F o r t y - t w o
Kapitel: Der Moment der Wahrheit
Leylas POV
„Das war der schlimmste Flug meines Lebens", stöhnte ich und zog meine Tasche hinter mir her.
Grayson drehte sich zu mir um, seine Augen leuchteten vor Belustigung. „Okay, so schlimm war er auch nicht."
Ich blieb stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ähm, doch?! Hast du dich schon mal selbst schnarchen gehört?"
Er zog eine Augenbraue hoch und grinste. „Wie soll ich das denn bitte selbst hören?"
Ich verdrehte die Augen. „Oh mein Gott, du hast echt Glück, dass du es nicht kannst. Glaub mir, das willst du gar nicht wissen."
„Ach ja?" Er machte einen Schritt näher, das Grinsen in seinem Gesicht wurde breiter.
„Ja, du hörst dich nämlich schrecklich an, fast wie ein erstickender Bär."
„Warum bist du schon wieder so frech?" fragte er, seine Stimme war halb ernst, halb amüsiert.
Ich zuckte mit den Schultern, konnte aber ein freches Lächeln nicht zurückhalten. „Tja, weil ich es kann."
Grayson blieb stehen und musterte mich mit einem Blick, der mir plötzlich die Luft nahm. Sein Lächeln wurde sanfter, fast nachdenklich, und bevor ich reagieren konnte, trat er näher. Seine Hände glitten sanft an meine Hüften, und in einer fließenden Bewegung zog er mich näher zu sich.
„Grayson...?" Meine Stimme klang schwächer, als ich wollte.
Er beugte sich vor, unsere Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Seine Augen fesselten meine, und ich spürte, wie mein Herz zu rasen begann.
„Gewöhn dich lieber daran", flüsterte er, seine Stimme war leise und rau. „Bald wirst du es jede Nacht hören."
Ein Schauer lief über meinen Rücken, während ich sein intensives Lächeln spürte. Sein Blick wanderte zu meinen Lippen, und alles in mir schrie, dass ich etwas sagen sollte – irgendetwas, um die Spannung zu brechen. Doch ich brachte kein Wort heraus.
Schließlich tat ich das Einzige, was mir einfiel. „Hey, Gray, du Idiot!" Ich schubste ihn sanft von mir weg, meine Wangen brannten vor Hitze.
Er lachte, dieses warme, tiefe Lachen, das in meinem Inneren einen seltsamen Knoten löste.
Ich sah auf den Boden, dann wieder zu ihm, und für einen Moment blieben wir einfach stehen. Seine Augen waren weich, und ich konnte nicht aufhören, ihn anzusehen. Es fühlte sich an, als ob die Zeit stillstand.
Doch natürlich wurde der Moment unterbrochen.
„Guys?" Miras Stimme riss uns in die Realität zurück.
Grayson trat einen Schritt zurück, ließ aber seinen Blick nicht von mir ab. „Ja?"
„Grayson und du sollt runterkommen", erklärte sie. „Die wollen was mit euch besprechen."
„Was wollen sie denn besprechen?" fragte Grayson und schob die Hände in die Hosentaschen, sein Ton klang noch immer leicht abgelenkt.
„Es hat, glaube ich, etwas mit der Tour zu tun."
„Okay", sagte Grayson schließlich und sah zu mir. „Sweety, kommst du?"
„Geht ihr schon mal vor", erwiderte ich und bemühte mich, meine Stimme gleichmäßig zu halten. „Ich komme gleich nach."
Er nickte langsam. „Aber komm schnell nach."
„Ja, ja." Ich machte eine abwinkende Bewegung und sah ihm hinterher. Irgendetwas in mir zog sich zusammen, als er ging.
Graysons POV
Unten angekommen erwartete uns Mr. Jackson mit einer ernsthaften Miene. Neben ihm stand Steven, sein Assistent, der mich mit einem stechenden Blick bedachte.
