohne nachzudenken, hielt ich an und stellte mich ihm in den Weg.

„Na, du bist ja gut drauf," spottete Nash, als er mich sah. Seine Stimme war voller Hohn. „Was ist das? Dein neues Hobby? Fahrrad fahren wie ein Kind?"

Ich stieg vom Rad ab, hielt inne und atmete tief durch. „Besser, als ständig wie ein Hund an der Leine zu laufen."

Sein Lächeln gefror. „Willst du mir irgendwas sagen, Dolan?"

Ich trat einen Schritt auf ihn zu, spürte, wie die Wut in mir brodelte. „Ja. Du bist ein verdammter Idiot. Und du hast Leyla nicht verdient."

Er lachte, doch es klang gezwungen. „Oh, echt? Warum? Weil du auf sie stehst? Glaub mir, ich habe es längst bemerkt."

Ein Stich durchfuhr mein Herz. Er wusste es. Doch statt zu antworten, zog ich mein Handy hervor. Ich wählte einen Ordner aus und hielt es ihm vor die Nase. Bilder von ihm – mit anderen Mädchen. Seine Augen weiteten sich, als er die Beweise sah.

„Woher hast du die?" Seine Stimme zitterte leicht, aber er versuchte, ruhig zu bleiben.

„Das spielt keine Rolle," sagte ich kühl. „Wichtig ist nur, dass ich sie Leyla zeigen könnte. Du willst nicht, dass sie das sieht, oder?"

Er trat einen Schritt zurück. „Du würdest ihr das nicht antun. Du würdest alles zerstören."

Ich trat näher, bis ich direkt vor ihm stand. Meine Stimme war leise, aber gefährlich. „Ich werde alles tun, um Leyla zu beschützen. Und dich werde ich aus ihrem Leben vertreiben."

Nashs Augen blitzten auf. „Wir sind also im Krieg?"

„In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt," antwortete ich. „Und ich werde gewinnen."

Zurück zu Leyla

Ich saß noch immer im Restaurant, das Handy in der Hand. Mein Blick wanderte zwischen der Eingangstür und meinem halb leeren Glas. Der Stuhl vor mir blieb leer. Nash war nicht zurückgekommen, und ich fühlte mich schwer wie Blei. Plötzlich öffnete sich die Tür, und Grayson trat ein. Sein Blick suchte den Raum, bis er mich fand. Er lächelte, und für einen Moment fühlte ich mich, als könnte ich wieder atmen.

Er setzte sich vor mich, zog seine Jacke aus und beugte sich leicht vor. „Sweety, bist du okay?"

Ich wollte lügen, sagen, dass alles in Ordnung war. Aber ich konnte nicht. Meine Lippen zitterten, und Tränen sammelten sich in meinen Augen. Bevor sie über die Wangen liefen, nahm Grayson meine Hand und drückte sie fest.

„Du verdienst jemanden, der dich wie eine Königin behandelt," sagte er leise. Seine Worte klangen wie ein Versprechen, das ich nicht verdient hatte. „Nicht so jemanden wie ihn."

Ich nickte schwach. Die Worte erreichten mein Herz, aber sie schienen gegen die Zweifel und die Angst zu prallen. Konnte es wirklich so einfach sein? Konnten meine Gefühle für Nash so falsch sein?

Grayson drückte meine Hand noch ein wenig fester. „Ich bin da. Immer."

Und zum ersten Mal an diesem Abend fühlte ich mich nicht mehr allein.

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