S i x t y - n i n e



Samstag, 03. März 2017
03:00 Uhr

Meine liebste Sweety,

dies ist mein fünfzehnter Brief an dich. Fünfzehn. Und immer noch habe ich keine Antwort von dir. Warum, Sweety? Warum diese Stille? Sie frisst mich auf, Stück für Stück. Ich weiß nicht mehr, wie sich ein klarer Gedanke anfühlt, weil mein Kopf nur noch bei dir ist. Bitte, Sweety, bitte antworte mir.

Ethan hat mich gestern besucht. Er hat gesagt, dass ihr keinen Kontakt mehr zueinander habt. Und dass ihr umgezogen seid. Umgezogen? Wohin? Wo bist du, Sweety? Wo ist die Frau, die mein Leben bedeutet? Die einzige, die mich hier durchhalten lässt?

Ich versuche, mir keine Sorgen zu machen, aber die Gedanken lassen mich nicht los. Warum hast du dich zurückgezogen? Was ist passiert? Haben meine Briefe dich nicht erreicht? Oder... willst du sie nicht lesen?

Vor sechs Monaten hätten wir unsere Hochzeit gefeiert. Ich sehe es noch so klar vor mir: du in deinem Kleid, strahlend schön, als hättest du das Licht der Sterne gestohlen. Ich, nervös und doch voller Glück, weil ich wusste, dass ich der Mann bin, der dich an seiner Seite haben darf. Doch stattdessen sitze ich hier, allein, und halte an Erinnerungen fest, die mit jedem Tag schmerzhafter werden.

Es ist alles Nashs Schuld. Ich kann nicht aufhören, diesen Namen zu verfluchen. Warum konnte dieser Junge uns nicht einfach in Ruhe lassen? Er hat so viel zerstört. Ethan sagte, er sei jetzt weg – nach North Carolina gezogen, zusammen mit seiner Familie. Endlich. Endlich ist er aus unserem Leben verschwunden. Dafür danke ich Gott, auch wenn es viel zu spät kommt.

Aber selbst Nash kann nicht der Grund für deine Stille sein. Oder doch? Was, wenn er dir immer noch Angst macht? Sweety, ich schwöre dir, wenn ich je erfahre, dass er auch nur in deiner Nähe war, werde ich alles tun, um dich zu beschützen – egal, wo ich bin.

Das Leben hier drinnen ist... anders. Es ist wie eine andere Welt, mit eigenen Regeln, eigenen Gesetzen. Jeden Tag passiert etwas, das mich an die Grenzen meiner Kraft bringt. Gewalt ist hier Alltag, Sweety. Ich kann dir nicht einmal alles erzählen, weil ich nicht will, dass du dir Sorgen machst. Aber glaube mir, es ist die Hölle.

Als ich das erste Mal hier reinkam, musste ich mich beweisen. Ich musste zeigen, dass ich nicht derjenige bin, den man rumschubsen kann. Seitdem kämpfe ich jeden Tag, um meinen Platz zu behaupten. Es ist anstrengend, Sweety. So anstrengend. Aber jedes Mal, wenn ich denke, ich kann nicht mehr, erinnere ich mich an dich. An dein Lächeln. An deine Berührungen. Und dann weiß ich, dass ich weitermachen muss.

Ich kann es kaum erwarten, dich wieder in meine Arme zu schließen. Ich stelle mir vor, wie es sein wird, wenn wir uns nach diesen fünf Jahren wiedersehen. Ich werde dich nie wieder loslassen, Sweety. Nie wieder.

Manchmal schreibe ich diese Worte nieder, immer und immer wieder: Ich vermisse dich. Doch sie reichen nicht aus. Kein Wort, keine Sprache, keine Geste könnte beschreiben, wie sehr ich dich vermisse. Es ist wie ein unaufhörlicher Schmerz, ein Feuer, das mich von innen verbrennt.

Manchmal habe ich dunkle Gedanken, Sweety. Gedanken, die mich an den Rand treiben. Aber dann denke ich an dich. Ich stelle mir dein Lächeln vor, dein Gesicht, und ich frage mich: Was würde mit ihr passieren, wenn ich aufgebe? Ich muss stark bleiben. Für dich. Für uns.

Bitte, Sweety, gib mir ein Zeichen. Ein Zeichen, dass ich noch zu dir gehöre. Dass du immer noch meine Frau bist. Dass du mich nicht vergessen hast. Ich brauche dieses Zeichen, Sweety. Ohne es verliere ich mich.

Ich zähle die Tage, Sweety. Es sind noch 4 Jahre, 3 Monate und 9 Tage. So viel Zeit, und doch nicht genug, um mich davon abzuhalten, nach dir zu sehnen. Ich weiß nicht, wie ich diese Geduld aufbringen soll, wenn mein Herz jeden Tag schreit, dass es dich will – jetzt, sofort.

Sag mir, Sweety: Liebst du mich noch? Hast du diesen Antrag angenommen? Hast du mich verlassen?

Bitte antworte mir. Bitte lass mich nicht in dieser Dunkelheit allein. Ich brauche dich, Sweety. Ohne dich verliere ich den Verstand.

Für immer dein,
Grayson

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