„Grayson, wir haben eine Bitte an dich", begann Mr. Jackson.
„Und die wäre?" fragte ich, bemüht, meinen Ton neutral zu halten.
Steven trat vor und sprach: „Wir haben auf Twitter gefragt, von wem die Fans ein Video auf unserem Channel sehen wollen."
Ich wusste, worauf das hinauslief. „Von mir und Leyla."
Mr. Jackson nickte. „Exakt. Könntet ihr das bis spätestens heute Abend drehen und fertigstellen?"
„Geht klar", erwiderte ich.
Mr. Jackson nickte zufrieden und verabschiedete sich. Doch Steven blieb stehen. Sein Blick blieb fest auf mir haften, seine Haltung angespannt.
„Ist was, Steven?" fragte ich misstrauisch.
„Ja", sagte er und trat näher.
„Was denn?"
Er zögerte einen Moment, bevor er leise, aber mit scharfer Stimme sagte: „Du sollst dich heute Abend mit Shawn treffen."
Mein Herz setzte einen Schlag aus. Shawn? Jetzt?
Ich hielt meinen Atem an, während ich ihn ungläubig anstarrte.
Er trat noch näher, sodass sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt war. „Hör zu", zischte er. „Plan lieber nichts für später. Dreh dein Video und ruf dann Shawn an. Wenn du dich weigerst oder versuchst, irgendetwas Falsches zu tun, wirst du es bereuen."
Etwas in mir explodierte. Ohne nachzudenken, packte ich ihn an seinem Kragen. „Was glaubst du, wer du bist?" fauchte ich.
Ich stieß ihn zurück, und er stolperte leicht. Doch er fing sich und grinste höhnisch.
„Shawn wird auf dich warten", sagte er kalt.
Ich schnaubte, ließ ihn los und drehte mich um. Mein Kopf war ein einziges Chaos, aber ich hörte Schritte hinter mir. Leyla kam näher, ihre Stimme sanft, aber besorgt.
„Hey."
Ich drehte mich um und zwang mich zu einem Lächeln. „Hey, Sweety."
Sie sah zwischen mir und Steven hin und her. „Was habt ihr besprochen?"
„Ich erkläre es dir später", sagte ich schnell. „Steven wollte gerade gehen."
Steven nickte, warf mir jedoch einen letzten, bedeutungsschweren Blick zu, bevor er verschwand.
Später, als Leyla und ich uns inmitten der Gruppe der anderen befanden, spürte ich die Spannung in mir wachsen. Jc hatte keine Ahnung, was seine Worte in mir auslösten, als er Leyla fragte, ob sie Nash liebte.
Leyla du liebst Nash.
Die Worte brannten in meinem Kopf.
Ich hielt es nicht mehr aus. Ohne ein weiteres Wort stand ich auf und ging hinaus.
Ich saß allein auf der Bank, die Nachtluft kühlte meine erhitzten Gedanken ein wenig ab. Doch der Schmerz in meiner Brust ließ nicht nach.
Leyla liebt Nash.
Die Worte hatten mich wie ein Schlag getroffen, härter, als ich es erwartet hatte. Ich legte meinen Kopf in die Hände, schloss die Augen und versuchte, den Sturm in mir zu beruhigen.
Doch dann spürte ich eine sanfte Hand auf meiner Schulter. Ich hob den Kopf und drehte mich um. Da war sie. Leyla.
„Ist alles okay?" fragte sie leise, ihre Augen suchten meinen Blick.
Ich nickte kurz, konnte sie jedoch nicht länger anlügen. „Nein."
Sie setzte sich neben mich, ihre Nähe löste ein Chaos an Gefühlen in mir aus.
„Du weißt, dass du mit mir reden kannst, oder?"
Ich nickte wieder, spürte jedoch, dass Worte nicht ausreichten, um das auszudrücken, was in mir tobte.
„Sweety?" flüsterte ich schließlich.
