S e v e n t y
Dienstag, 16. Dezember 2018
01:00 Uhr
Meine liebste Sweety,
Heute ist mein 22. Geburtstag. Und dies ist mein fünfzigster Brief an dich. Fünfzig Briefe. Fünfzig Mal habe ich versucht, dich zu erreichen, dir meine Gedanken und Gefühle mitzuteilen. Und doch sitze ich hier in dieser dunklen, kalten Zelle, allein mit meinen Fragen. Fragen, auf die ich dringend Antworten brauche. Aber ich habe Angst. Angst vor dem, was ich hören könnte. Angst vor den Antworten, die ich mir einrede, wenn ich zu lange allein bin.
Sweety, was, wenn du wirklich weg bist? Was, wenn du mich vergessen hast? Was, wenn du inzwischen jemand anderen in deinem Leben hast? Allein der Gedanke daran bringt mich um. Mein Herz schlägt schneller, nicht aus Freude, sondern aus purem Schmerz und Panik. Wo bist du? Wohin bist du gegangen? Warum lässt du mich so im Ungewissen?
Diese schlaflosen Nächte sind wie ein endloser Albtraum, aus dem ich nicht entkommen kann. Ich weiß nicht mehr, wie es sich anfühlt, wirklich zur Ruhe zu kommen. Aber vielleicht, nur vielleicht, werde ich wieder schlafen können, wenn ich dich endlich in meinen Armen halte. Doch auch das scheint mir manchmal wie ein ferner Traum, einer, den ich nicht greifen kann.
Du und Ethan – ihr seid die letzten Menschen, die mir noch geblieben sind. Die einzigen, die mir noch Kraft geben. Kraft, weiterzukämpfen, auch wenn ich oft denke, dass ich nicht mehr kann.
Ethan wird heute kommen, so wie jedes Jahr an unserem Geburtstag. Ich freue mich immer, ihn zu sehen, weil er mich daran erinnert, dass ich nicht ganz allein bin. Aber auch, weil ich jedes Mal hoffe, dass er mir etwas Neues über dich erzählt. Etwas, das mir Hoffnung gibt. Doch selbst Ethan weiß nicht, wo du bist. Er weiß es nicht, Sweety.
Bitte, wenn du mich nicht kontaktieren kannst – melde dich wenigstens bei Ethan. Er macht sich Sorgen um dich, genauso wie ich. Du kannst ihm vertrauen, das weißt du doch. Bitte, Sweety, lass ihn wissen, dass es dir gut geht. Lass mich wissen, dass es dir gut geht.
Manchmal frage ich mich, ob alles anders hätte kommen können, wenn ich andere Entscheidungen getroffen hätte. Wenn ich niemals diese Dinge getan hätte, die uns beide in diese Situation gebracht haben. Es ist meine Schuld, Sweety. Meine allein. Ich habe es versaut. Ich habe uns beide in diese Hölle gestoßen.
Und jetzt? Jetzt sitze ich hier und spüre diesen Schmerz in meiner Brust, der nie vergeht. Mein Herz tut weh. Die Sehnsucht nach dir ist zu groß, zu erdrückend, als dass ich sie ignorieren könnte. Ich halte alles in mir drin, all die Sorgen, die Traurigkeit, den Schmerz. Aber manchmal habe ich das Gefühl, ich müsste alles herausschreien, einfach, um mich selbst zu erleichtern. Doch was würde das ändern? Es würde dich nicht zu mir zurückbringen.
Getrennt von dir zu sein... Es gibt nichts Schlimmeres auf dieser Welt. Ich vermisse alles an dir: deine sanfte Stimme, die immer einen beruhigenden Klang hatte, dein strahlendes Lächeln, das selbst die dunkelsten Tage erhellte. Sogar deine Wutausbrüche, Sweety. Alles, einfach alles an dir fehlt mir so sehr, dass es mich innerlich zerreißt.
Ich schwöre dir, Sweety: Wenn ich hier rauskomme, werde ich dir all deine Träume erfüllen. Was immer du dir wünschst – ich werde es möglich machen. Ich werde dich glücklich machen, so glücklich, wie du es verdienst. Ich werde dir jeden Tag Geschenke machen, nicht nur an deinem Geburtstag. Ich werde dir jeden Tag sagen, wie wunderschön du bist. Und ich werde dich auf Händen tragen, weil du nichts anderes als das Beste verdient hast.
Doch all das kann ich dir nur geben, wenn du noch da bist. Wenn du mich noch willst. Bitte, Sweety, gib mir ein Zeichen. Lass mich wissen, dass du noch an mich glaubst, dass du mich noch liebst. Liebst du mich noch? Oder hat jemand anderes mein Platz in deinem Herzen eingenommen?
Meine wunderschöne Prinzessin, bitte melde dich. Ich brauche dich mehr, als ich es je in Worte fassen könnte. Du bist mein Atem, mein Herz, mein Leben. Ohne dich bin ich nur eine Hülle, verloren in einer Welt, die keinen Sinn mehr macht.
Ich hätte niemals gedacht, dass Liebe einen Menschen so verrückt machen kann. Aber jetzt, Sweety, jetzt weiß ich es. Jetzt erlebe ich es. Und trotzdem: Ich würde all diesen Schmerz immer wieder auf mich nehmen, weil es dich gibt. Weil du es wert bist.
Für immer dein,
Grayson
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