„Ja?"
Ich stand auf, meine Hände zitterten leicht, als ich sie zu mir zog. Ihre Verwirrung war offensichtlich, doch sie ließ es zu.
„Versprich mir etwas", sagte ich, meine Stimme war rau vor Emotion.
„Was?"
„Versprich mir, dass du nur für mich lebst."
Ihr Atem stockte, doch sie hielt meinem Blick stand. „Versprochen."
Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Nicht mehr lügen – weder ihr noch mir selbst. Ihre Augen suchten die meinen, fragend, leicht verwirrt, aber voller Vertrauen. Als sie mir versprach, „nur für mich zu leben", spürte ich etwas in mir brechen – oder vielleicht war es ein Knoten, der sich löste.
„Versprochen", hatte sie gesagt. Ein einziges Wort, das mir Mut machte und mich gleichzeitig völlig entwaffnete.
Meine Hände bewegten sich wie von selbst. Sanft umfassten sie ihre Wangen, meine Daumen strichen über ihre glatte, warme Haut. Ihr Atem wurde schneller, und ich konnte das leichte Zittern ihrer Lippen sehen. Sie stand so nah vor mir, dass ich das leise Pochen ihres Herzschlags zu hören glaubte.
Ich zog sie näher zu mir, ganz langsam, und ließ ihr genug Zeit, sich zurückzuziehen – falls sie wollte. Doch sie rührte sich nicht. Stattdessen sah sie mich nur an, mit einer Mischung aus Neugier, Unsicherheit und etwas anderem, das ich nicht ganz benennen konnte.
Mein Herz raste, jede Faser in mir schrie danach, sie zu küssen. Endlich. Und dann tat ich es.
Unsere Lippen trafen sich – zuerst nur sanft, fast zögernd, wie eine Frage, die ich nicht laut aussprechen konnte. Ihre Lippen waren weich, so unglaublich weich, dass es sich wie ein Traum anfühlte. Der erste Kontakt war wie ein elektrischer Schlag, der durch meinen Körper ging, und in dem Moment gab es nichts anderes mehr. Nur sie. Nur uns.
Sie blieb still, doch nach einem kurzen Augenblick entspannte sie sich. Ich spürte, wie sie vorsichtig zurückküsste, und das Gefühl ließ eine Welle von Wärme in mir aufsteigen. Der Kuss wurde intensiver, ihre Hände legten sich unsicher an meine Brust, als wollte sie sich vergewissern, dass ich wirklich da war.
Mein Griff um ihre Wangen wurde fester, aber nie fordernd. Es war, als würde ich sie beschützen, sie in diesem Moment halten, als könnte ich sie vor allem Bösen in der Welt bewahren. Mein Kopf neigte sich leicht, und ich vertiefte den Kuss, ließ ihn zu einer leisen, aber intensiven Botschaft werden: Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr, dass es weh tut.
Die Zeit schien stillzustehen. Die Welt um uns herum verblasste. Es gab nur die Hitze ihrer Nähe, den süßen Geschmack ihrer Lippen und das unbändige Verlangen, das ich so lange zurückgehalten hatte.
Als ich mich langsam von ihr löste, blieb mein Gesicht nah an ihrem. Unsere Stirnen berührten sich, unsere Atemzüge vermischten sich. Ihre Augen waren noch geschlossen, und ihre Wangen waren rosig. Ich beobachtete sie, wie sie ihre Lippen leicht öffnete, als wollte sie etwas sagen, aber keine Worte fand.
„Leyla..." flüsterte ich schließlich, meine Stimme kaum mehr als ein Hauch.
Ihre Augen öffneten sich langsam, und für einen Moment sah sie mich einfach nur an – als könnte sie nicht glauben, was gerade passiert war.
Und dann lächelte sie. Es war ein kleines, vorsichtiges Lächeln, aber es reichte aus, um mich vollends zu überwältigen.
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